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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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insbesondere in der südafrikanischen Republik und im Hinblick auf das Deutsche
Reich, wobei wir vorausschicken, daß die Kapregierung früher diese Nachbar-
Ander dadurch zu schädigen suchte, daß sie hohe Einfuhrzölle für alle zur See
eintreffenden Güter erhob, welche die Boers teilweise mitbezahlen mußten, indem
sie diese Einfuhr verteuerten, wogegen jetzt dort und in Natal nur noch ein
bescheidener Dnrchgangszoll zu entrichten ist. Was die Versendung deutscher
Erzeugnisse nach Südafrika betrifft, fo ist man bis jetzt auf die dahin fahrenden
englischen Dampfergesellschaften augewiesen gewesen, von denen die Union
Lteamsnix OonivW? von unsrer Schrift den deutschen Häusern besonders
empfohlen wird. Sie läßt aller 28 Tage von Hamburg und aller 14 Tage
von London einen Dampfer nach sämtlichen Häfen Südafrikas abgehen und
hat somit eine unmittelbare Verbindung Deutschlands mit den beiden Boers-
republiken über die Delagoabucht hergestellt. Ihr Frachttarif und ihre Passagier-
Preise werden von Klvssel in einem Anhange mitgeteilt. Erst nach Vollendung
der Eisenbahn von Lorenco Marques an der Delagoabucht bis nach Pretoria
Kird man von einer direkten Verbindung der südafrikanischen Republik mit
der Küste sprechen können. Bisher ging der Handel über die Häfen von Natal
und der Kapkolonie, und so lassen sich über den bisherigen Handel mit Deutsch¬
land keine bestimmte" und von dein Verkehr Deutschlands mit den genannten
englischen Kolonien getrennten Angaben machen. Aber nach den Mitteilungen
des Berliner Reichsamtes für das Innere unterliegt es keinem Zweifel, daß
der Absatz deutscher Fabrikate nach Südafrika großer Ausdehnung fähig ist. und
daß viele von den Erzeugnissen unsers Gewerbfleißes mit denen der fremd-
ländischen Industrie erfolgreich konkurriren können, ist gleichfalls sicher. Nur
'Nüssen unsre Fabrikanten sich nach dem dortigen Geschmack richten und sich
Kegen Geschäftsverbindungen nicht mit ihren Anfragen an die dortigen Impor¬
teure wenden, die grundsätzlich nicht leicht zu neuen Bezugsquellen übergehen,
sondern an deren Vertreter in Europa, die aus Erfahrung den Bedarf der
südafrikanischen Märkte kennen und bei Angeboten von einem ihnen bisher
unbekannten Fabrikanten dessen Erzeugnisse sofort auf ihre Gangbarkeit prüfen
und mit kleinen Versuchssendungen nach Südafrika beginnen können.

Als die wichtigsten Artikel der deutschen Einfuhr über Kapstadt waren
bisher zu nennen: Baumwollenstoffe, Eisen- und Glaswaaren, Bier, Zement,
Dynamik, Zichorien, Möbel, Pianos, Lichte, Lampen und Spielzeug. Das
deutsche Vier erfreut sich in ganz Südafrika großer Beliebtheit, und obwohl
w der Kapstadt vier bedeutende Brauereien bestehen, die ein sehr wohlfeiles
Getränk liefern wird die Einfuhr deutschen Flaschenbieres in den letzten Jahren
^stiegen sein 'besonders in der östlichen Provinz und in Natal, von wo aus
die Goldfelder der südafrikanischen Republik damit versorgt werden. Von
Spirituosen werden von Hamburg Cognac. Genever und Boonekamp in kleinen
Mengen eingeführt, desgleichen Essig. Apollinaris, Friedrichshaller Bitter-


insbesondere in der südafrikanischen Republik und im Hinblick auf das Deutsche
Reich, wobei wir vorausschicken, daß die Kapregierung früher diese Nachbar-
Ander dadurch zu schädigen suchte, daß sie hohe Einfuhrzölle für alle zur See
eintreffenden Güter erhob, welche die Boers teilweise mitbezahlen mußten, indem
sie diese Einfuhr verteuerten, wogegen jetzt dort und in Natal nur noch ein
bescheidener Dnrchgangszoll zu entrichten ist. Was die Versendung deutscher
Erzeugnisse nach Südafrika betrifft, fo ist man bis jetzt auf die dahin fahrenden
englischen Dampfergesellschaften augewiesen gewesen, von denen die Union
Lteamsnix OonivW? von unsrer Schrift den deutschen Häusern besonders
empfohlen wird. Sie läßt aller 28 Tage von Hamburg und aller 14 Tage
von London einen Dampfer nach sämtlichen Häfen Südafrikas abgehen und
hat somit eine unmittelbare Verbindung Deutschlands mit den beiden Boers-
republiken über die Delagoabucht hergestellt. Ihr Frachttarif und ihre Passagier-
Preise werden von Klvssel in einem Anhange mitgeteilt. Erst nach Vollendung
der Eisenbahn von Lorenco Marques an der Delagoabucht bis nach Pretoria
Kird man von einer direkten Verbindung der südafrikanischen Republik mit
der Küste sprechen können. Bisher ging der Handel über die Häfen von Natal
und der Kapkolonie, und so lassen sich über den bisherigen Handel mit Deutsch¬
land keine bestimmte« und von dein Verkehr Deutschlands mit den genannten
englischen Kolonien getrennten Angaben machen. Aber nach den Mitteilungen
des Berliner Reichsamtes für das Innere unterliegt es keinem Zweifel, daß
der Absatz deutscher Fabrikate nach Südafrika großer Ausdehnung fähig ist. und
daß viele von den Erzeugnissen unsers Gewerbfleißes mit denen der fremd-
ländischen Industrie erfolgreich konkurriren können, ist gleichfalls sicher. Nur
'Nüssen unsre Fabrikanten sich nach dem dortigen Geschmack richten und sich
Kegen Geschäftsverbindungen nicht mit ihren Anfragen an die dortigen Impor¬
teure wenden, die grundsätzlich nicht leicht zu neuen Bezugsquellen übergehen,
sondern an deren Vertreter in Europa, die aus Erfahrung den Bedarf der
südafrikanischen Märkte kennen und bei Angeboten von einem ihnen bisher
unbekannten Fabrikanten dessen Erzeugnisse sofort auf ihre Gangbarkeit prüfen
und mit kleinen Versuchssendungen nach Südafrika beginnen können.

