Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr.Hause zu haben, wo das vieljährige thätige Verhältnis zu den "lieben Ver¬ Dagegen besteht der Mauncsstamm Textors noch heute (der Schöffe Dr. Jo¬ Hause zu haben, wo das vieljährige thätige Verhältnis zu den „lieben Ver¬ Dagegen besteht der Mauncsstamm Textors noch heute (der Schöffe Dr. Jo¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0435" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/203212"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1385" prev="#ID_1384"> Hause zu haben, wo das vieljährige thätige Verhältnis zu den „lieben Ver¬<lb/> wandten" durch persönliche Gegenwart „sich zu höherem Vertrauen steigerte."<lb/> Leider hatte den trefflichen Mekher schon damals das Unglück getroffen, das;<lb/> er infolge einer kleinen Verletzung bei Entbindung einer Unreinen sich vergiftete.<lb/> Zur Bewältigung des Übels machte er starke Eingriffe in die Natur, die nur<lb/> zeitweiligen Erfolg hatten und diese immer mehr zerrütteten. Die arme Mutter<lb/> mußte dies noch'erleben; sie starb, fast neunzig Jahre alt. am 7. November<lb/> 1823. Mekher folgte ihr am 11. August 1824. ein Jahr vor Goethes Jubel¬<lb/> feier; seiue ältere ledige Schwester überlebte ihn noch dreizehn Jahre. Sieben<lb/> Jahre nach der Geburt des zweiten Enkels, um 29. Oktober (nicht November)<lb/> 1827. ward Goethe zu seiner größten Freude noch eine Enkelin. Alma Sedine<lb/> Henriette Cornelie, geschenkt, welche die beiden letzten Namen von der Gro߬<lb/> mutter und Goethes Schwester erhielt. Goethes August, der noch zwer Jahre<lb/> vor dem Vater starb, ruht bei der Pyramide des Cestius zu Rom. Auch über<lb/> der Enkelin und den beiden der rastlosen Thatkraft und der lebendigen Willens¬<lb/> stärke ihres Großvaters ermangelnden Enkeln hat sich das Grab geschlossen;<lb/> der Weimarer Friedhof hat sie wieder vereint. Der edeln Schwester Cornelie<lb/> Stamm hat sich anch noch in männlichen Nachkommen erhalten, der des un¬<lb/> sterblichen Dichters, der auf einen blühenden Nachwuchs gehofft hatte, ist<lb/> glanzlos ausgegangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1386" next="#ID_1387"> Dagegen besteht der Mauncsstamm Textors noch heute (der Schöffe Dr. Jo¬<lb/> hann Wolfgang starb am 21. Februar 1831 ohne männliche Nachkommen) in den<lb/> Nachkommen des Tübinger Privatdozenten, der in Frankfurt bald in so kümmerliche<lb/> Verhältnisse geriet, daß die zwei Jahre jüngere ledige Schwester Anna Marie sich<lb/> der Erziehung der drei Kinder annehmen mußte. Trotz allem behielt er seine Gut¬<lb/> mütigkeit und sein Selbstbewußtsein, auch noch als er eine Pfründncrstelle un<lb/> Senckenbergischen Stift angenommen. Zuletzt arbeitete der vielknnd.ge Grers<lb/> a» einer Weltgeschichte, die er aber nicht vollenden konnte; es wollte sich auch<lb/> kein Verleger finden. Er starb am 31. Dezember 1851. Sein älterer,<lb/> 1806 geborner Sohn Wilhelm Karl widmete sich dem Rcchtsstudium; nachdem<lb/> er die Doktorwürde erlangt, trat er als Advokat und Notar auf. Den 19. JnU<lb/> 1836 heiratete er die fünfnndzwanzigjährige Tochter des BierbranermeisterS.<lb/> Qnartiervorstandes und Majors Andreas Orthenberger, Charlotte Luise. Am<lb/> 29. September 1862 wurde er Senator. Als solcher starb er am 23. März<lb/> 1882. Er hinterließ zwei noch lebende Söhne, Otto Andreas und Karl Wolfgang,<lb/> beide Kaufleute; der eine. im April 1839 geboren, ist ledig geblieben, der andre,<lb/> geboren am 28. Dezember 1840, hat sich verheiratet und ist nach Verlust<lb/> Meier Söhne 1886 Vater eines dritten geworden, der den Stamm des Textor-<lb/> sehen Geschlechts erhalten könnte. Der jüngere Bruder des Senators, Wolf¬<lb/> gang Karl Gustav, ist wahrscheinlich 1350 in Neworleans gestorben. Die<lb/> Schwester Friederike Marie Karoline heiratete 1839 den Advokaten Dr. Johann</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0435]
Hause zu haben, wo das vieljährige thätige Verhältnis zu den „lieben Ver¬
wandten" durch persönliche Gegenwart „sich zu höherem Vertrauen steigerte."
