Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite

Bediensteten in London, Liverpool und Cardiff, die Arbeiter in den Gaswerken
zu Bristol, die Angestellten der verschiedensten Eisenbahngesellschaften, die Bäcker
in London, die Arbeiter in den Orsat 'WWt.srQ tüoUon ^Vorlcs in Bristol, die
in den Jude-Werken zur Barkin und in einer großen Anzahl der verschiedensten
Berufszweige, sie alle haben entweder wirklich gestreikt oder doch dnrch An¬
drohung eines Strickes Lohnerhöhungen, Abkürzungen der Arbeitszeit und andre
Vorteile zu erreichen gesucht. Außerdem haben die untern Postbeamten Ver¬
sammlungen abgehalten, in denen sie Lohnerhöhung und Herabsetzung der
Dienststunden gefordert haben. Dann hat, nachdem aus den Docks hin und
wieder kleinere Arbeitseinstellungen erfolgt waren, von Anfang bis Mitte No¬
vember von neuem ein Streik der Leichtermüuuer stattgefunden, an den sich
wieder eine Arbeitseinstellung der Steuer und andrer Dockarbeiter anschloß,
die erst in den letzten Tagen des November beseitigt werden konnte.

Der Streik der Leichtermänner bezweckte die Durchführung der mit den
Worten One ^joh t,o vonstituw niA'lit's vvorlc bezeichneten Forderung. Mit
dieser hat es folgende Bewandtnis. In dem nach Beendigung des Dockarbeiter¬
streiks von Lord Brassey mit Beziehung auf die Streitigkeit zwischen den
Leichtermänuern und ihren Arbeitgebern gefällten Schiedssprüche hatte dieser
entschieden, daß für die Arbeit zwischen 8 und 12 Uhr Abends 4 Schillinge
und für eine ganze Nachtarbeit von 8 Uhr Abends bis 6 Uhr früh 6 Schillinge
Lohn bezahlt werden sollten. Die Leichtermäuuer behaupteten uun, dieser
Ausspruch bezöge sich nur auf einen,je>b, d. h. ein bestimmtes Stück Arbeit,
z. B. das Abladen eines Schiffes. Ist ein solches Arbeitspensum aber
z. V. vor Mitternacht beendet, und sollen sie ein andres Schiff abladen, so
glaubten sie zu einem Lohn von 4 Schilling für den ersten und von 6 Schilling
für den zweiten ,sol>, im Ganzen also 10 Schilling, berechtigt zu sein. Die
Arbeitgeber dagegen meinten, sie brnnchten für die ganze, zwischen 8 Uhr
abends und 6 Uhr früh geleistete Arbeit nnr 6 Schilling zu zahlen, auch wenn
diese Arbeit verschiedene Schiffe beträfe. Lord Brasfey, der von beiden Seiten
zur maßgebenden Ausgleichung seines Schiedsspruches aufgefordert wurde, er¬
klärte zuerst, er habe diese Frage in seinem Schiedsspruch offen gelassen und
überhaupt nur über die Höhe der einzelnen Lohnsätze und die Länge der
Arbeitszeit Entscheidung gefällt. Nachdem aber inzwischen die Leichtermäuuer
den Streik begonnen hatten, hat Lord Brasseh unter dein Drucke der an der
Beendigung der Arbeitseinstellung mittelbar interessirten Handelskreise schließlich
zu Gunsten der Arbeiter entschieden, indem er angab, er habe allerdings an¬
genommen, die Arbeitgeber Hütten sich stillschweigend zu dein gedachten Grund¬
satz Vu8 M t>o "zoirstituw it, ni"lit'8 vvorlc verpflichtet. Hierauf blieb den
Arbeitgebern nichts übrig, als -- wenn anch unter Protest -- nachzugeben,
was die Arbeiter, wenn der Ausspruch gegen sie ausgefallen wäre, nach ihrer
ziemlich deutlich lautenden Ankündigung nicht gethan hätten.


