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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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Körners Toni und Arin^

einen Woywoden geziickt und aus der Scheide gezogen hatte, auf dem Markt
der großem Stadt hinrichten; ebenso belegte er einen Agn oder Kapitän mit
der Todesstrafe wegen dessen hervorstechender Gottlosigkeit und grenzenloser
Schmähungen, die er ans dem Wege nach Szigeth ausgestoßen hatte," Giebt
das nicht fast täuschend Körner wieder, wen" es heißt:


Der Tod des Schützen, der nur Schloszthor heut
Wider den Dwakv seinen Degen zog,
Verbürge euch die Strenge meines Worts,
Mit ihm sterb' auch der Jaintscharenhauptmann,
Der schwarze Last'rung wider unsern Glanben
Aus seiner gottverfluchten Lippe stieß.

Ans Budina konnte er auch das treulose Spiel kennen lernen, das sich
der Grvßwesir mich Solimaus Tode erlaubt, indem er dessen Ableben ver¬
heimlicht, einige Wesire besticht nud, "damit es nicht auskomme und den andern
bekannt werde, deu Doktor, der Soliman behandelte, in nächtlicher Weile
heimlich tötete."


Die Kämmerlinge sind von mir erkauft.
Mehr sollen's nicht erfahren. Doch den Juden
Bringt dieser Dolch zum Schweigen.

Lernte freilich Körner das Werk des Budina nicht aus SchwandtnerS,
sondern aus Neusners Sammelwerk kennen, so konnte er auch von der dort
befindlichen Beschreib ung der Belagerung Sigeths durch deu Grafen Fr. Forgach
(/nA'Mu Zesoriptlo et olzZnIicmis eins sxitomö) Einsicht nehmen und darin die
Geschichte von der Gefangennehmung von Zrinys Sohn und die großen Ver¬
sprechungen des Sultans hinsichtlich des Königreichs Kroatien finden.

Sehen wir aber von Forgach ab, so bleibt, Budina Körners nächster
Anhalt, er bot ihm sogar die meisten Namen. Bei Budina begegne" schon
der Casparus Alapianns, der Wvlffgangus Paprutowitschius, der Bassa
Svkotowitschius, der Beglierbegus von Aimtvlien (Natolien bei Körner), der
Aliportuk, t)ö1ki<ZAi'uni et innnlticnrnm ura-öl^olu", Mustafa, Franciscus Scherenkus
und selbst Laurentius Jnrauitsch.

Aber die Namen des Hauptmanns Peter Vilaeky, der Gattin Eva und der
Tochter Helene hat er nieder hier noch sonstwo finden können. Denn eines
Vilacky gedenkt die Historie nicht. Eine lebende Tochter Zrinys führen die
Quellen nicht mit Namen auf, und nur am Schluß wird von Budina die
erste Gemahlin Katharina de Frangepanibus genannt, die auch Körner vor¬
bringt.

Daß die zweite Frau, wie bei Körner, Eva geb. Rosenberg und ihre Tochter
Helene geheißen habe, weiß ich aus der Geschichte nicht zu belegen. Am
fragwürdigsten bleibt der Sohn Georg, von dem man nach Körners Dar¬
stellung nicht weiß, aus welcher der beiden Ehen Zrinys er stammt. Er


Körners Toni und Arin^

einen Woywoden geziickt und aus der Scheide gezogen hatte, auf dem Markt
der großem Stadt hinrichten; ebenso belegte er einen Agn oder Kapitän mit
der Todesstrafe wegen dessen hervorstechender Gottlosigkeit und grenzenloser
Schmähungen, die er ans dem Wege nach Szigeth ausgestoßen hatte," Giebt
das nicht fast täuschend Körner wieder, wen» es heißt:


Der Tod des Schützen, der nur Schloszthor heut
Wider den Dwakv seinen Degen zog,
Verbürge euch die Strenge meines Worts,
Mit ihm sterb' auch der Jaintscharenhauptmann,
Der schwarze Last'rung wider unsern Glanben
Aus seiner gottverfluchten Lippe stieß.

Ans Budina konnte er auch das treulose Spiel kennen lernen, das sich
der Grvßwesir mich Solimaus Tode erlaubt, indem er dessen Ableben ver¬
heimlicht, einige Wesire besticht nud, „damit es nicht auskomme und den andern
bekannt werde, deu Doktor, der Soliman behandelte, in nächtlicher Weile
heimlich tötete."


Die Kämmerlinge sind von mir erkauft.
Mehr sollen's nicht erfahren. Doch den Juden
Bringt dieser Dolch zum Schweigen.

