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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Llzssiugs Aintsgencisso in tvolfenbüttel

Hohn. Wie sich dieser des ihm gewordenen Auftrages entledigte, davon ent¬
wirft Cichin in einer spätern, drei Jahre nach Hoyms Tode an den Herzog
gerichteten Beschwerde folgende drastische Schilderung! "Sr. Excellenz habe"
^ertZMWimi Schreiben in der Hand: der Herzog will haben, Seine Schulden
sollen bezahlt (nicht vorgeschossen) werden, und damit Er nicht nöthig habe,
neue Schulden zu machen, sollen Jhme die vor einigen Jahren abgenommenen
^0 Thaler zur Verbesserung, auch das statt der abgenommen 10 Klafter
freyen Holzes gebetene Holz zu (i Klafter xro -uno wiederum zugeleget werden:
^ Er damit zufrieden? -- Antwort: Mit empfindlichst allerunterthänigstein
Danck. -- Sr. Excellenz verlangten nunmehro die in meinem Nomorml erlvähnte
^"adenschrift, worin LörsnissimiiL mich an Kindes Statt angenommen und für
"kein ferneres Glück zu sorgen versprochen hätten, lW. nur zu sehen -- ich
übergab sie (in Angst) und bekam sie -- -- -- nicht wieder: sie wurde weg¬
gelegt Niemand zwey Groschen dafür geben würde, und noch
Mehr -- ...... angedeutet. Mir war diese Schrift versichert mehr werth, aber
'Ulm war ich darum, aber auch nun änderte sich die Sprache und die ganze
^)che s^. merklich. Des Nachmittags mußte ich den Hofrath Otto mit-
^'niger, und da wurden die zur Verbesserung (und damit ich nicht nöthig
hätte, wiederum in Schulden zu kommen) zugelegten 100 Thaler limitiert mit
Zusätze: In Herr! die soll Er erst haben, wenn alles zurückbezahlt ist,
' h> also eine Zulage nach sieben und einem halben Jahre, wenn ich noch
"'e, zur Verbesserung. Man hänge einem Kinde, damit es verhungere, das
^rode überm Kopfe höher, als es erreichen kann, es wird sicher sterben, aber
"Kab dieser Naximv kann kein Mensch dafür: es hat Brodt, es ist ihme ge-
'^'u, und alles, wie befohlen worden, geschehen. O, meine Gnadenschrift!
^erer Auslieferung hat nur alles Unglück zugezogen!"

dem ewigen Einerlei dieser Klagen, Bitten und Aufschneidereien be¬
gegnet nnr eine Episode, die einiges Interesse beanspruchen kaun, wäre es
'"^'h >zur, weil Lessing darin eine Rolle, freilich nnr eine kleine Nebenrolle
spielt hat. Cichin wohnte -- es muß ihm wohl seine frühere freie Wohnung,
^ueichr infolge seiner Gehaltsanfbessernng, später entzogen worden sein -- im
^ahre 177^ ^in Hanse der Hofrichterin von Campen. Auch ihr war er
zwei Jahren die Hansmiete im Betrage von 110 Thalern schuldig, trotz
^ tugendhaften Grundsätze, die er früher in Bezug auf diese Art von Ver-
^ uhtnugeii geäußert hatte. Seine Frau hatte aber dafür einen Wechsel auf
Thäler ausgestellt, mit der Bedingung, daß, wenn er von der Frau von
Ca"pen wider Verhoffe" nicht angenommen würde, er sogleich zurückgeschickt
'^n sollte. Dies war nicht geschehen, und unser Bibliotheksekretär glaubte
seiner Wohnung flott und unbehelligt weiter leben zu können. Allein
'ille sich darin getäuscht habe". Durch ihren Anwalt, den Landesfiskal
'^ud, ließ Frau von Campen, ohne des Wechsels Erwähnung zu thun,


Llzssiugs Aintsgencisso in tvolfenbüttel

Hohn. Wie sich dieser des ihm gewordenen Auftrages entledigte, davon ent¬
wirft Cichin in einer spätern, drei Jahre nach Hoyms Tode an den Herzog
gerichteten Beschwerde folgende drastische Schilderung! „Sr. Excellenz habe»
^ertZMWimi Schreiben in der Hand: der Herzog will haben, Seine Schulden
sollen bezahlt (nicht vorgeschossen) werden, und damit Er nicht nöthig habe,
neue Schulden zu machen, sollen Jhme die vor einigen Jahren abgenommenen
^0 Thaler zur Verbesserung, auch das statt der abgenommen 10 Klafter
freyen Holzes gebetene Holz zu (i Klafter xro -uno wiederum zugeleget werden:
^ Er damit zufrieden? — Antwort: Mit empfindlichst allerunterthänigstein
Danck. — Sr. Excellenz verlangten nunmehro die in meinem Nomorml erlvähnte
^»adenschrift, worin LörsnissimiiL mich an Kindes Statt angenommen und für
"kein ferneres Glück zu sorgen versprochen hätten, lW. nur zu sehen — ich
übergab sie (in Angst) und bekam sie — — — nicht wieder: sie wurde weg¬
gelegt Niemand zwey Groschen dafür geben würde, und noch
Mehr — ...... angedeutet. Mir war diese Schrift versichert mehr werth, aber
'Ulm war ich darum, aber auch nun änderte sich die Sprache und die ganze
^)che s^. merklich. Des Nachmittags mußte ich den Hofrath Otto mit-
^'niger, und da wurden die zur Verbesserung (und damit ich nicht nöthig
hätte, wiederum in Schulden zu kommen) zugelegten 100 Thaler limitiert mit
Zusätze: In Herr! die soll Er erst haben, wenn alles zurückbezahlt ist,
' h> also eine Zulage nach sieben und einem halben Jahre, wenn ich noch
"'e, zur Verbesserung. Man hänge einem Kinde, damit es verhungere, das
^rode überm Kopfe höher, als es erreichen kann, es wird sicher sterben, aber
"Kab dieser Naximv kann kein Mensch dafür: es hat Brodt, es ist ihme ge-
'^'u, und alles, wie befohlen worden, geschehen. O, meine Gnadenschrift!
^erer Auslieferung hat nur alles Unglück zugezogen!"

dem ewigen Einerlei dieser Klagen, Bitten und Aufschneidereien be¬
gegnet nnr eine Episode, die einiges Interesse beanspruchen kaun, wäre es
'"^'h >zur, weil Lessing darin eine Rolle, freilich nnr eine kleine Nebenrolle
spielt hat. Cichin wohnte — es muß ihm wohl seine frühere freie Wohnung,
^ueichr infolge seiner Gehaltsanfbessernng, später entzogen worden sein — im
^ahre 177^ ^in Hanse der Hofrichterin von Campen. Auch ihr war er
zwei Jahren die Hansmiete im Betrage von 110 Thalern schuldig, trotz
^ tugendhaften Grundsätze, die er früher in Bezug auf diese Art von Ver-
^ uhtnugeii geäußert hatte. Seine Frau hatte aber dafür einen Wechsel auf
Thäler ausgestellt, mit der Bedingung, daß, wenn er von der Frau von
Ca"pen wider Verhoffe» nicht angenommen würde, er sogleich zurückgeschickt
'^n sollte. Dies war nicht geschehen, und unser Bibliotheksekretär glaubte
seiner Wohnung flott und unbehelligt weiter leben zu können. Allein
'ille sich darin getäuscht habe». Durch ihren Anwalt, den Landesfiskal
'^ud, ließ Frau von Campen, ohne des Wechsels Erwähnung zu thun,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/269>, abgerufen am 29.12.2024.