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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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Die Patriotenliga.

zu Paris stattfand: "Es ist Elsaß-Lothringen, wofür wir alle mit einander
arbeiten, es ist die Zurückerkämpfung unsrer Rechte, für die wir diese Scharen
junger Leute vorbereiten, welche morgen die Armee sein werden."

In ähnlicher Weise sprachen sich andre Führer der Patriotenliga bei öffent¬
lichen Gelegenheiten aus. Bei einem am 11. Februar 1883 in Paris zum
Besten der Überschwemmten in Elsaß-Lothringen veranstalteten Feste sagte
Anatole de la Forge, der spätere Präsident des Bundes, im Anschlusse an eine
vom damaligen Vizepräsidenten Farre gehaltene Rede: "Mit ihm wiederhole
ich: Nehmt unsre Kinder, macht Turner aus ihnen, Faure hat euch erklärt, was
ihre Vereine sind, macht daraus Männer, welche eines Tages im Turnschritt
auf Metz und Straßburg losmarschiren werden." In dem Berichte Sansbveufs
über ein Turnfest, das im Juni 1884 zu Amiens abgehalten wurde, sagte
derselbe: "Immer wieder sehen wir mit tief empfundener Freude, mit patrio¬
tischem Hvffnuugsgefühl diese jungen Bataillone zukünftiger Soldaten, die sich
auf dem Gebiete Frankreichs mehr und mehr vervielfältigen und morgen mit
ihren ältern Genossen jenes unüberwindliche Heer bilden werden, das jene
wackern Bevölkerungen von Elsaß-Lothringen, welche leiden, aber immer auf
bessere Tage hoffen, in den Kreis der großen französischen Familie zurückführen
soll." Bei der Einweihung eines Kriegerdenkmals in Se. Quentin, die im
Januar 1886 stattfand, äußerte ein Komiteepräsident der Liga als Redner
folgendes: "Aber wir müsse", Bundesmitglieder, durch unsre Anwesenheit unsern
französischen Glauben bethätigen und die begrüßen, welche als Opfer ihrer
Pflicht gefallen sind. Wir werden sie dereinst rächen. Um sie zu rächen, schufen
wir allenthalben Schützen- und Turnvereine, um sie zu rächen, geben wir der
Jugend die militärische Erziehung, damit unsre Söhne schon beim Eintreffen
beim Regimente mit dem Waffenhandwerk vertraut seien. Um sie zu rächen,
klären die Schriftsteller und Redner der Liga die jungen Geschlechter auf,
sprechen sie zu ihnen von der Größe, dem Kummer, dem Zorne des Vater¬
landes, erheben sie ihre Seelen für die nahen unausbleiblichen Kämpfe."

Das Nevanchegeschrei der Patriotenliga, welches fast in jeder Nummer des
Vereiusorgaus mit dem Aufrufe zur Wiedereroberung der Reichslande aus-
gestoßen wird, wiederhallt regelmäßig im ^.l8Äoivu-^orrg.in des Bundesbruders
Leser. Ein Beispiel dieses Echos ist die Stelle in dessen Nummer vom 15. No¬
vember 1886, wo es heißt: "Wir würden an dem Tage, wo die Deutschen
ruhig schlafen könnten, zu unheilbarem Falle verurteilt sein, wir würden Unter¬
gang und Schande verdient haben, wenn es je geschähe, daß man auf die
Grenzpfähle der Vogesen schreiben könnte: Endgiltige französisch-deutsche Grenze.
Wir haben Schwerter an der Seite, versuchen wir bald, uns ihrer zu bedienen."
Ferner brachte das Blatt in Nummer 253, vom 13. Juni 1886, einen Artikel
über die Revanche, in welchem es heißt: "Die Nationalehre fordert, daß wir
uns auf den Krieg, auf die Revanche, wenn uns dieses Wort nicht zu ahau-


Die Patriotenliga.

zu Paris stattfand: „Es ist Elsaß-Lothringen, wofür wir alle mit einander
arbeiten, es ist die Zurückerkämpfung unsrer Rechte, für die wir diese Scharen
junger Leute vorbereiten, welche morgen die Armee sein werden."

In ähnlicher Weise sprachen sich andre Führer der Patriotenliga bei öffent¬
lichen Gelegenheiten aus. Bei einem am 11. Februar 1883 in Paris zum
Besten der Überschwemmten in Elsaß-Lothringen veranstalteten Feste sagte
Anatole de la Forge, der spätere Präsident des Bundes, im Anschlusse an eine
vom damaligen Vizepräsidenten Farre gehaltene Rede: „Mit ihm wiederhole
ich: Nehmt unsre Kinder, macht Turner aus ihnen, Faure hat euch erklärt, was
ihre Vereine sind, macht daraus Männer, welche eines Tages im Turnschritt
auf Metz und Straßburg losmarschiren werden." In dem Berichte Sansbveufs
über ein Turnfest, das im Juni 1884 zu Amiens abgehalten wurde, sagte
derselbe: „Immer wieder sehen wir mit tief empfundener Freude, mit patrio¬
tischem Hvffnuugsgefühl diese jungen Bataillone zukünftiger Soldaten, die sich
auf dem Gebiete Frankreichs mehr und mehr vervielfältigen und morgen mit
ihren ältern Genossen jenes unüberwindliche Heer bilden werden, das jene
wackern Bevölkerungen von Elsaß-Lothringen, welche leiden, aber immer auf
bessere Tage hoffen, in den Kreis der großen französischen Familie zurückführen
soll." Bei der Einweihung eines Kriegerdenkmals in Se. Quentin, die im
Januar 1886 stattfand, äußerte ein Komiteepräsident der Liga als Redner
folgendes: „Aber wir müsse», Bundesmitglieder, durch unsre Anwesenheit unsern
französischen Glauben bethätigen und die begrüßen, welche als Opfer ihrer
Pflicht gefallen sind. Wir werden sie dereinst rächen. Um sie zu rächen, schufen
wir allenthalben Schützen- und Turnvereine, um sie zu rächen, geben wir der
Jugend die militärische Erziehung, damit unsre Söhne schon beim Eintreffen
beim Regimente mit dem Waffenhandwerk vertraut seien. Um sie zu rächen,
klären die Schriftsteller und Redner der Liga die jungen Geschlechter auf,
sprechen sie zu ihnen von der Größe, dem Kummer, dem Zorne des Vater¬
landes, erheben sie ihre Seelen für die nahen unausbleiblichen Kämpfe."

