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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.

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Kurz, mit der leidigen Niedrigkeit der Preise mag es stehen, wie es will,
die Goldwährung kommt nicht als Ursache in Betracht.

Das geht auch aus der nähern Betrachtung der Preise und ihrem Schwarte"
hervor. Denn wenn es sich zeigt, daß selbst in den Getrcidepreisen ganz ver--
schiedne Bewegungen vorkommen, und erst recht in den verschiednen andern
Waarenpreisen, so muß es jedenfalls mehrere Ursachen der Preisschwankungen
geben, und es kann die Silberentwertung nicht die betrübende Kalamität allein
verursacht haben. Über die Geschichte der Preise im großen giebt uns Soetbeer
in seinen "Materialien" höchst dankenswerte Notizen aus London und Hamburg.
Wir benutze" sie hier, nehmen aber nicht als Ausgangspunkt 1850, sondern
1870, um die damalige" Preise "ach Prozenten mit den heutigen zu vergleichen.

Wir sehen uns zuerst nach den Produkten des Ackerbaues um. Von 1870
bis 1884 gingen die Preise:

bei Weizen ..... . von 112 ans 100,
-> 134 "131,
" Hafer ..... . " 136 "132,
" Gerste ...., -> 121 "129,
" Malz ...." 120 "137,
" Erbsen ...." 132 "15S,
" Kartoffeln . , ,. . - 107 "104,
" Hopfen ..... . " 241 "383,
" Rttböl ...." 109 "37,
" Leinöl ...., > 126 "89,
" Rohzucker , . ." 103 "100,
" Raffinade . . ," 116 "96,
" Weizenbrod , ." 8S "8S,
" Roggenbrod . .. . " 114 "121.

In London machten die Engrospreise in derselben Zeit bei Weizen die Bewegung
von 521/2 zu 32. bei Kartoffeln von 80 zu 70.

Bei Produkte" der Viehzucht finden wir in Deutschland etwas andre Ver¬
änderungen. Es geht

Ochsenfleisch . . .von 123 auf 161,
Kalbfleisch ..... " 116 " 183.
. " 109 " 1S9,
. " 119 " 129.
Milch...... " 114 " 171,
Butter...... " 154 " 195,
Hiiutc...... " 130 " 141,
Fische (getrocknete) .. " 159 " 136,

aber Talg, Schmalz, Kalbfelle, Leder, Thran wird billiger. In England gehen
auch bei Fleisch die Preise herunter. Bei Südfrüchten ist der Durchschnitt
118 z" 137, l,el Kolonialwaaren 118 zu 120, aber mit großen Unterschieden;


Kurz, mit der leidigen Niedrigkeit der Preise mag es stehen, wie es will,
die Goldwährung kommt nicht als Ursache in Betracht.

Das geht auch aus der nähern Betrachtung der Preise und ihrem Schwarte»
hervor. Denn wenn es sich zeigt, daß selbst in den Getrcidepreisen ganz ver--
schiedne Bewegungen vorkommen, und erst recht in den verschiednen andern
Waarenpreisen, so muß es jedenfalls mehrere Ursachen der Preisschwankungen
geben, und es kann die Silberentwertung nicht die betrübende Kalamität allein
verursacht haben. Über die Geschichte der Preise im großen giebt uns Soetbeer
in seinen „Materialien" höchst dankenswerte Notizen aus London und Hamburg.
Wir benutze» sie hier, nehmen aber nicht als Ausgangspunkt 1850, sondern
1870, um die damalige» Preise »ach Prozenten mit den heutigen zu vergleichen.

Wir sehen uns zuerst nach den Produkten des Ackerbaues um. Von 1870
bis 1884 gingen die Preise:

bei Weizen ..... . von 112 ans 100,
-> 134 »131,
» Hafer ..... . » 136 »132,
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» Malz ....» 120 »137,
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» Roggenbrod . .. . » 114 »121.

In London machten die Engrospreise in derselben Zeit bei Weizen die Bewegung
von 521/2 zu 32. bei Kartoffeln von 80 zu 70.

Bei Produkte» der Viehzucht finden wir in Deutschland etwas andre Ver¬
änderungen. Es geht

Ochsenfleisch . . .von 123 auf 161,
Kalbfleisch ..... » 116 » 183.
. » 109 » 1S9,
. » 119 » 129.
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Hiiutc...... » 130 » 141,
Fische (getrocknete) .. » 159 » 136,

aber Talg, Schmalz, Kalbfelle, Leder, Thran wird billiger. In England gehen
auch bei Fleisch die Preise herunter. Bei Südfrüchten ist der Durchschnitt
118 z» 137, l,el Kolonialwaaren 118 zu 120, aber mit großen Unterschieden;


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[0351] Kurz, mit der leidigen Niedrigkeit der Preise mag es stehen, wie es will, die Goldwährung kommt nicht als Ursache in Betracht. Das geht auch aus der nähern Betrachtung der Preise und ihrem Schwarte» hervor. Denn wenn es sich zeigt, daß selbst in den Getrcidepreisen ganz ver-- schiedne Bewegungen vorkommen, und erst recht in den verschiednen andern Waarenpreisen, so muß es jedenfalls mehrere Ursachen der Preisschwankungen geben, und es kann die Silberentwertung nicht die betrübende Kalamität allein verursacht haben. Über die Geschichte der Preise im großen giebt uns Soetbeer in seinen „Materialien" höchst dankenswerte Notizen aus London und Hamburg. Wir benutze» sie hier, nehmen aber nicht als Ausgangspunkt 1850, sondern 1870, um die damalige» Preise »ach Prozenten mit den heutigen zu vergleichen. Wir sehen uns zuerst nach den Produkten des Ackerbaues um. Von 1870 bis 1884 gingen die Preise: bei Weizen ..... . von 112 ans 100, -> 134 »131, » Hafer ..... . » 136 »132, » Gerste ...., -> 121 »129, » Malz ....» 120 »137, » Erbsen ....» 132 »15S, » Kartoffeln . , ,. . - 107 »104, » Hopfen ..... . » 241 »383, » Rttböl ....» 109 »37, » Leinöl ...., > 126 »89, » Rohzucker , . .» 103 »100, » Raffinade . . ,» 116 »96, » Weizenbrod , .» 8S »8S, » Roggenbrod . .. . » 114 »121. In London machten die Engrospreise in derselben Zeit bei Weizen die Bewegung von 521/2 zu 32. bei Kartoffeln von 80 zu 70. Bei Produkte» der Viehzucht finden wir in Deutschland etwas andre Ver¬ änderungen. Es geht Ochsenfleisch . . .von 123 auf 161, Kalbfleisch ..... » 116 » 183. . » 109 » 1S9, . » 119 » 129. Milch...... » 114 » 171, Butter...... » 154 » 195, Hiiutc...... » 130 » 141, Fische (getrocknete) .. » 159 » 136, aber Talg, Schmalz, Kalbfelle, Leder, Thran wird billiger. In England gehen auch bei Fleisch die Preise herunter. Bei Südfrüchten ist der Durchschnitt 118 z» 137, l,el Kolonialwaaren 118 zu 120, aber mit großen Unterschieden;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_197423/351>, abgerufen am 05.02.2025.