Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Manzoni und Goethe behaupteten jetzt, wie einst Maechiavelli und "ach ihm Muratori, daß das Manzoni war ein entschiedener Feind litterarischer Erörterungen. "Es ist Seit 1827 nahmen gründliche Studien über die italienische Sprache seine Als sich Mnnzvnis Ideal, die Wiedergeburt des Vaterlandes durch einen Im 127. Kapitel seiner Geschichte der italienischen Republiken deL Mittelalters. *") LnIIa, inorslo vattolio". OsKvrvaÄolli Si Llosssuckro Ain-wol.
Manzoni und Goethe behaupteten jetzt, wie einst Maechiavelli und »ach ihm Muratori, daß das Manzoni war ein entschiedener Feind litterarischer Erörterungen. „Es ist Seit 1827 nahmen gründliche Studien über die italienische Sprache seine Als sich Mnnzvnis Ideal, die Wiedergeburt des Vaterlandes durch einen Im 127. Kapitel seiner Geschichte der italienischen Republiken deL Mittelalters. *») LnIIa, inorslo vattolio». OsKvrvaÄolli Si Llosssuckro Ain-wol.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0132" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204863"/> <fw type="header" place="top"> Manzoni und Goethe</fw><lb/> <p xml:id="ID_325" prev="#ID_324"> behaupteten jetzt, wie einst Maechiavelli und »ach ihm Muratori, daß das<lb/> Reich des Desiiderius sicher allmählich zu einem einheitlichen nationalen König¬<lb/> reiche geworden wäre, da die Langobarden damals bereits fast vollständig<lb/> italianisirt gewesen seien. Die Theorie Manzonis, die durchblicken ließ, das;<lb/> er auch jetzt noch das Heil des Vaterlandes von Rom her erwarte, von<lb/> Rvsmini ans dem philosophischen, von Le Maistre aus dem politischen Gebiete<lb/> begründet, wurde zum Grundstein des Programms der neuguelfischen Partei<lb/> und gewann in ganz Italien, als mit Pius IX. wirklich ein nationalgesinnter<lb/> und liberaler Papst den Stuhl Petri bestiegen zu haben schien, einen ungeheuern<lb/> Anhang. Wir wissen, wie rasch die Thatsachen diese uns Nordländern und<lb/> Protestante» schwer begreifliche Illusion endgiltig zu nichte machten.</p><lb/> <p xml:id="ID_326"> Manzoni war ein entschiedener Feind litterarischer Erörterungen. „Es ist<lb/> bei mir ein alter Vorsatz, mich außerhalb derselben zu halten und zu schweigen,"<lb/> pflegte er zu sagen. Als aber der Historiker Sismondi*) die Moral der<lb/> römisch-katholische!, Kirche angriff, suchte er sie in einer einen ganzen Band<lb/> füllenden Abhandlung zu verteidigen (181'.))^). Er erwies sich darin aber<lb/> nur allzusehr, wie er sich selbst nennt, als einen „aufrichtigen, aber<lb/> schwachen Apologeten." Klar geht daraus hervor, wie fest er selbst von der<lb/> Erhabenheit der Kirche, von der Richtigkeit und Unumstößlichkeit ihrer Prin¬<lb/> zipien überzeugt war: aber seine Darlegung vermag keinen unbefangenen Leser<lb/> zu überzeugen.</p><lb/> <p xml:id="ID_327"> Seit 1827 nahmen gründliche Studien über die italienische Sprache seine<lb/> Zeit und sein Interesse hauptsächlich in Anspruch. Er hatte allmählich die<lb/> Überzeugung gewonnen, daß die italienische Nativnalsvrache aus dem Florentiner<lb/> Volksidivm gleichsam wiedergeboren werden müsse. Er studirte dieses aufs<lb/> gründlichste und besserte in diesem Sinne unablässig mit ängstlichster Sorgfalt<lb/> an seinen Werke», zumal an den „Verlobten," aus denen er die anfangs<lb/> ziemlich hüusigeu Anklänge an den lombardischen Dialekt auszumerzen bemüht<lb/> war. Sein großes Werk über die italienische Sprache ist nie fertig geworden.