Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.Der ?>'"eceptor l-vrmamso der Schotte Alesitts. Auch als Sabinus seine Stelle in Frankfurt mit einer Leipzig, die älteste Universität des jetzigen deutschen Reiches, gehörte im Der ?>'»eceptor l-vrmamso der Schotte Alesitts. Auch als Sabinus seine Stelle in Frankfurt mit einer Leipzig, die älteste Universität des jetzigen deutschen Reiches, gehörte im <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0237" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206236"/> <fw type="header" place="top"> Der ?>'»eceptor l-vrmamso</fw><lb/> <p xml:id="ID_803" prev="#ID_802"> der Schotte Alesitts. Auch als Sabinus seine Stelle in Frankfurt mit einer<lb/> Professur in Königsberg vertauscht hatte, wurde der Wittenberger Humanist und<lb/> Reformator noch wiederholt vom Kurfürsten in wichtigen Fragen um seine Meinung<lb/> angegangen, und als der Schmalkaldische Krieg ihn von der sächsischen Universität<lb/> vertrieben hatte, bot ihm Joachim nicht nur eine Professur, sondern auch<lb/> „mehr Befehl" an seiner Hochschule an. Der bescheidne Mann aber lehnte<lb/> die verlockende einflußreiche, leitende Stellung, die damit gemeint war, ab und<lb/> kehrte nach Wittenberg zurück, obwohl es dort übel aussah und er vorläufig<lb/> dort kein festes Einkommen zu erwarte» hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_804" next="#ID_805"> Leipzig, die älteste Universität des jetzigen deutschen Reiches, gehörte im<lb/> ersten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts zum Gebiete des Herzogs Georg<lb/> von Sachsen, eines Gönners der Wissenschaften nud der Gelehrten, der mit<lb/> Erasmus in regem freundschaftlichem Verkehr stand und 1519 eine Reform<lb/> seiner Hochschule im Geiste des Humanismus veranlaßte, aber den weitern<lb/> Schritt von diesem zur Reformation, wahrscheinlich auch von Erasmus abge¬<lb/> halten, nicht mitmachte. Bald standen sich Leipzig und Wittenberg wie zwei<lb/> feindliche Lager erbittert bis ius Maßlose gegenüber, und der Herzog, ein per¬<lb/> sönlicher Gegner Luthers, schürte nach Kräften. Da starb Georg 15l>9, und<lb/> sein Bruder und Nachfolger Heinrich nahm sofort die Reformation des Landes<lb/> in die Hand, und zu der damit betrauten Kommission gehörte auch Melanch-<lb/> thon, der bei dieser Gelegenheit ein Gutachten über die Reorganisation der<lb/> Universität ausarbeitete. Die Aufgabe bestand hier zuvörderst in der Beseitigung<lb/> einer starken katholischen Partei, und zwar war hier mit der theologischen<lb/> Fnknltät zu beginnen. Wer hier die „unrechte Lahr" nicht abthun wollte, dem<lb/> sollte das Predigen, Disputiren und Lesen verboten sein, und wollten sie nicht<lb/> schweigen, so waren sie „Wegzugebieten." Wenn sie still sein wollten, sollten<lb/> sie bei ihrer Versorgung und Kollegintur bleiben. Für die Neubesetzung von<lb/> Stellen wurden d'er Licentiat Amsdvrf, der Doktor Heß in Breslnu, auch Alexander<lb/> Alesitts und für das Hebräische Ziegler empfohlen. Die Gehalte der Lehrer<lb/> sollten aufgebessert, auch sollte für theologische Stipendien gesorgt werdeu.<lb/> Mit der juristischem und medizinischen Fakultät ist das Gutachten zufrieden,<lb/> auch „mit den Artisten ist jetzund nicht viel Änderung vorzunehmen." 1540<lb/> verfaßte Melanchthon ein zweites Gutachten, sodaß das erste nur teilweise aus¬<lb/> geführt worden zu sein scheint; jedenfalls wär von deu drei vorgeschlagnen<lb/> Theologen damals nur Ziegler als Lehrer thätig. In diesem Gutachten wird<lb/> für die juristische und medizinische Fakultät uur Erhöhung der Gehalte ver¬<lb/> langt. Mit den beiden theologischen Professoren Ziegler und Schnbelius ist<lb/> es sehr zufrieden, doch erklärt es einen dritten Theologen und die Einführung<lb/> von Disputationen für notwendig. Auch einige Lehrer der Artistenfakultät<lb/> finden seineu Beifall. Doch wäre, meint Melanchthon, für den Ruf der Schule<lb/> ein berühmter Gelehrter dienlich, der das ganze philosophische Studium leiten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0237]
