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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

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Der I'ravvvpwr fiermimiae

Schreiben anschloß, erschien er um 22. Oktober in der Stadt und verweilte
hier bis zum, 31., um an den Beratungen über die Umgestaltung der Uni¬
versität teilzunehmen. Später übte er durch seine Schüler, die er mit Erfolg
zu Professoren empfohlen hatte, den größten Einfluß ans die reformirte Anstalt
aus. Solche Schüler waren Mnyllns, der Philolog Xhlander, der Ethiker
Strigel und Melanchthous Bruderssohn Sigismund. Bald zeigte sich auch
an der wachsenden Zahl der Studenten, daß der ?rs,<z(;vxtm- ^ern-Ms"; nicht
vergebens in Heidelberg gewesen war: während sie 1555 nur 38 betragen
hatte, war sie bereits zwei Jahre später auf 114 und 1560 auf 143 gestiegen.

Die Reformation hat nicht bloß alte Hochschulen in ihrem nud im huma¬
nistischen Geiste umgewandelt, sondern auch neue gegründet, und zwar zuerst
die in Marburg, die Lieblingsschöpfung Philipps des Großmütigen. Philipp
machte 1524 zufällig Bekanntschaft mit Melanchthon, als er ihm bei der Rück¬
kehr von Breiten nach Wittenberg bei Frankfurt auf der Landstraße begegnete,
und ließ sich von ihm beim Scheiden versprechen, ihm die Hauptsätze der
evangelische!? Lehre in einer Denkschrift zusammenzustellen. Dies geschah, und
bald darauf erfolgte die Reformirung des hessischen Landes und die Gründung
einer evangelischen Universität, die 1527 mit elf Professoren, worunter drei
theologische, ein juristischer, ein medizinischer und sechs philosophische waren,
ins Leben trat. Das eigentliche Statut erging erst im August 1529. Aus
Briefen Melanchthons läßt sich nicht darthun, daß er großen Einfluß aus die
Gründung und Gestaltung dieser Hochschule ausgeübt hätte, wohl aber sprechen
Thatsachen dafür, daß er von der Sache unterrichtet gewesen ist und ans sie
durch Empfehlung von Schülern und Freunden eingewirkt hat. Die erste
Marburger Lektivnsvrdnung gleicht im wesentlichen der Wittenberger von 1536,
die ersten Lehrer der neuen Hochschule Ware" fast alle Wittenberger, die ersten
Rektoren, Ferrarius und Crato, Schüler und Freunde Melanchthous, und
1536 unterstützte er die Wahl des Dichterkönigs Evbanus Hessus zum Professor
in Marburg.

Ganz uuter der Einwirkung Melanchthous entstand die Universität Königs¬
berg. Markgraf Albrecht von Preußen wandte sich frühzeitig dem. neuen Lichte
zu, stand in lebhaftem Briefwechsel mit seineu Hauptträgern in Wittenberg und ließ
Unterthanen dort studiren. 1540 aber beriet er sich mit Brismanu und Poliander,
Freunden Melanchthons, und mit andern Gelehrten über die Errichtung einer
eignen Hochschule, und zwei Jahre nachher wurde damit begonnen; 1544 wurde
sie feierlich eingeweiht. Ihre Einrichtung folgte in allein wesentlichen dem Witten¬
berger Muster. Als Dozenten werden die Doktoren Sabinus (der Schwieger¬
sohn Melanchthons und von diesem und Camerarius empfohlen), Napagelanus
nud Jonas und die Magister Isländer, Hoppe, Rimmich und Adam aufgezählt.
Sie waren großenteils in Wittenberg und besonders von Melanchthon geschult,
der über die Gründung der Universität mit Albrecht zahlreiche Briefe gewechselt


Der I'ravvvpwr fiermimiae

Schreiben anschloß, erschien er um 22. Oktober in der Stadt und verweilte
hier bis zum, 31., um an den Beratungen über die Umgestaltung der Uni¬
versität teilzunehmen. Später übte er durch seine Schüler, die er mit Erfolg
zu Professoren empfohlen hatte, den größten Einfluß ans die reformirte Anstalt
aus. Solche Schüler waren Mnyllns, der Philolog Xhlander, der Ethiker
Strigel und Melanchthous Bruderssohn Sigismund. Bald zeigte sich auch
an der wachsenden Zahl der Studenten, daß der ?rs,<z(;vxtm- ^ern-Ms«; nicht
vergebens in Heidelberg gewesen war: während sie 1555 nur 38 betragen
hatte, war sie bereits zwei Jahre später auf 114 und 1560 auf 143 gestiegen.

Die Reformation hat nicht bloß alte Hochschulen in ihrem nud im huma¬
nistischen Geiste umgewandelt, sondern auch neue gegründet, und zwar zuerst
die in Marburg, die Lieblingsschöpfung Philipps des Großmütigen. Philipp
machte 1524 zufällig Bekanntschaft mit Melanchthon, als er ihm bei der Rück¬
kehr von Breiten nach Wittenberg bei Frankfurt auf der Landstraße begegnete,
und ließ sich von ihm beim Scheiden versprechen, ihm die Hauptsätze der
evangelische!? Lehre in einer Denkschrift zusammenzustellen. Dies geschah, und
bald darauf erfolgte die Reformirung des hessischen Landes und die Gründung
einer evangelischen Universität, die 1527 mit elf Professoren, worunter drei
theologische, ein juristischer, ein medizinischer und sechs philosophische waren,
ins Leben trat. Das eigentliche Statut erging erst im August 1529. Aus
Briefen Melanchthons läßt sich nicht darthun, daß er großen Einfluß aus die
Gründung und Gestaltung dieser Hochschule ausgeübt hätte, wohl aber sprechen
Thatsachen dafür, daß er von der Sache unterrichtet gewesen ist und ans sie
durch Empfehlung von Schülern und Freunden eingewirkt hat. Die erste
Marburger Lektivnsvrdnung gleicht im wesentlichen der Wittenberger von 1536,
die ersten Lehrer der neuen Hochschule Ware» fast alle Wittenberger, die ersten
Rektoren, Ferrarius und Crato, Schüler und Freunde Melanchthous, und
1536 unterstützte er die Wahl des Dichterkönigs Evbanus Hessus zum Professor
in Marburg.

Ganz uuter der Einwirkung Melanchthous entstand die Universität Königs¬
berg. Markgraf Albrecht von Preußen wandte sich frühzeitig dem. neuen Lichte
zu, stand in lebhaftem Briefwechsel mit seineu Hauptträgern in Wittenberg und ließ
Unterthanen dort studiren. 1540 aber beriet er sich mit Brismanu und Poliander,
Freunden Melanchthons, und mit andern Gelehrten über die Errichtung einer
eignen Hochschule, und zwei Jahre nachher wurde damit begonnen; 1544 wurde
sie feierlich eingeweiht. Ihre Einrichtung folgte in allein wesentlichen dem Witten¬
berger Muster. Als Dozenten werden die Doktoren Sabinus (der Schwieger¬
sohn Melanchthons und von diesem und Camerarius empfohlen), Napagelanus
nud Jonas und die Magister Isländer, Hoppe, Rimmich und Adam aufgezählt.
Sie waren großenteils in Wittenberg und besonders von Melanchthon geschult,
der über die Gründung der Universität mit Albrecht zahlreiche Briefe gewechselt


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[0239] Der I'ravvvpwr fiermimiae Schreiben anschloß, erschien er um 22. Oktober in der Stadt und verweilte hier bis zum, 31., um an den Beratungen über die Umgestaltung der Uni¬ versität teilzunehmen. Später übte er durch seine Schüler, die er mit Erfolg zu Professoren empfohlen hatte, den größten Einfluß ans die reformirte Anstalt aus. Solche Schüler waren Mnyllns, der Philolog Xhlander, der Ethiker Strigel und Melanchthous Bruderssohn Sigismund. Bald zeigte sich auch an der wachsenden Zahl der Studenten, daß der ?rs,<z(;vxtm- ^ern-Ms«; nicht vergebens in Heidelberg gewesen war: während sie 1555 nur 38 betragen hatte, war sie bereits zwei Jahre später auf 114 und 1560 auf 143 gestiegen. Die Reformation hat nicht bloß alte Hochschulen in ihrem nud im huma¬ nistischen Geiste umgewandelt, sondern auch neue gegründet, und zwar zuerst die in Marburg, die Lieblingsschöpfung Philipps des Großmütigen. Philipp machte 1524 zufällig Bekanntschaft mit Melanchthon, als er ihm bei der Rück¬ kehr von Breiten nach Wittenberg bei Frankfurt auf der Landstraße begegnete, und ließ sich von ihm beim Scheiden versprechen, ihm die Hauptsätze der evangelische!? Lehre in einer Denkschrift zusammenzustellen. Dies geschah, und bald darauf erfolgte die Reformirung des hessischen Landes und die Gründung einer evangelischen Universität, die 1527 mit elf Professoren, worunter drei theologische, ein juristischer, ein medizinischer und sechs philosophische waren, ins Leben trat. Das eigentliche Statut erging erst im August 1529. Aus Briefen Melanchthons läßt sich nicht darthun, daß er großen Einfluß aus die Gründung und Gestaltung dieser Hochschule ausgeübt hätte, wohl aber sprechen Thatsachen dafür, daß er von der Sache unterrichtet gewesen ist und ans sie durch Empfehlung von Schülern und Freunden eingewirkt hat. Die erste Marburger Lektivnsvrdnung gleicht im wesentlichen der Wittenberger von 1536, die ersten Lehrer der neuen Hochschule Ware» fast alle Wittenberger, die ersten Rektoren, Ferrarius und Crato, Schüler und Freunde Melanchthous, und 1536 unterstützte er die Wahl des Dichterkönigs Evbanus Hessus zum Professor in Marburg. Ganz uuter der Einwirkung Melanchthous entstand die Universität Königs¬ berg. Markgraf Albrecht von Preußen wandte sich frühzeitig dem. neuen Lichte zu, stand in lebhaftem Briefwechsel mit seineu Hauptträgern in Wittenberg und ließ Unterthanen dort studiren. 1540 aber beriet er sich mit Brismanu und Poliander, Freunden Melanchthons, und mit andern Gelehrten über die Errichtung einer eignen Hochschule, und zwei Jahre nachher wurde damit begonnen; 1544 wurde sie feierlich eingeweiht. Ihre Einrichtung folgte in allein wesentlichen dem Witten¬ berger Muster. Als Dozenten werden die Doktoren Sabinus (der Schwieger¬ sohn Melanchthons und von diesem und Camerarius empfohlen), Napagelanus nud Jonas und die Magister Isländer, Hoppe, Rimmich und Adam aufgezählt. Sie waren großenteils in Wittenberg und besonders von Melanchthon geschult, der über die Gründung der Universität mit Albrecht zahlreiche Briefe gewechselt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/239>, abgerufen am 22.12.2024.