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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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Porträt, Genre und Landschaft auf der Berliner Jubiläums-Runstansstollung.

nur muß man den guten, ungarischen Lcmdwcin daneben haben. Aber es gab
keinen Gulasch, und ich mußte mich mit einem Kaffee begnügen, den ich mit einer
Menge vortrefflicher Sahne, einem Haufen Liptauer Käse und Butter zu snb-
stantiiren suchte. Mit der Etikette des krümeligen, scharfen "Liptauecs," der sich,
nach ungarischer Art mit Butter und Paprika zusammengeknetet, wegen seiner
nährenden und wohlschmeckenden Eigenschaften auch außerhalb seiner ungarischen
Heimat selbst in der Reichshauptstadt einer steigenden Beliebtheit erfreut, hat
es dieselbe Bewandtnis, wie mit unserm guten "Se. Julien," er wird nicht bloß
in der Liptauer Gegend, sondern überall hier herum von deu slowakischen
Schafhirten bereitet. Nun setzte ich meinen weißen Stab auf die Landstraße
und wanderte unter dem Turmreste der angeblich von König Bela erbauten
Burg Zupo hin in einem angenehmen Wiesenthale eine Stunde bis zu einem
einsamen Wirtshaus, wo die Gebirge den Weg zu sperren scheinen. Hier teilt
sich die Straße, und links führt die neue Chaussee über den Berg in zwei
Stunden nach Gaidel, während man geradeaus an einem rieselnden Bach in
einer kleinen Viertelstunde das Dorf Münichwies, gewöhnlich "Münwies" ge¬
nannt, erreicht. (Fortsetzung folgt.)




Porträt, Genre und Landschaft
auf der Berliner Jubiläums-Runstausstellung.
von Adolf Rosenberg.
1.

le schwierig auch im besondern die scharfe Trennung der ver-
schiednen Stoffgebiete der Malerei ist, so wird man im allgemeinen
doch, in Anbetracht, des uns von den Ausstellungen gelieferten
Materials, an einer Teilung in vier Hauptgruppen: Historien¬
malerei, Porträt, Genre und Landschaft, festhalten müssen. Die
Historienmalerei im weitesten Sinne des Begriffs, sogar mit Einschluß der in
das Gebiet der Malerei großen Stils fallenden Genrebilder, haben nur bereits
besprochen. Da wir Neides "Lebensmüde," Fleischers "Gotthardtunnel" und
Kampfs "Letzte Aussage" von unserm gegenwärtigen Thema deshalb ausschließen
müssen, haben wir uns einiger der interessantesten Objekte beraubt. Denn diese
Gemälde bezeichnen die Anfänge eines neuen Weges, welchen die deutsche
Genremalerei mit großem Erfolge zu betreten anfängt. Doch finden sich noch
einige andre Gemälde, die teils auf diesen Weg, teils auf andre neue Bahnen
hindeuten. Von der deutschen Porträtmalerei ans unsrer Ausstellung ist nicht


Porträt, Genre und Landschaft auf der Berliner Jubiläums-Runstansstollung.

nur muß man den guten, ungarischen Lcmdwcin daneben haben. Aber es gab
keinen Gulasch, und ich mußte mich mit einem Kaffee begnügen, den ich mit einer
Menge vortrefflicher Sahne, einem Haufen Liptauer Käse und Butter zu snb-
stantiiren suchte. Mit der Etikette des krümeligen, scharfen „Liptauecs," der sich,
nach ungarischer Art mit Butter und Paprika zusammengeknetet, wegen seiner
nährenden und wohlschmeckenden Eigenschaften auch außerhalb seiner ungarischen
Heimat selbst in der Reichshauptstadt einer steigenden Beliebtheit erfreut, hat
es dieselbe Bewandtnis, wie mit unserm guten „Se. Julien," er wird nicht bloß
in der Liptauer Gegend, sondern überall hier herum von deu slowakischen
Schafhirten bereitet. Nun setzte ich meinen weißen Stab auf die Landstraße
und wanderte unter dem Turmreste der angeblich von König Bela erbauten
Burg Zupo hin in einem angenehmen Wiesenthale eine Stunde bis zu einem
einsamen Wirtshaus, wo die Gebirge den Weg zu sperren scheinen. Hier teilt
sich die Straße, und links führt die neue Chaussee über den Berg in zwei
Stunden nach Gaidel, während man geradeaus an einem rieselnden Bach in
einer kleinen Viertelstunde das Dorf Münichwies, gewöhnlich „Münwies" ge¬
nannt, erreicht. (Fortsetzung folgt.)




