Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Auf dein Stilfser Joch. Vroni hatte sich schon vorher zum Tanze verpflichtet, und Harald beklagte Sie haben mir heute manches gesagt, bemerkte Vroni mit erregter Stimme, Nun, wenn ich es mich nicht sagte, so bitte ich doch, bemerken zu dürfen, siebentes Kapitel. Harald war mit gehobner Brust von dem Ballfest geschieden. Unverhofft Nach diesen Gedanken richtete er fortan sein Handeln ein, indem er einen Auf dein Stilfser Joch. Vroni hatte sich schon vorher zum Tanze verpflichtet, und Harald beklagte Sie haben mir heute manches gesagt, bemerkte Vroni mit erregter Stimme, Nun, wenn ich es mich nicht sagte, so bitte ich doch, bemerken zu dürfen, siebentes Kapitel. Harald war mit gehobner Brust von dem Ballfest geschieden. Unverhofft Nach diesen Gedanken richtete er fortan sein Handeln ein, indem er einen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0306" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197040"/> <fw type="header" place="top"> Auf dein Stilfser Joch.</fw><lb/> <p xml:id="ID_971"> Vroni hatte sich schon vorher zum Tanze verpflichtet, und Harald beklagte<lb/> es ihr gegenüber, daß er durch sein verspätetes Erscheinen auf dieses Vergnügen<lb/> um mehr Verzicht leisten müsse,</p><lb/> <p xml:id="ID_972"> Sie haben mir heute manches gesagt, bemerkte Vroni mit erregter Stimme,<lb/> das noch lange in mir nachklingen wird und meine Überlegung und mein Nach¬<lb/> denken erfordert. Aber um» lassen Sie mich nicht mehr ganz allein dnrch die<lb/> Fluten steuern, sondern helfen Sie mir. Ich habe niemand, an den ich mich<lb/> wie an einen Freund wenden könnte. Mein Vater ist zu sehr mit seinen<lb/> Problemen beschäftigt, er will mir durch die Gewährung größter Freiheit zur<lb/> Selbständigkeit verhelfen und hält ans diesem Grunde absichtlich sich davon<lb/> zurück, mich durch seinen Rat zu beeinflussen. Die Müuuer aber, welche bei<lb/> uus verkehren, glauben nur nichts angenehmeres zu thun, als wenn sie alles<lb/> billigen, was ich sage. Ich rechne darauf, daß sie uns öfter besuchen. Doch<lb/> der Walzer beginnt jetzt, und schon naht Holbein der Jüngere, um mir während<lb/> des Tanzes Wohl zum tauscndsicumale zu sagen, daß ich der Bella des Tizian<lb/> gleiche u, s. w.</p><lb/> <p xml:id="ID_973"> Nun, wenn ich es mich nicht sagte, so bitte ich doch, bemerken zu dürfen,<lb/> daß ich diese Ansicht teile. Also auf Wiedersehen!<lb/> Auf bestimmtes Wiedersehe«!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> siebentes Kapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_974"> Harald war mit gehobner Brust von dem Ballfest geschieden. Unverhofft<lb/> war er dem Mädchen, das er schon ganz verloren glaubte, wieder näher ge¬<lb/> treten, und er stand ganz unter dem Zauber ihrer Schönheit und ihres anmutigen,<lb/> freien Wesens. Es kam ihm vor, als habe er die Töne ihres Herzens schlagen<lb/> hören, und als sei er selbst von ihr verstanden worden. Al,er es war ihm doch<lb/> auch klar geworden, daß er einer so selbständigen Natur gegenüber mir mit<lb/> Vorsicht auftrete» und keineswegs, wie er in der ersten Begeisterung wähnte,<lb/> einen entscheidenden Sturm auf die Beste unternehmen dürfte. Er fühlte es,<lb/> daß er lange zu kämpfen und zu werben haben würde, um dieses stolze<lb/> Mädchen für immer sein eigen zu nennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_975" next="#ID_976"> Nach diesen Gedanken richtete er fortan sein Handeln ein, indem er einen<lb/> Verkehr mit dem Kellerschcn Hause begann, der sich für ihn zu einem genuß-<lb/> reichen gestalten sollte. Er vermied die größern Geselligkeiten und kam meistens<lb/> nur, wenn er wußte, daß e^ allein oder mit wenigen ernstern Freunden des<lb/> Hanfes zusammentreffe» mürbe. In der Regel schrieb ihm Vroni ein paar<lb/> Zeilen, daß er des Abends erwartet würde, und daun saß er oft stundenlang<lb/> mit Vroni und ihrem Bater in traulichen Gespräch zusammen. Diese Abende<lb/> waren für alle Beteiligten »utzbriugcnd und erfreulich. Man sprach sich offen<lb/> über alle Dinge aus, niemand blieb mit seiner Meinung hinter dein Berge, nud</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0306]
Auf dein Stilfser Joch.
