Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Der Kaiwnenkönig und sein Reich Vermehrte sich die Zahl der Schmelz-, Cement- und Glühofen um nicht weniger Die preußische Armee war noch nicht ganz mit der neuen Artilleriewaffe Mit dem Sonnner 1870 kam für Krupp der Augenblick, wo sein Geschütz¬ Der Kaiwnenkönig und sein Reich Vermehrte sich die Zahl der Schmelz-, Cement- und Glühofen um nicht weniger Die preußische Armee war noch nicht ganz mit der neuen Artilleriewaffe Mit dem Sonnner 1870 kam für Krupp der Augenblick, wo sein Geschütz¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0021" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204752"/> <fw type="header" place="top"> Der Kaiwnenkönig und sein Reich</fw><lb/> <p xml:id="ID_34" prev="#ID_33"> Vermehrte sich die Zahl der Schmelz-, Cement- und Glühofen um nicht weniger<lb/> als 34, die der Dampfmaschinen um das doppelte der bisherigen Zahl, auf<lb/> 6l>, die der Dampfhämmer um 10, die der Schmiedeessen um 21. 1864 kamen<lb/> ein Schienenwalzwerk und ein Plattenwalzwerk hinzu, desgleichen eine Fabrik<lb/> für feuerfeste Steine. Nachdem Belgien zweimal starke Lieferungen von Gu߬<lb/> stahlkanonen bezogen hatte, folgte Rußland mit einem Versuche in großem<lb/> Maßstabe. Im dänischen Kriege bewährte sich diese Geschützart so, daß der<lb/> Preußische Kriegsminister wieder 300 Stück bestellte, diesmal 8 Centimeter-<lb/> Kanvnen zur Ersetzung der bisherigen Haubitzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_35"> Die preußische Armee war noch nicht ganz mit der neuen Artilleriewaffe<lb/> versehen und noch weniger vertraut mit ihrem Gebrauche, als der Krieg von<lb/> 1866 ausbrach. Seine Erfahrungen schienen vielen gegen die vielgepriesenen<lb/> Hinterladungsgeschntze der Preußen zu spreche«, und auch der Gußstahl erfuhr<lb/> damals als Kanvnenmetall manche Angriffe, da mehrere Kruppsche Geschütze<lb/> sprangen. Aber die Neubewaffuuug der preußischen Artillerie damit wurde<lb/> deshalb nicht aufgehalten, da König Wilhelm bei seiner Meinung von der<lb/> Notwendigkeit sowohl einer Beibehaltung der gezogenen Hintertadnngsgeschütze<lb/> als auch der Anfertigung aus Gußstahl überzeugt blieb, und Krupp den Grund,<lb/> weshalb einige seiner Kanonen zersprungen waren, in dem wenig zweckmäßigen<lb/> Verschlüsse herausfand und dadurch beseitigte, daß er einen bessern Verschluß,<lb/> den sogenannten Ruudkeil anbrachte, der seinerseits wieder bei den Geschützen<lb/> von großem Kaliber zum Übergang von den bisherigen massiven Rohren zu<lb/> solchen, die aus über einander gelegten Ringen oder Cylindern bestanden, führte.<lb/> Hier wie dort war der Zweck Erhöhung der Fähigkeit, dem Drucke der Pulver¬<lb/> gase zu widerstehen. Eine solche „Ringkanone," die einen Seelendurchmesser<lb/> von 14 Zoll hatte und etwa 100000 Pfund wog, befand sich unter den<lb/> Gegenständen, mit denen Krupp l867 die zweite Pariser Weltausstellung be¬<lb/> schickte. Er schenkte sie später dein Könige von Preußen, und sie bildet jetzt<lb/> einen Teil der Armirung des Forts Vrnnneberg am Kieler Hafen.</p><lb/> <p xml:id="ID_36" next="#ID_37"> Mit dem Sonnner 1870 kam für Krupp der Augenblick, wo sein Geschütz¬<lb/> metall und sein System die Probe im größten Maßstabe bestehen sollte; denn<lb/> erstens ging die gesamte deutsche Feldartillerie damals mit seinen gezogenen<lb/> Gußstahlhinterladern ins Feld, und zweitens war die Belagerungsartillerie in<lb/> der letzten Zeit wenigstens so weit mit solchen Geschützen (namentlich 15-Cen-<lb/> timeter-Kanonen) versehen worden, daß sie einen wesentlichen Bestandteil der<lb/> Pvsitivnsgeschütze bildeten, die gegen die französischen Festungen verwendet<lb/> wurden. Die Probe siel glänzend aus, von Anfang um bis zu Ende zeigte<lb/> sich die deutsche Artillerie der französischen wesentlich überlegen und glich so<lb/> die Vorzüge aus, die das Chassepotgewehr der französischen Infanterie vor<lb/> dem Zündnadelgewehr der deutschen unstreitig besaß. 186» hatte dieses in<lb/> besonders hohem Grade bei den Siegen der Preußen mitgewirkt; 4870 spielte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0021]
