Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.Das Deutsche in Elsaß-Lothringen Eingang im Volke zu verschaffen, wird jeder zugeben müssen, der mit den ein¬ Das Gesamtergebnis meiner Ermittlungen läßt sich in die Worte zu¬ Es sei hier ausdrücklich hinzugefügt, dnß für dieses unerfreuliche Er¬ Einige praktische, die Förderung des Deutschen bezweckende Vorschläge, die Der französischen Schulverwaltung kann ein gewisses praktisches Geschick Das Deutsche in Elsaß-Lothringen Eingang im Volke zu verschaffen, wird jeder zugeben müssen, der mit den ein¬ Das Gesamtergebnis meiner Ermittlungen läßt sich in die Worte zu¬ Es sei hier ausdrücklich hinzugefügt, dnß für dieses unerfreuliche Er¬ Einige praktische, die Förderung des Deutschen bezweckende Vorschläge, die Der französischen Schulverwaltung kann ein gewisses praktisches Geschick <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0600" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206599"/> <fw type="header" place="top"> Das Deutsche in Elsaß-Lothringen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1980" prev="#ID_1979"> Eingang im Volke zu verschaffen, wird jeder zugeben müssen, der mit den ein¬<lb/> schlägigen Verhältnissen vertraut ist-</p><lb/> <p xml:id="ID_1981"> Das Gesamtergebnis meiner Ermittlungen läßt sich in die Worte zu¬<lb/> sammenfassen: Die Fortschritte, die das Deutsche innerhalb des französischen<lb/> Sprachgebietes seit 1870 gemacht hat, sind verschwindend klein; die Schüler<lb/> haben bei ihrer Entlassung durchschnittlich nur ungenügende Fertigkeit im<lb/> Deutschsprechen, auf das es doch vor allem ankommt. Diese Kenntnisse sind<lb/> außerdem nicht nachhaltig genug; wo nicht ganz besondre Umstände eintreten,<lb/> verflüchtigen sie sich schon nach wenigen Jahren, und die ganze Schularbeit<lb/> ist dann umsonst gewesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1982"> Es sei hier ausdrücklich hinzugefügt, dnß für dieses unerfreuliche Er¬<lb/> gebnis der Hauptsache nach nur die gegebnen Verhältnisse, so namentlich die<lb/> während der Übergangszeit ans politischen Gründen gebotene Rücksicht und<lb/> der Mangel eines geeigneten Lehrkörpers — den ältern Lehrern und Schul-<lb/> schwestern fehlte sowohl die Sprachkenntnis als auch die richtige methodische Aus¬<lb/> bildung — verantwortlich gemacht werden können. Wer aber mit dem Schreiber<lb/> dieser Zeilen die Überzeugung hat, daß die innige Berbindung der französisch<lb/> redenden Landesteile mit den deutsch redenden und dein deutscheu Reiche<lb/> wesentlich auch von der Ausbreitung der deutschen Sprache abhänge, wird zu¬<lb/> geben müssen, daß die Übergangszeit jetzt als beendigt angesehen und zu Ma߬<lb/> nahmen gegriffen werden muß, durch die endlich nach dieser Seite hin wirkliche<lb/> und bleibende Erfolge geschaffen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1983"> Einige praktische, die Förderung des Deutschen bezweckende Vorschläge, die<lb/> übrigens keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen, mögen hier noch hinzu¬<lb/> gefügt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1984"> Der französischen Schulverwaltung kann ein gewisses praktisches Geschick<lb/> nicht abgesprochen werden. Es geht dies u. a. daraus hervor, daß sie überall<lb/> im deutschen Sprachgebiete Kleinkinderschulen (3^1108 Ä'asM) einrichtete, zu dem<lb/> ausgesprochnen Zwecke, schon im vvrschnlpflichtigen Alter die Kinder zum<lb/> Französischsprechen anzuleiten. Die in den letzten beiden Jahrzehnten vor dem<lb/> Kriege erzielten Erfolge in der Verbreitung des Französischen sind hauptsächlich<lb/> aus Rechnung dieser Einrichtung zu setzen. Deutscherseits hat man bis vor<lb/> einigen Jahren diese Schulen, die allerdings die Kinder im zartestem Alter der -<lb/> hüuskicheu Erziehung entfremden, ziemlich unbeachtet gelassen. Zur Zeit giebt<lb/> es deren in Lothringen nur IM, während 1450 Volksschulklnsseu bestehen.