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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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Vie Locists as R.vins.

Lools krg.uyg.iss in der Villa Medici (S. 510), Weinhandlungen sxgosi statt
8M<zoi al vivo heißen, u. s. w. übergehen wir.

Der zweite Grund, weshalb der angebliche Vasili weder Glauben noch
Beachtung verdient, ist der Haß gegen Deutschland, der nicht nur da zu Tage
tritt, wo er teils alberne, teils verleumderische Äußerungen über deutsche Diplo¬
maten u. s. w. macht, sondern auch dem ganzen Buche die Stimmung verleiht,
aus welcher es verstanden sein will. Von diesem Standpunkte aus beurteilt
oder vielmehr verurteilt er die italienische Politik und die hervorragenden
Männer Roms. Als klassisches Beispiel sei hier das angeführt, was er über den
ehemaligen Minister Bonghi sagt, einen sehr gewandten und unendlich schreib¬
seligen Journalisten, der zwar keine ernsten Kenntnisse auf irgend einem Gebiete
besitzt, aber seine Unwissenheit durch blinde Vorliebe für Frankreich und Feind¬
schaft gegen Deutschland gut macht. Von ihm heißt es S. 30: 1.3. rsius
xrsucl un xlgisir lüllül ^ ig oouvsr8g.ti0u als es xui1o8vous(!), as ost, sruclits!)
as ost 68prit si xrotouä et si äivsrs g. ig. lois, gllis su 8SU8 1s xlus Justiz
et 1s plus ärsit c^ni soit an mouäs. Aber glücklicherweise folgt die Erklärung
gleich darauf: die Lehren der Geschichte nämlich out gxxris g, N. Lor^ni Ws
l'Itglis u'g Miugis suol sans äauAsr 1'iuüususs gllsiuguäs se it g. äsuouss s,
l'Lurovs 1s vsril on LiLiugrolc 1'sutMus.

Zum Glück braucht uns der Haß, den das Buch gegen Deutschland atmet,
wenig Kummer zu machen, zumal da der Haß gegen Rom und römisches Leben
eigentlich noch größer ist. Die Pensionäre der IZsols as ?rguos leiden in der
Villa Medici an unheilbarer Langeweile, die römischen Salons sind teils
schwer zugänglich, teils bieten sie nur sehr geringe Annehmlichkeiten, die römischen
Damen haben zwar schöne Diamanten, verstehen aber schlechterdings nicht sich
anzuziehen -- kurz, Rom ist nun einmal nicht Paris!

Man sieht, von irgend welchem Verständnis dessen, was alljährlich un¬
zählige Fremde nach Rom zieht, ist keine Rede. Rom ist eine Stadt wie jede
andre, in die man geht, um sich zu zerstreuen, wie der Provinziale aus Lyon
nach Paris. Daß Leuten, die mit solchen Anschauungen nach Rom kommen,
die Stadt nicht gefällt, kann man leicht verstehen.

Von den wirklichen Verhältnissen in der römischen Gesellschaft hat Vasili
-- der Kürze wegen brauchen wir diese Bezeichnung -- keine Ahnung. Die
Schwierigkeit, in manche Salons zu gelangen, und die Langeweile, welche er
und seinesgleichen darin empfunden haben, haben freilich ihren guten Grund.

In den Zeiten des päpstlichen Regiments standen eine Anzahl Salons den
Fremden mit einer Gastfreundschaft und Herzlichkeit offen, die unzählige Besucher
Roms rühmend anerkannt und in dankbarer Erinnerung bewahrt haben. Aber
freilich wurde auch etwas von den Fremden erwartet, und Leute, die lediglich
zum "Amüsement" nach Rom kamen, waren nicht sehr angesehen; vor Franzosen
hatte man im großen und ganzen einige Scheu. So liebenswürdig sie im


Vie Locists as R.vins.

Lools krg.uyg.iss in der Villa Medici (S. 510), Weinhandlungen sxgosi statt
8M<zoi al vivo heißen, u. s. w. übergehen wir.

Der zweite Grund, weshalb der angebliche Vasili weder Glauben noch
Beachtung verdient, ist der Haß gegen Deutschland, der nicht nur da zu Tage
tritt, wo er teils alberne, teils verleumderische Äußerungen über deutsche Diplo¬
maten u. s. w. macht, sondern auch dem ganzen Buche die Stimmung verleiht,
aus welcher es verstanden sein will. Von diesem Standpunkte aus beurteilt
oder vielmehr verurteilt er die italienische Politik und die hervorragenden
Männer Roms. Als klassisches Beispiel sei hier das angeführt, was er über den
ehemaligen Minister Bonghi sagt, einen sehr gewandten und unendlich schreib¬
seligen Journalisten, der zwar keine ernsten Kenntnisse auf irgend einem Gebiete
besitzt, aber seine Unwissenheit durch blinde Vorliebe für Frankreich und Feind¬
schaft gegen Deutschland gut macht. Von ihm heißt es S. 30: 1.3. rsius
xrsucl un xlgisir lüllül ^ ig oouvsr8g.ti0u als es xui1o8vous(!), as ost, sruclits!)
as ost 68prit si xrotouä et si äivsrs g. ig. lois, gllis su 8SU8 1s xlus Justiz
et 1s plus ärsit c^ni soit an mouäs. Aber glücklicherweise folgt die Erklärung
gleich darauf: die Lehren der Geschichte nämlich out gxxris g, N. Lor^ni Ws
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Zum Glück braucht uns der Haß, den das Buch gegen Deutschland atmet,
wenig Kummer zu machen, zumal da der Haß gegen Rom und römisches Leben
eigentlich noch größer ist. Die Pensionäre der IZsols as ?rguos leiden in der
Villa Medici an unheilbarer Langeweile, die römischen Salons sind teils
schwer zugänglich, teils bieten sie nur sehr geringe Annehmlichkeiten, die römischen
Damen haben zwar schöne Diamanten, verstehen aber schlechterdings nicht sich
anzuziehen — kurz, Rom ist nun einmal nicht Paris!

