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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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Deutschland und die Südafrikanische Republik

Wasser und Harzer Sauerbrunnen. Holsteinischer Schinken wird als "westfä¬
lischer" in kleinen Portionen aus Hamburg bezogen und verkauft sich recht gut.
Von Backobst bezieht mau getrocknete Pflaumen gleichfalls aus Hamburg sowie
aus Vraunschweig. Cigarre" kommen aus den Hansestädten an der Nordsee¬
küste, Cigarretten ans Dresden. Itzehoe, Lüneburg und Stettin liefern Zement,
der neben englischem und belgischen guten Absatz findet. Bei einem Versuche
mit deutschen Ölfarben stellte sich heraus, daß sie billiger und ebenso
gut als die englischen waren, nnr war die Verpackung unpraktisch und zu
kostspielig. Anilinfarben sandten in geringen Mengen Hamburg, Hannover
und Elberfeld. Zinkblende, die ans Schlesien stammen, werden flott verkauft.
Kleine Posten von Rüböl werden von Hamburg, größere von Maschinenöl
ans Berlin und Bremen eingeführt. Die Diamantenbergwerke von Kimberley
und die Goldgruben der südafrikanischen Republik haben starken Bedarf von
Dynamik, der sich mit jedem Jahre gesteigert hat und zum guten Teil mit
deutschem Fabrikat gedeckt wird. Von Wollwaren liefert Deutschland die
sogenannte IZerliu ^Vool in ziemlich bedeutender Menge, vou seidenen und
halbseideneu Zeugen kommt deutsches Fabrikat nur nnter englischer Marke auf
deu südafrikanischen Markt. Deutsche Dreskins und Bnckskins sind beliebt und
begehrt, und dasselbe gilt vou unsern Kattundrucker. Sachsen liefert Spitzen,
Schürzen, Kragen und Manschetten, Siiddentschland fertige Anzüge, Berlin
Kinderkleider und ebenfalls Kragen und Manschetten sowie andre fertige
Wäsche. Halbseidene "ut baumwollene Regen- und Sonnenschirme werden
aus Berlin und ^Sachsen bezogen, Galanteriewaren in Leder, Geldtäschchen
und Albums ans Berlin und Offenbach. Hölzerne Hanöhaltnngsgegenstände
schicken Chemnitz und Nürnberg, Schnitzereien Sachsen, Schlesien und Berlin,
das auch Goldleisten sendet. Sehr beliebt sind die Pimwfortes; sie kommen
ans Berlin, Leipzig, Stuttgart, Hannover und Weimar. Ein deutscher Artikel,
der ziemlich stark eingeführt wird, siud musikalische Instrumente, Mund- und
Ziehharmonikas, wie sie in Klingenthal und Marknenkirchcn fabrizirt werden.
Bezugsanellen für Möbel aus gebogenem Holze sind neben Österreich much
Dresden und Nabenau. Deutscher Draht, besonders verzinkter und mit Stacheln
versehener Draht zur Verzciunuug, konkurrirt erfolgreich mit dem englischen.
Gold- und Silberwaren werden aus England bezogen, doch ist darunter viel
deutsches Fabrikat mit englischer Marke. Gegenstände von Neusilber und
Alfenide werden zu einem kleinen Teile ans Berlin, Eßlingen und Sachsen
geliefert. Rheinische und westfälische Eisen- und Mesferschmiedewaren, des¬
gleichen Waren ans Zinn und Blech, emaitlirte und verzinnte, haben sich
neben den englischen Beliebtheit erworben. Auch deutsches Hvhlglas (Geschirr
und Nippes), das im Geschmack dem englischen überlegen ist, ferner Steingut
und Thonwaren, namentlich Tassen, Wasserkrüge und Waschgeschirre ans
sächsischen, thüringischen und schlesischen Fabriken, spielen auf den Märkte,: des


