Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.Junge Liebe Ja -- geh nur! geh! Ich kann mich darauf verlassen? Ja! Danke, Martha -- danke! Er griff hastig nach seiner Mütze, warf ihr Die Schritte, die näher gekommen waren, hielten gerade in demselben Martha, die sich in Erregung über eine Stuhllehne geworfen hatte, erhob Er war festlich angethan mit rotem Halstuch lind breitkrnmpigem Hute, Ich glaubte, es sei die Mutter, sagte sie nur. Er war an der Thür stehen geblieben und ließ die Angen hastig und Ich komme wohl etwas ungelegen, sagte er und sah sie mit seinein hä߬ Es war ein Herr hier, der ein Glas Pfeffermünze verlangte, sagte sie Hin! Er näherte sich langsam und beugte sich schließlich über den Präsen- Er lud mich ein, ein Glas mit ihm zu trinken. Sieh sieh! Und was liegt denn hier? Weiß Gott, ein blankes Zwei- Martha hatte den Blick erhoben, senkte ihn aber wieder und errötete Junge Liebe Ja — geh nur! geh! Ich kann mich darauf verlassen? Ja! Danke, Martha — danke! Er griff hastig nach seiner Mütze, warf ihr Die Schritte, die näher gekommen waren, hielten gerade in demselben Martha, die sich in Erregung über eine Stuhllehne geworfen hatte, erhob Er war festlich angethan mit rotem Halstuch lind breitkrnmpigem Hute, Ich glaubte, es sei die Mutter, sagte sie nur. Er war an der Thür stehen geblieben und ließ die Angen hastig und Ich komme wohl etwas ungelegen, sagte er und sah sie mit seinein hä߬ Es war ein Herr hier, der ein Glas Pfeffermünze verlangte, sagte sie Hin! Er näherte sich langsam und beugte sich schließlich über den Präsen- Er lud mich ein, ein Glas mit ihm zu trinken. Sieh sieh! Und was liegt denn hier? Weiß Gott, ein blankes Zwei- Martha hatte den Blick erhoben, senkte ihn aber wieder und errötete <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0349" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206348"/> <fw type="header" place="top"> Junge Liebe</fw><lb/> <p xml:id="ID_1184"> Ja — geh nur! geh!</p><lb/> <p xml:id="ID_1185"> Ich kann mich darauf verlassen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1186"> Ja!</p><lb/> <p xml:id="ID_1187"> Danke, Martha — danke! Er griff hastig nach seiner Mütze, warf ihr<lb/> einen Kuß zu und eilte hinaus. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1188"> Die Schritte, die näher gekommen waren, hielten gerade in demselben<lb/> Augenblick auf der Brücke inne, als der junge Mann dnrch die Außenthür<lb/> schlüpfte. Gleich darauf wurden sie wieder vernehmbar, und jetzt klapperten<lb/> sie auf der Diele. Vorsichtig drückte eine Hand auf die Klinke, und die Thür<lb/> ward geöffnet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1189"> Martha, die sich in Erregung über eine Stuhllehne geworfen hatte, erhob<lb/> sich schwankend und strich das Haar mit der Hand aus den Augen. Als sie<lb/> sich aber umwandte, stieß sie einen Schrei ans — Jespers große Gestalt stand<lb/> an der Thür und starrte sie an.</p><lb/> <p xml:id="ID_1190"> Er war festlich angethan mit rotem Halstuch lind breitkrnmpigem Hute,<lb/> sah aber unheimlich bleich aus. Sie fuhr zusammen, als sie seinem Blick<lb/> begegnete, der sie mißtrauisch durchbohrte. Aber plötzlich, wie ein Blitz, ver¬<lb/> wandelte sich der Ausdruck in ihrem Gesicht. Ein unaussprechlicher Wider¬<lb/> wille , eine grenzenlose Verachtung für diesen Menschen erwachte in diesem<lb/> Augenblick in ihrer Seele und schlug ihr wie Flammen aus den Augen; und<lb/> obgleich sie sich uur mit Mühe aufrecht hielt, richtete sie sich mit Aufbietung<lb/> aller Kräfte empor und ging kühl an ihm vorüber durchs Zimmer. Ruhig<lb/> setzte sie sich auf ihren gewöhnlichen Platz ans Fenster und nahm ihre Näh¬<lb/> arbeit zur Hand.