<lb/> Als Referent der im Jahre 18<>7 von dein Unterrichtsminister niedergesetzten<lb/> Kommission, die untersuchen sollte, durch welche Mittel sich die Kenntnis und<lb/> der Gebrauch der reinen italienischen Sprache im Volke verbreiten ließe, gab<lb/> er ein Gutachten heraus, worin er den oben bezeichneten Satz zu begründen<lb/> suchte. Er faud aber im ganzen wenig Anklang; die bedeutendsten sprach-<lb/> kundigen und Litteraten wie Tvmmaseo, Vonghi, Lambr»Sedini u. a. traten<lb/> ihm entgegen. Wie vorauszusehen war, führte der Streit, der unendlich viel<lb/> Staub aufgewirbelt hatte, weder zu einer theoretischen Entscheidung »och zu<lb/> einem praktischen Ergebnis: es blieb bei», alten.</p><lb/> <p xml:id="ID_328" next="#ID_329"> Als sich Mnnzvnis Ideal, die Wiedergeburt des Vaterlandes durch einen</p><lb/> <note xml:id="FID_15" place="foot"> Im 127. Kapitel seiner Geschichte der italienischen Republiken deL Mittelalters.</note><lb/> <note xml:id="FID_16" place="foot"> *») LnIIa, inorslo vattolio». OsKvrvaÄolli Si Llosssuckro Ain-wol.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0132]
Manzoni und Goethe
behaupteten jetzt, wie einst Maechiavelli und »ach ihm Muratori, daß das
Reich des Desiiderius sicher allmählich zu einem einheitlichen nationalen König¬
reiche geworden wäre, da die Langobarden damals bereits fast vollständig
italianisirt gewesen seien. Die Theorie Manzonis, die durchblicken ließ, das;
er auch jetzt noch das Heil des Vaterlandes von Rom her erwarte, von
Rvsmini ans dem philosophischen, von Le Maistre aus dem politischen Gebiete
begründet, wurde zum Grundstein des Programms der neuguelfischen Partei
und gewann in ganz Italien, als mit Pius IX. wirklich ein nationalgesinnter
und liberaler Papst den Stuhl Petri bestiegen zu haben schien, einen ungeheuern
Anhang. Wir wissen, wie rasch die Thatsachen diese uns Nordländern und
Protestante» schwer begreifliche Illusion endgiltig zu nichte machten.
Manzoni war ein entschiedener Feind litterarischer Erörterungen. „Es ist
bei mir ein alter Vorsatz, mich außerhalb derselben zu halten und zu schweigen,"
pflegte er zu sagen. Als aber der Historiker Sismondi*) die Moral der
römisch-katholische!, Kirche angriff, suchte er sie in einer einen ganzen Band
füllenden Abhandlung zu verteidigen (181'.))^). Er erwies sich darin aber
nur allzusehr, wie er sich selbst nennt, als einen „aufrichtigen, aber
schwachen Apologeten." Klar geht daraus hervor, wie fest er selbst von der
Erhabenheit der Kirche, von der Richtigkeit und Unumstößlichkeit ihrer Prin¬
zipien überzeugt war: aber seine Darlegung vermag keinen unbefangenen Leser
zu überzeugen.
Seit 1827 nahmen gründliche Studien über die italienische Sprache seine
Zeit und sein Interesse hauptsächlich in Anspruch. Er hatte allmählich die
Überzeugung gewonnen, daß die italienische Nativnalsvrache aus dem Florentiner
Volksidivm gleichsam wiedergeboren werden müsse. Er studirte dieses aufs
gründlichste und besserte in diesem Sinne unablässig mit ängstlichster Sorgfalt
an seinen Werke», zumal an den „Verlobten," aus denen er die anfangs
ziemlich hüusigeu Anklänge an den lombardischen Dialekt auszumerzen bemüht
war. Sein großes Werk über die italienische Sprache ist nie fertig geworden.
Als Referent der im Jahre 18<>7 von dein Unterrichtsminister niedergesetzten
Kommission, die untersuchen sollte, durch welche Mittel sich die Kenntnis und
der Gebrauch der reinen italienischen Sprache im Volke verbreiten ließe, gab
er ein Gutachten heraus, worin er den oben bezeichneten Satz zu begründen
suchte. Er faud aber im ganzen wenig Anklang; die bedeutendsten sprach-
kundigen und Litteraten wie Tvmmaseo, Vonghi, Lambr»Sedini u. a. traten
ihm entgegen. Wie vorauszusehen war, führte der Streit, der unendlich viel
Staub aufgewirbelt hatte, weder zu einer theoretischen Entscheidung »och zu
einem praktischen Ergebnis: es blieb bei», alten.
Als sich Mnnzvnis Ideal, die Wiedergeburt des Vaterlandes durch einen
Im 127. Kapitel seiner Geschichte der italienischen Republiken deL Mittelalters.
*») LnIIa, inorslo vattolio». OsKvrvaÄolli Si Llosssuckro Ain-wol.
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