Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite


Ls wird darauf aufmerksam gemacht, daß die erste Nummer des neuen Jahrgangs erst am
Z. Januar ausgegeben wird, also eine Woche ausfällt.

Die ostafrikanische Frage.

it dem Beginne der Blockade, die über die festländischen Küsten¬
besitzungen des Sultans von Sansibar verhängt worden ist, und
mit dem ersten Kanonenschüsse, den ein deutsches Kriegsschiff
gegen die dortigen Aufständischen abgefeuert hat, ist die ostafri¬
kanische Frage, die bereits seit Monaten die Welt beschäftigte,
in das Stadium ihrer gewaltsamen Lösung durch europäische Mächte getreten,
und sie lautet von jetzt an für die nächsten Wochen und Monate: Wird diese
Lösung gelingen? Ehe wir hierauf antworten, thun wir einen Rückblick ans
die Entwicklung der Dinge, welche diese Frage entstehen ließen, wobei sich von
selbst die Ziele ergeben werden, die in dieser Angelegenheit deutscherseits zu¬
nächst verfolgt werden.

Die betreffenden Landstriche gehören an der Küste unstreitig zu dem Sul¬
tanate von Sansibar, und auch im Innern übt dessen Beherrscher mehr oder
weniger Einfluß, besonders ans das anch hier stark verbreitete arabische Ele¬
ment der Bevölkerung, das vorwiegend ans Einwanderern besteht und das
Land durch Handel, mehr noch aber durch Jagd nach Sklaven und Verkauf
von Sklaven ausbeutet. Die eingebornen Stämme und Häuptlinge hier im
Binnenland" sind als unabhängig und zur Verfügung über ihr Gebiet berechtigt
anzusehen, und von diesen erwarb die deutsche Ostafrikanische Gesellschaft weite
und von Natur sehr wertvolle, namentlich zum Anbau von tropischen Pflanzen,
Kaffe, Tabak, Indigo, Gewürzen u. dergl., im großen wohlgeeignete Landstrecken,
in denen sie sofort mehrere Stationen anlegte und mit der Gründung von
Plantagen begann, und deren Gesamtheit unter dem Schutze des deutschen
Reiches, der bereitwillig von dessen Regierung übernommen wurde, bei ver¬
ständiger und thatkräftiger Verwaltung von Seiten der Beamten der Gesellschaft


Grcnzlwwn IV, 1888. ö?


Ls wird darauf aufmerksam gemacht, daß die erste Nummer des neuen Jahrgangs erst am
Z. Januar ausgegeben wird, also eine Woche ausfällt.

Die ostafrikanische Frage.

it dem Beginne der Blockade, die über die festländischen Küsten¬
besitzungen des Sultans von Sansibar verhängt worden ist, und
mit dem ersten Kanonenschüsse, den ein deutsches Kriegsschiff
gegen die dortigen Aufständischen abgefeuert hat, ist die ostafri¬
kanische Frage, die bereits seit Monaten die Welt beschäftigte,
in das Stadium ihrer gewaltsamen Lösung durch europäische Mächte getreten,
und sie lautet von jetzt an für die nächsten Wochen und Monate: Wird diese
Lösung gelingen? Ehe wir hierauf antworten, thun wir einen Rückblick ans
die Entwicklung der Dinge, welche diese Frage entstehen ließen, wobei sich von
selbst die Ziele ergeben werden, die in dieser Angelegenheit deutscherseits zu¬
nächst verfolgt werden.

Die betreffenden Landstriche gehören an der Küste unstreitig zu dem Sul¬
tanate von Sansibar, und auch im Innern übt dessen Beherrscher mehr oder
weniger Einfluß, besonders ans das anch hier stark verbreitete arabische Ele¬
ment der Bevölkerung, das vorwiegend ans Einwanderern besteht und das
Land durch Handel, mehr noch aber durch Jagd nach Sklaven und Verkauf
von Sklaven ausbeutet. Die eingebornen Stämme und Häuptlinge hier im
Binnenland« sind als unabhängig und zur Verfügung über ihr Gebiet berechtigt
anzusehen, und von diesen erwarb die deutsche Ostafrikanische Gesellschaft weite
und von Natur sehr wertvolle, namentlich zum Anbau von tropischen Pflanzen,
Kaffe, Tabak, Indigo, Gewürzen u. dergl., im großen wohlgeeignete Landstrecken,
in denen sie sofort mehrere Stationen anlegte und mit der Gründung von
Plantagen begann, und deren Gesamtheit unter dem Schutze des deutschen
Reiches, der bereitwillig von dessen Regierung übernommen wurde, bei ver¬
ständiger und thatkräftiger Verwaltung von Seiten der Beamten der Gesellschaft


