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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

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Der Kronprinz Friedrich Mitbeten

plizirten Waffen, als auch des Eindrucks der riesigen Verluste zu ihrer glück¬
liche!: Durchführung Truppen von vorzüglicher Beschaffenheit verlangen.

Wir sind also auf dem richtigen Wege, wenn wir nicht uur die Zahl
unsrer Streitkräfte, sondern auch die Beschaffenheit derselbe" zu heben bestrebt
sind. Nur gute Truppen werden Großes vollbringen, mittelmäßige oder gar
mangelhafte werden niemals den erforderlichen moralischen Halt haben, mögen
sie auch noch so zahlreich sein.

In: übrigen behält beim rauchfreien Pulver das alte Sprichwort Recht:
Es wird nichts fo heiß gegessen, wie es gekocht wird.


Hans I^el


Der Kronprinz Friedrich Wilhelm
Lin Bild von Freundeshand

harakterbilder, von Freunden der Originale dargeboten, pflegen
einerseits einem günstigen Vorurteil, anderseits aber anch einem
gewissen Bedenken zu begegnen, zumal wenn der Gegenstand des
Gemäldes nicht mehr unter den Lebenden weilt. Der Maler
hat, sagen uur uns, als Freund diesen seinen Gegenstand häufiger,
länger und aus größerer Nähe beobachten können als andre, aber er hat ihn mit
den Angen des Freundes, also mehr oder minder befangen gesehen oder mit
der rücksichtsvollen Hand eines solchen dargestellt, wobei nur oder doch vor¬
züglich die erfreulichem Züge zur Geltung kommen. Mit solchen Gedanken
lasen wir die Anzeige der kleinen Schrift, die in diesen Tagen unter dem Titel
Der Kronprinz und die deutsche Kaiserkrone. Erinnerungsblätter von
Gustav Freytag (Leipzig, Verlag von S. Hirzel) erschienen ist. Aber wir
fanden uns in verschiedner Hinsicht beim Durchlesen der Schrift selbst euttüuscht;
namentlich unsre zweite Voraussetzung traf nicht zu, der Verfasser hat viel¬
mehr auch solche Züge im Charakter des verewigten fürstlichen Herrn wiederge¬
geben, die ein andrer befreundeter Beobachter wohl als bedenklich weggelassen
hätte. Weit davon entfernt, ihm das zu verübeln, danken wir ihm vielmehr
für die Überwindung, die es ihm ohne Zweifel gekostet haben wird, nach Mög¬
lichkeit die volle Wahrheit zu berichten. Er hat damit für die Geschichte ge¬
arbeitet und ihr ein Bild geliefert, das ausnahmsweise, obwohl von Freundes¬
hand ausgeführt, ja gerade deshalb, besondern Wert besitzt. In der Freude


Der Kronprinz Friedrich Mitbeten

plizirten Waffen, als auch des Eindrucks der riesigen Verluste zu ihrer glück¬
liche!: Durchführung Truppen von vorzüglicher Beschaffenheit verlangen.

Wir sind also auf dem richtigen Wege, wenn wir nicht uur die Zahl
unsrer Streitkräfte, sondern auch die Beschaffenheit derselbe» zu heben bestrebt
sind. Nur gute Truppen werden Großes vollbringen, mittelmäßige oder gar
mangelhafte werden niemals den erforderlichen moralischen Halt haben, mögen
sie auch noch so zahlreich sein.

In: übrigen behält beim rauchfreien Pulver das alte Sprichwort Recht:
Es wird nichts fo heiß gegessen, wie es gekocht wird.


