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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

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Die 'Kündigung der Banknoienprivilegien

Ende Dezember 188!) unterlassen und dndnrch die Banknvtenprivilegien um
zehn Jahre verlängern wollte.

Wir glauben unsre oben ausführlich begründete Ansicht, daß allen Noten¬
banken für Ende 1890 ihr Privileg gekündigt werden müsse und daß vom
1. Januar 1891 ab die Reichsbauk als reines Reichsinstitut ohne Privatknpital,
nur mit Neichsmitteln ausgestattet, sowie ohne jede Kontrole der Grvßsiuanz
oder andrer Privatkreise, höchstens unter Zuteilung eines Beirates aus ver-
schiednen Erwerbskreisen, fortbestehen müsse, mit zwingenden Gründen gestützt
zu haben. Die staatliche Ehre und die wirtschaftlichen Interessen der Nation
fordern es gebieterisch. Der Widerstand gegen diese Maßregel stützt sich zum
Teil auf Sonderinteressen, die dem Ganzen schädlich sind, zumTeil auf einen gewissen
Partikularismus, der dem Reiche uicht will zukommen lassen, was des Reiches ist.
Mit diesem Partikularismus möchten Nur zum Schlüsse noch ein Wort sprechen.

Ein Reich, ein wirkliches Reich bilden Nur Deutschen nur dann, wenn
wir in unsern Beziehungen zum Auslande ein einheitliches Ganzes bilden.
Wir müssen also im Kampfe gegen das Ausland unverbrüchlich zusammen-
stehen. Dieser Kampf ist teils ein solcher der Gewalt, der wirkliche Krieg,
teils ein wirtschaftlicher Wettbewerb. Damit wir in letzterm, in dem es
keinen Frieden giebt, nicht unterliege", ist vor alle" Dingen ein einheitlicher
Zolltarif, einheitliches Münz- und Währuugssystem und eine einheitliche Nvteu-
bankverwaltuug nötig. Letztere ist ebenso nötig, wie die vollste Einheit in der Zoll¬
politik, und weniger zu entbehren als manche andre Einrichtung, von der kein guter
Deutscher sich wieder trennen möchte, z. B. das Reichsgericht. Die Verleihung von
Nvtenprivilegien ist eben so schlimm, wie eine Diirchbrechuilg des allgeiireiiieii Zoll¬
tarifs zu Gunsten sei es einzelstaatlicher Selbständigkeit, sei es von Pächtern
der Zölle für einzelne Provinzen, und weit schlimmer als die Gestattung von
Landespapiergeld neben dem Neichspapiergelde sein würde. Dem Bestehen von
Privatnvtenbanlen mit der jedem Einzelnen gewährte!? Berechtigung selbständiger
Diskontpolitik würde es gleichen, wenn wir zwar einen allgemeinen Zolltarif
Hütten, aber jedem Einzelstaate eine beliebige Herabsetzung der einzelnen Zoll¬
sätze für einzelne bevorzugte Personen oder die beliebige Gewährung von Zoll-
rückvergütnngen an Einzelne freistünde. Daß die Aufstellung der Beschränkungen
in t; 44 des Vantgesetzes solche Bedenken nicht erledigt, ist klar, und wir haben
es oben gezeigt. An dem Verhalten gegenüber dieser hochwichtigen Entscheidung
werden wir eine vorzügliche Gelegenheit zur Prüfung des Verständnisses für
die dringendsten Interessen des Reiches, sowie zur Prüfung der wahren und
herzlichen Reichstreue jedes Einzelnen haben, der bei der Entscheidung darüber
mitzuwirken hat. Wir vermögen nicht zu fassen, wie irgend welche Redens¬
arten oder Scheingründe eine abweichende Stimme in anderm Lichte könnten
erscheinen lassen. Darum rufen wir jedem Dentschen bei der Entscheidung
dieser hochN'ichtigen Frage zu: Hio Wwäu", tuo "Ma!




