Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Der Streit um Samoa und die Deutschen in der Südsee Dollars, wovon deutsch 294 800 waren, sodaß also der deutsche Handel in Wir bemerken noch in Bezug auf Apia, daß mit diesem Namen fünf Die Regierung des Reiches hat von jeher die Pflicht erkannt und erfüllt, Der Streit um Samoa und die Deutschen in der Südsee Dollars, wovon deutsch 294 800 waren, sodaß also der deutsche Handel in Wir bemerken noch in Bezug auf Apia, daß mit diesem Namen fünf Die Regierung des Reiches hat von jeher die Pflicht erkannt und erfüllt, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0252" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204983"/> <fw type="header" place="top"> Der Streit um Samoa und die Deutschen in der Südsee</fw><lb/> <p xml:id="ID_654" prev="#ID_653"> Dollars, wovon deutsch 294 800 waren, sodaß also der deutsche Handel in<lb/> beiden Jahren mehr als doppelt so bedeutend war als der englische und der<lb/> amerikanische zusammen genommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_655"> Wir bemerken noch in Bezug auf Apia, daß mit diesem Namen fünf<lb/> Ortschaften auf der Nordseite der Insel Upolu zusammengefaßt werden, die, in<lb/> der Richtung von Osten nach Westen nicht fern aufeinander folgend, Matautu,<lb/> Apia, Matalele, Sogi und Mnlinuu heißen und einen Hafen umgeben, der<lb/> nicht viel wert, aber immerhin der beste aller dieser Inseln ist. In Mnlinuu<lb/> befindet sich, von Befestigungen geschützt, das Haus des Königs von Scnnoa,<lb/> in Apia stehen zwei Kirchen, eine protestantische und eine katholische, das<lb/> deutsche, das britische und das nordamerikanische Konsulat, eine Anstalt zur<lb/> Ausbildung eingeborner Lehrer, mehrere Schulen, ein Posthaus und große<lb/> Faktoreien. Auch die Presse und die Photographie sind vertreten, erstere durch<lb/> eine Druckerei und die L^mo^n I'im«Z8, letztern wenigstens durch ein Atelier.<lb/> Endlich befindet sich hier das Gebäude, wo die Negierung des kleinen Staates<lb/> ihren Sitz hat. In früheren Jahren vermittelten den brieflichen Verkehr<lb/> zwischen Deutschland und den Samoninseln ausschließlich gewöhnliche Handels¬<lb/> fahrzeuge, seit 1886 aber besteht zwischen Deutschland und Apia eine regel¬<lb/> mäßige PostVerbindung, indem die vom Reiche unterstützte Linie des Nord¬<lb/> deutschen Lloyd, die von Bremerhaven ausgeht und durch das Mittelmeer und<lb/> den Suezkanal auf Adelaide an der südlichen Küste Australiens und Sidney<lb/> sich richtet, bis zu den Tonga- und Samoainseln verlängert worden ist und<lb/> das Schiff mit der deutschen Post alle 28 Tage in Apia einläuft. Dagegen<lb/> giebt es noch keine telegraphische Verbindung der Inselgruppe mit dein Fest¬<lb/> lande. Die nächste Telegraphenstation, die auch mit Australien Depeschen<lb/> wechselt, ist in Auckland, und von dort braucht ein Schiff bis uach Apia immer<lb/> noch eine volle Woche Zeit. Daher die Verzögerung der Nachrichten von dort.</p><lb/> <p xml:id="ID_656" next="#ID_657"> Die Regierung des Reiches hat von jeher die Pflicht erkannt und erfüllt,<lb/> die deutschen Interessen auf den Snmoainseln zu schützen und zu fördern,<lb/> ebenso aber auch die Schranken gewissenhaft beachtet, die ihr dabei durch die<lb/> Unabhängigkeit der Samoaner und die berechtigten Ansprüche andrer Nationen<lb/> gezogen sind. Der Schutz der hier angesiedelten Reichsangehvrigen betraf<lb/> zunächst deren Leben und Eigentum, sodann aber auch deren Geschäftsbetrieb<lb/> als Pflanzer und Kaufleute, der durch Gesetze oder Verfügungen der Ein¬<lb/> heimischen über die von auswärts gekommenen Knechte ans den Pflanzungen und<lb/> anderseits durch Monopole oder ungleiche Ein- und Ausfuhrzölle geschädigt<lb/> werden konnte. Man bemühte sich daher, die Möglichkeit solcher Beeinträch¬<lb/> tigung dnrch Verträge zu beseitigen, die den deutschen Ansiedlern gleiche Rechte<lb/> mit den andern Fremden lind volle Freiheit des Handels und Plantagenbaues<lb/> sichern sollten. Dieses Bestreben begegnete aber Hindernissen. Zunächst waren<lb/> zwar die Samoaner, als man damit begann, keine eigentlichen Wilden mehr,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0252]
Der Streit um Samoa und die Deutschen in der Südsee
Dollars, wovon deutsch 294 800 waren, sodaß also der deutsche Handel in
beiden Jahren mehr als doppelt so bedeutend war als der englische und der
amerikanische zusammen genommen.