Bediensteten in London, Liverpool und Cardiff, die Arbeiter in den Gaswerken
zu Bristol, die Angestellten der verschiedensten Eisenbahngesellschaften, die Bäcker
in London, die Arbeiter in den Orsat 'WWt.srQ tüoUon ^Vorlcs in Bristol, die
in den Jude-Werken zur Barkin und in einer großen Anzahl der verschiedensten
Berufszweige, sie alle haben entweder wirklich gestreikt oder doch dnrch An¬
drohung eines Strickes Lohnerhöhungen, Abkürzungen der Arbeitszeit und andre
Vorteile zu erreichen gesucht. Außerdem haben die untern Postbeamten Ver¬
sammlungen abgehalten, in denen sie Lohnerhöhung und Herabsetzung der
Dienststunden gefordert haben. Dann hat, nachdem aus den Docks hin und
wieder kleinere Arbeitseinstellungen erfolgt waren, von Anfang bis Mitte No¬
vember von neuem ein Streik der Leichtermüuuer stattgefunden, an den sich
wieder eine Arbeitseinstellung der Steuer und andrer Dockarbeiter anschloß,
die erst in den letzten Tagen des November beseitigt werden konnte.

Der Streik der Leichtermänner bezweckte die Durchführung der mit den
Worten One ^joh t,o vonstituw niA'lit's vvorlc bezeichneten Forderung. Mit
dieser hat es folgende Bewandtnis. In dem nach Beendigung des Dockarbeiter¬
streiks von Lord Brassey mit Beziehung auf die Streitigkeit zwischen den
Leichtermänuern und ihren Arbeitgebern gefällten Schiedssprüche hatte dieser
entschieden, daß für die Arbeit zwischen 8 und 12 Uhr Abends 4 Schillinge
und für eine ganze Nachtarbeit von 8 Uhr Abends bis 6 Uhr früh 6 Schillinge
Lohn bezahlt werden sollten. Die Leichtermäuuer behaupteten uun, dieser
Ausspruch bezöge sich nur auf einen,je>b, d. h. ein bestimmtes Stück Arbeit,
z. B. das Abladen eines Schiffes. Ist ein solches Arbeitspensum aber
z. V. vor Mitternacht beendet, und sollen sie ein andres Schiff abladen, so
glaubten sie zu einem Lohn von 4 Schilling für den ersten und von 6 Schilling
für den zweiten ,sol>, im Ganzen also 10 Schilling, berechtigt zu sein. Die
Arbeitgeber dagegen meinten, sie brnnchten für die ganze, zwischen 8 Uhr
abends und 6 Uhr früh geleistete Arbeit nnr 6 Schilling zu zahlen, auch wenn
diese Arbeit verschiedene Schiffe beträfe. Lord Brasfey, der von beiden Seiten
zur maßgebenden Ausgleichung seines Schiedsspruches aufgefordert wurde, er¬
klärte zuerst, er habe diese Frage in seinem Schiedsspruch offen gelassen und
überhaupt nur über die Höhe der einzelnen Lohnsätze und die Länge der
Arbeitszeit Entscheidung gefällt. Nachdem aber inzwischen die Leichtermäuuer
den Streik begonnen hatten, hat Lord Brasseh unter dein Drucke der an der
Beendigung der Arbeitseinstellung mittelbar interessirten Handelskreise schließlich
zu Gunsten der Arbeiter entschieden, indem er angab, er habe allerdings an¬
genommen, die Arbeitgeber Hütten sich stillschweigend zu dein gedachten Grund¬
satz Vu8 M t>o «zoirstituw it, ni«lit'8 vvorlc verpflichtet. Hierauf blieb den
Arbeitgebern nichts übrig, als — wenn anch unter Protest — nachzugeben,
was die Arbeiter, wenn der Ausspruch gegen sie ausgefallen wäre, nach ihrer
ziemlich deutlich lautenden Ankündigung nicht gethan hätten.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0183" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206828"/>
          <fw type="header" place="top"/><lb/>
