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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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Nachdem in dieser Weise am 11. November der Streik der Leichtermänner
beigelegt war, forderten die Stauer der Ssnoral 8log,ni MviMtion Oompan.y
eine Lohnerhöhung, dann erfolgten Arbeitseinstellungen ans verschiedenen
Werften, um Lvhnzahlnng während der Essenszeit und verschiedene andre
Forderungen zu erreichen. In den Tilbury-Docks streikten die Arbeiter, um
die Aufseher und Kommis zu zwingen, ihrer ^meles Union beizutreten oder
eine neue eigne Union zu gründen. Der ttwrxwni vom 16. November
protestirte gegen diese Arbeitertyrannei. Schließlich haben aber alle Forder¬
ungen der Streitenden bewilligt werden müssen, und die gedachten Aufseher
und Kommis sind der "Dockarbeiter-llniou" unter Protest beigetreten.

Neuerdings haben nun wieder, abgesehen von Arbeitseinstellungen von
geringerer Bedeutung zwei große Arbeiterbewegungen die öffentliche Meinung
lebhaft beschäftigt, nämlich einmal der drohende Streik aller Bergwerksarbeiter
in den britischen Kohlenbergwerken und zweitens die Arbeitseinstellnng der
Gasarbeiter ((Zi^-A,pic<zr8) im Süden Londons.

Bei den Bergwerksarbeitern handelt es sich um die Forderung, daß der
Arbeitstag "unter Tag" nicht mehr als acht Stunden betragen soll. Der
Nusbruch dieses Streiks ist im Augenblick dadurch noch hingehalten, daß die
Abgeordneten der Arbeiter sich auf einer Ende November abgehaltenen Ver¬
sammlung nicht über das einzuschlagende Verfahren haben einigen können, in¬
dem ein großer Teil sich geweigert hat, die im Prinzip auch von ihnen
gebilligte Forderung eines achtstündigen Arbeitstages dnrch einen Streik zu
erzwingen. Diese Abgeordneten wollen ihr Ziel vielmehr auf dem Wege der
Gesetzgebung zu erreichen suchen.

Der Streik der Gasarbeiter der Loutli-Nötrcpolitütn Lsir8-Lvnrvs.n^, der
am 13. Dezember seinen Anfang genommen hat, ist für die gegenwärtigen
hiesigen Abeiterverhältnisfe besonders bezeichnend. Er ist dadurch hervorge-
rufen worden, daß die genannte Gasgesellschaft auf Anregung ihres Vorsitzenden
l/!Imiriu5ni) Mr. Livesey, ihren Arbeitern unter gewissen Bedingungen deu
Abschluß von Vertrügen ans Erlangung eines Anteils an dem Gewinne der
Gesellschaft angeboten hat, und daß etwa 1000 Arbeiter ans dieses Mitte
November veröffentlichte Anerbieten eingegangen sind. Das in Rede stehende
Abkommen besteht darin, daß die Arbeiter, die es annehmen, ein Prozent ihres
jährlichen Lohnes für jeden Penny, den der Gaspreis für 1000 Kubikfuß unter
2 Schilling 8 Pence steht, als zusätzlichen Lohn (bonus) erwerben sollent) Bei dem
gegenwärtigen Preise von 2 Schilling 3Pence würde dieser dorn" fünf Prozent des
Iahreslvhnes betragen. Den Arbeitern wurden von ihren Guthaben vier Prozent



In ähnlicher Weise hat diese Gesellschaft schon bisher vermöge der eigentümlichen
Gestaltung ihrer Verhältnisse ihren Aktionären, mit jeder ein Pence betragende" Ermäßigung
der Gaspreise bestimmte Erhöhungen der Dividende gewährt.

Nachdem in dieser Weise am 11. November der Streik der Leichtermänner
beigelegt war, forderten die Stauer der Ssnoral 8log,ni MviMtion Oompan.y
eine Lohnerhöhung, dann erfolgten Arbeitseinstellungen ans verschiedenen
Werften, um Lvhnzahlnng während der Essenszeit und verschiedene andre
Forderungen zu erreichen. In den Tilbury-Docks streikten die Arbeiter, um
die Aufseher und Kommis zu zwingen, ihrer ^meles Union beizutreten oder
eine neue eigne Union zu gründen. Der ttwrxwni vom 16. November
protestirte gegen diese Arbeitertyrannei. Schließlich haben aber alle Forder¬
ungen der Streitenden bewilligt werden müssen, und die gedachten Aufseher
und Kommis sind der „Dockarbeiter-llniou" unter Protest beigetreten.

Neuerdings haben nun wieder, abgesehen von Arbeitseinstellungen von
geringerer Bedeutung zwei große Arbeiterbewegungen die öffentliche Meinung
lebhaft beschäftigt, nämlich einmal der drohende Streik aller Bergwerksarbeiter
in den britischen Kohlenbergwerken und zweitens die Arbeitseinstellnng der
Gasarbeiter ((Zi^-A,pic<zr8) im Süden Londons.

Bei den Bergwerksarbeitern handelt es sich um die Forderung, daß der
Arbeitstag „unter Tag" nicht mehr als acht Stunden betragen soll. Der
Nusbruch dieses Streiks ist im Augenblick dadurch noch hingehalten, daß die
Abgeordneten der Arbeiter sich auf einer Ende November abgehaltenen Ver¬
sammlung nicht über das einzuschlagende Verfahren haben einigen können, in¬
dem ein großer Teil sich geweigert hat, die im Prinzip auch von ihnen
gebilligte Forderung eines achtstündigen Arbeitstages dnrch einen Streik zu
erzwingen. Diese Abgeordneten wollen ihr Ziel vielmehr auf dem Wege der
Gesetzgebung zu erreichen suchen.

