Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr.T>le Denkwürdigkeiten des Herzogs Ernst. sels, der es auf alle Weise beförderte. Die Hauptversammlung aber, die am Im zweiten Kapitel des dritten Buches, welches sich "Der Kampf um das T>le Denkwürdigkeiten des Herzogs Ernst. sels, der es auf alle Weise beförderte. Die Hauptversammlung aber, die am Im zweiten Kapitel des dritten Buches, welches sich „Der Kampf um das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0364" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/202463"/> <fw type="header" place="top"> T>le Denkwürdigkeiten des Herzogs Ernst.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1334" prev="#ID_1333"> sels, der es auf alle Weise beförderte. Die Hauptversammlung aber, die am<lb/> Is. Dezember in Gotha stattfand, hatte fast nur negative Ergebnisse, und der<lb/> weimarische Plan fiel durch. Die weitern Versuche, zu einer Zusammenfassung<lb/> der thüringischen Kleinstaaten zu gelangen, bewegten sich auf gänzlich ver¬<lb/> änderter Grundlage. Im Februar trat der weimarische Minister von Watzdorf<lb/> mit einem Unionsprojekte hervor, nach welchem neun Staaten, das Königreich<lb/> Sachsen an der Spitze, einen Verein bilden sollten, welcher sich sowohl auf<lb/> die militärischen Angelegenheiten wie auf die Gesetzgebung und Verwaltung<lb/> erstrecken und eine gemeinsame Vertretung der vereinigten Länder in ihren<lb/> Beziehungen zu dem deutschen Bunde herbeiführen sollte. „Meine Negierung<lb/> — sagt der Verfasser — verhält sich zu demselben in durchaus wohlwollender<lb/> und entgegenkommender Weise, ohne daß es jedoch möglich war, etwas ent¬<lb/> scheidendes zu thun, so lange nicht über den Abschluß der deutschen Frage,<lb/> welche sich damals immer bestimmter in der Richtung auf das preußische Kaiser¬<lb/> tum bewegte, Klarheit gewonnen war. Das schlimmste an dem Projekte aber<lb/> war, daß die königlich sächsische Regierung selbst nicht aus der Reserve heraus¬<lb/> trat, welche sie sich in allen Unionsfrägen von Anfang an auferlegt hatte."</p><lb/> <p xml:id="ID_1335" next="#ID_1336"> Im zweiten Kapitel des dritten Buches, welches sich „Der Kampf um das<lb/> Reich" nennt, fesseln uns vorzüglich zwei Aktenstücke: der Entwurf einer Ver¬<lb/> fassung für Deutschland, welchen Prinz Albert am 28. März 1848 einigen<lb/> größern Fürsten und insbesondre dem Könige von Preußen übersandte, und<lb/> die von diesem darauf erteilte Antwort. Der Prinz schreibt, die zu lösende<lb/> Aufgabe sei Verwandlung des Staatenbundes in einen Bundesstaat, und die<lb/> Lösung müsse, wenn sie heilbringend und dauernd sein solle, aus dem jetzigen<lb/> Thatbestände entwickelt werden. „Sie darf — fährt er fort — nicht eine gemachte<lb/> Theorie sein, sondern die endliche Darstellung eines von dem deutschen Volke<lb/> seit lange geahnten und ersehnten Zustandes, in welchem zugleich alle Erforder¬<lb/> nisse des Staates auf das genügendste befriedigt werden. ... Die Individuali¬<lb/> täten der Völker durch eine über denselben Leisten geschlagene Zentralisation zu<lb/> verwischen, wäre sündlich, denn in der Eigentümlichkeit und Gesetzlichkeit der¬<lb/> selben besteht die vielseitige Lebenskraft und Lebensfrische des deutschen Volkes.<lb/> Die Kronen und Dynastien, die mit der Persönlichkeit dieser Staaten eins sind,<lb/> dürfen nicht verletzt oder erniedrigt werden, aber beide, Staaten und Völker,<lb/> sollen als ein Ganzes politisch zusammengefaßt und lebendig dargestellt werden.<lb/> Ich denke mir die Lösung so: die Fürsten des deutschen Bundes zusammen<lb/> mit den Bürgermeistern der freien Städte bilden einen Fürstentag und wählen<lb/> aus ihrer Mitte auf Lebenslänge oder eine Reihe von Jahren einen deutschen<lb/> Kaiser. Die Stände der verschiednen deutschen Staaten wählen aus der Mitte<lb/> je ihrer beiden Kammern ^vom Könige am Rande mit oxtimö begleitet^ eine<lb/> nach Einwohnerzahl und Bedeutung der Einwohnerzahl der einzelnen Staaten<lb/> abgemessene Zahl ihrer Mitglieder und beschicken damit einen deutschen Reichs-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0364]
T>le Denkwürdigkeiten des Herzogs Ernst.