Der Kaiwnenkönig und sein Reich
Vermehrte sich die Zahl der Schmelz-, Cement- und Glühofen um nicht weniger
als 34, die der Dampfmaschinen um das doppelte der bisherigen Zahl, auf
6l>, die der Dampfhämmer um 10, die der Schmiedeessen um 21. 1864 kamen
ein Schienenwalzwerk und ein Plattenwalzwerk hinzu, desgleichen eine Fabrik
für feuerfeste Steine. Nachdem Belgien zweimal starke Lieferungen von Gu߬
stahlkanonen bezogen hatte, folgte Rußland mit einem Versuche in großem
Maßstabe. Im dänischen Kriege bewährte sich diese Geschützart so, daß der
Preußische Kriegsminister wieder 300 Stück bestellte, diesmal 8 Centimeter-
Kanvnen zur Ersetzung der bisherigen Haubitzen.
Die preußische Armee war noch nicht ganz mit der neuen Artilleriewaffe
versehen und noch weniger vertraut mit ihrem Gebrauche, als der Krieg von
1866 ausbrach. Seine Erfahrungen schienen vielen gegen die vielgepriesenen
Hinterladungsgeschntze der Preußen zu spreche«, und auch der Gußstahl erfuhr
damals als Kanvnenmetall manche Angriffe, da mehrere Kruppsche Geschütze
sprangen. Aber die Neubewaffuuug der preußischen Artillerie damit wurde
deshalb nicht aufgehalten, da König Wilhelm bei seiner Meinung von der
Notwendigkeit sowohl einer Beibehaltung der gezogenen Hintertadnngsgeschütze
als auch der Anfertigung aus Gußstahl überzeugt blieb, und Krupp den Grund,
weshalb einige seiner Kanonen zersprungen waren, in dem wenig zweckmäßigen
Verschlüsse herausfand und dadurch beseitigte, daß er einen bessern Verschluß,
den sogenannten Ruudkeil anbrachte, der seinerseits wieder bei den Geschützen
von großem Kaliber zum Übergang von den bisherigen massiven Rohren zu
solchen, die aus über einander gelegten Ringen oder Cylindern bestanden, führte.
Hier wie dort war der Zweck Erhöhung der Fähigkeit, dem Drucke der Pulver¬
gase zu widerstehen. Eine solche „Ringkanone," die einen Seelendurchmesser
von 14 Zoll hatte und etwa 100000 Pfund wog, befand sich unter den
Gegenständen, mit denen Krupp l867 die zweite Pariser Weltausstellung be¬
schickte. Er schenkte sie später dein Könige von Preußen, und sie bildet jetzt
einen Teil der Armirung des Forts Vrnnneberg am Kieler Hafen.
Mit dem Sonnner 1870 kam für Krupp der Augenblick, wo sein Geschütz¬
metall und sein System die Probe im größten Maßstabe bestehen sollte; denn
erstens ging die gesamte deutsche Feldartillerie damals mit seinen gezogenen
Gußstahlhinterladern ins Feld, und zweitens war die Belagerungsartillerie in
der letzten Zeit wenigstens so weit mit solchen Geschützen (namentlich 15-Cen-
timeter-Kanonen) versehen worden, daß sie einen wesentlichen Bestandteil der
Pvsitivnsgeschütze bildeten, die gegen die französischen Festungen verwendet
wurden. Die Probe siel glänzend aus, von Anfang um bis zu Ende zeigte
sich die deutsche Artillerie der französischen wesentlich überlegen und glich so
die Vorzüge aus, die das Chassepotgewehr der französischen Infanterie vor
dem Zündnadelgewehr der deutschen unstreitig besaß. 186» hatte dieses in
besonders hohem Grade bei den Siegen der Preußen mitgewirkt; 4870 spielte
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