Der Streik der Gasarbeiter der Loutli-Nötrcpolitütn Lsir8-Lvnrvs.n^, der
am 13. Dezember seinen Anfang genommen hat, ist für die gegenwärtigen
hiesigen Abeiterverhältnisfe besonders bezeichnend. Er ist dadurch hervorge-
rufen worden, daß die genannte Gasgesellschaft auf Anregung ihres Vorsitzenden
l/!Imiriu5ni) Mr. Livesey, ihren Arbeitern unter gewissen Bedingungen deu
Abschluß von Vertrügen ans Erlangung eines Anteils an dem Gewinne der
Gesellschaft angeboten hat, und daß etwa 1000 Arbeiter ans dieses Mitte
November veröffentlichte Anerbieten eingegangen sind. Das in Rede stehende
Abkommen besteht darin, daß die Arbeiter, die es annehmen, ein Prozent ihres
jährlichen Lohnes für jeden Penny, den der Gaspreis für 1000 Kubikfuß unter
2 Schilling 8 Pence steht, als zusätzlichen Lohn (bonus) erwerben sollent) Bei dem
gegenwärtigen Preise von 2 Schilling 3Pence würde dieser dorn« fünf Prozent des
Iahreslvhnes betragen. Den Arbeitern wurden von ihren Guthaben vier Prozent



In ähnlicher Weise hat diese Gesellschaft schon bisher vermöge der eigentümlichen
Gestaltung ihrer Verhältnisse ihren Aktionären, mit jeder ein Pence betragende» Ermäßigung
der Gaspreise bestimmte Erhöhungen der Dividende gewährt.
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[0184] Nachdem in dieser Weise am 11. November der Streik der Leichtermänner beigelegt war, forderten die Stauer der Ssnoral 8log,ni MviMtion Oompan.y eine Lohnerhöhung, dann erfolgten Arbeitseinstellungen ans verschiedenen Werften, um Lvhnzahlnng während der Essenszeit und verschiedene andre Forderungen zu erreichen. In den Tilbury-Docks streikten die Arbeiter, um die Aufseher und Kommis zu zwingen, ihrer ^meles Union beizutreten oder eine neue eigne Union zu gründen. Der ttwrxwni vom 16. November protestirte gegen diese Arbeitertyrannei. Schließlich haben aber alle Forder¬ ungen der Streitenden bewilligt werden müssen, und die gedachten Aufseher und Kommis sind der „Dockarbeiter-llniou" unter Protest beigetreten. Neuerdings haben nun wieder, abgesehen von Arbeitseinstellungen von geringerer Bedeutung zwei große Arbeiterbewegungen die öffentliche Meinung lebhaft beschäftigt, nämlich einmal der drohende Streik aller Bergwerksarbeiter in den britischen Kohlenbergwerken und zweitens die Arbeitseinstellnng der Gasarbeiter ((Zi^-A,pic<zr8) im Süden Londons. Bei den Bergwerksarbeitern handelt es sich um die Forderung, daß der Arbeitstag „unter Tag" nicht mehr als acht Stunden betragen soll. Der Nusbruch dieses Streiks ist im Augenblick dadurch noch hingehalten, daß die Abgeordneten der Arbeiter sich auf einer Ende November abgehaltenen Ver¬ sammlung nicht über das einzuschlagende Verfahren haben einigen können, in¬ dem ein großer Teil sich geweigert hat, die im Prinzip auch von ihnen gebilligte Forderung eines achtstündigen Arbeitstages dnrch einen Streik zu erzwingen. Diese Abgeordneten wollen ihr Ziel vielmehr auf dem Wege der Gesetzgebung zu erreichen suchen. Der Streik der Gasarbeiter der Loutli-Nötrcpolitütn Lsir8-Lvnrvs.n^, der am 13. Dezember seinen Anfang genommen hat, ist für die gegenwärtigen hiesigen Abeiterverhältnisfe besonders bezeichnend. Er ist dadurch hervorge- rufen worden, daß die genannte Gasgesellschaft auf Anregung ihres Vorsitzenden l/!Imiriu5ni) Mr. Livesey, ihren Arbeitern unter gewissen Bedingungen deu Abschluß von Vertrügen ans Erlangung eines Anteils an dem Gewinne der Gesellschaft angeboten hat, und daß etwa 1000 Arbeiter ans dieses Mitte November veröffentlichte Anerbieten eingegangen sind. Das in Rede stehende Abkommen besteht darin, daß die Arbeiter, die es annehmen, ein Prozent ihres jährlichen Lohnes für jeden Penny, den der Gaspreis für 1000 Kubikfuß unter 2 Schilling 8 Pence steht, als zusätzlichen Lohn (bonus) erwerben sollent) Bei dem gegenwärtigen Preise von 2 Schilling 3Pence würde dieser dorn« fünf Prozent des Iahreslvhnes betragen. Den Arbeitern wurden von ihren Guthaben vier Prozent In ähnlicher Weise hat diese Gesellschaft schon bisher vermöge der eigentümlichen Gestaltung ihrer Verhältnisse ihren Aktionären, mit jeder ein Pence betragende» Ermäßigung der Gaspreise bestimmte Erhöhungen der Dividende gewährt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/184>, abgerufen am 23.07.2024.