Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Deutschland und die Südafrikanische Republik

Süden des Vaal nach Gold zu suchen, und daß sie damit Erfolg gehabt haben,
so daß man auch hier eine Goldindustrie von großem Maßstabe erstehen sehen
wird. Es werden dann sehr bedeutende Aufträge für die zu dieser Industrie
notwendigen Werkzeuge, Hacken, Schaufeln, Schubkarren, Schienen, Träger,
Transportwagen, Lokomotiven, Stampfmaschinen zum Zerkleinern des Erzes,
Lokomobilen zu deren Betrieb, überhaupt für alles, was Bergwerke bedürfen,
erfolgen müssen; denn bis jetzt sind nur sehr wenige Alluvialfclder entdeckt
worden.

Ferner sollten die deutscheu Fabrikanten und Kaufleute ihr Augenmerk richten
auf die im Freistaate am Orcmjcflnsse bestehende Bewegung zu Gunsten der
Anlegung einer Eisenbahn von Philippopolis an diesem Flusse zum Anschlusse
an die Kolonialbahn, die vou Colesberg über Bloemfvuteiu, Winbnrg und
Kroonstadt an den Vaal führen soll, von wo man nach Pretoria weiter zu
bauen beabsichtigt. Die Entfernung vom Oranje bis zum Vaal beträgt un¬
gefähr 63 deutsche Meilen. Eine zweite Schieueiistraße wird angestrebt zum
Anschluß an Natal und eine dritte, die von Blvcmfoutein nach den Diamanten¬
feldern von Kimberleh führen und sich dort an die Linie Kimberleh-Kapetvwn
anschließen soll.

Wieder ein andres Feld, auf dein sich die deutsche Industrie Beschäftigung
und Gewinn verschaffen kann, wenn sie es geschickt anfängt, ist das der Acker-
und Gartenwirtschaft. Der Bedarf an Stacheldraht wächst fortwährend, und
die Zeit ist nicht mehr fern, in der man allgemein daran gehen wird, die ein¬
zelnen Farmer in beiden Republiken der Boers mit diesem sehr praktischen
Drahte einzuzäunen. Auch nach Handpumpen der verschiedensten Art ist reichlich
Nachfrage, und der Bedarf an Windmühlen zur Berieselung und Entwässerung
der Felder und zum Mahlen des Getreides mehrt sich, und wenn hier die
amerikanische Konkurrenz ans dem Felde zu schlagen ist, so hat eine Ham¬
burger Firma den Kampf bereits aufgenommen und ist durch guten Erfolg
für das Wagnis belohnt worden. Diese Artikel ließen sich direkt absetzen, nur
müßten die betreffenden Fabrikanten illustrirte Kataloge und Preislisten her¬
stellen lassen und diese regelmäßig alle Vierteljahre hierhin versenden, auch
müßten sie sie in englischer Sprache abfassen. Ein weiteres Mittel zur Ausbrei¬
tung des deutschen Handels in den Ländern der Boers und namentlich im
Oranje-Freistaate wäre ein langer Zahlungstermin. Die englischen Hänser ge¬
währen 5, bisweilen sogar 10 Prozent Diskonto für Kassengeschäfte; in der
Regel aber wird gegen Wechsel auf 90 Tage gehandelt. Solange andre
Fabrikanten sich nicht wenigstens zu gleich langen Terminen herbeilassen und
in andern Beziehungen dem Abnehmer entgegenkommen, wird das englische
Haus, stets vorgezogen werden. Der Geldverkehr wird durch die Nationalbank
und die Sank ok ^trioa vermittelt. Der Diskont für Wechsel auf London
schwankt zwischen ^ und ^/s Prozent, der gewöhnliche Zinsfuß im Lande


Deutschland und die Südafrikanische Republik

Süden des Vaal nach Gold zu suchen, und daß sie damit Erfolg gehabt haben,
so daß man auch hier eine Goldindustrie von großem Maßstabe erstehen sehen
wird. Es werden dann sehr bedeutende Aufträge für die zu dieser Industrie
notwendigen Werkzeuge, Hacken, Schaufeln, Schubkarren, Schienen, Träger,
Transportwagen, Lokomotiven, Stampfmaschinen zum Zerkleinern des Erzes,
Lokomobilen zu deren Betrieb, überhaupt für alles, was Bergwerke bedürfen,
erfolgen müssen; denn bis jetzt sind nur sehr wenige Alluvialfclder entdeckt
worden.

Ferner sollten die deutscheu Fabrikanten und Kaufleute ihr Augenmerk richten
auf die im Freistaate am Orcmjcflnsse bestehende Bewegung zu Gunsten der
Anlegung einer Eisenbahn von Philippopolis an diesem Flusse zum Anschlusse
an die Kolonialbahn, die vou Colesberg über Bloemfvuteiu, Winbnrg und
Kroonstadt an den Vaal führen soll, von wo man nach Pretoria weiter zu
bauen beabsichtigt. Die Entfernung vom Oranje bis zum Vaal beträgt un¬
gefähr 63 deutsche Meilen. Eine zweite Schieueiistraße wird angestrebt zum
Anschluß an Natal und eine dritte, die von Blvcmfoutein nach den Diamanten¬
feldern von Kimberleh führen und sich dort an die Linie Kimberleh-Kapetvwn
anschließen soll.

