Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. geblich zu helfen versucht hatten, sich hatte ergeben müssen; als Ludwig XIII. Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. geblich zu helfen versucht hatten, sich hatte ergeben müssen; als Ludwig XIII. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0181" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198247"/> <fw type="header" place="top"> Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges.</fw><lb/> <p xml:id="ID_486" prev="#ID_485" next="#ID_487"> geblich zu helfen versucht hatten, sich hatte ergeben müssen; als Ludwig XIII.<lb/> zwei Tage nachher seinen Triumpheinzug in die ausgehungerte Stadt hielt, da<lb/> war das Ausehen des Kardinals bei seinem Monarchen so befestigt, daß es allen<lb/> Kabalen widerstehen konnte, eine Empfindung, welche man überall sehr deutlich<lb/> hatte, in Paris selbst so gut als in Wien, in London, Madrid und Venedig.<lb/> Während alle Streitkräfte Spaniens das tapfere Casale nicht zu bewältigen<lb/> vermochten, wurde in Susa zwischen Frankreich und Venedig eine neue Liga<lb/> im Mai 1629 abgeschlossen, laut welcher beide Mächte mit einem Heere von<lb/> etwa 40000 Mann das Herzogtum für Revers halten wollten. Dem Ansturme<lb/> der Franzosen unter Ludwig XIII. konnte Savoyen nicht widerstehen. Die<lb/> turie ti-WeMSö von etwa 12 000 Mann Kerntruppcn Ludwigs warf am 3. März<lb/> im Thale der Dora Riparia bei Chaumont die Savoyer gänzlich auseinander,<lb/> und schon am 11. März unterzeichnete der Prinz von Piemont im Namen seines<lb/> Vaters eine Abkunft, nach der Savoyen den Franzosen den Durchmarsch ins<lb/> Montfermt versprach, sich zur Verproviantirung von Casale verpflichtete und<lb/> für den Fall, daß der König von Spanien nicht bereit sei, den Herzog von<lb/> Revers in Ruhe zu lassen, seinen Übertritt ans die französische Seite in Aussicht<lb/> stellte; Savoyen erhielt dafür den Besitz von Trino mit einem Jahreseinkommen<lb/> von 15000 Thalern in Gold von Ludwig XIII. zugesichert. Damit war der<lb/> Feldzug vor Casale entschieden; dem spanischen Feldherrn Don Gonzales von<lb/> Cordova, der über höchstens 17 000 Spanier und Neapolitaner verfügte, standen<lb/> über 20000 Franzosen, 10000 Venetianer und 7000 Mantuauer, also eine<lb/> mehr als doppelte Übermacht, gegenüber; er hob also die Belagerung von Ca¬<lb/> sale auf und zog sich nach Mailand zurück. Die venetianischen Staatsmänner<lb/> handelten in dieser Krisis mit ungemeinem Geschick; eine Vorbedingung des erfolg¬<lb/> reichen Kampfes gegen das Haus Habsburg war der Friede zwischen England<lb/> und Frankreich; es war ihrem Andringen, vor allem der Bemühung des Bot¬<lb/> schafters in London, Alvise Contarini, zu danken, daß Ludwig XIII. in Susa<lb/> am 24. April den Vermittlungsvorschlägen der Republik zustimmte, welche den<lb/> Ausgleich des Gegensatzes der Franzosen zu England zum Ziele hatten. Con¬<lb/> tarini war in London auch für ausgiebige Unterstützung der deutschen Prote¬<lb/> stanten thätig; auch mit dem Gesandten Gustav Adolfs knüpfte er Beziehungen<lb/> an. Der Schwedenkönig erkannte mit scharfem Blicke, daß der Augenblick, wo<lb/> sich der Kaiser in einen italienischen Krieg einlasse, ihm die beste Gelegenheit<lb/> zu einem Einfall in Deutschland biete; schon reiste Oberst Wolmar Farensbach<lb/> nach Siebenbürgen, um mit Bethlen Gabor einen Kriegsplan zu verabreden,<lb/> und er nahm seinen Weg über Mantua und Venedig, „um beide Staaten in<lb/> ihrem Widerstande gegen Spanien und Österreich zu bestärken und ihnen die<lb/> Hilfe Schwedens in Aussicht zu stellen, das durch die Landung von 60000<lb/> Mann an der deutschen Ostseeküste eine beträchtliche Anzahl kaiserlicher Truppen,<lb/> welche für Italien bestimmt seien, im Norden zurückhalten werde." Die Herren</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0181]
Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges.