Hans I^el


Der Kronprinz Friedrich Wilhelm
Lin Bild von Freundeshand

harakterbilder, von Freunden der Originale dargeboten, pflegen
einerseits einem günstigen Vorurteil, anderseits aber anch einem
gewissen Bedenken zu begegnen, zumal wenn der Gegenstand des
Gemäldes nicht mehr unter den Lebenden weilt. Der Maler
hat, sagen uur uns, als Freund diesen seinen Gegenstand häufiger,
länger und aus größerer Nähe beobachten können als andre, aber er hat ihn mit
den Angen des Freundes, also mehr oder minder befangen gesehen oder mit
der rücksichtsvollen Hand eines solchen dargestellt, wobei nur oder doch vor¬
züglich die erfreulichem Züge zur Geltung kommen. Mit solchen Gedanken
lasen wir die Anzeige der kleinen Schrift, die in diesen Tagen unter dem Titel
Der Kronprinz und die deutsche Kaiserkrone. Erinnerungsblätter von
Gustav Freytag (Leipzig, Verlag von S. Hirzel) erschienen ist. Aber wir
fanden uns in verschiedner Hinsicht beim Durchlesen der Schrift selbst euttüuscht;
namentlich unsre zweite Voraussetzung traf nicht zu, der Verfasser hat viel¬
mehr auch solche Züge im Charakter des verewigten fürstlichen Herrn wiederge¬
geben, die ein andrer befreundeter Beobachter wohl als bedenklich weggelassen
hätte. Weit davon entfernt, ihm das zu verübeln, danken wir ihm vielmehr
für die Überwindung, die es ihm ohne Zweifel gekostet haben wird, nach Mög¬
lichkeit die volle Wahrheit zu berichten. Er hat damit für die Geschichte ge¬
arbeitet und ihr ein Bild geliefert, das ausnahmsweise, obwohl von Freundes¬
hand ausgeführt, ja gerade deshalb, besondern Wert besitzt. In der Freude


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[0320] Der Kronprinz Friedrich Mitbeten plizirten Waffen, als auch des Eindrucks der riesigen Verluste zu ihrer glück¬ liche!: Durchführung Truppen von vorzüglicher Beschaffenheit verlangen. Wir sind also auf dem richtigen Wege, wenn wir nicht uur die Zahl unsrer Streitkräfte, sondern auch die Beschaffenheit derselbe» zu heben bestrebt sind. Nur gute Truppen werden Großes vollbringen, mittelmäßige oder gar mangelhafte werden niemals den erforderlichen moralischen Halt haben, mögen sie auch noch so zahlreich sein. In: übrigen behält beim rauchfreien Pulver das alte Sprichwort Recht: Es wird nichts fo heiß gegessen, wie es gekocht wird. Hans I^el Der Kronprinz Friedrich Wilhelm Lin Bild von Freundeshand harakterbilder, von Freunden der Originale dargeboten, pflegen einerseits einem günstigen Vorurteil, anderseits aber anch einem gewissen Bedenken zu begegnen, zumal wenn der Gegenstand des Gemäldes nicht mehr unter den Lebenden weilt. Der Maler hat, sagen uur uns, als Freund diesen seinen Gegenstand häufiger, länger und aus größerer Nähe beobachten können als andre, aber er hat ihn mit den Angen des Freundes, also mehr oder minder befangen gesehen oder mit der rücksichtsvollen Hand eines solchen dargestellt, wobei nur oder doch vor¬ züglich die erfreulichem Züge zur Geltung kommen. Mit solchen Gedanken lasen wir die Anzeige der kleinen Schrift, die in diesen Tagen unter dem Titel Der Kronprinz und die deutsche Kaiserkrone. Erinnerungsblätter von Gustav Freytag (Leipzig, Verlag von S. Hirzel) erschienen ist. Aber wir fanden uns in verschiedner Hinsicht beim Durchlesen der Schrift selbst euttüuscht; namentlich unsre zweite Voraussetzung traf nicht zu, der Verfasser hat viel¬ mehr auch solche Züge im Charakter des verewigten fürstlichen Herrn wiederge¬ geben, die ein andrer befreundeter Beobachter wohl als bedenklich weggelassen hätte. Weit davon entfernt, ihm das zu verübeln, danken wir ihm vielmehr für die Überwindung, die es ihm ohne Zweifel gekostet haben wird, nach Mög¬ lichkeit die volle Wahrheit zu berichten. Er hat damit für die Geschichte ge¬ arbeitet und ihr ein Bild geliefert, das ausnahmsweise, obwohl von Freundes¬ hand ausgeführt, ja gerade deshalb, besondern Wert besitzt. In der Freude

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/320>, abgerufen am 02.07.2024.