          <p xml:id="ID_486" prev="#ID_485"> Bediensteten in London, Liverpool und Cardiff, die Arbeiter in den Gaswerken<lb/>
zu Bristol, die Angestellten der verschiedensten Eisenbahngesellschaften, die Bäcker<lb/>
in London, die Arbeiter in den Orsat 'WWt.srQ tüoUon ^Vorlcs in Bristol, die<lb/>
in den Jude-Werken zur Barkin und in einer großen Anzahl der verschiedensten<lb/>
Berufszweige, sie alle haben entweder wirklich gestreikt oder doch dnrch An¬<lb/>
drohung eines Strickes Lohnerhöhungen, Abkürzungen der Arbeitszeit und andre<lb/>
Vorteile zu erreichen gesucht. Außerdem haben die untern Postbeamten Ver¬<lb/>
sammlungen abgehalten, in denen sie Lohnerhöhung und Herabsetzung der<lb/>
Dienststunden gefordert haben. Dann hat, nachdem aus den Docks hin und<lb/>
wieder kleinere Arbeitseinstellungen erfolgt waren, von Anfang bis Mitte No¬<lb/>
vember von neuem ein Streik der Leichtermüuuer stattgefunden, an den sich<lb/>
wieder eine Arbeitseinstellung der Steuer und andrer Dockarbeiter anschloß,<lb/>
die erst in den letzten Tagen des November beseitigt werden konnte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_487"> Der Streik der Leichtermänner bezweckte die Durchführung der mit den<lb/>
Worten One ^joh t,o vonstituw niA'lit's vvorlc bezeichneten Forderung. Mit<lb/>
dieser hat es folgende Bewandtnis. In dem nach Beendigung des Dockarbeiter¬<lb/>
streiks von Lord Brassey mit Beziehung auf die Streitigkeit zwischen den<lb/>
Leichtermänuern und ihren Arbeitgebern gefällten Schiedssprüche hatte dieser<lb/>
entschieden, daß für die Arbeit zwischen 8 und 12 Uhr Abends 4 Schillinge<lb/>
und für eine ganze Nachtarbeit von 8 Uhr Abends bis 6 Uhr früh 6 Schillinge<lb/>
Lohn bezahlt werden sollten. Die Leichtermäuuer behaupteten uun, dieser<lb/>
Ausspruch bezöge sich nur auf einen,je&gt;b, d. h. ein bestimmtes Stück Arbeit,<lb/>
z. B. das Abladen eines Schiffes. Ist ein solches Arbeitspensum aber<lb/>
z. V. vor Mitternacht beendet, und sollen sie ein andres Schiff abladen, so<lb/>
glaubten sie zu einem Lohn von 4 Schilling für den ersten und von 6 Schilling<lb/>
für den zweiten ,sol&gt;, im Ganzen also 10 Schilling, berechtigt zu sein. Die<lb/>
Arbeitgeber dagegen meinten, sie brnnchten für die ganze, zwischen 8 Uhr<lb/>
abends und 6 Uhr früh geleistete Arbeit nnr 6 Schilling zu zahlen, auch wenn<lb/>
diese Arbeit verschiedene Schiffe beträfe. Lord Brasfey, der von beiden Seiten<lb/>
zur maßgebenden Ausgleichung seines Schiedsspruches aufgefordert wurde, er¬<lb/>
klärte zuerst, er habe diese Frage in seinem Schiedsspruch offen gelassen und<lb/>
überhaupt nur über die Höhe der einzelnen Lohnsätze und die Länge der<lb/>
Arbeitszeit Entscheidung gefällt. Nachdem aber inzwischen die Leichtermäuuer<lb/>
den Streik begonnen hatten, hat Lord Brasseh unter dein Drucke der an der<lb/>
Beendigung der Arbeitseinstellung mittelbar interessirten Handelskreise schließlich<lb/>
zu Gunsten der Arbeiter entschieden, indem er angab, er habe allerdings an¬<lb/>
genommen, die Arbeitgeber Hütten sich stillschweigend zu dein gedachten Grund¬<lb/>
satz Vu8 M t&gt;o «zoirstituw it, ni«lit'8 vvorlc verpflichtet. Hierauf blieb den<lb/>
Arbeitgebern nichts übrig, als &#x2014; wenn anch unter Protest &#x2014; nachzugeben,<lb/>
was die Arbeiter, wenn der Ausspruch gegen sie ausgefallen wäre, nach ihrer<lb/>