Das Nevanchegeschrei der Patriotenliga, welches fast in jeder Nummer des
Vereiusorgaus mit dem Aufrufe zur Wiedereroberung der Reichslande aus-
gestoßen wird, wiederhallt regelmäßig im ^.l8Äoivu-^orrg.in des Bundesbruders
Leser. Ein Beispiel dieses Echos ist die Stelle in dessen Nummer vom 15. No¬
vember 1886, wo es heißt: „Wir würden an dem Tage, wo die Deutschen
ruhig schlafen könnten, zu unheilbarem Falle verurteilt sein, wir würden Unter¬
gang und Schande verdient haben, wenn es je geschähe, daß man auf die
Grenzpfähle der Vogesen schreiben könnte: Endgiltige französisch-deutsche Grenze.
Wir haben Schwerter an der Seite, versuchen wir bald, uns ihrer zu bedienen."
Ferner brachte das Blatt in Nummer 253, vom 13. Juni 1886, einen Artikel
über die Revanche, in welchem es heißt: „Die Nationalehre fordert, daß wir
uns auf den Krieg, auf die Revanche, wenn uns dieses Wort nicht zu ahau-


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[0294] Die Patriotenliga. zu Paris stattfand: „Es ist Elsaß-Lothringen, wofür wir alle mit einander arbeiten, es ist die Zurückerkämpfung unsrer Rechte, für die wir diese Scharen junger Leute vorbereiten, welche morgen die Armee sein werden." In ähnlicher Weise sprachen sich andre Führer der Patriotenliga bei öffent¬ lichen Gelegenheiten aus. Bei einem am 11. Februar 1883 in Paris zum Besten der Überschwemmten in Elsaß-Lothringen veranstalteten Feste sagte Anatole de la Forge, der spätere Präsident des Bundes, im Anschlusse an eine vom damaligen Vizepräsidenten Farre gehaltene Rede: „Mit ihm wiederhole ich: Nehmt unsre Kinder, macht Turner aus ihnen, Faure hat euch erklärt, was ihre Vereine sind, macht daraus Männer, welche eines Tages im Turnschritt auf Metz und Straßburg losmarschiren werden." In dem Berichte Sansbveufs über ein Turnfest, das im Juni 1884 zu Amiens abgehalten wurde, sagte derselbe: „Immer wieder sehen wir mit tief empfundener Freude, mit patrio¬ tischem Hvffnuugsgefühl diese jungen Bataillone zukünftiger Soldaten, die sich auf dem Gebiete Frankreichs mehr und mehr vervielfältigen und morgen mit ihren ältern Genossen jenes unüberwindliche Heer bilden werden, das jene wackern Bevölkerungen von Elsaß-Lothringen, welche leiden, aber immer auf bessere Tage hoffen, in den Kreis der großen französischen Familie zurückführen soll." Bei der Einweihung eines Kriegerdenkmals in Se. Quentin, die im Januar 1886 stattfand, äußerte ein Komiteepräsident der Liga als Redner folgendes: „Aber wir müsse», Bundesmitglieder, durch unsre Anwesenheit unsern französischen Glauben bethätigen und die begrüßen, welche als Opfer ihrer Pflicht gefallen sind. Wir werden sie dereinst rächen. Um sie zu rächen, schufen wir allenthalben Schützen- und Turnvereine, um sie zu rächen, geben wir der Jugend die militärische Erziehung, damit unsre Söhne schon beim Eintreffen beim Regimente mit dem Waffenhandwerk vertraut seien. Um sie zu rächen, klären die Schriftsteller und Redner der Liga die jungen Geschlechter auf, sprechen sie zu ihnen von der Größe, dem Kummer, dem Zorne des Vater¬ landes, erheben sie ihre Seelen für die nahen unausbleiblichen Kämpfe." Das Nevanchegeschrei der Patriotenliga, welches fast in jeder Nummer des Vereiusorgaus mit dem Aufrufe zur Wiedereroberung der Reichslande aus- gestoßen wird, wiederhallt regelmäßig im ^.l8Äoivu-^orrg.in des Bundesbruders Leser. Ein Beispiel dieses Echos ist die Stelle in dessen Nummer vom 15. No¬ vember 1886, wo es heißt: „Wir würden an dem Tage, wo die Deutschen ruhig schlafen könnten, zu unheilbarem Falle verurteilt sein, wir würden Unter¬ gang und Schande verdient haben, wenn es je geschähe, daß man auf die Grenzpfähle der Vogesen schreiben könnte: Endgiltige französisch-deutsche Grenze. Wir haben Schwerter an der Seite, versuchen wir bald, uns ihrer zu bedienen." Ferner brachte das Blatt in Nummer 253, vom 13. Juni 1886, einen Artikel über die Revanche, in welchem es heißt: „Die Nationalehre fordert, daß wir uns auf den Krieg, auf die Revanche, wenn uns dieses Wort nicht zu ahau-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/294>, abgerufen am 17.09.2024.