Porträt, Genre und Landschaft
auf der Berliner Jubiläums-Runstausstellung.
von Adolf Rosenberg.
1.

le schwierig auch im besondern die scharfe Trennung der ver-
schiednen Stoffgebiete der Malerei ist, so wird man im allgemeinen
doch, in Anbetracht, des uns von den Ausstellungen gelieferten
Materials, an einer Teilung in vier Hauptgruppen: Historien¬
malerei, Porträt, Genre und Landschaft, festhalten müssen. Die
Historienmalerei im weitesten Sinne des Begriffs, sogar mit Einschluß der in
das Gebiet der Malerei großen Stils fallenden Genrebilder, haben nur bereits
besprochen. Da wir Neides „Lebensmüde," Fleischers „Gotthardtunnel" und
Kampfs „Letzte Aussage" von unserm gegenwärtigen Thema deshalb ausschließen
müssen, haben wir uns einiger der interessantesten Objekte beraubt. Denn diese
Gemälde bezeichnen die Anfänge eines neuen Weges, welchen die deutsche
Genremalerei mit großem Erfolge zu betreten anfängt. Doch finden sich noch
einige andre Gemälde, die teils auf diesen Weg, teils auf andre neue Bahnen
hindeuten. Von der deutschen Porträtmalerei ans unsrer Ausstellung ist nicht


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[0515] Porträt, Genre und Landschaft auf der Berliner Jubiläums-Runstansstollung. nur muß man den guten, ungarischen Lcmdwcin daneben haben. Aber es gab keinen Gulasch, und ich mußte mich mit einem Kaffee begnügen, den ich mit einer Menge vortrefflicher Sahne, einem Haufen Liptauer Käse und Butter zu snb- stantiiren suchte. Mit der Etikette des krümeligen, scharfen „Liptauecs," der sich, nach ungarischer Art mit Butter und Paprika zusammengeknetet, wegen seiner nährenden und wohlschmeckenden Eigenschaften auch außerhalb seiner ungarischen Heimat selbst in der Reichshauptstadt einer steigenden Beliebtheit erfreut, hat es dieselbe Bewandtnis, wie mit unserm guten „Se. Julien," er wird nicht bloß in der Liptauer Gegend, sondern überall hier herum von deu slowakischen Schafhirten bereitet. Nun setzte ich meinen weißen Stab auf die Landstraße und wanderte unter dem Turmreste der angeblich von König Bela erbauten Burg Zupo hin in einem angenehmen Wiesenthale eine Stunde bis zu einem einsamen Wirtshaus, wo die Gebirge den Weg zu sperren scheinen. Hier teilt sich die Straße, und links führt die neue Chaussee über den Berg in zwei Stunden nach Gaidel, während man geradeaus an einem rieselnden Bach in einer kleinen Viertelstunde das Dorf Münichwies, gewöhnlich „Münwies" ge¬ nannt, erreicht. (Fortsetzung folgt.) Porträt, Genre und Landschaft auf der Berliner Jubiläums-Runstausstellung. von Adolf Rosenberg. 1. le schwierig auch im besondern die scharfe Trennung der ver- schiednen Stoffgebiete der Malerei ist, so wird man im allgemeinen doch, in Anbetracht, des uns von den Ausstellungen gelieferten Materials, an einer Teilung in vier Hauptgruppen: Historien¬ malerei, Porträt, Genre und Landschaft, festhalten müssen. Die Historienmalerei im weitesten Sinne des Begriffs, sogar mit Einschluß der in das Gebiet der Malerei großen Stils fallenden Genrebilder, haben nur bereits besprochen. Da wir Neides „Lebensmüde," Fleischers „Gotthardtunnel" und Kampfs „Letzte Aussage" von unserm gegenwärtigen Thema deshalb ausschließen müssen, haben wir uns einiger der interessantesten Objekte beraubt. Denn diese Gemälde bezeichnen die Anfänge eines neuen Weges, welchen die deutsche Genremalerei mit großem Erfolge zu betreten anfängt. Doch finden sich noch einige andre Gemälde, die teils auf diesen Weg, teils auf andre neue Bahnen hindeuten. Von der deutschen Porträtmalerei ans unsrer Ausstellung ist nicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/515>, abgerufen am 22.07.2024.