Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Der Aanoncnronig und sein Reich die preußische Armee verfügt wurde. Es wurden davon sofort 300 Stuck be¬ Am 16. September vollzog sich in Essen ein wichtiges Ereignis: Krupp Wir können nur einen kleinen Teil der weitern anziehenden Mitteilungen Der Aanoncnronig und sein Reich die preußische Armee verfügt wurde. Es wurden davon sofort 300 Stuck be¬ Am 16. September vollzog sich in Essen ein wichtiges Ereignis: Krupp Wir können nur einen kleinen Teil der weitern anziehenden Mitteilungen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0020" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204751"/> <fw type="header" place="top"> Der Aanoncnronig und sein Reich</fw><lb/> <p xml:id="ID_31" prev="#ID_30"> die preußische Armee verfügt wurde. Es wurden davon sofort 300 Stuck be¬<lb/> stellt, und zwar gebührt dabei das Verdienst, diesen Gußstahl-Hinterlader als<lb/> das Geschütz der Zukunft erkannt zu haben, in erster Linie dein damaligen<lb/> Prinzrcgeuten, dem spätern Kaiser Wilhelm, dein der Chef des Allgemeinen<lb/> Kriegsdepartements, Generalleutnant von Voigts-Rhetz, beratend zur Seite stand.</p><lb/> <p xml:id="ID_32"> Am 16. September vollzog sich in Essen ein wichtiges Ereignis: Krupp<lb/> fetzte den neuen Dampfhammer „Fritz," der mit seinen 1000 Zentnern Fall¬<lb/> schwere der gewaltigste seiner Art war, in Betrieb. Es war ein Sprung ins<lb/> Ungewisse. Viele Techniker schüttelten bedenklich den Kopf über das Wagnis.<lb/> Selbst Meister und Arbeiter der Fabrik sahen mit ängstlicher Spannung der<lb/> Sache entgegen. Als sich dann der Riesenhammer vor der Schar der Zu¬<lb/> schauer laugsam erhob und im nächsten Augenblicke mit fnrchtbnrer Wucht ans<lb/> den unter ihm liegenden Gußstahlblvck niederfiel, sprangen die zunächst stehenden<lb/> entsetzt zurück. Nur Krupp behauptete seinen Platz und beobachtete unverzagt<lb/> die großartige Kraftäußerung; er war des Erfolges vou Anfang an sicher ge¬<lb/> wesen. Am !). Oktober stattete der König Wilhelm, begleitet vom Kriegs¬<lb/> minister von Roon, der Fabrik seinen Besuch ab, und nachdem vor seinen<lb/> Augen der Dampfhammer einen 15000 Pfund schweren, 15 Fuß langen Gu߬<lb/> stahlblock geschmiedet und das Gießhaus einen ander« von 18000 Pfund Schwere<lb/> und den königlichen Namenszug gegossen hatte, verabschiedete er sich mit Worten<lb/> der höchsten Befriedigung und Anerkennung.</p><lb/> <p xml:id="ID_33" next="#ID_34"> Wir können nur einen kleinen Teil der weitern anziehenden Mitteilungen<lb/> wiedergeben, die unser Buch aus dein Leben des Kanonenkönigs von Essen<lb/> und aus der Geschichte seines unaufhörlich wachsenden Reiches bringt. Von<lb/> der Londoner Weltausstellung des Jahres 1862 berichtete Lothar Bücher der<lb/> Natioualzeituug: „Zu Stahl schlagen wir die ganze Welt. Der Kruppsche<lb/> Gußstahl und der Steiermürker Sensenstahl haben ihres Gleichen nicht. Unter<lb/> Krupps Sachen sind drei vor allen groß, groß auch in dem Sinne, der den<lb/> Engländer besonders anspricht: ein Block von Gußstahl, 40000 Pfund schwer,<lb/> aus 600 Tiegeln gegossen, in der Mitte zerbrochen, um den Bruch zu zeigen,<lb/> eine Seeschiffachse mit zwei Kurbeln für einen Dampfer des Norddeutschen Llvhd,<lb/> im Gewicht von 22000 Pfund, und endlich gehärtete und hvchpvlirte Walzen,<lb/> 10 Zoll Durchmesser, 16 Zoll lang, gleichfalls Gußstahl. Der Bruch des<lb/> Blockes ist so eben in Farbe und Gefüge, so vollkommen frei vou Aeschelu und<lb/> unganzen Stellen, als wenn die Masse nicht Stahl, sondern Zucker wäre, die<lb/> Walzen siud blank lvie Diamant. Die Engländer haben nichts, was an diese<lb/> Leistungen hinanreichte." Angesichts solcher Erzeugnisse erscheint es wie Ironie,<lb/> wenn die Ausstelluugsjury dem Besitzer der Fabrik, aus der sie stammten, zwei<lb/> bronzene Medaillen zuerkannte. Indeß hatte er ihr Wolüwollen nicht nötig;<lb/> seine Fabrikate brachen sich von selbst Bahn. Massenhaft erfolgten Bestellungen,<lb/> und der Umfang des Geschäftes wuchs ins Riesige. Allein im Jahre 1863</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
Der Aanoncnronig und sein Reich
die preußische Armee verfügt wurde. Es wurden davon sofort 300 Stuck be¬
stellt, und zwar gebührt dabei das Verdienst, diesen Gußstahl-Hinterlader als
das Geschütz der Zukunft erkannt zu haben, in erster Linie dein damaligen
Prinzrcgeuten, dem spätern Kaiser Wilhelm, dein der Chef des Allgemeinen
Kriegsdepartements, Generalleutnant von Voigts-Rhetz, beratend zur Seite stand.
Am 16. September vollzog sich in Essen ein wichtiges Ereignis: Krupp
fetzte den neuen Dampfhammer „Fritz," der mit seinen 1000 Zentnern Fall¬
schwere der gewaltigste seiner Art war, in Betrieb. Es war ein Sprung ins
Ungewisse. Viele Techniker schüttelten bedenklich den Kopf über das Wagnis.
Selbst Meister und Arbeiter der Fabrik sahen mit ängstlicher Spannung der
Sache entgegen. Als sich dann der Riesenhammer vor der Schar der Zu¬
schauer laugsam erhob und im nächsten Augenblicke mit fnrchtbnrer Wucht ans
den unter ihm liegenden Gußstahlblvck niederfiel, sprangen die zunächst stehenden
entsetzt zurück. Nur Krupp behauptete seinen Platz und beobachtete unverzagt
die großartige Kraftäußerung; er war des Erfolges vou Anfang an sicher ge¬
wesen. Am !). Oktober stattete der König Wilhelm, begleitet vom Kriegs¬
minister von Roon, der Fabrik seinen Besuch ab, und nachdem vor seinen
Augen der Dampfhammer einen 15000 Pfund schweren, 15 Fuß langen Gu߬
stahlblock geschmiedet und das Gießhaus einen ander« von 18000 Pfund Schwere
und den königlichen Namenszug gegossen hatte, verabschiedete er sich mit Worten
der höchsten Befriedigung und Anerkennung.
Wir können nur einen kleinen Teil der weitern anziehenden Mitteilungen
wiedergeben, die unser Buch aus dein Leben des Kanonenkönigs von Essen
und aus der Geschichte seines unaufhörlich wachsenden Reiches bringt. Von
der Londoner Weltausstellung des Jahres 1862 berichtete Lothar Bücher der
Natioualzeituug: „Zu Stahl schlagen wir die ganze Welt. Der Kruppsche
Gußstahl und der Steiermürker Sensenstahl haben ihres Gleichen nicht. Unter
Krupps Sachen sind drei vor allen groß, groß auch in dem Sinne, der den
Engländer besonders anspricht: ein Block von Gußstahl, 40000 Pfund schwer,
aus 600 Tiegeln gegossen, in der Mitte zerbrochen, um den Bruch zu zeigen,
eine Seeschiffachse mit zwei Kurbeln für einen Dampfer des Norddeutschen Llvhd,
im Gewicht von 22000 Pfund, und endlich gehärtete und hvchpvlirte Walzen,
10 Zoll Durchmesser, 16 Zoll lang, gleichfalls Gußstahl. Der Bruch des
Blockes ist so eben in Farbe und Gefüge, so vollkommen frei vou Aeschelu und
unganzen Stellen, als wenn die Masse nicht Stahl, sondern Zucker wäre, die
Walzen siud blank lvie Diamant. Die Engländer haben nichts, was an diese
Leistungen hinanreichte." Angesichts solcher Erzeugnisse erscheint es wie Ironie,
wenn die Ausstelluugsjury dem Besitzer der Fabrik, aus der sie stammten, zwei
bronzene Medaillen zuerkannte. Indeß hatte er ihr Wolüwollen nicht nötig;
seine Fabrikate brachen sich von selbst Bahn. Massenhaft erfolgten Bestellungen,
und der Umfang des Geschäftes wuchs ins Riesige. Allein im Jahre 1863
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