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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.

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Französische "Lharakterköpfe.

gewährt. Die geschickte Ausnutzung der Artillerie in großen Massen bildet much
den hervorragenden Zug der großen Aktionen um Sedan; in andern Sinne
stechen die glänzenden, aber nutzlosen Kavallerieangriffe der Franzosen hervor
und der hartnäckige Streit um die Dörfer zur Erlangung fester Stützpunkte.
Auch die Kunst, zur rechten Zeit in der Truppenzahl oder in der Stellung der
Stärkere zu sein, erfährt dnrch die feine Kritik der von Stone behandelten fünf
Schlachten eine ungemein lichtvolle, und trotz des trockenen Tones, der in dem
Buche waltet, auch anregende Behandlung, deren Verständnis durch die vielen,
vorzüglich ausgeführten Karten und Skizzen aufs trefflichste gefördert wird.

Bedauerlich ist es, daß Kapitän Stone seine Studien nicht auch auf den
zweiten Abschnitt des großen Krieges ausgedehnt hat, der einen wesentlich andern
Charakter an sich trägt. Eine Vergleichung mit den Werken von Blume
(Operationen von sedem bis zur Beendigung des Krieges) und Wnrtensleben
(Operationen der Südarmee) wäre gewiß höchst lehrreich geworden, zumal da
Stores Methode den Vorzug einer strengern Systematik besitzt.




Französische (Lharakterköpfe.
von A. Vttiker-Dömarais. ^. Hippolyt Taine.
(Schluß.)

le nnr selten bei einem im Hinblick auf die von ihm bearbeiteten
Gebiete und die Summe seines Schaffens so fruchtbaren Schrift¬
steller, dessen literarische Wirksamkeit sich nun schon über ein
Drittcljahrhnndert erstreckt, trägt das Gesamtwert Taines, trotz
seiner äußern Mannichfaltigkeit und der Verschiedenartigkeit der
behandelten Stoffe, einen durchaus einheitlichen Charakter, den Stempel jener
Harmonie, welcher nur dem bahnbrechenden Auserwählten eigen ist, dessen
Schaffen durchaus in dem Boden selbständigen Denkens und Forschens ruht.
Diese Einheit, welche uns in Taines Schriften entgegentritt, gleichviel, ob sie
nnn, wie seine ästhetischen Vorlesungen, die Kunst oder ob sie, wie seine Essays
über Livius, Lafontaine, Balzac, Guizot, Michelet, das Individuum, wie seine
Geschichte der englischen Literatur, das intellektuelle Leben einer ganzen Nation,
wie seine Aufzeichnungen über England und sein "Leben und Meinungen von
Thomas Gerstenkorn", die Verhältnisse und Eigentümlichkeiten eines bestimmtenWM)


Französische «Lharakterköpfe.

gewährt. Die geschickte Ausnutzung der Artillerie in großen Massen bildet much
den hervorragenden Zug der großen Aktionen um Sedan; in andern Sinne
stechen die glänzenden, aber nutzlosen Kavallerieangriffe der Franzosen hervor
und der hartnäckige Streit um die Dörfer zur Erlangung fester Stützpunkte.
Auch die Kunst, zur rechten Zeit in der Truppenzahl oder in der Stellung der
Stärkere zu sein, erfährt dnrch die feine Kritik der von Stone behandelten fünf
Schlachten eine ungemein lichtvolle, und trotz des trockenen Tones, der in dem
Buche waltet, auch anregende Behandlung, deren Verständnis durch die vielen,
vorzüglich ausgeführten Karten und Skizzen aufs trefflichste gefördert wird.

Bedauerlich ist es, daß Kapitän Stone seine Studien nicht auch auf den
zweiten Abschnitt des großen Krieges ausgedehnt hat, der einen wesentlich andern
Charakter an sich trägt. Eine Vergleichung mit den Werken von Blume
(Operationen von sedem bis zur Beendigung des Krieges) und Wnrtensleben
(Operationen der Südarmee) wäre gewiß höchst lehrreich geworden, zumal da
Stores Methode den Vorzug einer strengern Systematik besitzt.