Leider hatte den trefflichen Mekher schon damals das Unglück getroffen, das;
er infolge einer kleinen Verletzung bei Entbindung einer Unreinen sich vergiftete.
Zur Bewältigung des Übels machte er starke Eingriffe in die Natur, die nur
zeitweiligen Erfolg hatten und diese immer mehr zerrütteten. Die arme Mutter
mußte dies noch'erleben; sie starb, fast neunzig Jahre alt. am 7. November
1823. Mekher folgte ihr am 11. August 1824. ein Jahr vor Goethes Jubel¬
feier; seiue ältere ledige Schwester überlebte ihn noch dreizehn Jahre. Sieben
Jahre nach der Geburt des zweiten Enkels, um 29. Oktober (nicht November)
1827. ward Goethe zu seiner größten Freude noch eine Enkelin. Alma Sedine
Henriette Cornelie, geschenkt, welche die beiden letzten Namen von der Gro߬
mutter und Goethes Schwester erhielt. Goethes August, der noch zwer Jahre
vor dem Vater starb, ruht bei der Pyramide des Cestius zu Rom. Auch über
der Enkelin und den beiden der rastlosen Thatkraft und der lebendigen Willens¬
stärke ihres Großvaters ermangelnden Enkeln hat sich das Grab geschlossen;
der Weimarer Friedhof hat sie wieder vereint. Der edeln Schwester Cornelie
Stamm hat sich anch noch in männlichen Nachkommen erhalten, der des un¬
sterblichen Dichters, der auf einen blühenden Nachwuchs gehofft hatte, ist
glanzlos ausgegangen.
Dagegen besteht der Mauncsstamm Textors noch heute (der Schöffe Dr. Jo¬
hann Wolfgang starb am 21. Februar 1831 ohne männliche Nachkommen) in den
Nachkommen des Tübinger Privatdozenten, der in Frankfurt bald in so kümmerliche
Verhältnisse geriet, daß die zwei Jahre jüngere ledige Schwester Anna Marie sich
der Erziehung der drei Kinder annehmen mußte. Trotz allem behielt er seine Gut¬
mütigkeit und sein Selbstbewußtsein, auch noch als er eine Pfründncrstelle un
Senckenbergischen Stift angenommen. Zuletzt arbeitete der vielknnd.ge Grers
a» einer Weltgeschichte, die er aber nicht vollenden konnte; es wollte sich auch
kein Verleger finden. Er starb am 31. Dezember 1851. Sein älterer,
1806 geborner Sohn Wilhelm Karl widmete sich dem Rcchtsstudium; nachdem
er die Doktorwürde erlangt, trat er als Advokat und Notar auf. Den 19. JnU
1836 heiratete er die fünfnndzwanzigjährige Tochter des BierbranermeisterS.
Qnartiervorstandes und Majors Andreas Orthenberger, Charlotte Luise. Am
29. September 1862 wurde er Senator. Als solcher starb er am 23. März
1882. Er hinterließ zwei noch lebende Söhne, Otto Andreas und Karl Wolfgang,
beide Kaufleute; der eine. im April 1839 geboren, ist ledig geblieben, der andre,
geboren am 28. Dezember 1840, hat sich verheiratet und ist nach Verlust
Meier Söhne 1886 Vater eines dritten geworden, der den Stamm des Textor-
sehen Geschlechts erhalten könnte. Der jüngere Bruder des Senators, Wolf¬
gang Karl Gustav, ist wahrscheinlich 1350 in Neworleans gestorben. Die
Schwester Friederike Marie Karoline heiratete 1839 den Advokaten Dr. Johann
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