Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Lerliuer Uupferstichkal'incl Forulate" stach, wohl um dem Bedürfnis der weniger bemittelten Pilger in Als ein Audachtsbildcheu alsa, wie sie an Kirchweihtagen noch heute in Der Entwurf des Meisters E. S. zu einer Abendmahlsschüssel weist Zu voller Selbständigkeit erhob deu Kupferstich erst Martin Schongauer, Gceuzlwteu et 1880 05
Historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Lerliuer Uupferstichkal'incl Forulate» stach, wohl um dem Bedürfnis der weniger bemittelten Pilger in Als ein Audachtsbildcheu alsa, wie sie an Kirchweihtagen noch heute in Der Entwurf des Meisters E. S. zu einer Abendmahlsschüssel weist Zu voller Selbständigkeit erhob deu Kupferstich erst Martin Schongauer, Gceuzlwteu et 1880 05
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0521" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205252"/> <fw type="header" place="top"> Historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Lerliuer Uupferstichkal'incl</fw><lb/> <p xml:id="ID_1451" prev="#ID_1450"> Forulate» stach, wohl um dem Bedürfnis der weniger bemittelten Pilger in<lb/> gleicher Weise nachzukommen wie denk der wohlhabenden. Auf einer Empore<lb/> über der Nische, die das Marienbild enthält, sehen Nur Gottvater, Christus<lb/> und die Taube, das Sinnbild des heiligen Geistes, umgeben von einer musi-<lb/> zireudeu Engelschar unter einem Baldachin die Weihe des Gebäudes vollziehen;<lb/> am Fuße des Marienbildes knieen betende Pilger. Die Umschrift lautet: Dis<lb/> ist die cugelwichi zu unser lieben frouwen zu den einsidlen. -rvo g'r-wen i)Il!im.</p><lb/> <p xml:id="ID_1452"> Als ein Audachtsbildcheu alsa, wie sie an Kirchweihtagen noch heute in<lb/> katholischen Orten vor der Kirche feil geboten werden, begegnet uns hier der<lb/> Kupferstich, und diese Rolle spielt er auch noch zu Dürers Zeiten, dessen<lb/> „Kunst" auf Messen und Kirchweihfesten den besten Adhad fand. Viele der<lb/> ältesten Kupferstiche fanden sich auch in handschriftlichen Gebetbüchern, »in die<lb/> Stelle der Miniaturen zu ersetzen; nicht selten sind sie, wie auch unsre Maria<lb/> von Einsiedeln, kolorirt, gleich den „illuminirten Briefen," Holzschnitten, die<lb/> sich der Bürger an die Wnud heftete. Der Darstellungskreis dieser Blätter ist<lb/> keineswegs ans die heiligen Geschichten beschränkt; so schildert z. B. ein uieder-<lb/> rheiuischer Stich des Berliner Kalünets, der nur in diesem einen Exemplare<lb/> bekannte sogenannte „Große Liebesgarten," eine Gesellschaft von jungen Herren<lb/> und Damen bei fröhlichem Zeitvertreib in der vollen, oft ins Derbe und Lnscive<lb/> verfallenden Lebensluft, die das fünfzehnte Jahrhundert kennzeichnet. Da fehlt<lb/> neben vielen verliebten Neckereien und andrer Kurzweil auch nicht das Kartenspiel,<lb/> das schou im vierzehnten Jahrhundert aus Italien nach Deutschland eingeführt<lb/> wurde, und das den Kupferstich gleichfalls früh in seine Dienste nahm. Leider<lb/> finden wir in der Ausstellung keine Probe des Spielkartendrucks, der für die<lb/> Geschichte des ältesten Kupferstichs neuerdings zu einer besondern Bedeutung<lb/> uoch dadurch erhoben worden ist, daß nun das Kartenspiel des niederrheinischen<lb/> „Meisters der Spielkarten" auf Grund einiger allerdings uicht ganz stichhaltiger<lb/> trachtengeschichtlicher Beobachtungen um 1441 angesetzt hat, wodurch die oben<lb/> erwähnte Nenouviersche Passion vou 1440 iuihrer Sonderstellung angefochten<lb/> werden würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1453"> Der Entwurf des Meisters E. S. zu einer Abendmahlsschüssel weist<lb/> uns darauf hin, daß die Kupferstecher, selbst wenn sie eine so achtungs-<lb/> werte Schöpfungskraft besaßen, wie wir sie dem Stecher der Madonna von<lb/> Einsiedeln zusprechen müsse», niemals die Fühlung mit ihrem ursprünglichen<lb/> Gewerbe, der Goldschmiedekunst, verloren, vielmehr eifrig auch für dieses<lb/> thätig bliebet!.