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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

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könnte. Als hierzu geeignet tverden Camerarills in Tübingen, Miehllus und
Sturni in Straßburg empfohlen. Die Professur der Mathematik soll mit
Borner besetzt werden. Sodann wird eine feste Ordnung der regelmäßigen
Vorlesungen in dieser Fakultät für erforderlich erklärt, für welche acht Profes¬
soren ausreichen sollten. Ein schönes Bild malt sich Melanchthon für die
Zukunft aus, wenn die beiden Nachbaruniversitäten Wittenberg und Leipzig
neben einander blühen und die wahre Lehre stützen und fördern werden. Nachdem
Camerarius übergesiedelt war, kam Melanchthon häufig nach Leipzig, bald zur
Prüfung von Stipendiaten, bald zu Promotionen eingeladen, much lieferte er
Gutachten bei Streitigkeiten der Theologen und empfahl Kandidaten bei der
Wiederbcsetznng erledigter Professuren. Die Universität aber hob sich mit seiner
Beihilfe rasch: 153!) waren nur 123 neue Studenten hinzugekommen, 1540
erfolgten schon 2""4 Immatrikulationen, im Jahre 1544 394, im nächsten 413.

Zu den Hochschulen, die durch Melanchthon und seine Schiller nach tiefem
Verfall wieder emporgehoben wurden, gehört Rostock. Die Universität war
hier auch infolge von Eingriffen des Rates der Stadt dein Untergange nahe,
und die Mehrzahl der Studenten hatte sich verlaufen, als Arnold Burenins,
ein Zögling des kraövöxwr 6erni.s.mio, hier seine Vorlesungen begann, nach
den Grundsätzen seines Lehrers den Unterricht um gestaltete und mit großer
Strenge der eingerissenen Zuchtlosigkeit zunächst im Lollög'inen, ^.quiluo ein
Ende "lachte. Andre Schiller Melanchthvns folgten als Professoren, Nnrisaber,
Heßhusius, Caselius und Chyträus, und als mit dem Aufkommen der strenger"
lutherischen Richtung u"ter deu Rostocker Theologen der Einfluß Melauchthons
in deren Fakultät aufhörte, dauerte er in der philosophischen fort, unter andern
wurde sein Lehrbuch der Physik hier eingeführt.

Unter den süddeutschen Hochschulen stand Melanchthon Heidelberg, die
Universität seiner pfälzischen Heimat, besonders nahe. Sie holte öfter seinen
Rat ein, ihre Artistenfakultät beschenkte ihn, als er 1524 seine betagte Mutter
im nahen Vretteu besuchte, mit einem silberne" Becher, und als der .Kurfürst
Friedrich der Zweite zu eiuer Reform der yeruntergekonunenen Anstalt schritt,
bat er den sächsische" Kurfürsten, ihm Melanchthon für diesen Zweck auf einige
Zeit, zu überlassen. Die Bitte wurde abgelehnt, aber als Friedrichs Nachfolger
Ottheinrich die Reformation in seinem Lande einführte und den Plan einer
Umgestaltung der Universität thatkräftig wieder aufnahm, so lieh ihm Melanch¬
thon dabei seinen Beistand. Zwar folgte er der 1556 an ihn ergaugnen Be¬
rufung nach Heidelberg nicht, sondern verblieb in seinem sächsische" "Schedler,"
wo er sich "wie der mi den Kaukasus geschmiedete Prometheus" vorkam. Aber
als er sich im Herbste l557 um dem Religivnsgespräch in Worms beteiligte
und er vom Kurfürsten Ottheinrich eingeladen wurde, "ach Heidelberg herüber¬
zukommen und bei der Abfassung der neuen Statute" für die Universität mit¬
zuwirken, eine Einladung, der sich die letztere in einem höchst schmeichelhafte"


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könnte. Als hierzu geeignet tverden Camerarills in Tübingen, Miehllus und
Sturni in Straßburg empfohlen. Die Professur der Mathematik soll mit
Borner besetzt werden. Sodann wird eine feste Ordnung der regelmäßigen
Vorlesungen in dieser Fakultät für erforderlich erklärt, für welche acht Profes¬
soren ausreichen sollten. Ein schönes Bild malt sich Melanchthon für die
Zukunft aus, wenn die beiden Nachbaruniversitäten Wittenberg und Leipzig
neben einander blühen und die wahre Lehre stützen und fördern werden. Nachdem
Camerarius übergesiedelt war, kam Melanchthon häufig nach Leipzig, bald zur
Prüfung von Stipendiaten, bald zu Promotionen eingeladen, much lieferte er
Gutachten bei Streitigkeiten der Theologen und empfahl Kandidaten bei der
Wiederbcsetznng erledigter Professuren. Die Universität aber hob sich mit seiner
Beihilfe rasch: 153!) waren nur 123 neue Studenten hinzugekommen, 1540
erfolgten schon 2«»4 Immatrikulationen, im Jahre 1544 394, im nächsten 413.

Zu den Hochschulen, die durch Melanchthon und seine Schiller nach tiefem
Verfall wieder emporgehoben wurden, gehört Rostock. Die Universität war
hier auch infolge von Eingriffen des Rates der Stadt dein Untergange nahe,
und die Mehrzahl der Studenten hatte sich verlaufen, als Arnold Burenins,
ein Zögling des kraövöxwr 6erni.s.mio, hier seine Vorlesungen begann, nach
den Grundsätzen seines Lehrers den Unterricht um gestaltete und mit großer
Strenge der eingerissenen Zuchtlosigkeit zunächst im Lollög'inen, ^.quiluo ein
Ende »lachte. Andre Schiller Melanchthvns folgten als Professoren, Nnrisaber,
Heßhusius, Caselius und Chyträus, und als mit dem Aufkommen der strenger»
lutherischen Richtung u»ter deu Rostocker Theologen der Einfluß Melauchthons
in deren Fakultät aufhörte, dauerte er in der philosophischen fort, unter andern
wurde sein Lehrbuch der Physik hier eingeführt.

