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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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William Longreve

Congreve von dessen frühester Jugend bis ein sein Lebensende befreundet
war, unterrichtet worden. Diese Mitteilungen wurden dann vou Leigh Hund,
Macaulay und Thackeray ergänzt. Allein trotzdem klaffen noch überall arge
Lücken. Edmund Gosse hat sich nun in seiner vor kurzem erschienenen Bio¬
graphie William Cvngreves (London, Walter Scott, 1888) das Verdienst er¬
worben, das gesamte vorhandene Material gründlich zu sichten und neu zu
verarbeiten, so daß das landläufige Charakterbild des Dichters, und zwar in
günstigem Sinne, wesentlich berichtigt und auch die biographischen Daten genau
festgestellt erscheinen. Die treffliche Darstellungsgabe Gvsses trägt das ihrige
dazu bei, diese Biographie zu einer höchst anregenden Lektüre zu gestalte".

Congreve ist der bedeutendste Dichter der Periode, die Pope von Dryden
trennt, und ein Vorläufer des Zeitalters der Königin Anna. Zur Jahre 166!)
geboren, legte er in Kilkenny, dein irischen Eton, wo sich um diese Zeit anch
der mir drei Jahre ältere Jonathan Swift befand, den Grund zu jener tiefen
Gelehrsamkeit, die ihn vor vielen zeitgenössischen Dichtern auszeichnete. Kurz
vor seinein Abgange aus dem Lollegv in seinem siebzehnten Lebensjahre
schrieb er den Roman Iiivogniw or Iivvv u.mal Ont/ rsvoneilLä. Gegen Ende
des Jahres 1688 verließ er, wahrscheinlich in Jonathan Swifts Gesellschaft,
Irland, da der Sproß einer Familie, die den Stuarts gedient hatte, dort kein
Fortkommen finden konnte. Sein. Roman erschien jedoch erst im Jahre 1692
unter dem Pseudonym Clevphil im Druck und scheint eine ziemliche Popularität
erlangt zu haben, da er wiederholt aufgelegt wurde. Man hat in den Gestalten
Hippolyts und Aurelians Swift und Congreve selbst vermutet, doch giebt es
dafür zu wenig Anhaltepunkte.

Im August 1692 ist Congreve bereits ein anerkannter Dichter und Drydens
Freund. Sein eigentliches litterarisches Debüt -- InooMita, wird uicht jeder
gelten lassen wollen -- feierte er allerdings erst im Jahre 1693, und zwar unter
Begünstigung keines geringeren als Drydens selbst, indem er für dessen
"Juvenal und Persius" Beitrüge lieferte. Congreve wurde von Southerne
bei Dryden eingeführt, und dieser erkannte in dein jungen Dichter, der
damals den unvollendeten Otu Laollelor in der Tasche trug, den Mann der
Zukunft und lernte ihn anch als Menschen schätzen und lieben.

Mit Hilfe Svuthernes, Maynwarings und Drydens wurde das Stück voll¬
endet, und Congreve that gut, seine älteren Freunde dabei gewähre" zu lassen.
Im Januar 1693 wurde der OIÄ L-uzllolor auf die Bühne gebracht. Anm
Bmeegirdle, die damals auf dem Gipfel ihres Ruhmes stand, spielte die
Armninta. Die ebenso schöne wie liebenswürdige Schauspielerin hat dann
dem Dichter bis zu seinem Tode eine warme Freundschaft bewahrt. Er
hat auch in jedem seiner Stücke eine Rolle für sie geschrieben, die, ihrem
eigensten Wesen entsprechend, immer den Charakter weiblicher Reinheit und
Anmut trug.


William Longreve

Congreve von dessen frühester Jugend bis ein sein Lebensende befreundet
war, unterrichtet worden. Diese Mitteilungen wurden dann vou Leigh Hund,
Macaulay und Thackeray ergänzt. Allein trotzdem klaffen noch überall arge
Lücken. Edmund Gosse hat sich nun in seiner vor kurzem erschienenen Bio¬
graphie William Cvngreves (London, Walter Scott, 1888) das Verdienst er¬
worben, das gesamte vorhandene Material gründlich zu sichten und neu zu
verarbeiten, so daß das landläufige Charakterbild des Dichters, und zwar in
günstigem Sinne, wesentlich berichtigt und auch die biographischen Daten genau
festgestellt erscheinen. Die treffliche Darstellungsgabe Gvsses trägt das ihrige
dazu bei, diese Biographie zu einer höchst anregenden Lektüre zu gestalte».

Congreve ist der bedeutendste Dichter der Periode, die Pope von Dryden
trennt, und ein Vorläufer des Zeitalters der Königin Anna. Zur Jahre 166!)
geboren, legte er in Kilkenny, dein irischen Eton, wo sich um diese Zeit anch
der mir drei Jahre ältere Jonathan Swift befand, den Grund zu jener tiefen
Gelehrsamkeit, die ihn vor vielen zeitgenössischen Dichtern auszeichnete. Kurz
vor seinein Abgange aus dem Lollegv in seinem siebzehnten Lebensjahre
schrieb er den Roman Iiivogniw or Iivvv u.mal Ont/ rsvoneilLä. Gegen Ende
des Jahres 1688 verließ er, wahrscheinlich in Jonathan Swifts Gesellschaft,
Irland, da der Sproß einer Familie, die den Stuarts gedient hatte, dort kein
Fortkommen finden konnte. Sein. Roman erschien jedoch erst im Jahre 1692
unter dem Pseudonym Clevphil im Druck und scheint eine ziemliche Popularität
erlangt zu haben, da er wiederholt aufgelegt wurde. Man hat in den Gestalten
Hippolyts und Aurelians Swift und Congreve selbst vermutet, doch giebt es
dafür zu wenig Anhaltepunkte.

