Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr.Das juristische Studium. Ostrazismus, Verbannung, was von einem Apostel der Freiheit gar nicht schön Und wenn er sein Ziel erreicht hat, was haben wir Deutschen von ihm Das juristische Studium. s ist in letzter Zeit so viel über das juristische Studium gesprochen Das juristische Studium. Ostrazismus, Verbannung, was von einem Apostel der Freiheit gar nicht schön Und wenn er sein Ziel erreicht hat, was haben wir Deutschen von ihm Das juristische Studium. s ist in letzter Zeit so viel über das juristische Studium gesprochen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0216" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/202993"/> <fw type="header" place="top"> Das juristische Studium.</fw><lb/> <p xml:id="ID_725" prev="#ID_724"> Ostrazismus, Verbannung, was von einem Apostel der Freiheit gar nicht schön<lb/> war und nicht viel helfen würde, da es die Unzufriedenheit mit der Republik<lb/> nicht auch verbannen könnte und das Rezept, nach dem man sie für sich benutzen<lb/> kann, jetzt veröffentlicht ist und jedem rührigen und kecken Streber zum Ge¬<lb/> brauch vorliegt. Boulanger ist jetzt in der Kammer erschienen, aber wohl<lb/> nur, um in einer großen Rede, weit sichtbar und hörbar, seinen Protest gegen<lb/> den jetzigen Stand der Dinge zu wiederholen, nicht um mit den opportunistischen<lb/> und radikalen Handwerksrednern zu turniren und parlamentarische Lorberen zu<lb/> pflücken. Er wird „sich nicht in eine Partei einbrigadiren lassen," natürlich<lb/> nicht; denn das verpflichtet auf ein Programm, welches nicht das seinige, d. h.<lb/> sein Vorteil ist, das hemmt, schränkt ein und bindet die Hände. Seine Rolle<lb/> muß außerhalb der gesetzlichen Schranken spielen; wie Napoleon der Dritte, dem<lb/> er in mancherlei Beziehungen nachtritt, wird er möglichst „außerhalb der Legalität<lb/> bleiben, um zum Rechte zurückzukehren" — etwas dunkel, aber doch deutlich.</p><lb/> <p xml:id="ID_726"> Und wenn er sein Ziel erreicht hat, was haben wir Deutschen von ihm<lb/> zu erwarten? Den Revanchekrieg? Er erklärte, er sei der Friede. Napoleon-<lb/> Badinguet sagte das von sich ebenfalls. Witzbolde machten aus seinem Worte:<lb/> I/^mpirs v'sse. 1a xg.ix das fragende Wortspiel: I^Liuxirs «zst-it la xa,ix on<lb/> l'opvv? Wir antworten, wenn dies auf den im Innern Frankreichs stegreichen<lb/> Bvulangerismns angewendet wird, getrost mit Bismarcks Scherzworte: ViMimen<lb/> ant kMLiiuenwm. Er komme heran oder nicht. Im erstem Falle soll er<lb/> mit Gottes Hilfe erfahren, daß wir keine Franzosen sind, bei denen so leicht<lb/> und wohlfeil Karriere zu machen und Ruhm zu gewinnen ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das juristische Studium.</head><lb/> <p xml:id="ID_727" next="#ID_728"> s ist in letzter Zeit so viel über das juristische Studium gesprochen<lb/> und geschrieben worden, daß es fast überflüssig erscheint, hierzu<lb/> noch irgend einen neuen Beitrag zu bringen, da es den Umfang<lb/> des an sich schon reichen Stoffes nur nutzlos vergrößern würde.<lb/> In der That würde ich mich auch kaum zu neuen Erörterungen<lb/> des Gegenstandes entschlossen haben, wenn ich nicht aus den bisher gemachten<lb/> Vorschlägen die Überzeugung gewonnen hätte, daß die Mehrzahl derselben die<lb/> Hebel zu einer Reform an einer verkehrten Stelle ansetzen will. In den<lb/> meisten Fällen geht man nämlich von dem Unfleiß der Studirenden aus, und<lb/> diesen Unfleiß meint man nun durch Zwangsmaßregeln jeder Art brechen zu</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0216]
Das juristische Studium.
Ostrazismus, Verbannung, was von einem Apostel der Freiheit gar nicht schön
war und nicht viel helfen würde, da es die Unzufriedenheit mit der Republik
nicht auch verbannen könnte und das Rezept, nach dem man sie für sich benutzen
kann, jetzt veröffentlicht ist und jedem rührigen und kecken Streber zum Ge¬
brauch vorliegt. Boulanger ist jetzt in der Kammer erschienen, aber wohl
nur, um in einer großen Rede, weit sichtbar und hörbar, seinen Protest gegen
den jetzigen Stand der Dinge zu wiederholen, nicht um mit den opportunistischen
und radikalen Handwerksrednern zu turniren und parlamentarische Lorberen zu
pflücken. Er wird „sich nicht in eine Partei einbrigadiren lassen," natürlich
nicht; denn das verpflichtet auf ein Programm, welches nicht das seinige, d. h.
sein Vorteil ist, das hemmt, schränkt ein und bindet die Hände. Seine Rolle
muß außerhalb der gesetzlichen Schranken spielen; wie Napoleon der Dritte, dem
er in mancherlei Beziehungen nachtritt, wird er möglichst „außerhalb der Legalität
bleiben, um zum Rechte zurückzukehren" — etwas dunkel, aber doch deutlich.
Und wenn er sein Ziel erreicht hat, was haben wir Deutschen von ihm
zu erwarten? Den Revanchekrieg? Er erklärte, er sei der Friede. Napoleon-
Badinguet sagte das von sich ebenfalls. Witzbolde machten aus seinem Worte:
I/^mpirs v'sse. 1a xg.ix das fragende Wortspiel: I^Liuxirs «zst-it la xa,ix on
l'opvv? Wir antworten, wenn dies auf den im Innern Frankreichs stegreichen
Bvulangerismns angewendet wird, getrost mit Bismarcks Scherzworte: ViMimen
ant kMLiiuenwm. Er komme heran oder nicht. Im erstem Falle soll er
mit Gottes Hilfe erfahren, daß wir keine Franzosen sind, bei denen so leicht
und wohlfeil Karriere zu machen und Ruhm zu gewinnen ist.
Das juristische Studium.
s ist in letzter Zeit so viel über das juristische Studium gesprochen
und geschrieben worden, daß es fast überflüssig erscheint, hierzu
noch irgend einen neuen Beitrag zu bringen, da es den Umfang
des an sich schon reichen Stoffes nur nutzlos vergrößern würde.
In der That würde ich mich auch kaum zu neuen Erörterungen
des Gegenstandes entschlossen haben, wenn ich nicht aus den bisher gemachten
Vorschlägen die Überzeugung gewonnen hätte, daß die Mehrzahl derselben die
Hebel zu einer Reform an einer verkehrten Stelle ansetzen will. In den
meisten Fällen geht man nämlich von dem Unfleiß der Studirenden aus, und
diesen Unfleiß meint man nun durch Zwangsmaßregeln jeder Art brechen zu
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