Man sieht, von irgend welchem Verständnis dessen, was alljährlich un¬
zählige Fremde nach Rom zieht, ist keine Rede. Rom ist eine Stadt wie jede
andre, in die man geht, um sich zu zerstreuen, wie der Provinziale aus Lyon
nach Paris. Daß Leuten, die mit solchen Anschauungen nach Rom kommen,
die Stadt nicht gefällt, kann man leicht verstehen.

Von den wirklichen Verhältnissen in der römischen Gesellschaft hat Vasili
— der Kürze wegen brauchen wir diese Bezeichnung — keine Ahnung. Die
Schwierigkeit, in manche Salons zu gelangen, und die Langeweile, welche er
und seinesgleichen darin empfunden haben, haben freilich ihren guten Grund.

In den Zeiten des päpstlichen Regiments standen eine Anzahl Salons den
Fremden mit einer Gastfreundschaft und Herzlichkeit offen, die unzählige Besucher
Roms rühmend anerkannt und in dankbarer Erinnerung bewahrt haben. Aber
freilich wurde auch etwas von den Fremden erwartet, und Leute, die lediglich
zum „Amüsement" nach Rom kamen, waren nicht sehr angesehen; vor Franzosen
hatte man im großen und ganzen einige Scheu. So liebenswürdig sie im


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[0475] Vie Locists as R.vins. Lools krg.uyg.iss in der Villa Medici (S. 510), Weinhandlungen sxgosi statt 8M<zoi al vivo heißen, u. s. w. übergehen wir. Der zweite Grund, weshalb der angebliche Vasili weder Glauben noch Beachtung verdient, ist der Haß gegen Deutschland, der nicht nur da zu Tage tritt, wo er teils alberne, teils verleumderische Äußerungen über deutsche Diplo¬ maten u. s. w. macht, sondern auch dem ganzen Buche die Stimmung verleiht, aus welcher es verstanden sein will. Von diesem Standpunkte aus beurteilt oder vielmehr verurteilt er die italienische Politik und die hervorragenden Männer Roms. Als klassisches Beispiel sei hier das angeführt, was er über den ehemaligen Minister Bonghi sagt, einen sehr gewandten und unendlich schreib¬ seligen Journalisten, der zwar keine ernsten Kenntnisse auf irgend einem Gebiete besitzt, aber seine Unwissenheit durch blinde Vorliebe für Frankreich und Feind¬ schaft gegen Deutschland gut macht. Von ihm heißt es S. 30: 1.3. rsius xrsucl un xlgisir lüllül ^ ig oouvsr8g.ti0u als es xui1o8vous(!), as ost, sruclits!) as ost 68prit si xrotouä et si äivsrs g. ig. lois, gllis su 8SU8 1s xlus Justiz et 1s plus ärsit c^ni soit an mouäs. Aber glücklicherweise folgt die Erklärung gleich darauf: die Lehren der Geschichte nämlich out gxxris g, N. Lor^ni Ws l'Itglis u'g Miugis suol sans äauAsr 1'iuüususs gllsiuguäs se it g. äsuouss s, l'Lurovs 1s vsril on LiLiugrolc 1'sutMus. Zum Glück braucht uns der Haß, den das Buch gegen Deutschland atmet, wenig Kummer zu machen, zumal da der Haß gegen Rom und römisches Leben eigentlich noch größer ist. Die Pensionäre der IZsols as ?rguos leiden in der Villa Medici an unheilbarer Langeweile, die römischen Salons sind teils schwer zugänglich, teils bieten sie nur sehr geringe Annehmlichkeiten, die römischen Damen haben zwar schöne Diamanten, verstehen aber schlechterdings nicht sich anzuziehen — kurz, Rom ist nun einmal nicht Paris! Man sieht, von irgend welchem Verständnis dessen, was alljährlich un¬ zählige Fremde nach Rom zieht, ist keine Rede. Rom ist eine Stadt wie jede andre, in die man geht, um sich zu zerstreuen, wie der Provinziale aus Lyon nach Paris. Daß Leuten, die mit solchen Anschauungen nach Rom kommen, die Stadt nicht gefällt, kann man leicht verstehen. Von den wirklichen Verhältnissen in der römischen Gesellschaft hat Vasili — der Kürze wegen brauchen wir diese Bezeichnung — keine Ahnung. Die Schwierigkeit, in manche Salons zu gelangen, und die Langeweile, welche er und seinesgleichen darin empfunden haben, haben freilich ihren guten Grund. In den Zeiten des päpstlichen Regiments standen eine Anzahl Salons den Fremden mit einer Gastfreundschaft und Herzlichkeit offen, die unzählige Besucher Roms rühmend anerkannt und in dankbarer Erinnerung bewahrt haben. Aber freilich wurde auch etwas von den Fremden erwartet, und Leute, die lediglich zum „Amüsement" nach Rom kamen, waren nicht sehr angesehen; vor Franzosen hatte man im großen und ganzen einige Scheu. So liebenswürdig sie im

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/475>, abgerufen am 17.09.2024.