Lernte freilich Körner das Werk des Budina nicht aus SchwandtnerS,
sondern aus Neusners Sammelwerk kennen, so konnte er auch von der dort
befindlichen Beschreib ung der Belagerung Sigeths durch deu Grafen Fr. Forgach
(/nA'Mu Zesoriptlo et olzZnIicmis eins sxitomö) Einsicht nehmen und darin die
Geschichte von der Gefangennehmung von Zrinys Sohn und die großen Ver¬
sprechungen des Sultans hinsichtlich des Königreichs Kroatien finden.

Sehen wir aber von Forgach ab, so bleibt, Budina Körners nächster
Anhalt, er bot ihm sogar die meisten Namen. Bei Budina begegne» schon
der Casparus Alapianns, der Wvlffgangus Paprutowitschius, der Bassa
Svkotowitschius, der Beglierbegus von Aimtvlien (Natolien bei Körner), der
Aliportuk, t)ö1ki<ZAi'uni et innnlticnrnm ura-öl^olu«, Mustafa, Franciscus Scherenkus
und selbst Laurentius Jnrauitsch.

Aber die Namen des Hauptmanns Peter Vilaeky, der Gattin Eva und der
Tochter Helene hat er nieder hier noch sonstwo finden können. Denn eines
Vilacky gedenkt die Historie nicht. Eine lebende Tochter Zrinys führen die
Quellen nicht mit Namen auf, und nur am Schluß wird von Budina die
erste Gemahlin Katharina de Frangepanibus genannt, die auch Körner vor¬
bringt.

Daß die zweite Frau, wie bei Körner, Eva geb. Rosenberg und ihre Tochter
Helene geheißen habe, weiß ich aus der Geschichte nicht zu belegen. Am
fragwürdigsten bleibt der Sohn Georg, von dem man nach Körners Dar¬
stellung nicht weiß, aus welcher der beiden Ehen Zrinys er stammt. Er


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[0184] Körners Toni und Arin^ einen Woywoden geziickt und aus der Scheide gezogen hatte, auf dem Markt der großem Stadt hinrichten; ebenso belegte er einen Agn oder Kapitän mit der Todesstrafe wegen dessen hervorstechender Gottlosigkeit und grenzenloser Schmähungen, die er ans dem Wege nach Szigeth ausgestoßen hatte," Giebt das nicht fast täuschend Körner wieder, wen» es heißt: Der Tod des Schützen, der nur Schloszthor heut Wider den Dwakv seinen Degen zog, Verbürge euch die Strenge meines Worts, Mit ihm sterb' auch der Jaintscharenhauptmann, Der schwarze Last'rung wider unsern Glanben Aus seiner gottverfluchten Lippe stieß. Ans Budina konnte er auch das treulose Spiel kennen lernen, das sich der Grvßwesir mich Solimaus Tode erlaubt, indem er dessen Ableben ver¬ heimlicht, einige Wesire besticht nud, „damit es nicht auskomme und den andern bekannt werde, deu Doktor, der Soliman behandelte, in nächtlicher Weile heimlich tötete." Die Kämmerlinge sind von mir erkauft. Mehr sollen's nicht erfahren. Doch den Juden Bringt dieser Dolch zum Schweigen. Lernte freilich Körner das Werk des Budina nicht aus SchwandtnerS, sondern aus Neusners Sammelwerk kennen, so konnte er auch von der dort befindlichen Beschreib ung der Belagerung Sigeths durch deu Grafen Fr. Forgach (/nA'Mu Zesoriptlo et olzZnIicmis eins sxitomö) Einsicht nehmen und darin die Geschichte von der Gefangennehmung von Zrinys Sohn und die großen Ver¬ sprechungen des Sultans hinsichtlich des Königreichs Kroatien finden. Sehen wir aber von Forgach ab, so bleibt, Budina Körners nächster Anhalt, er bot ihm sogar die meisten Namen. Bei Budina begegne» schon der Casparus Alapianns, der Wvlffgangus Paprutowitschius, der Bassa Svkotowitschius, der Beglierbegus von Aimtvlien (Natolien bei Körner), der Aliportuk, t)ö1ki<ZAi'uni et innnlticnrnm ura-öl^olu«, Mustafa, Franciscus Scherenkus und selbst Laurentius Jnrauitsch. Aber die Namen des Hauptmanns Peter Vilaeky, der Gattin Eva und der Tochter Helene hat er nieder hier noch sonstwo finden können. Denn eines Vilacky gedenkt die Historie nicht. Eine lebende Tochter Zrinys führen die Quellen nicht mit Namen auf, und nur am Schluß wird von Budina die erste Gemahlin Katharina de Frangepanibus genannt, die auch Körner vor¬ bringt. Daß die zweite Frau, wie bei Körner, Eva geb. Rosenberg und ihre Tochter Helene geheißen habe, weiß ich aus der Geschichte nicht zu belegen. Am fragwürdigsten bleibt der Sohn Georg, von dem man nach Körners Dar¬ stellung nicht weiß, aus welcher der beiden Ehen Zrinys er stammt. Er

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/184>, abgerufen am 29.06.2024.