ziemlich deutlich lautenden Ankündigung nicht gethan hätten.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0183] Bediensteten in London, Liverpool und Cardiff, die Arbeiter in den Gaswerken zu Bristol, die Angestellten der verschiedensten Eisenbahngesellschaften, die Bäcker in London, die Arbeiter in den Orsat 'WWt.srQ tüoUon ^Vorlcs in Bristol, die in den Jude-Werken zur Barkin und in einer großen Anzahl der verschiedensten Berufszweige, sie alle haben entweder wirklich gestreikt oder doch dnrch An¬ drohung eines Strickes Lohnerhöhungen, Abkürzungen der Arbeitszeit und andre Vorteile zu erreichen gesucht. Außerdem haben die untern Postbeamten Ver¬ sammlungen abgehalten, in denen sie Lohnerhöhung und Herabsetzung der Dienststunden gefordert haben. Dann hat, nachdem aus den Docks hin und wieder kleinere Arbeitseinstellungen erfolgt waren, von Anfang bis Mitte No¬ vember von neuem ein Streik der Leichtermüuuer stattgefunden, an den sich wieder eine Arbeitseinstellung der Steuer und andrer Dockarbeiter anschloß, die erst in den letzten Tagen des November beseitigt werden konnte. Der Streik der Leichtermänner bezweckte die Durchführung der mit den Worten One ^joh t,o vonstituw niA'lit's vvorlc bezeichneten Forderung. Mit dieser hat es folgende Bewandtnis. In dem nach Beendigung des Dockarbeiter¬ streiks von Lord Brassey mit Beziehung auf die Streitigkeit zwischen den Leichtermänuern und ihren Arbeitgebern gefällten Schiedssprüche hatte dieser entschieden, daß für die Arbeit zwischen 8 und 12 Uhr Abends 4 Schillinge und für eine ganze Nachtarbeit von 8 Uhr Abends bis 6 Uhr früh 6 Schillinge Lohn bezahlt werden sollten. Die Leichtermäuuer behaupteten uun, dieser Ausspruch bezöge sich nur auf einen,je>b, d. h. ein bestimmtes Stück Arbeit, z. B. das Abladen eines Schiffes. Ist ein solches Arbeitspensum aber z. V. vor Mitternacht beendet, und sollen sie ein andres Schiff abladen, so glaubten sie zu einem Lohn von 4 Schilling für den ersten und von 6 Schilling für den zweiten ,sol>, im Ganzen also 10 Schilling, berechtigt zu sein. Die Arbeitgeber dagegen meinten, sie brnnchten für die ganze, zwischen 8 Uhr abends und 6 Uhr früh geleistete Arbeit nnr 6 Schilling zu zahlen, auch wenn diese Arbeit verschiedene Schiffe beträfe. Lord Brasfey, der von beiden Seiten zur maßgebenden Ausgleichung seines Schiedsspruches aufgefordert wurde, er¬ klärte zuerst, er habe diese Frage in seinem Schiedsspruch offen gelassen und überhaupt nur über die Höhe der einzelnen Lohnsätze und die Länge der Arbeitszeit Entscheidung gefällt. Nachdem aber inzwischen die Leichtermäuuer den Streik begonnen hatten, hat Lord Brasseh unter dein Drucke der an der Beendigung der Arbeitseinstellung mittelbar interessirten Handelskreise schließlich zu Gunsten der Arbeiter entschieden, indem er angab, er habe allerdings an¬ genommen, die Arbeitgeber Hütten sich stillschweigend zu dein gedachten Grund¬ satz Vu8 M t>o «zoirstituw it, ni«lit'8 vvorlc verpflichtet. Hierauf blieb den Arbeitgebern nichts übrig, als — wenn anch unter Protest — nachzugeben, was die Arbeiter, wenn der Ausspruch gegen sie ausgefallen wäre, nach ihrer ziemlich deutlich lautenden Ankündigung nicht gethan hätten.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/183
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/183>, abgerufen am 03.07.2024.