Wir bemerken noch in Bezug auf Apia, daß mit diesem Namen fünf
Ortschaften auf der Nordseite der Insel Upolu zusammengefaßt werden, die, in
der Richtung von Osten nach Westen nicht fern aufeinander folgend, Matautu,
Apia, Matalele, Sogi und Mnlinuu heißen und einen Hafen umgeben, der
nicht viel wert, aber immerhin der beste aller dieser Inseln ist. In Mnlinuu
befindet sich, von Befestigungen geschützt, das Haus des Königs von Scnnoa,
in Apia stehen zwei Kirchen, eine protestantische und eine katholische, das
deutsche, das britische und das nordamerikanische Konsulat, eine Anstalt zur
Ausbildung eingeborner Lehrer, mehrere Schulen, ein Posthaus und große
Faktoreien. Auch die Presse und die Photographie sind vertreten, erstere durch
eine Druckerei und die L^mo^n I'im«Z8, letztern wenigstens durch ein Atelier.
Endlich befindet sich hier das Gebäude, wo die Negierung des kleinen Staates
ihren Sitz hat. In früheren Jahren vermittelten den brieflichen Verkehr
zwischen Deutschland und den Samoninseln ausschließlich gewöhnliche Handels¬
fahrzeuge, seit 1886 aber besteht zwischen Deutschland und Apia eine regel¬
mäßige PostVerbindung, indem die vom Reiche unterstützte Linie des Nord¬
deutschen Lloyd, die von Bremerhaven ausgeht und durch das Mittelmeer und
den Suezkanal auf Adelaide an der südlichen Küste Australiens und Sidney
sich richtet, bis zu den Tonga- und Samoainseln verlängert worden ist und
das Schiff mit der deutschen Post alle 28 Tage in Apia einläuft. Dagegen
giebt es noch keine telegraphische Verbindung der Inselgruppe mit dein Fest¬
lande. Die nächste Telegraphenstation, die auch mit Australien Depeschen
wechselt, ist in Auckland, und von dort braucht ein Schiff bis uach Apia immer
noch eine volle Woche Zeit. Daher die Verzögerung der Nachrichten von dort.
Die Regierung des Reiches hat von jeher die Pflicht erkannt und erfüllt,
die deutschen Interessen auf den Snmoainseln zu schützen und zu fördern,
ebenso aber auch die Schranken gewissenhaft beachtet, die ihr dabei durch die
Unabhängigkeit der Samoaner und die berechtigten Ansprüche andrer Nationen
gezogen sind. Der Schutz der hier angesiedelten Reichsangehvrigen betraf
zunächst deren Leben und Eigentum, sodann aber auch deren Geschäftsbetrieb
als Pflanzer und Kaufleute, der durch Gesetze oder Verfügungen der Ein¬
heimischen über die von auswärts gekommenen Knechte ans den Pflanzungen und
anderseits durch Monopole oder ungleiche Ein- und Ausfuhrzölle geschädigt
werden konnte. Man bemühte sich daher, die Möglichkeit solcher Beeinträch¬
tigung dnrch Verträge zu beseitigen, die den deutschen Ansiedlern gleiche Rechte
mit den andern Fremden lind volle Freiheit des Handels und Plantagenbaues
sichern sollten. Dieses Bestreben begegnete aber Hindernissen. Zunächst waren
zwar die Samoaner, als man damit begann, keine eigentlichen Wilden mehr,
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