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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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Zur Geschichte von dein kranken Königssolnie

dus Leben des Seleukus handelt, zu Hilfe gekommen wäre. In dieser Ge¬
schichte steckt der Keim zu einer Verwicklung, der nur entfaltet zu werden
brauchte, um eine dramatische Handlung zu geben. Hier dient sie, um wenig¬
stens zwei Akte zu füllen und eine Nebenhandlung zu bilden, die jedoch nicht
nach Shakespeares Weise mit der Haupthandlung verschlungen ist, sondern
herausgenommen werden kann wie ein Kasten aus einem Schubfach. Dabei
ist die Darstellung des Ganzen rein episch gehalten, wie es nach dem eben
Gesagten natürlich ist.

Der Dichter hat dem Drama ein Lesimrluiu vorangeschickt, das ich gern
hierher setzen würde, wenn es nicht zu viel Raum in Anspruch nudae. Aber
eine Probe davon zu geben kann ich mir doch nicht versagen.


Erfindung des Schauspiels.

Der Ersten Abhandlung Erster Aufftritt,

Der verliebte Printz Antiochus will ihm durchs Jagen die Liebe verjagen. Allein
umsonst!

Zweyter Aufftritt.

Sein Hoffmeister Antipator ist mühsam, den einsamen und betrübten Printz von den
Wäldern abzuhalten, richtet aber wenig aus.

Dritter Aufftritt.

Der König Seleucus wird von den Reichs-Räthen wegen seiner schönen Stratonica mit
vielen Glückwünschungen bedienet.

Vierter Aufftritt

Stratonica berichtet dem König des Printzens traurige Entfernung, worüber er heftig
erschrickt und ihn abzuholen anordnet.

Im Rehen werden die mit dem Cupido streitenden Jäger artlich gefangen.

Der andern Abhandlung Erster Aufftritt

Die als eine Schäfferin bekleidete Stratonica verwandelt ihr Mitleiden gegen dem Printz
in eine Liebe und entschleust sich ihn selber im Walde zu suchen.

Zweyter Aufftritt

Lycophronia redet deßwegen der Königin beweglich ein.

Dritter Aufftritt

Stratonica tröstet den schwermüthigen Antiochus und verehret ihm auf sein Anhalten ihr
Lämmchen, worauf er ihr unter dem Scheine kindlicher Ehrerbietung etwas lange die Hände
küsset, welches Sie in Ungnaden vermerket und entweichet.

Vierdter Aufftritt

Nachdem der verlassene Printz seine unanstehende Liebe auf keinerley Weise dämpffen kan,
sondern selbte nur auf der Laute mit einem kläglichen Gesänge beseufzzende verbergen muß,
fällt er in eine Ohnmacht und kurz hierauf in eine tödtliche Krankheit.


Nun Wird der Anschlag des Clitarchus und des Climenes dargestellt, wor¬
auf die Handlung im fünften Akte wieder zum Antiochus zurückkehrt. Seleukus
opfert im Hain und vernimmt die Stimme, die ihm aufträgt, den Erasitratus


Zur Geschichte von dein kranken Königssolnie

dus Leben des Seleukus handelt, zu Hilfe gekommen wäre. In dieser Ge¬
schichte steckt der Keim zu einer Verwicklung, der nur entfaltet zu werden
brauchte, um eine dramatische Handlung zu geben. Hier dient sie, um wenig¬
stens zwei Akte zu füllen und eine Nebenhandlung zu bilden, die jedoch nicht
nach Shakespeares Weise mit der Haupthandlung verschlungen ist, sondern
herausgenommen werden kann wie ein Kasten aus einem Schubfach. Dabei
ist die Darstellung des Ganzen rein episch gehalten, wie es nach dem eben
Gesagten natürlich ist.

Der Dichter hat dem Drama ein Lesimrluiu vorangeschickt, das ich gern
hierher setzen würde, wenn es nicht zu viel Raum in Anspruch nudae. Aber
eine Probe davon zu geben kann ich mir doch nicht versagen.


Erfindung des Schauspiels.

Der Ersten Abhandlung Erster Aufftritt,

Der verliebte Printz Antiochus will ihm durchs Jagen die Liebe verjagen. Allein
umsonst!

Zweyter Aufftritt.

Sein Hoffmeister Antipator ist mühsam, den einsamen und betrübten Printz von den
Wäldern abzuhalten, richtet aber wenig aus.

Dritter Aufftritt.

Der König Seleucus wird von den Reichs-Räthen wegen seiner schönen Stratonica mit
vielen Glückwünschungen bedienet.

Vierter Aufftritt

Stratonica berichtet dem König des Printzens traurige Entfernung, worüber er heftig
erschrickt und ihn abzuholen anordnet.

Im Rehen werden die mit dem Cupido streitenden Jäger artlich gefangen.

Der andern Abhandlung Erster Aufftritt

Die als eine Schäfferin bekleidete Stratonica verwandelt ihr Mitleiden gegen dem Printz
in eine Liebe und entschleust sich ihn selber im Walde zu suchen.

Zweyter Aufftritt

Lycophronia redet deßwegen der Königin beweglich ein.

Dritter Aufftritt

Stratonica tröstet den schwermüthigen Antiochus und verehret ihm auf sein Anhalten ihr
Lämmchen, worauf er ihr unter dem Scheine kindlicher Ehrerbietung etwas lange die Hände
küsset, welches Sie in Ungnaden vermerket und entweichet.

Vierdter Aufftritt

Nachdem der verlassene Printz seine unanstehende Liebe auf keinerley Weise dämpffen kan,
sondern selbte nur auf der Laute mit einem kläglichen Gesänge beseufzzende verbergen muß,
fällt er in eine Ohnmacht und kurz hierauf in eine tödtliche Krankheit.


Nun Wird der Anschlag des Clitarchus und des Climenes dargestellt, wor¬
auf die Handlung im fünften Akte wieder zum Antiochus zurückkehrt. Seleukus
opfert im Hain und vernimmt die Stimme, die ihm aufträgt, den Erasitratus


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[0244] Zur Geschichte von dein kranken Königssolnie dus Leben des Seleukus handelt, zu Hilfe gekommen wäre. In dieser Ge¬ schichte steckt der Keim zu einer Verwicklung, der nur entfaltet zu werden brauchte, um eine dramatische Handlung zu geben. Hier dient sie, um wenig¬ stens zwei Akte zu füllen und eine Nebenhandlung zu bilden, die jedoch nicht nach Shakespeares Weise mit der Haupthandlung verschlungen ist, sondern herausgenommen werden kann wie ein Kasten aus einem Schubfach. Dabei ist die Darstellung des Ganzen rein episch gehalten, wie es nach dem eben Gesagten natürlich ist. Der Dichter hat dem Drama ein Lesimrluiu vorangeschickt, das ich gern hierher setzen würde, wenn es nicht zu viel Raum in Anspruch nudae. Aber eine Probe davon zu geben kann ich mir doch nicht versagen. Erfindung des Schauspiels. Der Ersten Abhandlung Erster Aufftritt, Der verliebte Printz Antiochus will ihm durchs Jagen die Liebe verjagen. Allein umsonst! Zweyter Aufftritt. Sein Hoffmeister Antipator ist mühsam, den einsamen und betrübten Printz von den Wäldern abzuhalten, richtet aber wenig aus. Dritter Aufftritt. Der König Seleucus wird von den Reichs-Räthen wegen seiner schönen Stratonica mit vielen Glückwünschungen bedienet. Vierter Aufftritt Stratonica berichtet dem König des Printzens traurige Entfernung, worüber er heftig erschrickt und ihn abzuholen anordnet. Im Rehen werden die mit dem Cupido streitenden Jäger artlich gefangen. Der andern Abhandlung Erster Aufftritt Die als eine Schäfferin bekleidete Stratonica verwandelt ihr Mitleiden gegen dem Printz in eine Liebe und entschleust sich ihn selber im Walde zu suchen. Zweyter Aufftritt Lycophronia redet deßwegen der Königin beweglich ein. Dritter Aufftritt Stratonica tröstet den schwermüthigen Antiochus und verehret ihm auf sein Anhalten ihr Lämmchen, worauf er ihr unter dem Scheine kindlicher Ehrerbietung etwas lange die Hände küsset, welches Sie in Ungnaden vermerket und entweichet. Vierdter Aufftritt Nachdem der verlassene Printz seine unanstehende Liebe auf keinerley Weise dämpffen kan, sondern selbte nur auf der Laute mit einem kläglichen Gesänge beseufzzende verbergen muß, fällt er in eine Ohnmacht und kurz hierauf in eine tödtliche Krankheit. Nun Wird der Anschlag des Clitarchus und des Climenes dargestellt, wor¬ auf die Handlung im fünften Akte wieder zum Antiochus zurückkehrt. Seleukus opfert im Hain und vernimmt die Stimme, die ihm aufträgt, den Erasitratus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/244>, abgerufen am 23.07.2024.