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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

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Der Kronprinz Friedrich Wilhelm

lichen Bedingungen une die Staate" des Nordhundes in den Bund treten, und
wir dürfen hoffen, daß sie dies selbst wollen, wenn auch nicht sämtlich so warm
wie Baden," Das fand der Kronprinz selbstverständlich, aber er fragte wieder:
"Und was soll der König von Preußen werden?" Freytag erwiederte: "Kriegs'
l>err des neuen Bundes, Braucht man dafür einen Name", so wird dieser sich
wohl finden. Im Notfalle kann man ja eine uralte volkstümliche Bezeichnung
zu neuer Ehre erheben und den königlichen Titeln die Worte Herzog von
Deutschland beizufügen. Die Preuße" begehren für ihren König keinen neuen
Name", nur die Macht." Da aber brach der Kronprinz stark heraus, und sein
Ange leuchtete. "Nein, rief er ans, er muß Kaiser werden!" "Betroffen sah
ich ans den Herrn, erzählt der Verfasser weiter; er hatte seine" Generalsmaiitel
so umgelegt, daß er wie el" Köiiigsmaiitel seine hohe Gestalt umschloß, "ut
"in de" Hals die goldne Kette des Hohenzollernordens geschlungen, die er doch
sonst in der Ruhe des Lagers nicht zu tragen Pflegte, und schritt gehoben
(wir würden das, wen" wirs i"s Englische zu übertragen hätten, mit ^irntioll
wiedergeben) ans dem Dorfanger dahin." Tableau, bei dem wir begreifen
würden, daß "der Hörer diesen Ausdruck warmen Begehren? bei de"? künftigen
Könige von Preußen ohne Begeisterung vernahm," auch wenn er das nicht
mit geschichtlichen und politischen Gründen motivirte. "Den Einwarf, daß die
süddeutsche" Könige schwerlich "lit solcher Einrichtung zufrieden sein würden,
beantwortete der Herr mit der Annahme, daß bereits die Macht vorhanden sei,
Widerstrebende zu nötige". Die naheliegende" Bedenke" hiergegen hörte er
geduldig n"; dann wurde er selbst beredt und sprach von der Bedeutung und
hohen Würde des deutscheu .Kaisertums; daß die Kaiserwürde zuletzt ein Wert
""d Ausehe" gering geworden sei, räumte er ein, "aber das soll jetzt anders
werde"," Er gab bereitwillig zu, daß die Wiederbelebung des Kaisertums
etwas weit besseres schaffen müsse, als i" früher" Jahrhunderten bestanden
habe, konnte aber nicht dem Gedanken entsagen >seinem Hauptgedanke" ""d
ersten und letzten Beweggrund bei der Sache, wie man sieht>, daß der Kv"ig
vo" Preußen als Kaiser vo" Deutschland Erbe der alten tausendjährigen
Würden "ut Ehren sei" werde," Dies und ähnliches wurde lauge verhandelt,
nicht alles zum erstenmale; denn schon während des Reichstags von 1867
hatte der Kronprinz einer Auseinandersetzung Freytags, i" der er seiner bürger¬
lichen Auffassung des fürstlichen Berufs Worte gegeben hatte, dadurch ein Ende
gemacht, daß er lebhaft herausgebrochen war: "Hören Sie an. Als ich während
der französische" Ausstellung mit mei"e>" Vater in Paris war, sandte Kaiser
Napoleon die Anfrage: Da der Kaiser von Rußland seinen Besuch angekündigt
habe, so wünsche er von dem Könige zu erfahren, wie dieser es mit den Rang-
-Verhältnissen der hohen Gäste gehalten haben wolle, er, Napoleon, werde alles
nach dem Wunsche des Königs einrichten. Da antwortete mei" Vater: "Dein
Kaiser gebührt immer der Vorrang." -- "Das soll aber kein Hohenzollern


