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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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lieber du mich ein wenig uns deine Gesundheit, den(n) sonst müßte ich gar ver¬
zweifeln. Du darfst meinetwegen gar keine Sorge haben, ich bin gewieß nicht
so schändlich im Geringsten an dir undankbar zu handeln, halte mich doch nicht se'
verworfen, mein Herz ist gut, und "ur wenn es bricht wird es aufhören für dich
zu schlagen.


Ewig dein Ferdinand.

Schreibe mir, aber einen schöneren Brief, dein" wenn ich nicht mit der
Aani") gesprochen, hätte er mich sehr betrübt.

Zeit- und Ortangabe fehlen ein diesem Briefe wie ein dem folgenden, wie
überhaupt die Briefe Nnimunds selten datirt sind. Aber es ist mit viel Wahr¬
scheinlichkeit anzunehmen, daß sie ans den zwanziger Jahren stammen. Die
Handschrift des folgenden Briefes ist noch zierlicher, feiner und jugendlicher
als die des erstern, darum mochten wir ihn noch etwas weiter zur>ickdatireu>


Liebe, gute Toni!

Wie soll ich Worte des Dantes auffinde", um dir einen kleinen Beweis z"
liefern, wie tief ich die Schönheit deiner zarten Aufmerksamkeit in meinem Innern
empfunden. In meine gute Toni, nichts in dieser Welt soll uus mehr trennen
und ich glaube auch, daß du in manchen billigen Augenblicken einsiehst, wie ganz
das Herz deines Ferdinands dir nnausschließlich (hio!) angehört. Sollte ich dir
durch meine Eifersucht einige unangenehme Angenblicke verursachet haben, so vergieb
mir, aber spreche ja nie aus daß ich es sey" möchte, den(n) dn kennst mich in
dieser Leidenschaft noch nicht, den(n) wenn ich das Unglück habe von ihr ergriffen
zu werde" welches gewöhnlich erst dann geschieht, wenn eine halbe Überzeugung
die Binde meines schwärmerischen Bertrauens mit Gewalt zerreißt, dann giebt es
für mein Herz anch keine wahre Ruhe mehr, bis das Gebäude meiner Liebe
gänzlich zerstöhret. Ich glaube und hoffe von dem Herzen meiner guten Toni,
daß sie mich weder durch Wirklichkeit noch durch Schein auf die unglückliche Bahn,
eines meine Gesundheit und unsere beyderseitige Ruhe zerstörenden Zieles wird
kommen lassen.e

Ich habe ja niemand in dieser Welt, dem ich die Hand durch dieses cirw
Leben reichen möchte, als dich meine Toni, und wenn ich oft einsam sitzend, lMe
an den Hülsen meiner süßen und meiner bittern Träume die dnrch dieses Leben
mich befallen, da stehen mir die gemüthlichen Stunden unserer Liebe vor allen,
klar und diamantenhell vor meinen maßen Blicken und trocknen mit himmlischee
Muth mir die Thräne von der Wange. Die Traurigkeit meiner Seele hat sich
heute Morgens um ein großes vermehrt als ich die trüben Wollen am Hi""'"''
und die nassen Zinnen des mir gege"überstehe"den Hanfes sah, und ein Engel vo">
Himmel war mir der Glanz der Sonne, der mir das Glück verkündete, dich >"el"
größtes Kleinod heute sehen zu können.e

Nimm noch einmal meinen innigsten Dank für dein liebes Geschenk, und sy
überzeugt, daß niemand in dieser Welt lebt, der den Werth deiner Liebe nim
die schöne Größe deiner Aufopferung so dankbar empfindet als dein dich eiw-l
liebender


Ferdinand.

Seine Haushalten".

lieber du mich ein wenig uns deine Gesundheit, den(n) sonst müßte ich gar ver¬
zweifeln. Du darfst meinetwegen gar keine Sorge haben, ich bin gewieß nicht
so schändlich im Geringsten an dir undankbar zu handeln, halte mich doch nicht se'
verworfen, mein Herz ist gut, und »ur wenn es bricht wird es aufhören für dich
zu schlagen.


Ewig dein Ferdinand.

Schreibe mir, aber einen schöneren Brief, dein» wenn ich nicht mit der
Aani") gesprochen, hätte er mich sehr betrübt.

Zeit- und Ortangabe fehlen ein diesem Briefe wie ein dem folgenden, wie
überhaupt die Briefe Nnimunds selten datirt sind. Aber es ist mit viel Wahr¬
scheinlichkeit anzunehmen, daß sie ans den zwanziger Jahren stammen. Die
Handschrift des folgenden Briefes ist noch zierlicher, feiner und jugendlicher
als die des erstern, darum mochten wir ihn noch etwas weiter zur>ickdatireu>


Liebe, gute Toni!