Vroni hatte sich schon vorher zum Tanze verpflichtet, und Harald beklagte
es ihr gegenüber, daß er durch sein verspätetes Erscheinen auf dieses Vergnügen
um mehr Verzicht leisten müsse,
Sie haben mir heute manches gesagt, bemerkte Vroni mit erregter Stimme,
das noch lange in mir nachklingen wird und meine Überlegung und mein Nach¬
denken erfordert. Aber um» lassen Sie mich nicht mehr ganz allein dnrch die
Fluten steuern, sondern helfen Sie mir. Ich habe niemand, an den ich mich
wie an einen Freund wenden könnte. Mein Vater ist zu sehr mit seinen
Problemen beschäftigt, er will mir durch die Gewährung größter Freiheit zur
Selbständigkeit verhelfen und hält ans diesem Grunde absichtlich sich davon
zurück, mich durch seinen Rat zu beeinflussen. Die Müuuer aber, welche bei
uus verkehren, glauben nur nichts angenehmeres zu thun, als wenn sie alles
billigen, was ich sage. Ich rechne darauf, daß sie uns öfter besuchen. Doch
der Walzer beginnt jetzt, und schon naht Holbein der Jüngere, um mir während
des Tanzes Wohl zum tauscndsicumale zu sagen, daß ich der Bella des Tizian
gleiche u, s. w.
Nun, wenn ich es mich nicht sagte, so bitte ich doch, bemerken zu dürfen,
daß ich diese Ansicht teile. Also auf Wiedersehen!
Auf bestimmtes Wiedersehe«!
siebentes Kapitel.
Harald war mit gehobner Brust von dem Ballfest geschieden. Unverhofft
war er dem Mädchen, das er schon ganz verloren glaubte, wieder näher ge¬
treten, und er stand ganz unter dem Zauber ihrer Schönheit und ihres anmutigen,
freien Wesens. Es kam ihm vor, als habe er die Töne ihres Herzens schlagen
hören, und als sei er selbst von ihr verstanden worden. Al,er es war ihm doch
auch klar geworden, daß er einer so selbständigen Natur gegenüber mir mit
Vorsicht auftrete» und keineswegs, wie er in der ersten Begeisterung wähnte,
einen entscheidenden Sturm auf die Beste unternehmen dürfte. Er fühlte es,
daß er lange zu kämpfen und zu werben haben würde, um dieses stolze
Mädchen für immer sein eigen zu nennen.
Nach diesen Gedanken richtete er fortan sein Handeln ein, indem er einen
Verkehr mit dem Kellerschcn Hause begann, der sich für ihn zu einem genuß-
reichen gestalten sollte. Er vermied die größern Geselligkeiten und kam meistens
nur, wenn er wußte, daß e^ allein oder mit wenigen ernstern Freunden des
Hanfes zusammentreffe» mürbe. In der Regel schrieb ihm Vroni ein paar
Zeilen, daß er des Abends erwartet würde, und daun saß er oft stundenlang
mit Vroni und ihrem Bater in traulichen Gespräch zusammen. Diese Abende
waren für alle Beteiligten »utzbriugcnd und erfreulich. Man sprach sich offen
über alle Dinge aus, niemand blieb mit seiner Meinung hinter dein Berge, nud
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