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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.

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Landwirtschaft und Lodcnnwnopol.

Zur Bewerkstelligung dieser Trennung können wir, indem wir uns im all¬
gemeinen an die Ricardosche Lehre anlehnen, etwa folgendermaßen verfahren:

El" Gut voll 200 Morgen soll einen Rohertrag abwerfen von . 0000 Mark -- Phe
Hiervon kommt auf die gesamten Produktionskosten einschliesslich des
angemessenen Lebensunterhaltes des Wirtes ein Betrag von . 3900 " -- "
Dann bleibt el" Bnarnberschns; von 2100 Mark^M
Nun soll nach deu lokalen Verhältnissen 1 Morgen "er in Bewirt¬
schaftung genommene", geringste", doch nicht kulturunfähigen
Landes beim Jneinanderrechnen verschiedner 5?nlturnrtcn und
nach Vergleichung langjähriger Erfahrungen durchschnittlich
einen Rohertrag gebe" vo"............ 20 Mark 50 Pf,
Dieses Land hat aber schon ohne alle Bewirtschaftung als Weide, so
viel getragen, daß sich Käufer oder Pächter für den Ertrag ge¬
funden haben zum Preise von........... -- " L0 "
Somit werden auf dem Morgen durch Bewirtschaftung erzeugt . 20 Mark -- Pf,
Auf 200 Morgen wären dies............ 4000 Mark -- Pf.
Davon ab die VewirtschaftungSkosten, wie oben......Z"00 " -- "
Bleibt Rest !>.w M.,re Pi,

Diese 100 Mark sind als derjenige Teil der 2100 Mark betragenden
Wirtschaftsübcrschüsse zu betrachten, welcher durch die Bewirtschaftung erzielt
wurde, während der Nest mit 2000 Mark als ein lediglich durch die natür¬
lichen Eigenschaften des Bodens hervorgebrachtes Produkt zu betrachten ist,
somit die Bodenrenke darstellt. Durch Multiplikation der Bodenrenke mit einer
geeigneten Zahl -- über deren Ermittelung gleich zu reden sein wird -- er-
giebt sich derjenige Wert, den der Grund und Boden als Wirtschaftsfaktor hat.

Ich glaube nun, daß wir, wenn wir den Grund und Boden nach seinem
wirtschaftlichen Werte nehmen wollen, also nach einem sehr schwankenden und
vielerlei Zufällen ausgesetzten Werte, mindestens rechnen müssen, daß er denselben
Zins trägt wie andre Kapitalien, deren Anlage einer ähnlichen Unsicherheit
bezüglich der Höhe ihres Wertes ausgesetzt ist. Es wären dies nach gegen¬
wärtigen Verhältnissen mindestens vier Prozent.

So hätten wir bei dem obigen Beispiele, in welchem sich auf 200 Morgen
eine Bodenrenke von 2000 Mark ergiebt, diese 2000 Mark mit 25 zu
multipliziren und dann durch 200 zu dividiren, um für das betreffende Gut
den durchschnittlichen wirtschaftlichen Wert für den Morgen mit 250 Mark zu
finden.

Ich habe in mein Beispiel absichtlich Zahlen eingestellt, die für den Unter-
nehmergewinn nicht zu einem negative" Ergebnis führen, weil die Sachlage
dadurch übersichtlicher wird. Wie verhält es sich nun aber, wenn wir einen
geringern Rohertrag einstellen oder erhöhte Produktionskosten?

Setzen wir einen geringern Rohertrag ein, etwa fünf Sechstel des oben ein¬
gesetzten Betrages, also 5000 Mark, so vermindert sich der Wirtschaftsüberschuß auf
1100 Mark und die Berechnung über den Unternehmer-Gewinn oder -Verlust


Landwirtschaft und Lodcnnwnopol.

Zur Bewerkstelligung dieser Trennung können wir, indem wir uns im all¬
gemeinen an die Ricardosche Lehre anlehnen, etwa folgendermaßen verfahren:

El» Gut voll 200 Morgen soll einen Rohertrag abwerfen von . 0000 Mark — Phe
Hiervon kommt auf die gesamten Produktionskosten einschliesslich des
angemessenen Lebensunterhaltes des Wirtes ein Betrag von . 3900 „ — „
Dann bleibt el» Bnarnberschns; von 2100 Mark^M
Nun soll nach deu lokalen Verhältnissen 1 Morgen »er in Bewirt¬
schaftung genommene», geringste», doch nicht kulturunfähigen
Landes beim Jneinanderrechnen verschiedner 5?nlturnrtcn und
nach Vergleichung langjähriger Erfahrungen durchschnittlich
einen Rohertrag gebe» vo»............ 20 Mark 50 Pf,
Dieses Land hat aber schon ohne alle Bewirtschaftung als Weide, so
viel getragen, daß sich Käufer oder Pächter für den Ertrag ge¬
funden haben zum Preise von........... — „ L0 „
Somit werden auf dem Morgen durch Bewirtschaftung erzeugt . 20 Mark — Pf,
Auf 200 Morgen wären dies............ 4000 Mark — Pf.
Davon ab die VewirtschaftungSkosten, wie oben......Z»00 „ — „
Bleibt Rest !>.w M.,re Pi,

Diese 100 Mark sind als derjenige Teil der 2100 Mark betragenden
Wirtschaftsübcrschüsse zu betrachten, welcher durch die Bewirtschaftung erzielt
wurde, während der Nest mit 2000 Mark als ein lediglich durch die natür¬
lichen Eigenschaften des Bodens hervorgebrachtes Produkt zu betrachten ist,
somit die Bodenrenke darstellt. Durch Multiplikation der Bodenrenke mit einer
geeigneten Zahl — über deren Ermittelung gleich zu reden sein wird — er-
giebt sich derjenige Wert, den der Grund und Boden als Wirtschaftsfaktor hat.

Ich glaube nun, daß wir, wenn wir den Grund und Boden nach seinem
wirtschaftlichen Werte nehmen wollen, also nach einem sehr schwankenden und
vielerlei Zufällen ausgesetzten Werte, mindestens rechnen müssen, daß er denselben
Zins trägt wie andre Kapitalien, deren Anlage einer ähnlichen Unsicherheit
bezüglich der Höhe ihres Wertes ausgesetzt ist. Es wären dies nach gegen¬
wärtigen Verhältnissen mindestens vier Prozent.

So hätten wir bei dem obigen Beispiele, in welchem sich auf 200 Morgen
eine Bodenrenke von 2000 Mark ergiebt, diese 2000 Mark mit 25 zu
multipliziren und dann durch 200 zu dividiren, um für das betreffende Gut
den durchschnittlichen wirtschaftlichen Wert für den Morgen mit 250 Mark zu
finden.

Ich habe in mein Beispiel absichtlich Zahlen eingestellt, die für den Unter-
nehmergewinn nicht zu einem negative» Ergebnis führen, weil die Sachlage
dadurch übersichtlicher wird. Wie verhält es sich nun aber, wenn wir einen
geringern Rohertrag einstellen oder erhöhte Produktionskosten?

Setzen wir einen geringern Rohertrag ein, etwa fünf Sechstel des oben ein¬
gesetzten Betrages, also 5000 Mark, so vermindert sich der Wirtschaftsüberschuß auf
1100 Mark und die Berechnung über den Unternehmer-Gewinn oder -Verlust


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_200104/110>, abgerufen am 03.07.2024.