<lb/> Es wäre nun höchst wünschenswert, wenn ihre Zahl vermehrt und wenn sie<lb/> hauptsächlich in den Dienst des deutschen Unterrichts gestellt würden. Die<lb/> wenigen Schulen, bei denen ich befriedigende deutschsprachliche Leistungen finden<lb/> konnte, waren mit eiuer. solchen Kleinkinderschule verbunden, in der die Kleinen<lb/> so viel deutsch sprechen lernten, daß schon die Unterklasse der Volksschule fast<lb/> den gesamten Unterricht in dieser Sprache erteilen konnte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0600]
Das Deutsche in Elsaß-Lothringen
Eingang im Volke zu verschaffen, wird jeder zugeben müssen, der mit den ein¬
schlägigen Verhältnissen vertraut ist-
Das Gesamtergebnis meiner Ermittlungen läßt sich in die Worte zu¬
sammenfassen: Die Fortschritte, die das Deutsche innerhalb des französischen
Sprachgebietes seit 1870 gemacht hat, sind verschwindend klein; die Schüler
haben bei ihrer Entlassung durchschnittlich nur ungenügende Fertigkeit im
Deutschsprechen, auf das es doch vor allem ankommt. Diese Kenntnisse sind
außerdem nicht nachhaltig genug; wo nicht ganz besondre Umstände eintreten,
verflüchtigen sie sich schon nach wenigen Jahren, und die ganze Schularbeit
ist dann umsonst gewesen.
Es sei hier ausdrücklich hinzugefügt, dnß für dieses unerfreuliche Er¬
gebnis der Hauptsache nach nur die gegebnen Verhältnisse, so namentlich die
während der Übergangszeit ans politischen Gründen gebotene Rücksicht und
der Mangel eines geeigneten Lehrkörpers — den ältern Lehrern und Schul-
schwestern fehlte sowohl die Sprachkenntnis als auch die richtige methodische Aus¬
bildung — verantwortlich gemacht werden können. Wer aber mit dem Schreiber
dieser Zeilen die Überzeugung hat, daß die innige Berbindung der französisch
redenden Landesteile mit den deutsch redenden und dein deutscheu Reiche
wesentlich auch von der Ausbreitung der deutschen Sprache abhänge, wird zu¬
geben müssen, daß die Übergangszeit jetzt als beendigt angesehen und zu Ma߬
nahmen gegriffen werden muß, durch die endlich nach dieser Seite hin wirkliche
und bleibende Erfolge geschaffen werden.
Einige praktische, die Förderung des Deutschen bezweckende Vorschläge, die
übrigens keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen, mögen hier noch hinzu¬
gefügt werden.
Der französischen Schulverwaltung kann ein gewisses praktisches Geschick
nicht abgesprochen werden. Es geht dies u. a. daraus hervor, daß sie überall
im deutschen Sprachgebiete Kleinkinderschulen (3^1108 Ä'asM) einrichtete, zu dem
ausgesprochnen Zwecke, schon im vvrschnlpflichtigen Alter die Kinder zum
Französischsprechen anzuleiten. Die in den letzten beiden Jahrzehnten vor dem
Kriege erzielten Erfolge in der Verbreitung des Französischen sind hauptsächlich
aus Rechnung dieser Einrichtung zu setzen. Deutscherseits hat man bis vor
einigen Jahren diese Schulen, die allerdings die Kinder im zartestem Alter der -
hüuskicheu Erziehung entfremden, ziemlich unbeachtet gelassen. Zur Zeit giebt
es deren in Lothringen nur IM, während 1450 Volksschulklnsseu bestehen.
Es wäre nun höchst wünschenswert, wenn ihre Zahl vermehrt und wenn sie
hauptsächlich in den Dienst des deutschen Unterrichts gestellt würden. Die
wenigen Schulen, bei denen ich befriedigende deutschsprachliche Leistungen finden
konnte, waren mit eiuer. solchen Kleinkinderschule verbunden, in der die Kleinen
so viel deutsch sprechen lernten, daß schon die Unterklasse der Volksschule fast
den gesamten Unterricht in dieser Sprache erteilen konnte.
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