</p><lb/> <p xml:id="ID_1454" next="#ID_1455"> Zu voller Selbständigkeit erhob deu Kupferstich erst Martin Schongauer,<lb/> Wohl der bedeutendste Künstler Deutschlands im fünfzehnten Jahrhundert, der,<lb/> wie Jvbiu sich 1575! ausdrückt, „solche Kunst erstlich hat in ein übnng, ruff<lb/> und Gang gericht." Es kann hier begreiflichertveise uicht unsre Aufgabe sein,<lb/> ^cyvngauers Bedeutung in ihrem ganzen Umfange zu würdigem Wir kennen</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Gceuzlwteu et 1880 05</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0521]
Historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Lerliuer Uupferstichkal'incl
Forulate» stach, wohl um dem Bedürfnis der weniger bemittelten Pilger in
gleicher Weise nachzukommen wie denk der wohlhabenden. Auf einer Empore
über der Nische, die das Marienbild enthält, sehen Nur Gottvater, Christus
und die Taube, das Sinnbild des heiligen Geistes, umgeben von einer musi-
zireudeu Engelschar unter einem Baldachin die Weihe des Gebäudes vollziehen;
am Fuße des Marienbildes knieen betende Pilger. Die Umschrift lautet: Dis
ist die cugelwichi zu unser lieben frouwen zu den einsidlen. -rvo g'r-wen i)Il!im.
Als ein Audachtsbildcheu alsa, wie sie an Kirchweihtagen noch heute in
katholischen Orten vor der Kirche feil geboten werden, begegnet uns hier der
Kupferstich, und diese Rolle spielt er auch noch zu Dürers Zeiten, dessen
„Kunst" auf Messen und Kirchweihfesten den besten Adhad fand. Viele der
ältesten Kupferstiche fanden sich auch in handschriftlichen Gebetbüchern, »in die
Stelle der Miniaturen zu ersetzen; nicht selten sind sie, wie auch unsre Maria
von Einsiedeln, kolorirt, gleich den „illuminirten Briefen," Holzschnitten, die
sich der Bürger an die Wnud heftete. Der Darstellungskreis dieser Blätter ist
keineswegs ans die heiligen Geschichten beschränkt; so schildert z. B. ein uieder-
rheiuischer Stich des Berliner Kalünets, der nur in diesem einen Exemplare
bekannte sogenannte „Große Liebesgarten," eine Gesellschaft von jungen Herren
und Damen bei fröhlichem Zeitvertreib in der vollen, oft ins Derbe und Lnscive
verfallenden Lebensluft, die das fünfzehnte Jahrhundert kennzeichnet. Da fehlt
neben vielen verliebten Neckereien und andrer Kurzweil auch nicht das Kartenspiel,
das schou im vierzehnten Jahrhundert aus Italien nach Deutschland eingeführt
wurde, und das den Kupferstich gleichfalls früh in seine Dienste nahm. Leider
finden wir in der Ausstellung keine Probe des Spielkartendrucks, der für die
Geschichte des ältesten Kupferstichs neuerdings zu einer besondern Bedeutung
uoch dadurch erhoben worden ist, daß nun das Kartenspiel des niederrheinischen
„Meisters der Spielkarten" auf Grund einiger allerdings uicht ganz stichhaltiger
trachtengeschichtlicher Beobachtungen um 1441 angesetzt hat, wodurch die oben
erwähnte Nenouviersche Passion vou 1440 iuihrer Sonderstellung angefochten
werden würde.
Der Entwurf des Meisters E. S. zu einer Abendmahlsschüssel weist
uns darauf hin, daß die Kupferstecher, selbst wenn sie eine so achtungs-
werte Schöpfungskraft besaßen, wie wir sie dem Stecher der Madonna von
Einsiedeln zusprechen müsse», niemals die Fühlung mit ihrem ursprünglichen
Gewerbe, der Goldschmiedekunst, verloren, vielmehr eifrig auch für dieses
thätig bliebet!.
Zu voller Selbständigkeit erhob deu Kupferstich erst Martin Schongauer,
Wohl der bedeutendste Künstler Deutschlands im fünfzehnten Jahrhundert, der,
wie Jvbiu sich 1575! ausdrückt, „solche Kunst erstlich hat in ein übnng, ruff
und Gang gericht." Es kann hier begreiflichertveise uicht unsre Aufgabe sein,
^cyvngauers Bedeutung in ihrem ganzen Umfange zu würdigem Wir kennen
Gceuzlwteu et 1880 05
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |