Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.Die leitenden Grundzüge in der Politik des ?ontiiex IVlaximn,-- bisher unter den Christen fast unerhörten Sakrilegiums sich den Namen und Seine volle Zufriedenheit mit der preußischen Macht kann er gar nicht Die leitenden Grundzüge in der Politik des ?ontiiex IVlaximn,-- bisher unter den Christen fast unerhörten Sakrilegiums sich den Namen und Seine volle Zufriedenheit mit der preußischen Macht kann er gar nicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0063" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207358"/> <fw type="header" place="top"> Die leitenden Grundzüge in der Politik des ?ontiiex IVlaximn,--</fw><lb/> <p xml:id="ID_165" prev="#ID_164"> bisher unter den Christen fast unerhörten Sakrilegiums sich den Namen und<lb/> die Jnsignien eines Königs von Preußen angemaßt hat unter Verachtung der<lb/> Kirche Gottes, und zwar durch einen strafwürdiger Bruch des Rechtes, das in<lb/> dieser Provinz dem deutscheu Orden zusteht. Er hat sich also durch diese Hand¬<lb/> lung schamloserweise der Zahl derjenigen beigesellt, die jenes göttliche Wort<lb/> verdammt: sie haben geherrscht, aber nicht durch mich, sie haben sich zu Fürsten<lb/> gemacht, aber ich habe es nicht gewußt. Ju welchem. Grade eine solche Hand¬<lb/> lung den apostolischen Stuhl beleidigt und den heiligen Canones widerspricht,<lb/> die befehlen, daß ein ketzerischer Fürst die Gewalt niederlegen soll, statt zu<lb/> neuen Ehren erhoben zu werden, dafür ersparen mir Eure nusgezeichuete<lb/> Frömmigkeit und Euer wohlbekannter Eifer die Beweisführung. Indes wollen<lb/> wir Euch uicht in Unwissenheit darüber lassen, daß Nur diese Schandthat nicht<lb/> bemäntelt haben; vielmehr haben wir, um das Unerläßliche soviel als möglich<lb/> zu thun und den Pflichten unsers Amtes nachzukommen, durch Briefe an die<lb/> katholischen Fürsten dieses freche und gottlose Beginnen öffentlich verdammt."<lb/> Da sowohl hier, als in den gleichzeitig erlassenen Breven an die christgläu-<lb/> bigen Mächte des heiligen römischen Reiches und von Frankreich der Papst<lb/> die eigenmächtige Rnngerhebuug des Ketzers als ein verbrecherisches Beginnen<lb/> gegen die heilige Canones hinstellt, und da seit der Unfehlbarkeitserklärnng<lb/> eine solche Kundgebung des heiligen Vaters auch alle seine Nachfolger bindet,<lb/> so ist klar, welche Stellung der römische Stuhl zur preußischen Macht grund¬<lb/> sätzlich einnehmen muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_166" next="#ID_167"> Seine volle Zufriedenheit mit der preußischen Macht kann er gar nicht<lb/> eher haben, als bis diese die Forderung der Alleinherrschaft der katholischen<lb/> Kirche auf denjenigen Gebieten, wo der Papst sie für notwendig erklärt, zu<lb/> erfüllen bereit ist. Und wenn man auch dies Ziel zu erreichen wenigstens in<lb/> absehbarer Zeit uicht hoffen kann, so sucht man wenigstens so viel Gebiet zu<lb/> ^streiten, als möglich ist, also zunächst so viel, als nun unter Friedrich<lb/> Wilhelm IV. inne hatte. Das ist aber nur vorläufig das Ziel. Dann und<lb/> Wann kommt einmal der geheime Wunsch zu tage, der die weitern Ziele der<lb/> ^nrie zeigt. Als vor vier Jahren der verstorbene Jesuit Frauzelin dem Papst<lb/> em Buch gegen die Hegelsche Philosophie überreichte, sagte ihm dieser: „Der<lb/> '^ampf, deu die deutschen Jesuiten mit solchem Eifer führe», ist notwendig,<lb/> Weil der Protestantismus ans Deutschlnud eine Burg des Irrtums und der<lb/> ^uurigstcn Vorurteile gemacht hat." Aber, meinte Seine Heiligkeit weiter, er<lb/> Werde es verstehen, daS Gebiet Schritt für Schritt zu erstreiten und deu Kampf<lb/> ^rig und ohne Waffenstillstand fortzusetzen. Hier sehe» wir, wie Nur das<lb/> ^'es aus unter» Äußerungen zur Genüge wissen, in dem friedliebenden Leo XIII.<lb/> Vertreter jener Loyolagesellschaft, die sich zur Oberherrschaft über die<lb/> Kanten berufen hält und von diesen, besonders auch von unserm deutschen<lb/> ^laate, Freiheit fordert, um jede andre Freiheit z» erdrücke». Ganz nuper-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0063]