</p><lb/> <p xml:id="ID_1191"> Ich glaubte, es sei die Mutter, sagte sie nur.</p><lb/> <p xml:id="ID_1192"> Er war an der Thür stehen geblieben und ließ die Angen hastig und<lb/> prüfend durchs Zimmer gleiten. Endlich fielen sie auf ein Präsentirbrett<lb/> mit einer Flasche und zwei zur Hälfte geleerten Gläsern, das ans dein<lb/> Tische stand.</p><lb/> <p xml:id="ID_1193"> Ich komme wohl etwas ungelegen, sagte er und sah sie mit seinein hä߬<lb/> lichen Lächeln an. Du hattest, wenn ich nicht irre, Besuch?</p><lb/> <p xml:id="ID_1194"> Es war ein Herr hier, der ein Glas Pfeffermünze verlangte, sagte sie<lb/> gleichgiltig.</p><lb/> <p xml:id="ID_1195"> Hin! Er näherte sich langsam und beugte sich schließlich über den Präsen-<lb/> tirteller. Trank er etwa aus zwei Glasern?</p><lb/> <p xml:id="ID_1196"> Er lud mich ein, ein Glas mit ihm zu trinken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1197"> Sieh sieh! Und was liegt denn hier? Weiß Gott, ein blankes Zwei-<lb/> trvueiistück! Er wandte den Kopf nach ihr um, seine Hände, seine blauen<lb/> Lippen, sein ganzer starker Körper zitterte — du hast ihn gut bezahlen lassen!</p><lb/> <p xml:id="ID_1198"> Martha hatte den Blick erhoben, senkte ihn aber wieder und errötete<lb/> leicht.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0349]
Junge Liebe
Ja — geh nur! geh!
Ich kann mich darauf verlassen?
Ja!
Danke, Martha — danke! Er griff hastig nach seiner Mütze, warf ihr
einen Kuß zu und eilte hinaus. —
Die Schritte, die näher gekommen waren, hielten gerade in demselben
Augenblick auf der Brücke inne, als der junge Mann dnrch die Außenthür
schlüpfte. Gleich darauf wurden sie wieder vernehmbar, und jetzt klapperten
sie auf der Diele. Vorsichtig drückte eine Hand auf die Klinke, und die Thür
ward geöffnet.
Martha, die sich in Erregung über eine Stuhllehne geworfen hatte, erhob
sich schwankend und strich das Haar mit der Hand aus den Augen. Als sie
sich aber umwandte, stieß sie einen Schrei ans — Jespers große Gestalt stand
an der Thür und starrte sie an.
Er war festlich angethan mit rotem Halstuch lind breitkrnmpigem Hute,
sah aber unheimlich bleich aus. Sie fuhr zusammen, als sie seinem Blick
begegnete, der sie mißtrauisch durchbohrte. Aber plötzlich, wie ein Blitz, ver¬
wandelte sich der Ausdruck in ihrem Gesicht. Ein unaussprechlicher Wider¬
wille , eine grenzenlose Verachtung für diesen Menschen erwachte in diesem
Augenblick in ihrer Seele und schlug ihr wie Flammen aus den Augen; und
obgleich sie sich uur mit Mühe aufrecht hielt, richtete sie sich mit Aufbietung
aller Kräfte empor und ging kühl an ihm vorüber durchs Zimmer. Ruhig
setzte sie sich auf ihren gewöhnlichen Platz ans Fenster und nahm ihre Näh¬
arbeit zur Hand.
Ich glaubte, es sei die Mutter, sagte sie nur.
Er war an der Thür stehen geblieben und ließ die Angen hastig und
prüfend durchs Zimmer gleiten. Endlich fielen sie auf ein Präsentirbrett
mit einer Flasche und zwei zur Hälfte geleerten Gläsern, das ans dein
Tische stand.
Ich komme wohl etwas ungelegen, sagte er und sah sie mit seinein hä߬
lichen Lächeln an. Du hattest, wenn ich nicht irre, Besuch?
Es war ein Herr hier, der ein Glas Pfeffermünze verlangte, sagte sie
gleichgiltig.
Hin! Er näherte sich langsam und beugte sich schließlich über den Präsen-
tirteller. Trank er etwa aus zwei Glasern?
Er lud mich ein, ein Glas mit ihm zu trinken.
Sieh sieh! Und was liegt denn hier? Weiß Gott, ein blankes Zwei-
trvueiistück! Er wandte den Kopf nach ihr um, seine Hände, seine blauen
Lippen, sein ganzer starker Körper zitterte — du hast ihn gut bezahlen lassen!
Martha hatte den Blick erhoben, senkte ihn aber wieder und errötete
leicht.
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