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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr.

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kleinere Mitteilungen.

Und auch uns, Vater! ertönte es hinter ihnen, und anch Lise und Otto
traten an ihn hinan.

Schwer und dicht war der Weihnachtsschnee in diesem Jahre ans das
Pfarrhaus herabgefallen, aber er war auf Engelsflügeln herabgeschwebt, wie
es Fritz im Traume gesehen hatte.




Kleinere Mitteilungen.
Die Gemäldegalerie des Grafen von Schack.

Abermals ist in diesen
Tagen durch die Zeitungen verbreitet worden, daß der Entschluß des Grafen
Schack, seinen Wohnsitz in München aufzugeben und seine berühmte Galerie, die
jedem Besucher offen stand, zu schließen, seiner Ausführung nahe gerückt sei.
Damit wurden allerlei dunkle Andentungen über die Gründe verknüpft, die den
Grafen zu diesem Schritte veranlaßt haben könnten. Da Graf Schack bis jetzt,
wie es früher einmal geschehen ist, diese Nachrichten noch nicht widerlegt hat, darf
mau wohl annehmen, daß es ihm mit seinem Entschlüsse Ernst sei. Solange er
selbst keine bestimmten Erklärungen abgiebt, ist es müssig, auf die von andrer Seite
gegebene Begründung seines Schrittes einzugehen. So viel ist jedoch unbestreitbar,
daß München durch die Entfernung der Schackschen Galerie, da sie eine sehr
wichtige und wertvolle Ergänzung zu der immer noch sehr lückenhaften "Neuen
Pinakothek" bildet, einen schweren Verlust erleiden und jeder Ort, welcher der
Galerie ein gastliches Obdach böte, einen Kunstschatz von auserlesenen Werte
heimführen würde. Inzwischen ist der Versuch gemacht worden, wenigstens die
Erinnerung an diesen Schatz festzuhalten und dadurch den Verlust, falls er wirklich
die Zentralstelle deutscher Kunst treffen sollte, weniger empfindlich zu machen. Der
Münchener Photograph Dr. E. Albert, welcher durch unablässige Bemühungen das
Knpferlichtdruckverfahren neuerdings sehr vervollkommnet und namentlich den
schlimmen Uebelstand der toten, undurchsichtigen Schatten erheblich verringert, anch
die diesem Verfahren anhaftende übergroße Weichheit des Tones gemindert hat, hat
eine auf acht Lieferungen berechnete, neue Veröffentlichung der hervorragendsten
Gemälde der Galerie in Heliogravüren und Autotypien unternommen/) wozu ihn
das berechtigte Vertraue" auf die Leistungsfähigkeit einer Kunst der Reproduktion
veranlaßt hat, die nach den Worten des Prospekts "neben der Unmittelbarkeit der
Potographie die UnVergänglichkeit und malerische Wirkung des Kupferstiches und
der Radirung teilt, ohne wie bei letzteren die Individualität des Schöpfers durch
die Subjektivität des Nachbildners zu schädigen." Wenn sich letztere Bemerkung,



") Die Gemäldegalerie des Grafen A. F. von Schack in München. Mit
begleitenden Text von Graf A. F. von Schack. t. Lieferung. München, Verlag von
Pr. E. Albert.
kleinere Mitteilungen.

Und auch uns, Vater! ertönte es hinter ihnen, und anch Lise und Otto
traten an ihn hinan.

Schwer und dicht war der Weihnachtsschnee in diesem Jahre ans das
Pfarrhaus herabgefallen, aber er war auf Engelsflügeln herabgeschwebt, wie
es Fritz im Traume gesehen hatte.




Kleinere Mitteilungen.
Die Gemäldegalerie des Grafen von Schack.

