Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Lamoens. Hände des Freundes und sagte: Bei allen Heiligen, ich würde Euch gönnen, Was wußte sie von ihr --- von Catarina Palmeirim zu berichten? fragte Im Schutze des Königs! sagte Camoens leise vor sich hin -- Barreto Ich denke nicht, Joao; was gut begonnen ward, muß guten Bestand haben, Camoens, welcher fühlte, daß er unfreundschaftlich an Barreto handle, Die Geschichte ist kurz, flüsterte Barreto vertraulich, und auf seinein Ge¬ Lamoens. Hände des Freundes und sagte: Bei allen Heiligen, ich würde Euch gönnen, Was wußte sie von ihr -— von Catarina Palmeirim zu berichten? fragte Im Schutze des Königs! sagte Camoens leise vor sich hin — Barreto Ich denke nicht, Joao; was gut begonnen ward, muß guten Bestand haben, Camoens, welcher fühlte, daß er unfreundschaftlich an Barreto handle, Die Geschichte ist kurz, flüsterte Barreto vertraulich, und auf seinein Ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0642" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198708"/> <fw type="header" place="top"> Lamoens.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1867" prev="#ID_1866"> Hände des Freundes und sagte: Bei allen Heiligen, ich würde Euch gönnen,<lb/> Euch vor taufenden und wahrlich fast lieber als mir, daß die Blüten auf Euer<lb/> Haupt herabgesunken wären! Doch vergeßt nicht, Luis, daß sie mir wunschlos<lb/> und sturmlos, wie ein rechtes Gottesgeschenk geworden sind, daß ich, wenn<lb/> Esmah uicht selbst begehrte, mein Weib zu fein, sie wie eine Tochter halten und<lb/> ehren würde! Wenn Ihr es vermögt, tragt mir keinen Schatten in den hellsten<lb/> Tag meines Lebens, und vor allem geht hinüber, Esmah zu begrüßen, wenn<lb/> sie aus ihren Gemächern wieder hervortritt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1868"> Was wußte sie von ihr -— von Catarina Palmeirim zu berichten? fragte<lb/> Camoens dem Gastfreunde folgend und brachte ihm zum Bewußtsein, daß er<lb/> im seligen Taumel der vergangnen Stunde darnach nicht gefragt habe. Doch<lb/> hielt Barreto den forschenden Blick des Freundes tapfer aus und sagte: Esmah<lb/> mag Euch selbst erzählen, was sie von der Gräfin weiß. Katarina ist im Schutze<lb/> der Herzogin und des Königs und hat meine künftige Herrin zu ihrem Schritt<lb/> ermutigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1869"> Im Schutze des Königs! sagte Camoens leise vor sich hin — Barreto<lb/> hörte es gleichwohl und zürnte sich einen Augenblick ernstlich, daß ihn das Glück<lb/> so unbedachtsam mache. Doch eben kam Jocio und lachte über sein ganzes<lb/> Gesicht und sprach Camoens an: Was sagt Ihr, Senhor, daß dies alte Haus<lb/> nun doch noch eine junge Herrin erhält? Das Frühmahl unter König Diniz'<lb/> Baum ist gerüstet und alles bereit. Herr, wenn nur das Glück nicht wie der<lb/> Goldvogel ist, der auffliegt, sobald man ihn laut anruft!</p><lb/> <p xml:id="ID_1870"> Ich denke nicht, Joao; was gut begonnen ward, muß guten Bestand haben,<lb/> erwiederte der Gutsherr, während sein Blick mit geheimer Sorge immer wieder<lb/> auf den Zügen seines Gastfreundes ruhte. Laßt uns nicht zögern, Luis, wir<lb/> können Esmah einen Gruß von außen in ihre Gemächer rufen und ihr sagen,<lb/> daß wir sie unter der Platane erwarten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1871"> Camoens, welcher fühlte, daß er unfreundschaftlich an Barreto handle,<lb/> zwang sich zu einem Lächeln: Hoffentlich läßt uns die Schöne noch fo viel<lb/> Zeit, daß Ihr berichten konnt, wie Ihr aus dem zufriedner Einsiedler von<lb/> Almoecgema plötzlich zum Bräutigam geworden seid.</p><lb/> <p xml:id="ID_1872"> Die Geschichte ist kurz, flüsterte Barreto vertraulich, und auf seinein Ge¬<lb/> sichte lag ein so Heller Schein der Glückseligkeit, daß Camoens ihm unwillkürlich<lb/> teilnehmender lauschte. Alles, was ich Euch zu sagen vermöchte, könnt Ihr im<lb/> Buche Ruth der heiligen Schrift lesen. Sie kam bei Nacht, lagerte sich zu<lb/> seinen Füßen und verhieß dem erstaunt Erwachenden sein Weib zu sein-<lb/> Wie ichs verdient habe, weiß ich nicht; daß ichs ihr lohnen will, wenn Gott<lb/> mir hilft, brauche ich Euch nicht zu beteuern! Ich hoffe so lange zu leben,<lb/> um sie schützen und leiten zu können, bis sie ganz in unsre Welt hineinwächst-<lb/> Wollt Ihr etwas für mich thun, so redet in ihrer Sprache mit ihr und sucht<lb/> zu erfahren, womit ich ihr kindliches Vertrauen erworben habe.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0642]
Lamoens.