geblich zu helfen versucht hatten, sich hatte ergeben müssen; als Ludwig XIII.
zwei Tage nachher seinen Triumpheinzug in die ausgehungerte Stadt hielt, da
war das Ausehen des Kardinals bei seinem Monarchen so befestigt, daß es allen
Kabalen widerstehen konnte, eine Empfindung, welche man überall sehr deutlich
hatte, in Paris selbst so gut als in Wien, in London, Madrid und Venedig.
Während alle Streitkräfte Spaniens das tapfere Casale nicht zu bewältigen
vermochten, wurde in Susa zwischen Frankreich und Venedig eine neue Liga
im Mai 1629 abgeschlossen, laut welcher beide Mächte mit einem Heere von
etwa 40000 Mann das Herzogtum für Revers halten wollten. Dem Ansturme
der Franzosen unter Ludwig XIII. konnte Savoyen nicht widerstehen. Die
turie ti-WeMSö von etwa 12 000 Mann Kerntruppcn Ludwigs warf am 3. März
im Thale der Dora Riparia bei Chaumont die Savoyer gänzlich auseinander,
und schon am 11. März unterzeichnete der Prinz von Piemont im Namen seines
Vaters eine Abkunft, nach der Savoyen den Franzosen den Durchmarsch ins
Montfermt versprach, sich zur Verproviantirung von Casale verpflichtete und
für den Fall, daß der König von Spanien nicht bereit sei, den Herzog von
Revers in Ruhe zu lassen, seinen Übertritt ans die französische Seite in Aussicht
stellte; Savoyen erhielt dafür den Besitz von Trino mit einem Jahreseinkommen
von 15000 Thalern in Gold von Ludwig XIII. zugesichert. Damit war der
Feldzug vor Casale entschieden; dem spanischen Feldherrn Don Gonzales von
Cordova, der über höchstens 17 000 Spanier und Neapolitaner verfügte, standen
über 20000 Franzosen, 10000 Venetianer und 7000 Mantuauer, also eine
mehr als doppelte Übermacht, gegenüber; er hob also die Belagerung von Ca¬
sale auf und zog sich nach Mailand zurück. Die venetianischen Staatsmänner
handelten in dieser Krisis mit ungemeinem Geschick; eine Vorbedingung des erfolg¬
reichen Kampfes gegen das Haus Habsburg war der Friede zwischen England
und Frankreich; es war ihrem Andringen, vor allem der Bemühung des Bot¬
schafters in London, Alvise Contarini, zu danken, daß Ludwig XIII. in Susa
am 24. April den Vermittlungsvorschlägen der Republik zustimmte, welche den
Ausgleich des Gegensatzes der Franzosen zu England zum Ziele hatten. Con¬
tarini war in London auch für ausgiebige Unterstützung der deutschen Prote¬
stanten thätig; auch mit dem Gesandten Gustav Adolfs knüpfte er Beziehungen
an. Der Schwedenkönig erkannte mit scharfem Blicke, daß der Augenblick, wo
sich der Kaiser in einen italienischen Krieg einlasse, ihm die beste Gelegenheit
zu einem Einfall in Deutschland biete; schon reiste Oberst Wolmar Farensbach
nach Siebenbürgen, um mit Bethlen Gabor einen Kriegsplan zu verabreden,
und er nahm seinen Weg über Mantua und Venedig, „um beide Staaten in
ihrem Widerstande gegen Spanien und Österreich zu bestärken und ihnen die
Hilfe Schwedens in Aussicht zu stellen, das durch die Landung von 60000
Mann an der deutschen Ostseeküste eine beträchtliche Anzahl kaiserlicher Truppen,
welche für Italien bestimmt seien, im Norden zurückhalten werde." Die Herren
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