Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.Litteratur Preyer möge die StaatSrcgierniigeii und Gemeindevertvaltiinge" beivegen. sie anzn- Zwciteics. Die Einreihung der Pädagogischeii in die biologischen Zeitsrngen Litteratur Preyer möge die StaatSrcgierniigeii und Gemeindevertvaltiinge» beivegen. sie anzn- Zwciteics. Die Einreihung der Pädagogischeii in die biologischen Zeitsrngen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0109" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206754"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_279" prev="#ID_278"> Preyer möge die StaatSrcgierniigeii und Gemeindevertvaltiinge» beivegen. sie anzn-<lb/> nehme», und er wird sehen, wie schön und leicht alles geht anch bei den jetzigen.<lb/> Unterrichtsmethoden und Unterrichtsgegenständen.</p><lb/> <p xml:id="ID_280" next="#ID_281"> Zwciteics. Die Einreihung der Pädagogischeii in die biologischen Zeitsrngen<lb/> bericht auf Jrrtniit und erzeugt Irrtum. So lange die Biologie nicht mit und<lb/> über sich selbst ins Klare gekommen ist, niust ihre Anwendung ans andre Gebiete<lb/> als vcrwirrnngstiftend abgelehnt werden. Ewald Haufe fordert im Namen der<lb/> Biologie, daß der Unterricht, den, EntwiälnugSgange des Weltalls entsprechend,<lb/> mit der Physik und Chemie der unorganischen Körper beginne, von da zur Pflanzen-,<lb/> Tier- und Menschentnnde aufsteige und mit der Geistesknnde (Moral und KunsN<lb/> schliche. Es würde schwierig sein, einen fiir sechsjährige Kinder imgemeßbareren<lb/> Gegenstand ausfindig z» niachen als Physik und Chemie und die Reihenfolge der<lb/> Unterrichtsstoffe dümmer anzuordnen. Dr. Baihinger ist. ebenfalls im Namen der<lb/> Biologie, den Angriffen Preyers ans die alten Sprachen mit folgender Beweis,<lb/> sichrnng entgegengetreten. Nach dein biogenetischen Grundgesetz rekcipitnlirt das<lb/> Individuum' in seiner Entwicklung die seines Stammes. ..Nun hat die europäische<lb/> Knltitriiieuschheit drei 5iauptknltnrstnfen durchgemacht: 1. das griechisch-römische<lb/> Altertum, 2. das Christentum, die moderne Naturwissenschaft. Ditrch dieselbe»<lb/> Stufen iii derselben Reihenfolge ist auch daS einzelne Individuum wieder hindurch-<lb/> .i"f'ihren, wen» es auf die volle Hohe der heutigen Kultur zum selbständig thätigen<lb/> Mitglied derselben erhoben werden soll." Das lässt sich hören! Nur haben w-r<lb/> uns die Sache schon so vorgestellt, ehe Darwin die Biologie begründet, und .packet<lb/> das biogenetische Grnndges'el; abgestellt hatte. So forderte Hcrbnrt, base der<lb/> Gyninasinliiiiterricht mit dem Lesen der Odyssee im Urtext beginne, weil sie das<lb/> Pfunde, Knabenalter der Menschheit darstelle. Was Preyer selbst will, ist eigentlich<lb/> nur die Beachtung der Lehren der Physiologie bei der Jugenderziehung. Demnach<lb/> ist das Wort Biologie ganz überflüssig. Den praktische» Wert der Physiologie aber<lb/> überschätzt er. Wie die Menschen iii alten Zeiten schon richtig verdaut und geatmet<lb/> h"den. ohne Kenntnis des BerdauungS- und Atmungsprozesses, wie sie natnrgemäy<lb/> gelebt haben und in guter Gesundheit 100 Jahre alt geworden sind ohne wissen¬<lb/> schaftliche Kenntnis der Lebensbedingungen, so haben vor Begründung der Physiologie<lb/> die alten Griechen ihre Knaben naturgemäß erzogen, »ut Rousseau, Pestalozzi.<lb/> H«dur, und andre Pädagogen haben über Körperpflege, richtige Lehrmethode und<lb/> Verteilung des Unterrichtsstoffes schon alles das und noch weit mehr gesagt, was<lb/> h^'ete Preyer »ut seine Genossen sagen. Auch stellt Preyer im Namen der Physiologie<lb/> Behauptungen a»f, die der allgemeinen Pädagogischen Erfahrung widersprechen; »ut<lb/> d" die Pädagogische Erfahrung'sicher »ut kontrvllirbar ist. die Errungenschaften der<lb/> Physiologie aber unsicher sind und von ^'älen nicht leicht geprüft werden könne»,<lb/> lich habe heimlich längst die statistische Bemerkung gemacht, sagt Lotze, daß die<lb/> ilwßeii positiven Entdeck»ngen der exacte» Physiologie eine durchschnittliche Lebens¬<lb/> dauer von etwa vier Jahren haben) so werden sich die Schulaufsichtsbehördeii ge-<lb/> wisseuhasterweise in streitigen Fällen an die erstere halten. ..Durch Auswendiglernen<lb/> unverstandner Wörter und Formen," sagt Preyer S. 11, „wird das weiche Wachs<lb/> des Gedächtnisses übervoll gestempelli für das noch unausgebildete Kiiabengehirn<lb/> ruht afsimilirbare Regeln, Gebote »»d Berbote ohne Anschaulichkeit, werde» auf¬<lb/> gehäuft.« Das weiche Wachs des Gedächtnisses soll wohl dichterische Umschreibung<lb/> der grauen Substanz des Gehirns fein, von der er kurz vorher gefagt hat, das;<lb/> Ac uberiuäßig angestrengt werde, weil der geistige Nährstoff „wegen des Maiigels<lb/> "n Auschanlichieit, an »»mittelbarem sinnlichen Interesse und an ursächlichen Zu-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0109]
Litteratur
Preyer möge die StaatSrcgierniigeii und Gemeindevertvaltiinge» beivegen. sie anzn-
nehme», und er wird sehen, wie schön und leicht alles geht anch bei den jetzigen.
