Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.Baron Fvedorik Alles in allem ist Kaemmels "Deutsche Geschichte" ein eigentümliches, Baron Frederik u deu uicht zu unterschätzenden Annehmlichkeiten, deren man Baron Fvedorik Alles in allem ist Kaemmels „Deutsche Geschichte" ein eigentümliches, Baron Frederik u deu uicht zu unterschätzenden Annehmlichkeiten, deren man <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0619" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206618"/> <fw type="header" place="top"> Baron Fvedorik</fw><lb/> <p xml:id="ID_2028"> Alles in allem ist Kaemmels „Deutsche Geschichte" ein eigentümliches,<lb/> vortreffliches Buch, das in der Reihe der für einen größern Leserkreis be¬<lb/> rechneten deutscheu Geschichtswerke einen neuen Abschnitt bezeichnet. Möge der<lb/> Wunsch in Erfüllung gehen, mit dem Kaemmel sein Buch in die Welt sendet,<lb/> möge es „dazu beitragen, die jüngere Generation, die Deutschland nur als ein<lb/> einiges, mächtiges Ganze kennt und ans eigner Erfahrung von den Leiden<lb/> und Kämpfen der Alten nichts mehr weiß, zu erfüllen mit warmer Begeister¬<lb/> ung für deutsche Art und Größe, in ihr den Entschluß befestigen helfen, die<lb/> große Gegenwart fortzubilden zu einer größern Zukunft, und bei ihr die Kennt¬<lb/> nis erwecken, daß die Geschicke eines Volkes nicht allein von seinen Leistungen<lb/> in Kunst, Wissenschaft und Technik bestimmt werden, sondern vor allem<lb/> von seiner sittlichen Kraft und feinem religiösen Geiste."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_2029"> Baron Frederik<lb/><note type="byline"> Von Sophns Bandit;</note><lb/> Deutsch von Therese Lorck</p><lb/> <p xml:id="ID_2030"> u deu uicht zu unterschätzenden Annehmlichkeiten, deren man<lb/> sich als Jäger zu erfreuen hat, gehört auch die, daß sich stets<lb/> ein Vorwand oder eine Gelegenheit finden läßt, ein wenig „aus¬<lb/> zukratzen," wenn man von den vielen Gästen, die gleich einem<lb/> selbst ihre Ferien ans dem Gute eines Verwandten oder Freundes<lb/> Anbringen, mürbe geschwatzt worden ist. Nimmt man noch dazu, daß ich für<lb/> meinen Teil mich selten oder nie wohler fühle, als wenn ich auf eigne Hand,<lb/> die Büchse über die Schulter gehängt, in dem stolzen Bewußtsein, alles Lebende<lb/> aufs Korn nehmen zu dürfen, herumschlendern kann, so wird man verstehen,<lb/> daß ich vor einigen Jahren, als ich Weihnachten ans Oberhof zubrachte, fast<lb/> jeden Tag mich draußen herumtrieb, obgleich es im Grunde nicht viel zu schießen<lb/> gab. Durch deu großen, stillen Wald zu gehen, wo die Pfade mit dickem<lb/> Schnee bedeckt waren, auf das einförmige Hämmern der Spechte zu hören und<lb/> dann und wann eine Meise mit lautlosem Flügelschlag zwischen die Stämme<lb/> hindurch segeln zu sehen, das war mir genug, und ich mußte ordentlich auf<lb/> mich selbst Acht haben, daß ich die Zeit nicht verpaßte und zu spät zum Mittags¬<lb/> tisch kam.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0619]
Baron Fvedorik
Alles in allem ist Kaemmels „Deutsche Geschichte" ein eigentümliches,
vortreffliches Buch, das in der Reihe der für einen größern Leserkreis be¬
rechneten deutscheu Geschichtswerke einen neuen Abschnitt bezeichnet. Möge der
Wunsch in Erfüllung gehen, mit dem Kaemmel sein Buch in die Welt sendet,
möge es „dazu beitragen, die jüngere Generation, die Deutschland nur als ein
einiges, mächtiges Ganze kennt und ans eigner Erfahrung von den Leiden
und Kämpfen der Alten nichts mehr weiß, zu erfüllen mit warmer Begeister¬
ung für deutsche Art und Größe, in ihr den Entschluß befestigen helfen, die
große Gegenwart fortzubilden zu einer größern Zukunft, und bei ihr die Kennt¬
nis erwecken, daß die Geschicke eines Volkes nicht allein von seinen Leistungen
in Kunst, Wissenschaft und Technik bestimmt werden, sondern vor allem
von seiner sittlichen Kraft und feinem religiösen Geiste."
Baron Frederik
Von Sophns Bandit;
Deutsch von Therese Lorck
u deu uicht zu unterschätzenden Annehmlichkeiten, deren man
sich als Jäger zu erfreuen hat, gehört auch die, daß sich stets
ein Vorwand oder eine Gelegenheit finden läßt, ein wenig „aus¬
zukratzen," wenn man von den vielen Gästen, die gleich einem
selbst ihre Ferien ans dem Gute eines Verwandten oder Freundes
Anbringen, mürbe geschwatzt worden ist. Nimmt man noch dazu, daß ich für
meinen Teil mich selten oder nie wohler fühle, als wenn ich auf eigne Hand,
die Büchse über die Schulter gehängt, in dem stolzen Bewußtsein, alles Lebende
aufs Korn nehmen zu dürfen, herumschlendern kann, so wird man verstehen,
daß ich vor einigen Jahren, als ich Weihnachten ans Oberhof zubrachte, fast
jeden Tag mich draußen herumtrieb, obgleich es im Grunde nicht viel zu schießen
gab. Durch deu großen, stillen Wald zu gehen, wo die Pfade mit dickem
Schnee bedeckt waren, auf das einförmige Hämmern der Spechte zu hören und
dann und wann eine Meise mit lautlosem Flügelschlag zwischen die Stämme
hindurch segeln zu sehen, das war mir genug, und ich mußte ordentlich auf
mich selbst Acht haben, daß ich die Zeit nicht verpaßte und zu spät zum Mittags¬
tisch kam.
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