Als die wichtigsten Artikel der deutschen Einfuhr über Kapstadt waren
bisher zu nennen: Baumwollenstoffe, Eisen- und Glaswaaren, Bier, Zement,
Dynamik, Zichorien, Möbel, Pianos, Lichte, Lampen und Spielzeug. Das
deutsche Vier erfreut sich in ganz Südafrika großer Beliebtheit, und obwohl
w der Kapstadt vier bedeutende Brauereien bestehen, die ein sehr wohlfeiles
Getränk liefern wird die Einfuhr deutschen Flaschenbieres in den letzten Jahren
^stiegen sein 'besonders in der östlichen Provinz und in Natal, von wo aus
die Goldfelder der südafrikanischen Republik damit versorgt werden. Von
Spirituosen werden von Hamburg Cognac. Genever und Boonekamp in kleinen
Mengen eingeführt, desgleichen Essig. Apollinaris, Friedrichshaller Bitter-


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[0171] insbesondere in der südafrikanischen Republik und im Hinblick auf das Deutsche Reich, wobei wir vorausschicken, daß die Kapregierung früher diese Nachbar- Ander dadurch zu schädigen suchte, daß sie hohe Einfuhrzölle für alle zur See eintreffenden Güter erhob, welche die Boers teilweise mitbezahlen mußten, indem sie diese Einfuhr verteuerten, wogegen jetzt dort und in Natal nur noch ein bescheidener Dnrchgangszoll zu entrichten ist. Was die Versendung deutscher Erzeugnisse nach Südafrika betrifft, fo ist man bis jetzt auf die dahin fahrenden englischen Dampfergesellschaften augewiesen gewesen, von denen die Union Lteamsnix OonivW? von unsrer Schrift den deutschen Häusern besonders empfohlen wird. Sie läßt aller 28 Tage von Hamburg und aller 14 Tage von London einen Dampfer nach sämtlichen Häfen Südafrikas abgehen und hat somit eine unmittelbare Verbindung Deutschlands mit den beiden Boers- republiken über die Delagoabucht hergestellt. Ihr Frachttarif und ihre Passagier- Preise werden von Klvssel in einem Anhange mitgeteilt. Erst nach Vollendung der Eisenbahn von Lorenco Marques an der Delagoabucht bis nach Pretoria Kird man von einer direkten Verbindung der südafrikanischen Republik mit der Küste sprechen können. Bisher ging der Handel über die Häfen von Natal und der Kapkolonie, und so lassen sich über den bisherigen Handel mit Deutsch¬ land keine bestimmte« und von dein Verkehr Deutschlands mit den genannten englischen Kolonien getrennten Angaben machen. Aber nach den Mitteilungen des Berliner Reichsamtes für das Innere unterliegt es keinem Zweifel, daß der Absatz deutscher Fabrikate nach Südafrika großer Ausdehnung fähig ist. und daß viele von den Erzeugnissen unsers Gewerbfleißes mit denen der fremd- ländischen Industrie erfolgreich konkurriren können, ist gleichfalls sicher. Nur 'Nüssen unsre Fabrikanten sich nach dem dortigen Geschmack richten und sich Kegen Geschäftsverbindungen nicht mit ihren Anfragen an die dortigen Impor¬ teure wenden, die grundsätzlich nicht leicht zu neuen Bezugsquellen übergehen, sondern an deren Vertreter in Europa, die aus Erfahrung den Bedarf der südafrikanischen Märkte kennen und bei Angeboten von einem ihnen bisher unbekannten Fabrikanten dessen Erzeugnisse sofort auf ihre Gangbarkeit prüfen und mit kleinen Versuchssendungen nach Südafrika beginnen können. Als die wichtigsten Artikel der deutschen Einfuhr über Kapstadt waren bisher zu nennen: Baumwollenstoffe, Eisen- und Glaswaaren, Bier, Zement, Dynamik, Zichorien, Möbel, Pianos, Lichte, Lampen und Spielzeug. Das deutsche Vier erfreut sich in ganz Südafrika großer Beliebtheit, und obwohl w der Kapstadt vier bedeutende Brauereien bestehen, die ein sehr wohlfeiles Getränk liefern wird die Einfuhr deutschen Flaschenbieres in den letzten Jahren ^stiegen sein 'besonders in der östlichen Provinz und in Natal, von wo aus die Goldfelder der südafrikanischen Republik damit versorgt werden. Von Spirituosen werden von Hamburg Cognac. Genever und Boonekamp in kleinen Mengen eingeführt, desgleichen Essig. Apollinaris, Friedrichshaller Bitter-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/171>, abgerufen am 28.09.2024.