Die leitenden Grundzüge in der Politik des ?ontiiex IVlaximn,--
bisher unter den Christen fast unerhörten Sakrilegiums sich den Namen und
die Jnsignien eines Königs von Preußen angemaßt hat unter Verachtung der
Kirche Gottes, und zwar durch einen strafwürdiger Bruch des Rechtes, das in
dieser Provinz dem deutscheu Orden zusteht. Er hat sich also durch diese Hand¬
lung schamloserweise der Zahl derjenigen beigesellt, die jenes göttliche Wort
verdammt: sie haben geherrscht, aber nicht durch mich, sie haben sich zu Fürsten
gemacht, aber ich habe es nicht gewußt. Ju welchem. Grade eine solche Hand¬
lung den apostolischen Stuhl beleidigt und den heiligen Canones widerspricht,
die befehlen, daß ein ketzerischer Fürst die Gewalt niederlegen soll, statt zu
neuen Ehren erhoben zu werden, dafür ersparen mir Eure nusgezeichuete
Frömmigkeit und Euer wohlbekannter Eifer die Beweisführung. Indes wollen
wir Euch uicht in Unwissenheit darüber lassen, daß Nur diese Schandthat nicht
bemäntelt haben; vielmehr haben wir, um das Unerläßliche soviel als möglich
zu thun und den Pflichten unsers Amtes nachzukommen, durch Briefe an die
katholischen Fürsten dieses freche und gottlose Beginnen öffentlich verdammt."
Da sowohl hier, als in den gleichzeitig erlassenen Breven an die christgläu-
bigen Mächte des heiligen römischen Reiches und von Frankreich der Papst
die eigenmächtige Rnngerhebuug des Ketzers als ein verbrecherisches Beginnen
gegen die heilige Canones hinstellt, und da seit der Unfehlbarkeitserklärnng
eine solche Kundgebung des heiligen Vaters auch alle seine Nachfolger bindet,
so ist klar, welche Stellung der römische Stuhl zur preußischen Macht grund¬
sätzlich einnehmen muß.
Seine volle Zufriedenheit mit der preußischen Macht kann er gar nicht
eher haben, als bis diese die Forderung der Alleinherrschaft der katholischen
Kirche auf denjenigen Gebieten, wo der Papst sie für notwendig erklärt, zu
erfüllen bereit ist. Und wenn man auch dies Ziel zu erreichen wenigstens in
absehbarer Zeit uicht hoffen kann, so sucht man wenigstens so viel Gebiet zu
^streiten, als möglich ist, also zunächst so viel, als nun unter Friedrich
Wilhelm IV. inne hatte. Das ist aber nur vorläufig das Ziel. Dann und
Wann kommt einmal der geheime Wunsch zu tage, der die weitern Ziele der
^nrie zeigt. Als vor vier Jahren der verstorbene Jesuit Frauzelin dem Papst
em Buch gegen die Hegelsche Philosophie überreichte, sagte ihm dieser: „Der
'^ampf, deu die deutschen Jesuiten mit solchem Eifer führe», ist notwendig,
Weil der Protestantismus ans Deutschlnud eine Burg des Irrtums und der
^uurigstcn Vorurteile gemacht hat." Aber, meinte Seine Heiligkeit weiter, er
Werde es verstehen, daS Gebiet Schritt für Schritt zu erstreiten und deu Kampf
^rig und ohne Waffenstillstand fortzusetzen. Hier sehe» wir, wie Nur das
^'es aus unter» Äußerungen zur Genüge wissen, in dem friedliebenden Leo XIII.
Vertreter jener Loyolagesellschaft, die sich zur Oberherrschaft über die
Kanten berufen hält und von diesen, besonders auch von unserm deutschen
^laate, Freiheit fordert, um jede andre Freiheit z» erdrücke». Ganz nuper-
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