Deutschland und die Südafrikanische Republik

Wasser und Harzer Sauerbrunnen. Holsteinischer Schinken wird als „westfä¬
lischer" in kleinen Portionen aus Hamburg bezogen und verkauft sich recht gut.
Von Backobst bezieht mau getrocknete Pflaumen gleichfalls aus Hamburg sowie
aus Vraunschweig. Cigarre» kommen aus den Hansestädten an der Nordsee¬
küste, Cigarretten ans Dresden. Itzehoe, Lüneburg und Stettin liefern Zement,
der neben englischem und belgischen guten Absatz findet. Bei einem Versuche
mit deutschen Ölfarben stellte sich heraus, daß sie billiger und ebenso
gut als die englischen waren, nnr war die Verpackung unpraktisch und zu
kostspielig. Anilinfarben sandten in geringen Mengen Hamburg, Hannover
und Elberfeld. Zinkblende, die ans Schlesien stammen, werden flott verkauft.
Kleine Posten von Rüböl werden von Hamburg, größere von Maschinenöl
ans Berlin und Bremen eingeführt. Die Diamantenbergwerke von Kimberley
und die Goldgruben der südafrikanischen Republik haben starken Bedarf von
Dynamik, der sich mit jedem Jahre gesteigert hat und zum guten Teil mit
deutschem Fabrikat gedeckt wird. Von Wollwaren liefert Deutschland die
sogenannte IZerliu ^Vool in ziemlich bedeutender Menge, vou seidenen und
halbseideneu Zeugen kommt deutsches Fabrikat nur nnter englischer Marke auf
deu südafrikanischen Markt. Deutsche Dreskins und Bnckskins sind beliebt und
begehrt, und dasselbe gilt vou unsern Kattundrucker. Sachsen liefert Spitzen,
Schürzen, Kragen und Manschetten, Siiddentschland fertige Anzüge, Berlin
Kinderkleider und ebenfalls Kragen und Manschetten sowie andre fertige
Wäsche. Halbseidene »ut baumwollene Regen- und Sonnenschirme werden
aus Berlin und ^Sachsen bezogen, Galanteriewaren in Leder, Geldtäschchen
und Albums ans Berlin und Offenbach. Hölzerne Hanöhaltnngsgegenstände
schicken Chemnitz und Nürnberg, Schnitzereien Sachsen, Schlesien und Berlin,
das auch Goldleisten sendet. Sehr beliebt sind die Pimwfortes; sie kommen
ans Berlin, Leipzig, Stuttgart, Hannover und Weimar. Ein deutscher Artikel,
der ziemlich stark eingeführt wird, siud musikalische Instrumente, Mund- und
Ziehharmonikas, wie sie in Klingenthal und Marknenkirchcn fabrizirt werden.
Bezugsanellen für Möbel aus gebogenem Holze sind neben Österreich much
Dresden und Nabenau. Deutscher Draht, besonders verzinkter und mit Stacheln
versehener Draht zur Verzciunuug, konkurrirt erfolgreich mit dem englischen.
Gold- und Silberwaren werden aus England bezogen, doch ist darunter viel
deutsches Fabrikat mit englischer Marke. Gegenstände von Neusilber und
Alfenide werden zu einem kleinen Teile ans Berlin, Eßlingen und Sachsen
geliefert. Rheinische und westfälische Eisen- und Mesferschmiedewaren, des¬
gleichen Waren ans Zinn und Blech, emaitlirte und verzinnte, haben sich
neben den englischen Beliebtheit erworben. Auch deutsches Hvhlglas (Geschirr
und Nippes), das im Geschmack dem englischen überlegen ist, ferner Steingut
und Thonwaren, namentlich Tassen, Wasserkrüge und Waschgeschirre ans
sächsischen, thüringischen und schlesischen Fabriken, spielen auf den Märkte,: des


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[0172] Deutschland und die Südafrikanische Republik Wasser und Harzer Sauerbrunnen. Holsteinischer Schinken wird als „westfä¬ lischer" in kleinen Portionen aus Hamburg bezogen und verkauft sich recht gut. Von Backobst bezieht mau getrocknete Pflaumen gleichfalls aus Hamburg sowie aus Vraunschweig. Cigarre» kommen aus den Hansestädten an der Nordsee¬ küste, Cigarretten ans Dresden. Itzehoe, Lüneburg und Stettin liefern Zement, der neben englischem und belgischen guten Absatz findet. Bei einem Versuche mit deutschen Ölfarben stellte sich heraus, daß sie billiger und ebenso gut als die englischen waren, nnr war die Verpackung unpraktisch und zu kostspielig. Anilinfarben sandten in geringen Mengen Hamburg, Hannover und Elberfeld. Zinkblende, die ans Schlesien stammen, werden flott verkauft. Kleine Posten von Rüböl werden von Hamburg, größere von Maschinenöl ans Berlin und Bremen eingeführt. Die Diamantenbergwerke von Kimberley und die Goldgruben der südafrikanischen Republik haben starken Bedarf von Dynamik, der sich mit jedem Jahre gesteigert hat und zum guten Teil mit deutschem Fabrikat gedeckt wird. Von Wollwaren liefert Deutschland die sogenannte IZerliu ^Vool in ziemlich bedeutender Menge, vou seidenen und halbseideneu Zeugen kommt deutsches Fabrikat nur nnter englischer Marke auf deu südafrikanischen Markt. Deutsche Dreskins und Bnckskins sind beliebt und begehrt, und dasselbe gilt vou unsern Kattundrucker. Sachsen liefert Spitzen, Schürzen, Kragen und Manschetten, Siiddentschland fertige Anzüge, Berlin Kinderkleider und ebenfalls Kragen und Manschetten sowie andre fertige Wäsche. Halbseidene »ut baumwollene Regen- und Sonnenschirme werden aus Berlin und ^Sachsen bezogen, Galanteriewaren in Leder, Geldtäschchen und Albums ans Berlin und Offenbach. Hölzerne Hanöhaltnngsgegenstände schicken Chemnitz und Nürnberg, Schnitzereien Sachsen, Schlesien und Berlin, das auch Goldleisten sendet. Sehr beliebt sind die Pimwfortes; sie kommen ans Berlin, Leipzig, Stuttgart, Hannover und Weimar. Ein deutscher Artikel, der ziemlich stark eingeführt wird, siud musikalische Instrumente, Mund- und Ziehharmonikas, wie sie in Klingenthal und Marknenkirchcn fabrizirt werden. Bezugsanellen für Möbel aus gebogenem Holze sind neben Österreich much Dresden und Nabenau. Deutscher Draht, besonders verzinkter und mit Stacheln versehener Draht zur Verzciunuug, konkurrirt erfolgreich mit dem englischen. Gold- und Silberwaren werden aus England bezogen, doch ist darunter viel deutsches Fabrikat mit englischer Marke. Gegenstände von Neusilber und Alfenide werden zu einem kleinen Teile ans Berlin, Eßlingen und Sachsen geliefert. Rheinische und westfälische Eisen- und Mesferschmiedewaren, des¬ gleichen Waren ans Zinn und Blech, emaitlirte und verzinnte, haben sich neben den englischen Beliebtheit erworben. Auch deutsches Hvhlglas (Geschirr und Nippes), das im Geschmack dem englischen überlegen ist, ferner Steingut und Thonwaren, namentlich Tassen, Wasserkrüge und Waschgeschirre ans sächsischen, thüringischen und schlesischen Fabriken, spielen auf den Märkte,: des

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/172>, abgerufen am 29.06.2024.