Im August 1692 ist Congreve bereits ein anerkannter Dichter und Drydens
Freund. Sein eigentliches litterarisches Debüt — InooMita, wird uicht jeder
gelten lassen wollen — feierte er allerdings erst im Jahre 1693, und zwar unter
Begünstigung keines geringeren als Drydens selbst, indem er für dessen
„Juvenal und Persius" Beitrüge lieferte. Congreve wurde von Southerne
bei Dryden eingeführt, und dieser erkannte in dein jungen Dichter, der
damals den unvollendeten Otu Laollelor in der Tasche trug, den Mann der
Zukunft und lernte ihn anch als Menschen schätzen und lieben.

Mit Hilfe Svuthernes, Maynwarings und Drydens wurde das Stück voll¬
endet, und Congreve that gut, seine älteren Freunde dabei gewähre» zu lassen.
Im Januar 1693 wurde der OIÄ L-uzllolor auf die Bühne gebracht. Anm
Bmeegirdle, die damals auf dem Gipfel ihres Ruhmes stand, spielte die
Armninta. Die ebenso schöne wie liebenswürdige Schauspielerin hat dann
dem Dichter bis zu seinem Tode eine warme Freundschaft bewahrt. Er
hat auch in jedem seiner Stücke eine Rolle für sie geschrieben, die, ihrem
eigensten Wesen entsprechend, immer den Charakter weiblicher Reinheit und
Anmut trug.


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[0284] William Longreve Congreve von dessen frühester Jugend bis ein sein Lebensende befreundet war, unterrichtet worden. Diese Mitteilungen wurden dann vou Leigh Hund, Macaulay und Thackeray ergänzt. Allein trotzdem klaffen noch überall arge Lücken. Edmund Gosse hat sich nun in seiner vor kurzem erschienenen Bio¬ graphie William Cvngreves (London, Walter Scott, 1888) das Verdienst er¬ worben, das gesamte vorhandene Material gründlich zu sichten und neu zu verarbeiten, so daß das landläufige Charakterbild des Dichters, und zwar in günstigem Sinne, wesentlich berichtigt und auch die biographischen Daten genau festgestellt erscheinen. Die treffliche Darstellungsgabe Gvsses trägt das ihrige dazu bei, diese Biographie zu einer höchst anregenden Lektüre zu gestalte». Congreve ist der bedeutendste Dichter der Periode, die Pope von Dryden trennt, und ein Vorläufer des Zeitalters der Königin Anna. Zur Jahre 166!) geboren, legte er in Kilkenny, dein irischen Eton, wo sich um diese Zeit anch der mir drei Jahre ältere Jonathan Swift befand, den Grund zu jener tiefen Gelehrsamkeit, die ihn vor vielen zeitgenössischen Dichtern auszeichnete. Kurz vor seinein Abgange aus dem Lollegv in seinem siebzehnten Lebensjahre schrieb er den Roman Iiivogniw or Iivvv u.mal Ont/ rsvoneilLä. Gegen Ende des Jahres 1688 verließ er, wahrscheinlich in Jonathan Swifts Gesellschaft, Irland, da der Sproß einer Familie, die den Stuarts gedient hatte, dort kein Fortkommen finden konnte. Sein. Roman erschien jedoch erst im Jahre 1692 unter dem Pseudonym Clevphil im Druck und scheint eine ziemliche Popularität erlangt zu haben, da er wiederholt aufgelegt wurde. Man hat in den Gestalten Hippolyts und Aurelians Swift und Congreve selbst vermutet, doch giebt es dafür zu wenig Anhaltepunkte. Im August 1692 ist Congreve bereits ein anerkannter Dichter und Drydens Freund. Sein eigentliches litterarisches Debüt — InooMita, wird uicht jeder gelten lassen wollen — feierte er allerdings erst im Jahre 1693, und zwar unter Begünstigung keines geringeren als Drydens selbst, indem er für dessen „Juvenal und Persius" Beitrüge lieferte. Congreve wurde von Southerne bei Dryden eingeführt, und dieser erkannte in dein jungen Dichter, der damals den unvollendeten Otu Laollelor in der Tasche trug, den Mann der Zukunft und lernte ihn anch als Menschen schätzen und lieben. Mit Hilfe Svuthernes, Maynwarings und Drydens wurde das Stück voll¬ endet, und Congreve that gut, seine älteren Freunde dabei gewähre» zu lassen. Im Januar 1693 wurde der OIÄ L-uzllolor auf die Bühne gebracht. Anm Bmeegirdle, die damals auf dem Gipfel ihres Ruhmes stand, spielte die Armninta. Die ebenso schöne wie liebenswürdige Schauspielerin hat dann dem Dichter bis zu seinem Tode eine warme Freundschaft bewahrt. Er hat auch in jedem seiner Stücke eine Rolle für sie geschrieben, die, ihrem eigensten Wesen entsprechend, immer den Charakter weiblicher Reinheit und Anmut trug.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/284>, abgerufen am 26.06.2024.