Grcnzlwwn IV, 1888. ö?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0537" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/203972"/>
            <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341847_203434/figures/grenzboten_341847_203434_203972_000.jpg"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="advertisement">
                <p> Ls wird darauf aufmerksam gemacht, daß die erste Nummer des neuen Jahrgangs erst am<lb/>
Z. Januar ausgegeben wird, also eine Woche ausfällt.</p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die ostafrikanische Frage.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1397"> it dem Beginne der Blockade, die über die festländischen Küsten¬<lb/>
besitzungen des Sultans von Sansibar verhängt worden ist, und<lb/>
mit dem ersten Kanonenschüsse, den ein deutsches Kriegsschiff<lb/>
gegen die dortigen Aufständischen abgefeuert hat, ist die ostafri¬<lb/>
kanische Frage, die bereits seit Monaten die Welt beschäftigte,<lb/>
in das Stadium ihrer gewaltsamen Lösung durch europäische Mächte getreten,<lb/>
und sie lautet von jetzt an für die nächsten Wochen und Monate: Wird diese<lb/>
Lösung gelingen? Ehe wir hierauf antworten, thun wir einen Rückblick ans<lb/>
die Entwicklung der Dinge, welche diese Frage entstehen ließen, wobei sich von<lb/>
selbst die Ziele ergeben werden, die in dieser Angelegenheit deutscherseits zu¬<lb/>
nächst verfolgt werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1398" next="#ID_1399"> Die betreffenden Landstriche gehören an der Küste unstreitig zu dem Sul¬<lb/>
tanate von Sansibar, und auch im Innern übt dessen Beherrscher mehr oder<lb/>
weniger Einfluß, besonders ans das anch hier stark verbreitete arabische Ele¬<lb/>
ment der Bevölkerung, das vorwiegend ans Einwanderern besteht und das<lb/>
Land durch Handel, mehr noch aber durch Jagd nach Sklaven und Verkauf<lb/>
von Sklaven ausbeutet. Die eingebornen Stämme und Häuptlinge hier im<lb/>
Binnenland« sind als unabhängig und zur Verfügung über ihr Gebiet berechtigt<lb/>
anzusehen, und von diesen erwarb die deutsche Ostafrikanische Gesellschaft weite<lb/>
und von Natur sehr wertvolle, namentlich zum Anbau von tropischen Pflanzen,<lb/>
Kaffe, Tabak, Indigo, Gewürzen u. dergl., im großen wohlgeeignete Landstrecken,<lb/>
in denen sie sofort mehrere Stationen anlegte und mit der Gründung von<lb/>
Plantagen begann, und deren Gesamtheit unter dem Schutze des deutschen<lb/>
Reiches, der bereitwillig von dessen Regierung übernommen wurde, bei ver¬<lb/>
ständiger und thatkräftiger Verwaltung von Seiten der Beamten der Gesellschaft</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grcnzlwwn IV, 1888. ö?</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0537] [Abbildung] Ls wird darauf aufmerksam gemacht, daß die erste Nummer des neuen Jahrgangs erst am Z. Januar ausgegeben wird, also eine Woche ausfällt. Die ostafrikanische Frage. it dem Beginne der Blockade, die über die festländischen Küsten¬ besitzungen des Sultans von Sansibar verhängt worden ist, und mit dem ersten Kanonenschüsse, den ein deutsches Kriegsschiff gegen die dortigen Aufständischen abgefeuert hat, ist die ostafri¬ kanische Frage, die bereits seit Monaten die Welt beschäftigte, in das Stadium ihrer gewaltsamen Lösung durch europäische Mächte getreten, und sie lautet von jetzt an für die nächsten Wochen und Monate: Wird diese Lösung gelingen? Ehe wir hierauf antworten, thun wir einen Rückblick ans die Entwicklung der Dinge, welche diese Frage entstehen ließen, wobei sich von selbst die Ziele ergeben werden, die in dieser Angelegenheit deutscherseits zu¬ nächst verfolgt werden. Die betreffenden Landstriche gehören an der Küste unstreitig zu dem Sul¬ tanate von Sansibar, und auch im Innern übt dessen Beherrscher mehr oder weniger Einfluß, besonders ans das anch hier stark verbreitete arabische Ele¬ ment der Bevölkerung, das vorwiegend ans Einwanderern besteht und das Land durch Handel, mehr noch aber durch Jagd nach Sklaven und Verkauf von Sklaven ausbeutet. Die eingebornen Stämme und Häuptlinge hier im Binnenland« sind als unabhängig und zur Verfügung über ihr Gebiet berechtigt anzusehen, und von diesen erwarb die deutsche Ostafrikanische Gesellschaft weite und von Natur sehr wertvolle, namentlich zum Anbau von tropischen Pflanzen, Kaffe, Tabak, Indigo, Gewürzen u. dergl., im großen wohlgeeignete Landstrecken, in denen sie sofort mehrere Stationen anlegte und mit der Gründung von Plantagen begann, und deren Gesamtheit unter dem Schutze des deutschen Reiches, der bereitwillig von dessen Regierung übernommen wurde, bei ver¬ ständiger und thatkräftiger Verwaltung von Seiten der Beamten der Gesellschaft Grcnzlwwn IV, 1888. ö?

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434/537
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434/537>, abgerufen am 22.07.2024.