Die 'Kündigung der Banknoienprivilegien

Ende Dezember 188!) unterlassen und dndnrch die Banknvtenprivilegien um
zehn Jahre verlängern wollte.

Wir glauben unsre oben ausführlich begründete Ansicht, daß allen Noten¬
banken für Ende 1890 ihr Privileg gekündigt werden müsse und daß vom
1. Januar 1891 ab die Reichsbauk als reines Reichsinstitut ohne Privatknpital,
nur mit Neichsmitteln ausgestattet, sowie ohne jede Kontrole der Grvßsiuanz
oder andrer Privatkreise, höchstens unter Zuteilung eines Beirates aus ver-
schiednen Erwerbskreisen, fortbestehen müsse, mit zwingenden Gründen gestützt
zu haben. Die staatliche Ehre und die wirtschaftlichen Interessen der Nation
fordern es gebieterisch. Der Widerstand gegen diese Maßregel stützt sich zum
Teil auf Sonderinteressen, die dem Ganzen schädlich sind, zumTeil auf einen gewissen
Partikularismus, der dem Reiche uicht will zukommen lassen, was des Reiches ist.
Mit diesem Partikularismus möchten Nur zum Schlüsse noch ein Wort sprechen.

Ein Reich, ein wirkliches Reich bilden Nur Deutschen nur dann, wenn
wir in unsern Beziehungen zum Auslande ein einheitliches Ganzes bilden.
Wir müssen also im Kampfe gegen das Ausland unverbrüchlich zusammen-
stehen. Dieser Kampf ist teils ein solcher der Gewalt, der wirkliche Krieg,
teils ein wirtschaftlicher Wettbewerb. Damit wir in letzterm, in dem es
keinen Frieden giebt, nicht unterliege», ist vor alle» Dingen ein einheitlicher
Zolltarif, einheitliches Münz- und Währuugssystem und eine einheitliche Nvteu-
bankverwaltuug nötig. Letztere ist ebenso nötig, wie die vollste Einheit in der Zoll¬
politik, und weniger zu entbehren als manche andre Einrichtung, von der kein guter
Deutscher sich wieder trennen möchte, z. B. das Reichsgericht. Die Verleihung von
Nvtenprivilegien ist eben so schlimm, wie eine Diirchbrechuilg des allgeiireiiieii Zoll¬
tarifs zu Gunsten sei es einzelstaatlicher Selbständigkeit, sei es von Pächtern
der Zölle für einzelne Provinzen, und weit schlimmer als die Gestattung von
Landespapiergeld neben dem Neichspapiergelde sein würde. Dem Bestehen von
Privatnvtenbanlen mit der jedem Einzelnen gewährte!? Berechtigung selbständiger
Diskontpolitik würde es gleichen, wenn wir zwar einen allgemeinen Zolltarif
Hütten, aber jedem Einzelstaate eine beliebige Herabsetzung der einzelnen Zoll¬
sätze für einzelne bevorzugte Personen oder die beliebige Gewährung von Zoll-
rückvergütnngen an Einzelne freistünde. Daß die Aufstellung der Beschränkungen
in t; 44 des Vantgesetzes solche Bedenken nicht erledigt, ist klar, und wir haben
es oben gezeigt. An dem Verhalten gegenüber dieser hochwichtigen Entscheidung
werden wir eine vorzügliche Gelegenheit zur Prüfung des Verständnisses für
die dringendsten Interessen des Reiches, sowie zur Prüfung der wahren und
herzlichen Reichstreue jedes Einzelnen haben, der bei der Entscheidung darüber
mitzuwirken hat. Wir vermögen nicht zu fassen, wie irgend welche Redens¬
arten oder Scheingründe eine abweichende Stimme in anderm Lichte könnten
erscheinen lassen. Darum rufen wir jedem Dentschen bei der Entscheidung
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/126>, abgerufen am 21.12.2024.