sels, der es auf alle Weise beförderte. Die Hauptversammlung aber, die am
Is. Dezember in Gotha stattfand, hatte fast nur negative Ergebnisse, und der
weimarische Plan fiel durch. Die weitern Versuche, zu einer Zusammenfassung
der thüringischen Kleinstaaten zu gelangen, bewegten sich auf gänzlich ver¬
änderter Grundlage. Im Februar trat der weimarische Minister von Watzdorf
mit einem Unionsprojekte hervor, nach welchem neun Staaten, das Königreich
Sachsen an der Spitze, einen Verein bilden sollten, welcher sich sowohl auf
die militärischen Angelegenheiten wie auf die Gesetzgebung und Verwaltung
erstrecken und eine gemeinsame Vertretung der vereinigten Länder in ihren
Beziehungen zu dem deutschen Bunde herbeiführen sollte. „Meine Negierung
— sagt der Verfasser — verhält sich zu demselben in durchaus wohlwollender
und entgegenkommender Weise, ohne daß es jedoch möglich war, etwas ent¬
scheidendes zu thun, so lange nicht über den Abschluß der deutschen Frage,
welche sich damals immer bestimmter in der Richtung auf das preußische Kaiser¬
tum bewegte, Klarheit gewonnen war. Das schlimmste an dem Projekte aber
war, daß die königlich sächsische Regierung selbst nicht aus der Reserve heraus¬
trat, welche sie sich in allen Unionsfrägen von Anfang an auferlegt hatte."
Im zweiten Kapitel des dritten Buches, welches sich „Der Kampf um das
Reich" nennt, fesseln uns vorzüglich zwei Aktenstücke: der Entwurf einer Ver¬
fassung für Deutschland, welchen Prinz Albert am 28. März 1848 einigen
größern Fürsten und insbesondre dem Könige von Preußen übersandte, und
die von diesem darauf erteilte Antwort. Der Prinz schreibt, die zu lösende
Aufgabe sei Verwandlung des Staatenbundes in einen Bundesstaat, und die
Lösung müsse, wenn sie heilbringend und dauernd sein solle, aus dem jetzigen
Thatbestände entwickelt werden. „Sie darf — fährt er fort — nicht eine gemachte
Theorie sein, sondern die endliche Darstellung eines von dem deutschen Volke
seit lange geahnten und ersehnten Zustandes, in welchem zugleich alle Erforder¬
nisse des Staates auf das genügendste befriedigt werden. ... Die Individuali¬
täten der Völker durch eine über denselben Leisten geschlagene Zentralisation zu
verwischen, wäre sündlich, denn in der Eigentümlichkeit und Gesetzlichkeit der¬
selben besteht die vielseitige Lebenskraft und Lebensfrische des deutschen Volkes.
Die Kronen und Dynastien, die mit der Persönlichkeit dieser Staaten eins sind,
dürfen nicht verletzt oder erniedrigt werden, aber beide, Staaten und Völker,
sollen als ein Ganzes politisch zusammengefaßt und lebendig dargestellt werden.
Ich denke mir die Lösung so: die Fürsten des deutschen Bundes zusammen
mit den Bürgermeistern der freien Städte bilden einen Fürstentag und wählen
aus ihrer Mitte auf Lebenslänge oder eine Reihe von Jahren einen deutschen
Kaiser. Die Stände der verschiednen deutschen Staaten wählen aus der Mitte
je ihrer beiden Kammern ^vom Könige am Rande mit oxtimö begleitet^ eine
nach Einwohnerzahl und Bedeutung der Einwohnerzahl der einzelnen Staaten
abgemessene Zahl ihrer Mitglieder und beschicken damit einen deutschen Reichs-
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