Unter den süddeutschen Hochschulen stand Melanchthon Heidelberg, die
Universität seiner pfälzischen Heimat, besonders nahe. Sie holte öfter seinen
Rat ein, ihre Artistenfakultät beschenkte ihn, als er 1524 seine betagte Mutter
im nahen Vretteu besuchte, mit einem silberne» Becher, und als der .Kurfürst
Friedrich der Zweite zu eiuer Reform der yeruntergekonunenen Anstalt schritt,
bat er den sächsische» Kurfürsten, ihm Melanchthon für diesen Zweck auf einige
Zeit, zu überlassen. Die Bitte wurde abgelehnt, aber als Friedrichs Nachfolger
Ottheinrich die Reformation in seinem Lande einführte und den Plan einer
Umgestaltung der Universität thatkräftig wieder aufnahm, so lieh ihm Melanch¬
thon dabei seinen Beistand. Zwar folgte er der 1556 an ihn ergaugnen Be¬
rufung nach Heidelberg nicht, sondern verblieb in seinem sächsische» „Schedler,"
wo er sich „wie der mi den Kaukasus geschmiedete Prometheus" vorkam. Aber
als er sich im Herbste l557 um dem Religivnsgespräch in Worms beteiligte
und er vom Kurfürsten Ottheinrich eingeladen wurde, »ach Heidelberg herüber¬
zukommen und bei der Abfassung der neuen Statute» für die Universität mit¬
zuwirken, eine Einladung, der sich die letztere in einem höchst schmeichelhafte»


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[0238] Der ^i^eceptOr (levni^niste könnte. Als hierzu geeignet tverden Camerarills in Tübingen, Miehllus und Sturni in Straßburg empfohlen. Die Professur der Mathematik soll mit Borner besetzt werden. Sodann wird eine feste Ordnung der regelmäßigen Vorlesungen in dieser Fakultät für erforderlich erklärt, für welche acht Profes¬ soren ausreichen sollten. Ein schönes Bild malt sich Melanchthon für die Zukunft aus, wenn die beiden Nachbaruniversitäten Wittenberg und Leipzig neben einander blühen und die wahre Lehre stützen und fördern werden. Nachdem Camerarius übergesiedelt war, kam Melanchthon häufig nach Leipzig, bald zur Prüfung von Stipendiaten, bald zu Promotionen eingeladen, much lieferte er Gutachten bei Streitigkeiten der Theologen und empfahl Kandidaten bei der Wiederbcsetznng erledigter Professuren. Die Universität aber hob sich mit seiner Beihilfe rasch: 153!) waren nur 123 neue Studenten hinzugekommen, 1540 erfolgten schon 2«»4 Immatrikulationen, im Jahre 1544 394, im nächsten 413. Zu den Hochschulen, die durch Melanchthon und seine Schiller nach tiefem Verfall wieder emporgehoben wurden, gehört Rostock. Die Universität war hier auch infolge von Eingriffen des Rates der Stadt dein Untergange nahe, und die Mehrzahl der Studenten hatte sich verlaufen, als Arnold Burenins, ein Zögling des kraövöxwr 6erni.s.mio, hier seine Vorlesungen begann, nach den Grundsätzen seines Lehrers den Unterricht um gestaltete und mit großer Strenge der eingerissenen Zuchtlosigkeit zunächst im Lollög'inen, ^.quiluo ein Ende »lachte. Andre Schiller Melanchthvns folgten als Professoren, Nnrisaber, Heßhusius, Caselius und Chyträus, und als mit dem Aufkommen der strenger» lutherischen Richtung u»ter deu Rostocker Theologen der Einfluß Melauchthons in deren Fakultät aufhörte, dauerte er in der philosophischen fort, unter andern wurde sein Lehrbuch der Physik hier eingeführt. Unter den süddeutschen Hochschulen stand Melanchthon Heidelberg, die Universität seiner pfälzischen Heimat, besonders nahe. Sie holte öfter seinen Rat ein, ihre Artistenfakultät beschenkte ihn, als er 1524 seine betagte Mutter im nahen Vretteu besuchte, mit einem silberne» Becher, und als der .Kurfürst Friedrich der Zweite zu eiuer Reform der yeruntergekonunenen Anstalt schritt, bat er den sächsische» Kurfürsten, ihm Melanchthon für diesen Zweck auf einige Zeit, zu überlassen. Die Bitte wurde abgelehnt, aber als Friedrichs Nachfolger Ottheinrich die Reformation in seinem Lande einführte und den Plan einer Umgestaltung der Universität thatkräftig wieder aufnahm, so lieh ihm Melanch¬ thon dabei seinen Beistand. Zwar folgte er der 1556 an ihn ergaugnen Be¬ rufung nach Heidelberg nicht, sondern verblieb in seinem sächsische» „Schedler," wo er sich „wie der mi den Kaukasus geschmiedete Prometheus" vorkam. Aber als er sich im Herbste l557 um dem Religivnsgespräch in Worms beteiligte und er vom Kurfürsten Ottheinrich eingeladen wurde, »ach Heidelberg herüber¬ zukommen und bei der Abfassung der neuen Statute» für die Universität mit¬ zuwirken, eine Einladung, der sich die letztere in einem höchst schmeichelhafte»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/238>, abgerufen am 22.12.2024.