Der Kronprinz Friedrich Wilhelm

lichen Bedingungen une die Staate» des Nordhundes in den Bund treten, und
wir dürfen hoffen, daß sie dies selbst wollen, wenn auch nicht sämtlich so warm
wie Baden," Das fand der Kronprinz selbstverständlich, aber er fragte wieder:
„Und was soll der König von Preußen werden?" Freytag erwiederte: „Kriegs'
l>err des neuen Bundes, Braucht man dafür einen Name», so wird dieser sich
wohl finden. Im Notfalle kann man ja eine uralte volkstümliche Bezeichnung
zu neuer Ehre erheben und den königlichen Titeln die Worte Herzog von
Deutschland beizufügen. Die Preuße» begehren für ihren König keinen neuen
Name», nur die Macht." Da aber brach der Kronprinz stark heraus, und sein
Ange leuchtete. „Nein, rief er ans, er muß Kaiser werden!" „Betroffen sah
ich ans den Herrn, erzählt der Verfasser weiter; er hatte seine» Generalsmaiitel
so umgelegt, daß er wie el» Köiiigsmaiitel seine hohe Gestalt umschloß, »ut
»in de» Hals die goldne Kette des Hohenzollernordens geschlungen, die er doch
sonst in der Ruhe des Lagers nicht zu tragen Pflegte, und schritt gehoben
(wir würden das, wen» wirs i»s Englische zu übertragen hätten, mit ^irntioll
wiedergeben) ans dem Dorfanger dahin." Tableau, bei dem wir begreifen
würden, daß „der Hörer diesen Ausdruck warmen Begehren? bei de»? künftigen
Könige von Preußen ohne Begeisterung vernahm," auch wenn er das nicht
mit geschichtlichen und politischen Gründen motivirte. „Den Einwarf, daß die
süddeutsche» Könige schwerlich »lit solcher Einrichtung zufrieden sein würden,
beantwortete der Herr mit der Annahme, daß bereits die Macht vorhanden sei,
Widerstrebende zu nötige». Die naheliegende» Bedenke» hiergegen hörte er
geduldig n»; dann wurde er selbst beredt und sprach von der Bedeutung und
hohen Würde des deutscheu .Kaisertums; daß die Kaiserwürde zuletzt ein Wert
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werde»,« Er gab bereitwillig zu, daß die Wiederbelebung des Kaisertums
etwas weit besseres schaffen müsse, als i» früher» Jahrhunderten bestanden
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ersten und letzten Beweggrund bei der Sache, wie man sieht>, daß der Kv»ig
vo» Preußen als Kaiser vo» Deutschland Erbe der alten tausendjährigen
Würden »ut Ehren sei» werde," Dies und ähnliches wurde lauge verhandelt,
nicht alles zum erstenmale; denn schon während des Reichstags von 1867
hatte der Kronprinz einer Auseinandersetzung Freytags, i» der er seiner bürger¬
lichen Auffassung des fürstlichen Berufs Worte gegeben hatte, dadurch ein Ende
gemacht, daß er lebhaft herausgebrochen war: „Hören Sie an. Als ich während
der französische» Ausstellung mit mei»e>» Vater in Paris war, sandte Kaiser
Napoleon die Anfrage: Da der Kaiser von Rußland seinen Besuch angekündigt
habe, so wünsche er von dem Könige zu erfahren, wie dieser es mit den Rang-
-Verhältnissen der hohen Gäste gehalten haben wolle, er, Napoleon, werde alles
nach dem Wunsche des Königs einrichten. Da antwortete mei» Vater: »Dein
Kaiser gebührt immer der Vorrang.« — »Das soll aber kein Hohenzollern


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[0322] Der Kronprinz Friedrich Wilhelm lichen Bedingungen une die Staate» des Nordhundes in den Bund treten, und wir dürfen hoffen, daß sie dies selbst wollen, wenn auch nicht sämtlich so warm wie Baden," Das fand der Kronprinz selbstverständlich, aber er fragte wieder: „Und was soll der König von Preußen werden?" Freytag erwiederte: „Kriegs' l>err des neuen Bundes, Braucht man dafür einen Name», so wird dieser sich wohl finden. Im Notfalle kann man ja eine uralte volkstümliche Bezeichnung zu neuer Ehre erheben und den königlichen Titeln die Worte Herzog von Deutschland beizufügen. Die Preuße» begehren für ihren König keinen neuen Name», nur die Macht." Da aber brach der Kronprinz stark heraus, und sein Ange leuchtete. „Nein, rief er ans, er muß Kaiser werden!" „Betroffen sah ich ans den Herrn, erzählt der Verfasser weiter; er hatte seine» Generalsmaiitel so umgelegt, daß er wie el» Köiiigsmaiitel seine hohe Gestalt umschloß, »ut »in de» Hals die goldne Kette des Hohenzollernordens geschlungen, die er doch sonst in der Ruhe des Lagers nicht zu tragen Pflegte, und schritt gehoben (wir würden das, wen» wirs i»s Englische zu übertragen hätten, mit ^irntioll wiedergeben) ans dem Dorfanger dahin." Tableau, bei dem wir begreifen würden, daß „der Hörer diesen Ausdruck warmen Begehren? bei de»? künftigen Könige von Preußen ohne Begeisterung vernahm," auch wenn er das nicht mit geschichtlichen und politischen Gründen motivirte. „Den Einwarf, daß die süddeutsche» Könige schwerlich »lit solcher Einrichtung zufrieden sein würden, beantwortete der Herr mit der Annahme, daß bereits die Macht vorhanden sei, Widerstrebende zu nötige». Die naheliegende» Bedenke» hiergegen hörte er geduldig n»; dann wurde er selbst beredt und sprach von der Bedeutung und hohen Würde des deutscheu .Kaisertums; daß die Kaiserwürde zuletzt ein Wert »»d Ausehe» gering geworden sei, räumte er ein, »aber das soll jetzt anders werde»,« Er gab bereitwillig zu, daß die Wiederbelebung des Kaisertums etwas weit besseres schaffen müsse, als i» früher» Jahrhunderten bestanden habe, konnte aber nicht dem Gedanken entsagen >seinem Hauptgedanke» »»d ersten und letzten Beweggrund bei der Sache, wie man sieht>, daß der Kv»ig vo» Preußen als Kaiser vo» Deutschland Erbe der alten tausendjährigen Würden »ut Ehren sei» werde," Dies und ähnliches wurde lauge verhandelt, nicht alles zum erstenmale; denn schon während des Reichstags von 1867 hatte der Kronprinz einer Auseinandersetzung Freytags, i» der er seiner bürger¬ lichen Auffassung des fürstlichen Berufs Worte gegeben hatte, dadurch ein Ende gemacht, daß er lebhaft herausgebrochen war: „Hören Sie an. Als ich während der französische» Ausstellung mit mei»e>» Vater in Paris war, sandte Kaiser Napoleon die Anfrage: Da der Kaiser von Rußland seinen Besuch angekündigt habe, so wünsche er von dem Könige zu erfahren, wie dieser es mit den Rang- -Verhältnissen der hohen Gäste gehalten haben wolle, er, Napoleon, werde alles nach dem Wunsche des Königs einrichten. Da antwortete mei» Vater: »Dein Kaiser gebührt immer der Vorrang.« — »Das soll aber kein Hohenzollern

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/322>, abgerufen am 22.12.2024.