Der ?>'»eceptor l-vrmamso
der Schotte Alesitts. Auch als Sabinus seine Stelle in Frankfurt mit einer
Professur in Königsberg vertauscht hatte, wurde der Wittenberger Humanist und
Reformator noch wiederholt vom Kurfürsten in wichtigen Fragen um seine Meinung
angegangen, und als der Schmalkaldische Krieg ihn von der sächsischen Universität
vertrieben hatte, bot ihm Joachim nicht nur eine Professur, sondern auch
„mehr Befehl" an seiner Hochschule an. Der bescheidne Mann aber lehnte
die verlockende einflußreiche, leitende Stellung, die damit gemeint war, ab und
kehrte nach Wittenberg zurück, obwohl es dort übel aussah und er vorläufig
dort kein festes Einkommen zu erwarte» hatte.
Leipzig, die älteste Universität des jetzigen deutschen Reiches, gehörte im
ersten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts zum Gebiete des Herzogs Georg
von Sachsen, eines Gönners der Wissenschaften nud der Gelehrten, der mit
Erasmus in regem freundschaftlichem Verkehr stand und 1519 eine Reform
seiner Hochschule im Geiste des Humanismus veranlaßte, aber den weitern
Schritt von diesem zur Reformation, wahrscheinlich auch von Erasmus abge¬
halten, nicht mitmachte. Bald standen sich Leipzig und Wittenberg wie zwei
feindliche Lager erbittert bis ius Maßlose gegenüber, und der Herzog, ein per¬
sönlicher Gegner Luthers, schürte nach Kräften. Da starb Georg 15l>9, und
sein Bruder und Nachfolger Heinrich nahm sofort die Reformation des Landes
in die Hand, und zu der damit betrauten Kommission gehörte auch Melanch-
thon, der bei dieser Gelegenheit ein Gutachten über die Reorganisation der
Universität ausarbeitete. Die Aufgabe bestand hier zuvörderst in der Beseitigung
einer starken katholischen Partei, und zwar war hier mit der theologischen
Fnknltät zu beginnen. Wer hier die „unrechte Lahr" nicht abthun wollte, dem
sollte das Predigen, Disputiren und Lesen verboten sein, und wollten sie nicht
schweigen, so waren sie „Wegzugebieten." Wenn sie still sein wollten, sollten
sie bei ihrer Versorgung und Kollegintur bleiben. Für die Neubesetzung von
Stellen wurden d'er Licentiat Amsdvrf, der Doktor Heß in Breslnu, auch Alexander
Alesitts und für das Hebräische Ziegler empfohlen. Die Gehalte der Lehrer
sollten aufgebessert, auch sollte für theologische Stipendien gesorgt werdeu.
Mit der juristischem und medizinischen Fakultät ist das Gutachten zufrieden,
auch „mit den Artisten ist jetzund nicht viel Änderung vorzunehmen." 1540
verfaßte Melanchthon ein zweites Gutachten, sodaß das erste nur teilweise aus¬
geführt worden zu sein scheint; jedenfalls wär von deu drei vorgeschlagnen
Theologen damals nur Ziegler als Lehrer thätig. In diesem Gutachten wird
für die juristische und medizinische Fakultät uur Erhöhung der Gehalte ver¬
langt. Mit den beiden theologischen Professoren Ziegler und Schnbelius ist
es sehr zufrieden, doch erklärt es einen dritten Theologen und die Einführung
von Disputationen für notwendig. Auch einige Lehrer der Artistenfakultät
finden seineu Beifall. Doch wäre, meint Melanchthon, für den Ruf der Schule
ein berühmter Gelehrter dienlich, der das ganze philosophische Studium leiten
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