Hände des Freundes und sagte: Bei allen Heiligen, ich würde Euch gönnen,
Euch vor taufenden und wahrlich fast lieber als mir, daß die Blüten auf Euer
Haupt herabgesunken wären! Doch vergeßt nicht, Luis, daß sie mir wunschlos
und sturmlos, wie ein rechtes Gottesgeschenk geworden sind, daß ich, wenn
Esmah uicht selbst begehrte, mein Weib zu fein, sie wie eine Tochter halten und
ehren würde! Wenn Ihr es vermögt, tragt mir keinen Schatten in den hellsten
Tag meines Lebens, und vor allem geht hinüber, Esmah zu begrüßen, wenn
sie aus ihren Gemächern wieder hervortritt.
Was wußte sie von ihr -— von Catarina Palmeirim zu berichten? fragte
Camoens dem Gastfreunde folgend und brachte ihm zum Bewußtsein, daß er
im seligen Taumel der vergangnen Stunde darnach nicht gefragt habe. Doch
hielt Barreto den forschenden Blick des Freundes tapfer aus und sagte: Esmah
mag Euch selbst erzählen, was sie von der Gräfin weiß. Katarina ist im Schutze
der Herzogin und des Königs und hat meine künftige Herrin zu ihrem Schritt
ermutigt.
Im Schutze des Königs! sagte Camoens leise vor sich hin — Barreto
hörte es gleichwohl und zürnte sich einen Augenblick ernstlich, daß ihn das Glück
so unbedachtsam mache. Doch eben kam Jocio und lachte über sein ganzes
Gesicht und sprach Camoens an: Was sagt Ihr, Senhor, daß dies alte Haus
nun doch noch eine junge Herrin erhält? Das Frühmahl unter König Diniz'
Baum ist gerüstet und alles bereit. Herr, wenn nur das Glück nicht wie der
Goldvogel ist, der auffliegt, sobald man ihn laut anruft!
Ich denke nicht, Joao; was gut begonnen ward, muß guten Bestand haben,
erwiederte der Gutsherr, während sein Blick mit geheimer Sorge immer wieder
auf den Zügen seines Gastfreundes ruhte. Laßt uns nicht zögern, Luis, wir
können Esmah einen Gruß von außen in ihre Gemächer rufen und ihr sagen,
daß wir sie unter der Platane erwarten.
Camoens, welcher fühlte, daß er unfreundschaftlich an Barreto handle,
zwang sich zu einem Lächeln: Hoffentlich läßt uns die Schöne noch fo viel
Zeit, daß Ihr berichten konnt, wie Ihr aus dem zufriedner Einsiedler von
Almoecgema plötzlich zum Bräutigam geworden seid.
Die Geschichte ist kurz, flüsterte Barreto vertraulich, und auf seinein Ge¬
sichte lag ein so Heller Schein der Glückseligkeit, daß Camoens ihm unwillkürlich
teilnehmender lauschte. Alles, was ich Euch zu sagen vermöchte, könnt Ihr im
Buche Ruth der heiligen Schrift lesen. Sie kam bei Nacht, lagerte sich zu
seinen Füßen und verhieß dem erstaunt Erwachenden sein Weib zu sein-
Wie ichs verdient habe, weiß ich nicht; daß ichs ihr lohnen will, wenn Gott
mir hilft, brauche ich Euch nicht zu beteuern! Ich hoffe so lange zu leben,
um sie schützen und leiten zu können, bis sie ganz in unsre Welt hineinwächst-
Wollt Ihr etwas für mich thun, so redet in ihrer Sprache mit ihr und sucht
zu erfahren, womit ich ihr kindliches Vertrauen erworben habe.
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