Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Litteratur Kath olische oder evangelische Sittlichkeit? Ein Vortrag vom Domprediger Wilhelm,. Güstrow, Opitz, 1883 Wer dieses jetzt vielfach behandelte Thema anfaßt, will natürlich nicht be¬ Der Verfasser geht nach unverächtlichen Quellen, die er in einem Anhange DieStellung der höhern Schulen zu der Fremdwörterfrage. Von Dr. W. Maler. Stuttgart, Friedrich Frommcin, 1888 Das dem vorstehenden Hefte beigefügte Verzeichnis von Schriften, die der Litteratur Kath olische oder evangelische Sittlichkeit? Ein Vortrag vom Domprediger Wilhelm,. Güstrow, Opitz, 1883 Wer dieses jetzt vielfach behandelte Thema anfaßt, will natürlich nicht be¬ Der Verfasser geht nach unverächtlichen Quellen, die er in einem Anhange DieStellung der höhern Schulen zu der Fremdwörterfrage. Von Dr. W. Maler. Stuttgart, Friedrich Frommcin, 1888 Das dem vorstehenden Hefte beigefügte Verzeichnis von Schriften, die der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0627" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205358"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Litteratur</head><lb/> <div n="2"> <head> Kath olische oder evangelische Sittlichkeit? Ein Vortrag vom Domprediger Wilhelm,.<lb/> Güstrow, Opitz, 1883</head><lb/> <p xml:id="ID_1748"> Wer dieses jetzt vielfach behandelte Thema anfaßt, will natürlich nicht be¬<lb/> freiten, daß in Wirklichkeit die Glieder der beiden Kirchen in sittlicher Beziehung<lb/> eine große Übereinstimmung zeigen. Die Absicht ist eine andre. Man will, wie<lb/> die Naturforscher es thun, die religiösen Eigentümlichkeiten der Bekenntnisse zer¬<lb/> gliedern, um zu zeigen, welche Tendenz in sittlicher Beziehung die religiösen Lehr¬<lb/> stücke, isolirt gedacht, haben müssen. Die Gesamtwirkung erfordert dann wieder<lb/> eine besondre Untersuchung, in der auch die Statistik ein Wort mitzusprechen Hai.</p><lb/> <p xml:id="ID_1749"> Der Verfasser geht nach unverächtlichen Quellen, die er in einem Anhange<lb/> näher bezeichnet, von der Idee der Nachfolge Jesu aus, wie sie von deu beiden,<lb/> Bekenntnissen in verschiednen Sinne verstanden wird, als atomistisches Handeln oder<lb/> als einheitliche Gesinnung. Im ersten Falle fordert die Sittlichkeit eine Regelung<lb/> guter Handlungen, im zweiten Falle geht aus der Seligkeit der Gesinnung erst die<lb/> Möglichkeit guten Wollens hervor; daher auch in katholischer Auffassung Unter¬<lb/> werfung unter die Lehrentscheidung des Papstes, zu glauben, was die Kirche glaubt,<lb/> eine Tugend ist, die sich in besondern äußerlichen Handlungen (Fasten, Almosen,<lb/> Mönchstum) ausbreitet. Auf der andern Seite wird die besondre Form verschmäht.<lb/> In den alten Lebensformen, besonders im Familienleben, im Beruf, soll sich die<lb/> Glaubenstreue als Kraft des Handelns bewähren, womit die bekannte Kasuistik,<lb/> von der der Verfasser merkwürdige Proben aus katholischen Dogmatikern vorlegt,<lb/> bis auf einen geringen Rest verschwindet, insbesondre die Unterscheidung des Pro¬<lb/> fanen Lebens Von dem heiligmäßigen, die im Gehorsam gegen die Kirche ihr Ge¬<lb/> meinsames haben. Hier eröffnet sich die größte Kluft in sittlicher Beziehung, die<lb/> der Verfasser an jesuitischen Moralvorschriften anschaulich macht.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> DieStellung der höhern Schulen zu der Fremdwörterfrage. Von Dr. W. Maler.<lb/> Stuttgart, Friedrich Frommcin, 1888</head><lb/> <p xml:id="ID_1750" next="#ID_1751"> Das dem vorstehenden Hefte beigefügte Verzeichnis von Schriften, die der<lb/> Verfasser für seine Arbeit benutzt hat, umfaßt uicht weniger als 33 Nummern, von<lb/> denen 26 allein den letzten Jahren angehören. Da wird wohl niemand erwarten,<lb/> daß in den allgemeinen Erörterungen hier etwas wesentlich neues enthalten sei, und<lb/> diesen Anspruch erhebt der Verfasser auch uicht. Er hat es aber verstanden, durch<lb/> die Art und Weise, wie er das oft gesagte vorträgt und beleuchtet, ihm den Reiz<lb/> der Neuheit zu geben. Wieviel ans dem besondern Gebiete, dessen Betrachtung sich<lb/> der Verfasser zur eigentlichen Aufgabe gemacht hat, noch zu thun ist, dürfte die<lb/> eine Thatsache beweise«, auf die Maler hinweist, daß sich in der Schulverwal¬<lb/> tung, vou den Schuluameu und Schularten um, im ganzen Unterrichtsbelrieb, in<lb/> den einzelnen Fächern weit über 1600 Fremdwörter finden, die zum Teil fast<lb/> täglich gebraucht werden und sich teilweise gewiß durch deutsche Ausdrücke ersetzen<lb/> lassen. Wir wünschte», daß die Lehrer, die über „kleinliche Fremdwörterhetze"</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0627]
Litteratur
Kath olische oder evangelische Sittlichkeit? Ein Vortrag vom Domprediger Wilhelm,.