Wieder ein andres Feld, auf dein sich die deutsche Industrie Beschäftigung
und Gewinn verschaffen kann, wenn sie es geschickt anfängt, ist das der Acker-
und Gartenwirtschaft. Der Bedarf an Stacheldraht wächst fortwährend, und
die Zeit ist nicht mehr fern, in der man allgemein daran gehen wird, die ein¬
zelnen Farmer in beiden Republiken der Boers mit diesem sehr praktischen
Drahte einzuzäunen. Auch nach Handpumpen der verschiedensten Art ist reichlich
Nachfrage, und der Bedarf an Windmühlen zur Berieselung und Entwässerung
der Felder und zum Mahlen des Getreides mehrt sich, und wenn hier die
amerikanische Konkurrenz ans dem Felde zu schlagen ist, so hat eine Ham¬
burger Firma den Kampf bereits aufgenommen und ist durch guten Erfolg
für das Wagnis belohnt worden. Diese Artikel ließen sich direkt absetzen, nur
müßten die betreffenden Fabrikanten illustrirte Kataloge und Preislisten her¬
stellen lassen und diese regelmäßig alle Vierteljahre hierhin versenden, auch
müßten sie sie in englischer Sprache abfassen. Ein weiteres Mittel zur Ausbrei¬
tung des deutschen Handels in den Ländern der Boers und namentlich im
Oranje-Freistaate wäre ein langer Zahlungstermin. Die englischen Hänser ge¬
währen 5, bisweilen sogar 10 Prozent Diskonto für Kassengeschäfte; in der
Regel aber wird gegen Wechsel auf 90 Tage gehandelt. Solange andre
Fabrikanten sich nicht wenigstens zu gleich langen Terminen herbeilassen und
in andern Beziehungen dem Abnehmer entgegenkommen, wird das englische
Haus, stets vorgezogen werden. Der Geldverkehr wird durch die Nationalbank
und die Sank ok ^trioa vermittelt. Der Diskont für Wechsel auf London
schwankt zwischen ^ und ^/s Prozent, der gewöhnliche Zinsfuß im Lande


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0175" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204264"/>
          <fw type="header" place="top"> Deutschland und die Südafrikanische Republik</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_510" prev="#ID_509"> Süden des Vaal nach Gold zu suchen, und daß sie damit Erfolg gehabt haben,<lb/>
so daß man auch hier eine Goldindustrie von großem Maßstabe erstehen sehen<lb/>
wird. Es werden dann sehr bedeutende Aufträge für die zu dieser Industrie<lb/>
notwendigen Werkzeuge, Hacken, Schaufeln, Schubkarren, Schienen, Träger,<lb/>
Transportwagen, Lokomotiven, Stampfmaschinen zum Zerkleinern des Erzes,<lb/>
Lokomobilen zu deren Betrieb, überhaupt für alles, was Bergwerke bedürfen,<lb/>
erfolgen müssen; denn bis jetzt sind nur sehr wenige Alluvialfclder entdeckt<lb/>
worden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_511"> Ferner sollten die deutscheu Fabrikanten und Kaufleute ihr Augenmerk richten<lb/>
auf die im Freistaate am Orcmjcflnsse bestehende Bewegung zu Gunsten der<lb/>
Anlegung einer Eisenbahn von Philippopolis an diesem Flusse zum Anschlusse<lb/>
an die Kolonialbahn, die vou Colesberg über Bloemfvuteiu, Winbnrg und<lb/>
Kroonstadt an den Vaal führen soll, von wo man nach Pretoria weiter zu<lb/>
bauen beabsichtigt. Die Entfernung vom Oranje bis zum Vaal beträgt un¬<lb/>
gefähr 63 deutsche Meilen. Eine zweite Schieueiistraße wird angestrebt zum<lb/>
Anschluß an Natal und eine dritte, die von Blvcmfoutein nach den Diamanten¬<lb/>
feldern von Kimberleh führen und sich dort an die Linie Kimberleh-Kapetvwn<lb/>
anschließen soll.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_512" next="#ID_513"> Wieder ein andres Feld, auf dein sich die deutsche Industrie Beschäftigung<lb/>
und Gewinn verschaffen kann, wenn sie es geschickt anfängt, ist das der Acker-<lb/>
und Gartenwirtschaft. Der Bedarf an Stacheldraht wächst fortwährend, und<lb/>
die Zeit ist nicht mehr fern, in der man allgemein daran gehen wird, die ein¬<lb/>
zelnen Farmer in beiden Republiken der Boers mit diesem sehr praktischen<lb/>
Drahte einzuzäunen. Auch nach Handpumpen der verschiedensten Art ist reichlich<lb/>
Nachfrage, und der Bedarf an Windmühlen zur Berieselung und Entwässerung<lb/>
der Felder und zum Mahlen des Getreides mehrt sich, und wenn hier die<lb/>
amerikanische Konkurrenz ans dem Felde zu schlagen ist, so hat eine Ham¬<lb/>
burger Firma den Kampf bereits aufgenommen und ist durch guten Erfolg<lb/>
für das Wagnis belohnt worden. Diese Artikel ließen sich direkt absetzen, nur<lb/>
müßten die betreffenden Fabrikanten illustrirte Kataloge und Preislisten her¬<lb/>
stellen lassen und diese regelmäßig alle Vierteljahre hierhin versenden, auch<lb/>
müßten sie sie in englischer Sprache abfassen. Ein weiteres Mittel zur Ausbrei¬<lb/>
tung des deutschen Handels in den Ländern der Boers und namentlich im<lb/>
Oranje-Freistaate wäre ein langer Zahlungstermin. Die englischen Hänser ge¬<lb/>
währen 5, bisweilen sogar 10 Prozent Diskonto für Kassengeschäfte; in der<lb/>
Regel aber wird gegen Wechsel auf 90 Tage gehandelt. Solange andre<lb/>
Fabrikanten sich nicht wenigstens zu gleich langen Terminen herbeilassen und<lb/>
in andern Beziehungen dem Abnehmer entgegenkommen, wird das englische<lb/>
Haus, stets vorgezogen werden. Der Geldverkehr wird durch die Nationalbank<lb/>
und die Sank ok ^trioa vermittelt. Der Diskont für Wechsel auf London<lb/>
schwankt zwischen ^ und ^/s Prozent, der gewöhnliche Zinsfuß im Lande</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0175] Deutschland und die Südafrikanische Republik Süden des Vaal nach Gold zu suchen, und daß sie damit Erfolg gehabt haben, so daß man auch hier eine Goldindustrie von großem Maßstabe erstehen sehen wird. Es werden dann sehr bedeutende Aufträge für die zu dieser Industrie notwendigen Werkzeuge, Hacken, Schaufeln, Schubkarren, Schienen, Träger, Transportwagen, Lokomotiven, Stampfmaschinen zum Zerkleinern des Erzes, Lokomobilen zu deren Betrieb, überhaupt für alles, was Bergwerke bedürfen, erfolgen müssen; denn bis jetzt sind nur sehr wenige Alluvialfclder entdeckt worden. Ferner sollten die deutscheu Fabrikanten und Kaufleute ihr Augenmerk richten auf die im Freistaate am Orcmjcflnsse bestehende Bewegung zu Gunsten der Anlegung einer Eisenbahn von Philippopolis an diesem Flusse zum Anschlusse an die Kolonialbahn, die vou Colesberg über Bloemfvuteiu, Winbnrg und Kroonstadt an den Vaal führen soll, von wo man nach Pretoria weiter zu bauen beabsichtigt. Die Entfernung vom Oranje bis zum Vaal beträgt un¬ gefähr 63 deutsche Meilen. Eine zweite Schieueiistraße wird angestrebt zum Anschluß an Natal und eine dritte, die von Blvcmfoutein nach den Diamanten¬ feldern von Kimberleh führen und sich dort an die Linie Kimberleh-Kapetvwn anschließen soll. Wieder ein andres Feld, auf dein sich die deutsche Industrie Beschäftigung und Gewinn verschaffen kann, wenn sie es geschickt anfängt, ist das der Acker- und Gartenwirtschaft. Der Bedarf an Stacheldraht wächst fortwährend, und die Zeit ist nicht mehr fern, in der man allgemein daran gehen wird, die ein¬ zelnen Farmer in beiden Republiken der Boers mit diesem sehr praktischen Drahte einzuzäunen. Auch nach Handpumpen der verschiedensten Art ist reichlich Nachfrage, und der Bedarf an Windmühlen zur Berieselung und Entwässerung der Felder und zum Mahlen des Getreides mehrt sich, und wenn hier die amerikanische Konkurrenz ans dem Felde zu schlagen ist, so hat eine Ham¬ burger Firma den Kampf bereits aufgenommen und ist durch guten Erfolg für das Wagnis belohnt worden. Diese Artikel ließen sich direkt absetzen, nur müßten die betreffenden Fabrikanten illustrirte Kataloge und Preislisten her¬ stellen lassen und diese regelmäßig alle Vierteljahre hierhin versenden, auch müßten sie sie in englischer Sprache abfassen. Ein weiteres Mittel zur Ausbrei¬ tung des deutschen Handels in den Ländern der Boers und namentlich im Oranje-Freistaate wäre ein langer Zahlungstermin. Die englischen Hänser ge¬ währen 5, bisweilen sogar 10 Prozent Diskonto für Kassengeschäfte; in der Regel aber wird gegen Wechsel auf 90 Tage gehandelt. Solange andre Fabrikanten sich nicht wenigstens zu gleich langen Terminen herbeilassen und in andern Beziehungen dem Abnehmer entgegenkommen, wird das englische Haus, stets vorgezogen werden. Der Geldverkehr wird durch die Nationalbank und die Sank ok ^trioa vermittelt. Der Diskont für Wechsel auf London schwankt zwischen ^ und ^/s Prozent, der gewöhnliche Zinsfuß im Lande

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/175
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/175>, abgerufen am 28.09.2024.