Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Lamoens, Stunden und auf alle Herzen gleich wirken kann! und nie war ihm Barretvs Kommt mit mir, Freund Luis! sagte er schon von weitem. Hier im Saale Senhor Luis vergißt hoffentlich nicht, in seinem Gedichte daran zu mahnen, Sobald wir Esmah geborgen haben, entgegnete Camoens, den die Stimme Ihr habt Recht, das ist unsre andre Sorge, beinahe größer als die um Camoens drückte in überwallenden Dankgeftthle dem Freunde die Hand Grenze'""", I. 1886. 48
Lamoens, Stunden und auf alle Herzen gleich wirken kann! und nie war ihm Barretvs Kommt mit mir, Freund Luis! sagte er schon von weitem. Hier im Saale Senhor Luis vergißt hoffentlich nicht, in seinem Gedichte daran zu mahnen, Sobald wir Esmah geborgen haben, entgegnete Camoens, den die Stimme Ihr habt Recht, das ist unsre andre Sorge, beinahe größer als die um Camoens drückte in überwallenden Dankgeftthle dem Freunde die Hand Grenze'»««, I. 1886. 48
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0385" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197809"/> <fw type="header" place="top"> Lamoens,</fw><lb/> <p xml:id="ID_1135" prev="#ID_1134"> Stunden und auf alle Herzen gleich wirken kann! und nie war ihm Barretvs<lb/> freundschaftlicher Beistand willkommener gewesen als in diesem Augenblicke.<lb/> Senhor Manuel hatte sofort bemerkt, daß Camoens von dem Kaplan beiseite<lb/> geführt wurde, und war einfach der Abneigung gefolgt, welche er gegen die<lb/> geistlichen Umgebungen seines Königs hegte, indem er rasch an das ungleiche<lb/> Paar hincmschritt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1136"> Kommt mit mir, Freund Luis! sagte er schon von weitem. Hier im Saale<lb/> sind noch manche edle Herren, die Euch gern ihre Teilnahme an Euerm Werke<lb/> aussprächen, Ihr habt erreicht, daß aller Herzen höher schlagen und alle Er¬<lb/> innerungen an unsre alte Ruhmesstraße nach Indien lebendig wurden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1137"> Senhor Luis vergißt hoffentlich nicht, in seinem Gedichte daran zu mahnen,<lb/> daß wir ein wenig zu hastig nach Osten gedrungen sind und daß weite Länder der<lb/> Heiden, die dem Kreuz gewonnen werden müssen, noch dicht vor den Seepforten<lb/> Portugals liegen! versetzte Fray Tellez mit scharfem Tone, zog sich aber mit<lb/> einem leichten Gruß an Camoens zurück, ehe Manuel Barretv die erzürnte<lb/> Antwort zu geben vermochte, welche sein Gesicht verhieß. So klang es, wenig¬<lb/> stens lauter als in diesem Palast üblich war, hinter dem Kaplan drein: Diese<lb/> Gesellen möchten jedermann in ihre Pläne verstricken, der Beste ist ihnen nicht<lb/> zu gut. der Schlechteste nicht schlecht genug — hütet Euch vor ihnen, Luis,<lb/> von heute ab seid Ihr ein Stein in ihrem Spiel. Der König wird sich bald<lb/> entfernen, und wir kehren dann an unsern Bord zurück, wie Okaz sagt. Jetzt<lb/> laßt Euch noch die Brüder Evvra zuführen, alte Inder gleich uns; sie waren<lb/> mit uns auf der Ormusflotte und erinnern sich Euer wohl. Euern Zweck hier<lb/> habt Ihr ganz erreicht, Euer Name ist auf aller Lippen, Euerm Werke sieht<lb/> jeder, der zu lesen vermag, erwartend entgegen, und so hoffe ich denn, wir ver¬<lb/> ziehen nicht zu lange in Cintra und brechen in den nächsten Tagen nach Almo-<lb/> cegema auf.</p><lb/> <p xml:id="ID_1138"> Sobald wir Esmah geborgen haben, entgegnete Camoens, den die Stimme<lb/> Barretos aus dem wirren Traume der letzten Stunde gleichsam erweckte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1139"> Ihr habt Recht, das ist unsre andre Sorge, beinahe größer als die um<lb/> Euer Gedicht, welche uns Dom Antonio, der Marschall, so freundlich lösen half,<lb/> nickte Barreto. Lauscht einen Allgenblick auf die Stimmen umher, Ihr hört,<lb/> welchen gewaltigen Eindruck Eure Gefänge hinterlassen haben. Sie sprechen<lb/> noch immer davon und sind freudig erregt; das ist mehr, als am Hofe, und<lb/> zumal an diesem Hofe, billigerweise erwartet werden konnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1140" next="#ID_1141"> Camoens drückte in überwallenden Dankgeftthle dem Freunde die Hand<lb/> und gedachte eben Barreto von seinem Gespräche mit Catarina Palmeirim zu<lb/> berichten, als ein seltsames, in diesen Räumen ganz unerklärliches Geräusch aus<lb/> dein Nebensaale ihn und Barreto und hundert andre in der Gesellschaft auf¬<lb/> schauen ließ. Ein Bußlied, in kläglichem, heulendem Tone von rauhen und<lb/> rohen Kehlen angestimmt, erscholl in unmittelbarer Nähe. Die Klänge schlössen</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenze'»««, I. 1886. 48</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0385]
Lamoens,
Stunden und auf alle Herzen gleich wirken kann! und nie war ihm Barretvs
freundschaftlicher Beistand willkommener gewesen als in diesem Augenblicke.