Unterrichtsmethoden und Unterrichtsgegenständen.
Zwciteics. Die Einreihung der Pädagogischeii in die biologischen Zeitsrngen
bericht auf Jrrtniit und erzeugt Irrtum. So lange die Biologie nicht mit und
über sich selbst ins Klare gekommen ist, niust ihre Anwendung ans andre Gebiete
als vcrwirrnngstiftend abgelehnt werden. Ewald Haufe fordert im Namen der
Biologie, daß der Unterricht, den, EntwiälnugSgange des Weltalls entsprechend,
mit der Physik und Chemie der unorganischen Körper beginne, von da zur Pflanzen-,
Tier- und Menschentnnde aufsteige und mit der Geistesknnde (Moral und KunsN
schliche. Es würde schwierig sein, einen fiir sechsjährige Kinder imgemeßbareren
Gegenstand ausfindig z» niachen als Physik und Chemie und die Reihenfolge der
Unterrichtsstoffe dümmer anzuordnen. Dr. Baihinger ist. ebenfalls im Namen der
Biologie, den Angriffen Preyers ans die alten Sprachen mit folgender Beweis,
sichrnng entgegengetreten. Nach dein biogenetischen Grundgesetz rekcipitnlirt das
Individuum' in seiner Entwicklung die seines Stammes. ..Nun hat die europäische
Knltitriiieuschheit drei 5iauptknltnrstnfen durchgemacht: 1. das griechisch-römische
Altertum, 2. das Christentum, die moderne Naturwissenschaft. Ditrch dieselbe»
Stufen iii derselben Reihenfolge ist auch daS einzelne Individuum wieder hindurch-
.i"f'ihren, wen» es auf die volle Hohe der heutigen Kultur zum selbständig thätigen
Mitglied derselben erhoben werden soll." Das lässt sich hören! Nur haben w-r
uns die Sache schon so vorgestellt, ehe Darwin die Biologie begründet, und .packet
das biogenetische Grnndges'el; abgestellt hatte. So forderte Hcrbnrt, base der
Gyninasinliiiiterricht mit dem Lesen der Odyssee im Urtext beginne, weil sie das
Pfunde, Knabenalter der Menschheit darstelle. Was Preyer selbst will, ist eigentlich
nur die Beachtung der Lehren der Physiologie bei der Jugenderziehung. Demnach
ist das Wort Biologie ganz überflüssig. Den praktische» Wert der Physiologie aber
überschätzt er. Wie die Menschen iii alten Zeiten schon richtig verdaut und geatmet
h"den. ohne Kenntnis des BerdauungS- und Atmungsprozesses, wie sie natnrgemäy
gelebt haben und in guter Gesundheit 100 Jahre alt geworden sind ohne wissen¬
schaftliche Kenntnis der Lebensbedingungen, so haben vor Begründung der Physiologie
die alten Griechen ihre Knaben naturgemäß erzogen, »ut Rousseau, Pestalozzi.
H«dur, und andre Pädagogen haben über Körperpflege, richtige Lehrmethode und
Verteilung des Unterrichtsstoffes schon alles das und noch weit mehr gesagt, was
h^'ete Preyer »ut seine Genossen sagen. Auch stellt Preyer im Namen der Physiologie
Behauptungen a»f, die der allgemeinen Pädagogischen Erfahrung widersprechen; »ut
d" die Pädagogische Erfahrung'sicher »ut kontrvllirbar ist. die Errungenschaften der
Physiologie aber unsicher sind und von ^'älen nicht leicht geprüft werden könne»,
lich habe heimlich längst die statistische Bemerkung gemacht, sagt Lotze, daß die
ilwßeii positiven Entdeck»ngen der exacte» Physiologie eine durchschnittliche Lebens¬
dauer von etwa vier Jahren haben) so werden sich die Schulaufsichtsbehördeii ge-
wisseuhasterweise in streitigen Fällen an die erstere halten. ..Durch Auswendiglernen
unverstandner Wörter und Formen," sagt Preyer S. 11, „wird das weiche Wachs
des Gedächtnisses übervoll gestempelli für das noch unausgebildete Kiiabengehirn
ruht afsimilirbare Regeln, Gebote »»d Berbote ohne Anschaulichkeit, werde» auf¬
gehäuft.« Das weiche Wachs des Gedächtnisses soll wohl dichterische Umschreibung
der grauen Substanz des Gehirns fein, von der er kurz vorher gefagt hat, das;
Ac uberiuäßig angestrengt werde, weil der geistige Nährstoff „wegen des Maiigels
"n Auschanlichieit, an »»mittelbarem sinnlichen Interesse und an ursächlichen Zu-
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