Wie soll ich Worte des Dantes auffinde», um dir einen kleinen Beweis z»
liefern, wie tief ich die Schönheit deiner zarten Aufmerksamkeit in meinem Innern
empfunden. In meine gute Toni, nichts in dieser Welt soll uus mehr trennen
und ich glaube auch, daß du in manchen billigen Augenblicken einsiehst, wie ganz
das Herz deines Ferdinands dir nnausschließlich (hio!) angehört. Sollte ich dir
durch meine Eifersucht einige unangenehme Angenblicke verursachet haben, so vergieb
mir, aber spreche ja nie aus daß ich es sey» möchte, den(n) dn kennst mich in
dieser Leidenschaft noch nicht, den(n) wenn ich das Unglück habe von ihr ergriffen
zu werde» welches gewöhnlich erst dann geschieht, wenn eine halbe Überzeugung
die Binde meines schwärmerischen Bertrauens mit Gewalt zerreißt, dann giebt es
für mein Herz anch keine wahre Ruhe mehr, bis das Gebäude meiner Liebe
gänzlich zerstöhret. Ich glaube und hoffe von dem Herzen meiner guten Toni,
daß sie mich weder durch Wirklichkeit noch durch Schein auf die unglückliche Bahn,
eines meine Gesundheit und unsere beyderseitige Ruhe zerstörenden Zieles wird
kommen lassen.e

Ich habe ja niemand in dieser Welt, dem ich die Hand durch dieses cirw
Leben reichen möchte, als dich meine Toni, und wenn ich oft einsam sitzend, lMe
an den Hülsen meiner süßen und meiner bittern Träume die dnrch dieses Leben
mich befallen, da stehen mir die gemüthlichen Stunden unserer Liebe vor allen,
klar und diamantenhell vor meinen maßen Blicken und trocknen mit himmlischee
Muth mir die Thräne von der Wange. Die Traurigkeit meiner Seele hat sich
heute Morgens um ein großes vermehrt als ich die trüben Wollen am Hi»"'"''
und die nassen Zinnen des mir gege»überstehe»den Hanfes sah, und ein Engel vo»>
Himmel war mir der Glanz der Sonne, der mir das Glück verkündete, dich >»el"
größtes Kleinod heute sehen zu können.e

Nimm noch einmal meinen innigsten Dank für dein liebes Geschenk, und sy
überzeugt, daß niemand in dieser Welt lebt, der den Werth deiner Liebe nim
die schöne Größe deiner Aufopferung so dankbar empfindet als dein dich eiw-l
liebender


Ferdinand.

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[0280] lieber du mich ein wenig uns deine Gesundheit, den(n) sonst müßte ich gar ver¬ zweifeln. Du darfst meinetwegen gar keine Sorge haben, ich bin gewieß nicht so schändlich im Geringsten an dir undankbar zu handeln, halte mich doch nicht se' verworfen, mein Herz ist gut, und »ur wenn es bricht wird es aufhören für dich zu schlagen. Ewig dein Ferdinand. Schreibe mir, aber einen schöneren Brief, dein» wenn ich nicht mit der Aani") gesprochen, hätte er mich sehr betrübt. Zeit- und Ortangabe fehlen ein diesem Briefe wie ein dem folgenden, wie überhaupt die Briefe Nnimunds selten datirt sind. Aber es ist mit viel Wahr¬ scheinlichkeit anzunehmen, daß sie ans den zwanziger Jahren stammen. Die Handschrift des folgenden Briefes ist noch zierlicher, feiner und jugendlicher als die des erstern, darum mochten wir ihn noch etwas weiter zur>ickdatireu> Liebe, gute Toni! Wie soll ich Worte des Dantes auffinde», um dir einen kleinen Beweis z» liefern, wie tief ich die Schönheit deiner zarten Aufmerksamkeit in meinem Innern empfunden. In meine gute Toni, nichts in dieser Welt soll uus mehr trennen und ich glaube auch, daß du in manchen billigen Augenblicken einsiehst, wie ganz das Herz deines Ferdinands dir nnausschließlich (hio!) angehört. Sollte ich dir durch meine Eifersucht einige unangenehme Angenblicke verursachet haben, so vergieb mir, aber spreche ja nie aus daß ich es sey» möchte, den(n) dn kennst mich in dieser Leidenschaft noch nicht, den(n) wenn ich das Unglück habe von ihr ergriffen zu werde» welches gewöhnlich erst dann geschieht, wenn eine halbe Überzeugung die Binde meines schwärmerischen Bertrauens mit Gewalt zerreißt, dann giebt es für mein Herz anch keine wahre Ruhe mehr, bis das Gebäude meiner Liebe gänzlich zerstöhret. Ich glaube und hoffe von dem Herzen meiner guten Toni, daß sie mich weder durch Wirklichkeit noch durch Schein auf die unglückliche Bahn, eines meine Gesundheit und unsere beyderseitige Ruhe zerstörenden Zieles wird kommen lassen.e Ich habe ja niemand in dieser Welt, dem ich die Hand durch dieses cirw Leben reichen möchte, als dich meine Toni, und wenn ich oft einsam sitzend, lMe an den Hülsen meiner süßen und meiner bittern Träume die dnrch dieses Leben mich befallen, da stehen mir die gemüthlichen Stunden unserer Liebe vor allen, klar und diamantenhell vor meinen maßen Blicken und trocknen mit himmlischee Muth mir die Thräne von der Wange. Die Traurigkeit meiner Seele hat sich heute Morgens um ein großes vermehrt als ich die trüben Wollen am Hi»"'"'' und die nassen Zinnen des mir gege»überstehe»den Hanfes sah, und ein Engel vo»> Himmel war mir der Glanz der Sonne, der mir das Glück verkündete, dich >»el" größtes Kleinod heute sehen zu können.e Nimm noch einmal meinen innigsten Dank für dein liebes Geschenk, und sy überzeugt, daß niemand in dieser Welt lebt, der den Werth deiner Liebe nim die schöne Größe deiner Aufopferung so dankbar empfindet als dein dich eiw-l liebender Ferdinand. Seine Haushalten».

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/280>, abgerufen am 03.07.2024.