Güstrow, Opitz, 1883
Wer dieses jetzt vielfach behandelte Thema anfaßt, will natürlich nicht be¬
freiten, daß in Wirklichkeit die Glieder der beiden Kirchen in sittlicher Beziehung
eine große Übereinstimmung zeigen. Die Absicht ist eine andre. Man will, wie
die Naturforscher es thun, die religiösen Eigentümlichkeiten der Bekenntnisse zer¬
gliedern, um zu zeigen, welche Tendenz in sittlicher Beziehung die religiösen Lehr¬
stücke, isolirt gedacht, haben müssen. Die Gesamtwirkung erfordert dann wieder
eine besondre Untersuchung, in der auch die Statistik ein Wort mitzusprechen Hai.
Der Verfasser geht nach unverächtlichen Quellen, die er in einem Anhange
näher bezeichnet, von der Idee der Nachfolge Jesu aus, wie sie von deu beiden,
Bekenntnissen in verschiednen Sinne verstanden wird, als atomistisches Handeln oder
als einheitliche Gesinnung. Im ersten Falle fordert die Sittlichkeit eine Regelung
guter Handlungen, im zweiten Falle geht aus der Seligkeit der Gesinnung erst die
Möglichkeit guten Wollens hervor; daher auch in katholischer Auffassung Unter¬
werfung unter die Lehrentscheidung des Papstes, zu glauben, was die Kirche glaubt,
eine Tugend ist, die sich in besondern äußerlichen Handlungen (Fasten, Almosen,
Mönchstum) ausbreitet. Auf der andern Seite wird die besondre Form verschmäht.
In den alten Lebensformen, besonders im Familienleben, im Beruf, soll sich die
Glaubenstreue als Kraft des Handelns bewähren, womit die bekannte Kasuistik,
von der der Verfasser merkwürdige Proben aus katholischen Dogmatikern vorlegt,
bis auf einen geringen Rest verschwindet, insbesondre die Unterscheidung des Pro¬
fanen Lebens Von dem heiligmäßigen, die im Gehorsam gegen die Kirche ihr Ge¬
meinsames haben. Hier eröffnet sich die größte Kluft in sittlicher Beziehung, die
der Verfasser an jesuitischen Moralvorschriften anschaulich macht.
DieStellung der höhern Schulen zu der Fremdwörterfrage. Von Dr. W. Maler.
Stuttgart, Friedrich Frommcin, 1888
Das dem vorstehenden Hefte beigefügte Verzeichnis von Schriften, die der
Verfasser für seine Arbeit benutzt hat, umfaßt uicht weniger als 33 Nummern, von
denen 26 allein den letzten Jahren angehören. Da wird wohl niemand erwarten,
daß in den allgemeinen Erörterungen hier etwas wesentlich neues enthalten sei, und
diesen Anspruch erhebt der Verfasser auch uicht. Er hat es aber verstanden, durch
die Art und Weise, wie er das oft gesagte vorträgt und beleuchtet, ihm den Reiz
der Neuheit zu geben. Wieviel ans dem besondern Gebiete, dessen Betrachtung sich
der Verfasser zur eigentlichen Aufgabe gemacht hat, noch zu thun ist, dürfte die
eine Thatsache beweise«, auf die Maler hinweist, daß sich in der Schulverwal¬
tung, vou den Schuluameu und Schularten um, im ganzen Unterrichtsbelrieb, in
den einzelnen Fächern weit über 1600 Fremdwörter finden, die zum Teil fast
täglich gebraucht werden und sich teilweise gewiß durch deutsche Ausdrücke ersetzen
lassen. Wir wünschte», daß die Lehrer, die über „kleinliche Fremdwörterhetze"
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