Senhor Manuel hatte sofort bemerkt, daß Camoens von dem Kaplan beiseite
geführt wurde, und war einfach der Abneigung gefolgt, welche er gegen die
geistlichen Umgebungen seines Königs hegte, indem er rasch an das ungleiche
Paar hincmschritt.
Kommt mit mir, Freund Luis! sagte er schon von weitem. Hier im Saale
sind noch manche edle Herren, die Euch gern ihre Teilnahme an Euerm Werke
aussprächen, Ihr habt erreicht, daß aller Herzen höher schlagen und alle Er¬
innerungen an unsre alte Ruhmesstraße nach Indien lebendig wurden.
Senhor Luis vergißt hoffentlich nicht, in seinem Gedichte daran zu mahnen,
daß wir ein wenig zu hastig nach Osten gedrungen sind und daß weite Länder der
Heiden, die dem Kreuz gewonnen werden müssen, noch dicht vor den Seepforten
Portugals liegen! versetzte Fray Tellez mit scharfem Tone, zog sich aber mit
einem leichten Gruß an Camoens zurück, ehe Manuel Barretv die erzürnte
Antwort zu geben vermochte, welche sein Gesicht verhieß. So klang es, wenig¬
stens lauter als in diesem Palast üblich war, hinter dem Kaplan drein: Diese
Gesellen möchten jedermann in ihre Pläne verstricken, der Beste ist ihnen nicht
zu gut. der Schlechteste nicht schlecht genug — hütet Euch vor ihnen, Luis,
von heute ab seid Ihr ein Stein in ihrem Spiel. Der König wird sich bald
entfernen, und wir kehren dann an unsern Bord zurück, wie Okaz sagt. Jetzt
laßt Euch noch die Brüder Evvra zuführen, alte Inder gleich uns; sie waren
mit uns auf der Ormusflotte und erinnern sich Euer wohl. Euern Zweck hier
habt Ihr ganz erreicht, Euer Name ist auf aller Lippen, Euerm Werke sieht
jeder, der zu lesen vermag, erwartend entgegen, und so hoffe ich denn, wir ver¬
ziehen nicht zu lange in Cintra und brechen in den nächsten Tagen nach Almo-
cegema auf.
Sobald wir Esmah geborgen haben, entgegnete Camoens, den die Stimme
Barretos aus dem wirren Traume der letzten Stunde gleichsam erweckte.
Ihr habt Recht, das ist unsre andre Sorge, beinahe größer als die um
Euer Gedicht, welche uns Dom Antonio, der Marschall, so freundlich lösen half,
nickte Barreto. Lauscht einen Allgenblick auf die Stimmen umher, Ihr hört,
welchen gewaltigen Eindruck Eure Gefänge hinterlassen haben. Sie sprechen
noch immer davon und sind freudig erregt; das ist mehr, als am Hofe, und
zumal an diesem Hofe, billigerweise erwartet werden konnte.
Camoens drückte in überwallenden Dankgeftthle dem Freunde die Hand
und gedachte eben Barreto von seinem Gespräche mit Catarina Palmeirim zu
berichten, als ein seltsames, in diesen Räumen ganz unerklärliches Geräusch aus
dein Nebensaale ihn und Barreto und hundert andre in der Gesellschaft auf¬
schauen ließ. Ein Bußlied, in kläglichem, heulendem Tone von rauhen und
rohen Kehlen angestimmt, erscholl in unmittelbarer Nähe. Die Klänge schlössen
Grenze'»««, I. 1886. 48
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