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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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Englische Technik und deutsche Konkurrenz

Die deutschen Gewerbtreibenden haben sich diese Mahnung in einer Weise
zu Herzen genommen, die ihnen alle Ehre macht und ihre geistige Überlegenheit
den englischen gegenüber entschieden an den Tag legt. Allgemein wird das
anerkannt, mich in England. So schreibt z. V. das Londoner Fachblatt
IroninonAsr ("Eisenhändler") folgendes: "Die Thatsache ist nicht zu bestreiten,
daß in Deutschland die Fabrikation von feinen Eisenwaren in befriedigendster
Weise Fortschritte macht. Jeder Artikel wird beständig verbessert, so voll¬
kommen als möglich herzustellen gesucht. Wenn much in manchen Fällen eng¬
lische und amerikanische Muster benutzt werden, so wird doch die Anerkennung,
die dein deutschen Fabrikanten gebührt, dadurch nicht im geringsten vermindert.
Es verlohnt sich wirklich, den Schaufenstern der Kaufleute, die diese Artikel
führen, nicht nur in Berlin, sondern auch in Provinzstädten, ein wenig Be¬
achtung zu schenken. Man bemerkt dn Werkzeuge und andre Fabrikate, die
nahezu als mustergiltig zu betrachten sind, und selbst ein englischer Kritiker
mit verwöhnten Geschmacke wird die gediegne Arbeit, die uns vielfach entgegen¬
tritt, bewundern müssen. Ebenso verhält es sich, wenn man Neubauten be¬
sichtigt, nicht nur sogenannte elegant eingerichtete, herrschaftliche Häuser, son¬
dern auch Gebäude, die für Bureaus bestimmt sind; aber auch viele neue
Miethäuser entbehren bei der Verwendung von Eisen und Kupfer nicht ganz
eines gewissen Luxus, der noch vor zehn Jahren einen ungewohnten Anblick
geboten Hütte. Viele Artikel entzücken geradezu das Auge, wie z. B. Fenster¬
stäbe, Lampen, Platten, Schlüssel n. dergl., die ans Eisen oder Kupfer nach
mittelalterlichen Vorbildern gemacht wurden, welche in alten Ritterburgen, in
Kirchen und Museen aufgehäuft siud. Es ist viel geschehen, um durch Ab¬
bildungen und Skizzen diese Altertümer im Publikum bekannt zu machen; zu
bezweifeln ist aber, ob irgend etwas ohne jenen Ehrgeiz und jene Liebe zu
ihrem Handwerk, durch die so viele deutsche Arbeiter sich auszeichnen, erreicht
worden wäre. Der intelligente Teil des Arbeiterstandes und einsichtige Fabri¬
kanten haben allein einen gerechten Anspruch ans die Verdienste, die ohne
Zweifel mit dem manchmal geradezu wunderbaren Fortschritt, der in der letzten
Zeit stattgefunden hat, verbunden sind."

Ein nicht geringer Teil des hier mit so rühmlicher Unparteilichkeit be-
sprochnen Erfolges gebührt auch den Vertretern und Reisenden unsrer in¬
dustriellen Kreise. Es erregt immer den Neid und die Bewunderung der
Engländer, zu sehen, wie sich die deutscheu Reisenden durch ihre Liebens¬
würdigkeit, ihr gefälliges Entgegenkommen und vor allem durch ihre trefflichen
Sprachkenntnisfe ein Absatzgebiet nach dem andern erschließen und es auch
dauernd zu behaupten wissen.

Ohne Zweifel wird im Laufe der Zeit auch das Fachgenossenschaftswesen
mit feinen vielen nützlichen Einrichtungen, den Fachzeitschriften, den Ausstellungen
der betreffenden Erzeugnisse sowie der Lehrlingsarbeiten nud mit der that-


Englische Technik und deutsche Konkurrenz

Die deutschen Gewerbtreibenden haben sich diese Mahnung in einer Weise
zu Herzen genommen, die ihnen alle Ehre macht und ihre geistige Überlegenheit
den englischen gegenüber entschieden an den Tag legt. Allgemein wird das
anerkannt, mich in England. So schreibt z. V. das Londoner Fachblatt
IroninonAsr („Eisenhändler") folgendes: „Die Thatsache ist nicht zu bestreiten,
daß in Deutschland die Fabrikation von feinen Eisenwaren in befriedigendster
Weise Fortschritte macht. Jeder Artikel wird beständig verbessert, so voll¬
kommen als möglich herzustellen gesucht. Wenn much in manchen Fällen eng¬
lische und amerikanische Muster benutzt werden, so wird doch die Anerkennung,
die dein deutschen Fabrikanten gebührt, dadurch nicht im geringsten vermindert.
Es verlohnt sich wirklich, den Schaufenstern der Kaufleute, die diese Artikel
führen, nicht nur in Berlin, sondern auch in Provinzstädten, ein wenig Be¬
achtung zu schenken. Man bemerkt dn Werkzeuge und andre Fabrikate, die
nahezu als mustergiltig zu betrachten sind, und selbst ein englischer Kritiker
mit verwöhnten Geschmacke wird die gediegne Arbeit, die uns vielfach entgegen¬
tritt, bewundern müssen. Ebenso verhält es sich, wenn man Neubauten be¬
sichtigt, nicht nur sogenannte elegant eingerichtete, herrschaftliche Häuser, son¬
dern auch Gebäude, die für Bureaus bestimmt sind; aber auch viele neue
Miethäuser entbehren bei der Verwendung von Eisen und Kupfer nicht ganz
eines gewissen Luxus, der noch vor zehn Jahren einen ungewohnten Anblick
geboten Hütte. Viele Artikel entzücken geradezu das Auge, wie z. B. Fenster¬
stäbe, Lampen, Platten, Schlüssel n. dergl., die ans Eisen oder Kupfer nach
mittelalterlichen Vorbildern gemacht wurden, welche in alten Ritterburgen, in
Kirchen und Museen aufgehäuft siud. Es ist viel geschehen, um durch Ab¬
bildungen und Skizzen diese Altertümer im Publikum bekannt zu machen; zu
bezweifeln ist aber, ob irgend etwas ohne jenen Ehrgeiz und jene Liebe zu
ihrem Handwerk, durch die so viele deutsche Arbeiter sich auszeichnen, erreicht
worden wäre. Der intelligente Teil des Arbeiterstandes und einsichtige Fabri¬
kanten haben allein einen gerechten Anspruch ans die Verdienste, die ohne
Zweifel mit dem manchmal geradezu wunderbaren Fortschritt, der in der letzten
Zeit stattgefunden hat, verbunden sind."