Französische (Lharakterköpfe.
von A. Vttiker-Dömarais. ^. Hippolyt Taine.
(Schluß.)

le nnr selten bei einem im Hinblick auf die von ihm bearbeiteten
Gebiete und die Summe seines Schaffens so fruchtbaren Schrift¬
steller, dessen literarische Wirksamkeit sich nun schon über ein
Drittcljahrhnndert erstreckt, trägt das Gesamtwert Taines, trotz
seiner äußern Mannichfaltigkeit und der Verschiedenartigkeit der
behandelten Stoffe, einen durchaus einheitlichen Charakter, den Stempel jener
Harmonie, welcher nur dem bahnbrechenden Auserwählten eigen ist, dessen
Schaffen durchaus in dem Boden selbständigen Denkens und Forschens ruht.
Diese Einheit, welche uns in Taines Schriften entgegentritt, gleichviel, ob sie
nnn, wie seine ästhetischen Vorlesungen, die Kunst oder ob sie, wie seine Essays
über Livius, Lafontaine, Balzac, Guizot, Michelet, das Individuum, wie seine
Geschichte der englischen Literatur, das intellektuelle Leben einer ganzen Nation,
wie seine Aufzeichnungen über England und sein „Leben und Meinungen von
Thomas Gerstenkorn", die Verhältnisse und Eigentümlichkeiten eines bestimmtenWM)


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[0375] Französische «Lharakterköpfe. gewährt. Die geschickte Ausnutzung der Artillerie in großen Massen bildet much den hervorragenden Zug der großen Aktionen um Sedan; in andern Sinne stechen die glänzenden, aber nutzlosen Kavallerieangriffe der Franzosen hervor und der hartnäckige Streit um die Dörfer zur Erlangung fester Stützpunkte. Auch die Kunst, zur rechten Zeit in der Truppenzahl oder in der Stellung der Stärkere zu sein, erfährt dnrch die feine Kritik der von Stone behandelten fünf Schlachten eine ungemein lichtvolle, und trotz des trockenen Tones, der in dem Buche waltet, auch anregende Behandlung, deren Verständnis durch die vielen, vorzüglich ausgeführten Karten und Skizzen aufs trefflichste gefördert wird. Bedauerlich ist es, daß Kapitän Stone seine Studien nicht auch auf den zweiten Abschnitt des großen Krieges ausgedehnt hat, der einen wesentlich andern Charakter an sich trägt. Eine Vergleichung mit den Werken von Blume (Operationen von sedem bis zur Beendigung des Krieges) und Wnrtensleben (Operationen der Südarmee) wäre gewiß höchst lehrreich geworden, zumal da Stores Methode den Vorzug einer strengern Systematik besitzt. Französische (Lharakterköpfe. von A. Vttiker-Dömarais. ^. Hippolyt Taine. (Schluß.) le nnr selten bei einem im Hinblick auf die von ihm bearbeiteten Gebiete und die Summe seines Schaffens so fruchtbaren Schrift¬ steller, dessen literarische Wirksamkeit sich nun schon über ein Drittcljahrhnndert erstreckt, trägt das Gesamtwert Taines, trotz seiner äußern Mannichfaltigkeit und der Verschiedenartigkeit der behandelten Stoffe, einen durchaus einheitlichen Charakter, den Stempel jener Harmonie, welcher nur dem bahnbrechenden Auserwählten eigen ist, dessen Schaffen durchaus in dem Boden selbständigen Denkens und Forschens ruht. Diese Einheit, welche uns in Taines Schriften entgegentritt, gleichviel, ob sie nnn, wie seine ästhetischen Vorlesungen, die Kunst oder ob sie, wie seine Essays über Livius, Lafontaine, Balzac, Guizot, Michelet, das Individuum, wie seine Geschichte der englischen Literatur, das intellektuelle Leben einer ganzen Nation, wie seine Aufzeichnungen über England und sein „Leben und Meinungen von Thomas Gerstenkorn", die Verhältnisse und Eigentümlichkeiten eines bestimmtenWM)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_200104/375>, abgerufen am 22.12.2024.