Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.Das junge Mädchen erhob sich leise und durchschritt unhörbar den Saal, Wo wollen Sie hin, Herr Nachbar? redete ihn Cäcilie an, der er im Flur Die Kinder sind noch im Freien, sagte er, wir werden in wenig Minuten Mademoiselle ging ja eben hinunter. Die wird die Bande schon ins Haus Ich bitte um Verzeihung, erwiederte er, die kleine Adclinc beabsichtigte in Cäcilie war zufriedengestellt und wanderte ruhig mit Kaffeeservictte und Wie Daida erwartet hatte, traf er daselbst Adeliue. Sie war damit be¬ Ich habe heute ernste Worte mit dir zu sprechen, mon iurz-o, sagte er; Sie gehorchte schweigend. Ihre Rchaugen verrieten Schrecken und Angst. Noch ist nichts passirt, Kind, tröstete er; aber die Hofmarschalliu ist unserm Du wolltest mich verlassen? O, nur das nicht! Ich könnte es nicht er¬ Aber gerade deinetwegen muß es geschehen, meine Puppe. Glaubst du, Adeline schüttelte den Kopf. Ich glaube, du bist meiner schon überdrüssig- Adeline! Wie ungerecht du sein kannst! Warum bin ich denn überhaupt Das junge Mädchen erhob sich leise und durchschritt unhörbar den Saal, Wo wollen Sie hin, Herr Nachbar? redete ihn Cäcilie an, der er im Flur Die Kinder sind noch im Freien, sagte er, wir werden in wenig Minuten Mademoiselle ging ja eben hinunter. Die wird die Bande schon ins Haus Ich bitte um Verzeihung, erwiederte er, die kleine Adclinc beabsichtigte in Cäcilie war zufriedengestellt und wanderte ruhig mit Kaffeeservictte und Wie Daida erwartet hatte, traf er daselbst Adeliue. Sie war damit be¬ Ich habe heute ernste Worte mit dir zu sprechen, mon iurz-o, sagte er; Sie gehorchte schweigend. Ihre Rchaugen verrieten Schrecken und Angst. Noch ist nichts passirt, Kind, tröstete er; aber die Hofmarschalliu ist unserm Du wolltest mich verlassen? O, nur das nicht! Ich könnte es nicht er¬ Aber gerade deinetwegen muß es geschehen, meine Puppe. Glaubst du, Adeline schüttelte den Kopf. Ich glaube, du bist meiner schon überdrüssig- Adeline! Wie ungerecht du sein kannst! Warum bin ich denn überhaupt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0618" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199338"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_2113"> Das junge Mädchen erhob sich leise und durchschritt unhörbar den Saal,<lb/> Als der Graf sich nach ihr umsah, winkte sie ihm mit den Augen und schloß<lb/> vorsichtig die Thür hinter sich. Einige Minuten später verließ auch Daida<lb/> den Saal.</p><lb/> <p xml:id="ID_2114"> Wo wollen Sie hin, Herr Nachbar? redete ihn Cäcilie an, der er im Flur<lb/> begegnete.</p><lb/> <p xml:id="ID_2115"> Die Kinder sind noch im Freien, sagte er, wir werden in wenig Minuten<lb/> ein starkes Gewitter haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_2116"> Mademoiselle ging ja eben hinunter. 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Das junge Mädchen erhob sich leise und durchschritt unhörbar den Saal,
Als der Graf sich nach ihr umsah, winkte sie ihm mit den Augen und schloß
vorsichtig die Thür hinter sich. Einige Minuten später verließ auch Daida
den Saal.
Wo wollen Sie hin, Herr Nachbar? redete ihn Cäcilie an, der er im Flur
begegnete.
Die Kinder sind noch im Freien, sagte er, wir werden in wenig Minuten
ein starkes Gewitter haben.
Mademoiselle ging ja eben hinunter. Die wird die Bande schon ins Haus
befördern.
Ich bitte um Verzeihung, erwiederte er, die kleine Adclinc beabsichtigte in
den untern Gemächern die Fenster zu schließen.
Cäcilie war zufriedengestellt und wanderte ruhig mit Kaffeeservictte und
Zuckerdose nach dem Saale, Daida aber die breite Treppe hinunter. Einen
Augenblick sann er nach, wohin sich zunächst zu wenden; dann schritt er durch
den weiten Hausflur nach Georgs Zimmer, zu dem ein paar Stufen hinauf¬
führten. Der Hofmarschall benutzte dies Zimmer jetzt zu deu Konferenzen mit
Beamten und Bauern. Aber obwohl es darum gut in Ordnung gehalten wurde,
ließ sich die modrige Luft, die in jedem unbewohnten Winkel des Erdgeschosses
herrschte, nicht ganz verbannen.
Wie Daida erwartet hatte, traf er daselbst Adeliue. Sie war damit be¬
schäftigt, den widerwilligen Riegel vor das verquollene Feuster zu schieben, und
kehrte der Thür den Rücken. Daida schloß hinter sich ab und steckte den
Schlüssel zu sich. Dann trat er zu ihr, löste sanft ihre Hunde von dem eigen¬
sinnigen Riegel und hielt sie fest.
Ich habe heute ernste Worte mit dir zu sprechen, mon iurz-o, sagte er;
unsre Chancen stehen schlecht; komm, setze dich zu mir ans das alte Sofa und
höre mit Fassung, was ich sagen muß.
Sie gehorchte schweigend. Ihre Rchaugen verrieten Schrecken und Angst.
Noch ist nichts passirt, Kind, tröstete er; aber die Hofmarschalliu ist unserm
«zntönte. czorclüüe. auf der Spur. Sie thut so sanft, ist aber bei alledem mir
gegenüber ziemlich deutlich geworden. Und das ist darum schlimm, weil es mich
zwingt, dich fürs nächste zu meiden.
Du wolltest mich verlassen? O, nur das nicht! Ich könnte es nicht er¬
tragen!
Aber gerade deinetwegen muß es geschehen, meine Puppe. Glaubst du,
daß ich mich um die Meinung dieser Pedanten kümmere? Du lieber Himmel!
Meinethalben könnten sie mich in jeder Tonart verdammen. Aber du, du!
Adeline schüttelte den Kopf. Ich glaube, du bist meiner schon überdrüssig-
Adeline! Wie ungerecht du sein kannst! Warum bin ich denn überhaupt
hier? Etwa um mit dem galligen Hofmarschall über die Dummheit seiner Bauern
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