Ein nicht geringer Teil des hier mit so rühmlicher Unparteilichkeit be-
sprochnen Erfolges gebührt auch den Vertretern und Reisenden unsrer in¬
dustriellen Kreise. Es erregt immer den Neid und die Bewunderung der
Engländer, zu sehen, wie sich die deutscheu Reisenden durch ihre Liebens¬
würdigkeit, ihr gefälliges Entgegenkommen und vor allem durch ihre trefflichen
Sprachkenntnisfe ein Absatzgebiet nach dem andern erschließen und es auch
dauernd zu behaupten wissen.

Ohne Zweifel wird im Laufe der Zeit auch das Fachgenossenschaftswesen
mit feinen vielen nützlichen Einrichtungen, den Fachzeitschriften, den Ausstellungen
der betreffenden Erzeugnisse sowie der Lehrlingsarbeiten nud mit der that-


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[0557] Englische Technik und deutsche Konkurrenz Die deutschen Gewerbtreibenden haben sich diese Mahnung in einer Weise zu Herzen genommen, die ihnen alle Ehre macht und ihre geistige Überlegenheit den englischen gegenüber entschieden an den Tag legt. Allgemein wird das anerkannt, mich in England. So schreibt z. V. das Londoner Fachblatt IroninonAsr („Eisenhändler") folgendes: „Die Thatsache ist nicht zu bestreiten, daß in Deutschland die Fabrikation von feinen Eisenwaren in befriedigendster Weise Fortschritte macht. Jeder Artikel wird beständig verbessert, so voll¬ kommen als möglich herzustellen gesucht. Wenn much in manchen Fällen eng¬ lische und amerikanische Muster benutzt werden, so wird doch die Anerkennung, die dein deutschen Fabrikanten gebührt, dadurch nicht im geringsten vermindert. Es verlohnt sich wirklich, den Schaufenstern der Kaufleute, die diese Artikel führen, nicht nur in Berlin, sondern auch in Provinzstädten, ein wenig Be¬ achtung zu schenken. Man bemerkt dn Werkzeuge und andre Fabrikate, die nahezu als mustergiltig zu betrachten sind, und selbst ein englischer Kritiker mit verwöhnten Geschmacke wird die gediegne Arbeit, die uns vielfach entgegen¬ tritt, bewundern müssen. Ebenso verhält es sich, wenn man Neubauten be¬ sichtigt, nicht nur sogenannte elegant eingerichtete, herrschaftliche Häuser, son¬ dern auch Gebäude, die für Bureaus bestimmt sind; aber auch viele neue Miethäuser entbehren bei der Verwendung von Eisen und Kupfer nicht ganz eines gewissen Luxus, der noch vor zehn Jahren einen ungewohnten Anblick geboten Hütte. Viele Artikel entzücken geradezu das Auge, wie z. B. Fenster¬ stäbe, Lampen, Platten, Schlüssel n. dergl., die ans Eisen oder Kupfer nach mittelalterlichen Vorbildern gemacht wurden, welche in alten Ritterburgen, in Kirchen und Museen aufgehäuft siud. Es ist viel geschehen, um durch Ab¬ bildungen und Skizzen diese Altertümer im Publikum bekannt zu machen; zu bezweifeln ist aber, ob irgend etwas ohne jenen Ehrgeiz und jene Liebe zu ihrem Handwerk, durch die so viele deutsche Arbeiter sich auszeichnen, erreicht worden wäre. Der intelligente Teil des Arbeiterstandes und einsichtige Fabri¬ kanten haben allein einen gerechten Anspruch ans die Verdienste, die ohne Zweifel mit dem manchmal geradezu wunderbaren Fortschritt, der in der letzten Zeit stattgefunden hat, verbunden sind." Ein nicht geringer Teil des hier mit so rühmlicher Unparteilichkeit be- sprochnen Erfolges gebührt auch den Vertretern und Reisenden unsrer in¬ dustriellen Kreise. Es erregt immer den Neid und die Bewunderung der Engländer, zu sehen, wie sich die deutscheu Reisenden durch ihre Liebens¬ würdigkeit, ihr gefälliges Entgegenkommen und vor allem durch ihre trefflichen Sprachkenntnisfe ein Absatzgebiet nach dem andern erschließen und es auch dauernd zu behaupten wissen. Ohne Zweifel wird im Laufe der Zeit auch das Fachgenossenschaftswesen mit feinen vielen nützlichen Einrichtungen, den Fachzeitschriften, den Ausstellungen der betreffenden Erzeugnisse sowie der Lehrlingsarbeiten nud mit der that-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/557>, abgerufen am 29.06.2024.