Abermals ist in diesen
Tagen durch die Zeitungen verbreitet worden, daß der Entschluß des Grafen
Schack, seinen Wohnsitz in München aufzugeben und seine berühmte Galerie, die
jedem Besucher offen stand, zu schließen, seiner Ausführung nahe gerückt sei.
Damit wurden allerlei dunkle Andentungen über die Gründe verknüpft, die den
Grafen zu diesem Schritte veranlaßt haben könnten. Da Graf Schack bis jetzt,
wie es früher einmal geschehen ist, diese Nachrichten noch nicht widerlegt hat, darf
mau wohl annehmen, daß es ihm mit seinem Entschlüsse Ernst sei. Solange er
selbst keine bestimmten Erklärungen abgiebt, ist es müssig, auf die von andrer Seite
gegebene Begründung seines Schrittes einzugehen. So viel ist jedoch unbestreitbar,
daß München durch die Entfernung der Schackschen Galerie, da sie eine sehr
wichtige und wertvolle Ergänzung zu der immer noch sehr lückenhaften „Neuen
Pinakothek" bildet, einen schweren Verlust erleiden und jeder Ort, welcher der
Galerie ein gastliches Obdach böte, einen Kunstschatz von auserlesenen Werte
heimführen würde. Inzwischen ist der Versuch gemacht worden, wenigstens die
Erinnerung an diesen Schatz festzuhalten und dadurch den Verlust, falls er wirklich
die Zentralstelle deutscher Kunst treffen sollte, weniger empfindlich zu machen. Der
Münchener Photograph Dr. E. Albert, welcher durch unablässige Bemühungen das
Knpferlichtdruckverfahren neuerdings sehr vervollkommnet und namentlich den
schlimmen Uebelstand der toten, undurchsichtigen Schatten erheblich verringert, anch
die diesem Verfahren anhaftende übergroße Weichheit des Tones gemindert hat, hat
eine auf acht Lieferungen berechnete, neue Veröffentlichung der hervorragendsten
Gemälde der Galerie in Heliogravüren und Autotypien unternommen/) wozu ihn
das berechtigte Vertraue« auf die Leistungsfähigkeit einer Kunst der Reproduktion
veranlaßt hat, die nach den Worten des Prospekts „neben der Unmittelbarkeit der
Potographie die UnVergänglichkeit und malerische Wirkung des Kupferstiches und
der Radirung teilt, ohne wie bei letzteren die Individualität des Schöpfers durch
die Subjektivität des Nachbildners zu schädigen." Wenn sich letztere Bemerkung,



») Die Gemäldegalerie des Grafen A. F. von Schack in München. Mit
begleitenden Text von Graf A. F. von Schack. t. Lieferung. München, Verlag von
Pr. E. Albert.
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[0639] kleinere Mitteilungen. Und auch uns, Vater! ertönte es hinter ihnen, und anch Lise und Otto traten an ihn hinan. Schwer und dicht war der Weihnachtsschnee in diesem Jahre ans das Pfarrhaus herabgefallen, aber er war auf Engelsflügeln herabgeschwebt, wie es Fritz im Traume gesehen hatte. Kleinere Mitteilungen. Die Gemäldegalerie des Grafen von Schack. Abermals ist in diesen Tagen durch die Zeitungen verbreitet worden, daß der Entschluß des Grafen Schack, seinen Wohnsitz in München aufzugeben und seine berühmte Galerie, die jedem Besucher offen stand, zu schließen, seiner Ausführung nahe gerückt sei. Damit wurden allerlei dunkle Andentungen über die Gründe verknüpft, die den Grafen zu diesem Schritte veranlaßt haben könnten. Da Graf Schack bis jetzt, wie es früher einmal geschehen ist, diese Nachrichten noch nicht widerlegt hat, darf mau wohl annehmen, daß es ihm mit seinem Entschlüsse Ernst sei. Solange er selbst keine bestimmten Erklärungen abgiebt, ist es müssig, auf die von andrer Seite gegebene Begründung seines Schrittes einzugehen. So viel ist jedoch unbestreitbar, daß München durch die Entfernung der Schackschen Galerie, da sie eine sehr wichtige und wertvolle Ergänzung zu der immer noch sehr lückenhaften „Neuen Pinakothek" bildet, einen schweren Verlust erleiden und jeder Ort, welcher der Galerie ein gastliches Obdach böte, einen Kunstschatz von auserlesenen Werte heimführen würde. Inzwischen ist der Versuch gemacht worden, wenigstens die Erinnerung an diesen Schatz festzuhalten und dadurch den Verlust, falls er wirklich die Zentralstelle deutscher Kunst treffen sollte, weniger empfindlich zu machen. Der Münchener Photograph Dr. E. Albert, welcher durch unablässige Bemühungen das Knpferlichtdruckverfahren neuerdings sehr vervollkommnet und namentlich den schlimmen Uebelstand der toten, undurchsichtigen Schatten erheblich verringert, anch die diesem Verfahren anhaftende übergroße Weichheit des Tones gemindert hat, hat eine auf acht Lieferungen berechnete, neue Veröffentlichung der hervorragendsten Gemälde der Galerie in Heliogravüren und Autotypien unternommen/) wozu ihn das berechtigte Vertraue« auf die Leistungsfähigkeit einer Kunst der Reproduktion veranlaßt hat, die nach den Worten des Prospekts „neben der Unmittelbarkeit der Potographie die UnVergänglichkeit und malerische Wirkung des Kupferstiches und der Radirung teilt, ohne wie bei letzteren die Individualität des Schöpfers durch die Subjektivität des Nachbildners zu schädigen." Wenn sich letztere Bemerkung, ») Die Gemäldegalerie des Grafen A. F. von Schack in München. Mit begleitenden Text von Graf A. F. von Schack. t. Lieferung. München, Verlag von Pr. E. Albert.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434/639>, abgerufen am 02.07.2024.