Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Notizen. Natürlich! Warum denn nicht? Papa spricht auch immer von seiner Über¬ Miß Ellen -- das Argument ist unwiderleglich. Ich strecke die Waffen. Sehr gern; und nun verspreche ich Ihnen auch, daß ich Ihnen und mir Das schöne Mädchen schritt am Arme der Mutter dahin. Sie steuert in Eins aber ist meine felsenfeste Überzeugung und zugleich mein Trost: Mag Notizen. Die Pflichten des Reichtums. Inmitten der sozialen Gährung der Was sind die Pflichten des Besitzes? Nicht Revolutionäre, nicht Sozialisten, Notizen. Natürlich! Warum denn nicht? Papa spricht auch immer von seiner Über¬ Miß Ellen — das Argument ist unwiderleglich. Ich strecke die Waffen. Sehr gern; und nun verspreche ich Ihnen auch, daß ich Ihnen und mir Das schöne Mädchen schritt am Arme der Mutter dahin. Sie steuert in Eins aber ist meine felsenfeste Überzeugung und zugleich mein Trost: Mag Notizen. Die Pflichten des Reichtums. Inmitten der sozialen Gährung der Was sind die Pflichten des Besitzes? Nicht Revolutionäre, nicht Sozialisten, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0666" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197400"/> <fw type="header" place="top"> Notizen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2353"> Natürlich! Warum denn nicht? Papa spricht auch immer von seiner Über¬<lb/> zeugung und thut doch stets, was ich will.</p><lb/> <p xml:id="ID_2354"> Miß Ellen — das Argument ist unwiderleglich. Ich strecke die Waffen.<lb/> Darf ich Ihnen morgen die Zeichnung des Kostüms schicken?</p><lb/> <p xml:id="ID_2355"> Sehr gern; und nun verspreche ich Ihnen auch, daß ich Ihnen und mir<lb/> Ehre machen werde. Adieu für heute! —</p><lb/> <p xml:id="ID_2356"> Das schöne Mädchen schritt am Arme der Mutter dahin. Sie steuert in<lb/> überschäumender Jugendlust mit vollen Segeln hinaus auf das Meer des Lebens.<lb/> Wird nicht auch sie ein Opfer des Sturmes werden, dessen Heranziehen ich<lb/> deutlich sehe? Im Jahre 1787 spotteten die in Versailles versammelten Höf¬<lb/> linge über den Träumer Cazotte, welcher prophezeite, vor Ablauf weniger Jahre<lb/> würden die Häupter des Königspaares und aller Anwesenden, auch das seinige,<lb/> nnter dem Beile gefallen sein — und doch geschah es so. Kann uns nicht<lb/> ähnliches widerfahren? Wohl müht die kleine Zahl der Klarblickenden sich<lb/> redlich, an dem Strome des Verderbens schützende Dämme aufzuführen; aber<lb/> wer kann sich darüber täuschen, daß das Wasser rascher wächst als die Dämme?<lb/> Meinetwegen! Wir fahren fort, unsre Pflicht zu thun, und stellen das übrige<lb/> Gott anheim.</p><lb/> <p xml:id="ID_2357"> Eins aber ist meine felsenfeste Überzeugung und zugleich mein Trost: Mag<lb/> die Zerstörung den ganzen Erdkreis überfluten, endlich werden die Wogen sich<lb/> brechen, die Taube wird mit dem Rettung verheißenden Blatte wiederkehren, und<lb/> ein neues Geschlecht wird ein neues Leben beginnen; der Baum aber, unter<lb/> dessen schirmendem Dache vielleicht zum zweiten male ein goldnes Zeitalter<lb/> erblüht, wird kein andrer sein als das Christentum.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Notizen.</head><lb/> <p xml:id="ID_2358"> Die Pflichten des Reichtums. Inmitten der sozialen Gährung der<lb/> Gegenwart liegt nichts näher, als die Pflichten des Besitzes hervorzuheben, und<lb/> doch wird nichts mehr verabsäumt. Ans der Vernachlässigung dieser Pflichten von<lb/> feiten der modernen Gesellschaft lassen sich im wesentlichen alle sozialen Revolutionen<lb/> der Vergangenheit erklären, alle Kämpfe der Gegenwart begreifen, alle sozialen<lb/> Wirren der Zukunft erkennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2359" next="#ID_2360"> Was sind die Pflichten des Besitzes? Nicht Revolutionäre, nicht Sozialisten,<lb/> nicht Kommunisten haben sie gelehrt, sondern die Träger höchster Kultur, die<lb/> griechische Philosophie, das Christentum und die moderne Weltanschauung. Alle<lb/> stimmen sie darüber überein, daß der Reiche die Pflicht habe, von seinem Ueberfluß</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0666]
Notizen.
Natürlich! Warum denn nicht? Papa spricht auch immer von seiner Über¬
zeugung und thut doch stets, was ich will.
Miß Ellen — das Argument ist unwiderleglich. Ich strecke die Waffen.
Darf ich Ihnen morgen die Zeichnung des Kostüms schicken?
Sehr gern; und nun verspreche ich Ihnen auch, daß ich Ihnen und mir
Ehre machen werde. Adieu für heute! —
Das schöne Mädchen schritt am Arme der Mutter dahin. Sie steuert in
überschäumender Jugendlust mit vollen Segeln hinaus auf das Meer des Lebens.
Wird nicht auch sie ein Opfer des Sturmes werden, dessen Heranziehen ich
deutlich sehe? Im Jahre 1787 spotteten die in Versailles versammelten Höf¬
linge über den Träumer Cazotte, welcher prophezeite, vor Ablauf weniger Jahre
würden die Häupter des Königspaares und aller Anwesenden, auch das seinige,
nnter dem Beile gefallen sein — und doch geschah es so. Kann uns nicht
ähnliches widerfahren? Wohl müht die kleine Zahl der Klarblickenden sich
redlich, an dem Strome des Verderbens schützende Dämme aufzuführen; aber
wer kann sich darüber täuschen, daß das Wasser rascher wächst als die Dämme?
Meinetwegen! Wir fahren fort, unsre Pflicht zu thun, und stellen das übrige
Gott anheim.
Eins aber ist meine felsenfeste Überzeugung und zugleich mein Trost: Mag
die Zerstörung den ganzen Erdkreis überfluten, endlich werden die Wogen sich
brechen, die Taube wird mit dem Rettung verheißenden Blatte wiederkehren, und
ein neues Geschlecht wird ein neues Leben beginnen; der Baum aber, unter
dessen schirmendem Dache vielleicht zum zweiten male ein goldnes Zeitalter
erblüht, wird kein andrer sein als das Christentum.
Notizen.
Die Pflichten des Reichtums. Inmitten der sozialen Gährung der
Gegenwart liegt nichts näher, als die Pflichten des Besitzes hervorzuheben, und
doch wird nichts mehr verabsäumt. Ans der Vernachlässigung dieser Pflichten von
feiten der modernen Gesellschaft lassen sich im wesentlichen alle sozialen Revolutionen
der Vergangenheit erklären, alle Kämpfe der Gegenwart begreifen, alle sozialen
Wirren der Zukunft erkennen.
Was sind die Pflichten des Besitzes? Nicht Revolutionäre, nicht Sozialisten,
nicht Kommunisten haben sie gelehrt, sondern die Träger höchster Kultur, die
griechische Philosophie, das Christentum und die moderne Weltanschauung. Alle
stimmen sie darüber überein, daß der Reiche die Pflicht habe, von seinem Ueberfluß
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