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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Um eine perle.
Roman von Robert Waldmüller (Ld> Snboc). (Fortsetzung,
Dreizehntes Aapitel.

ährcnd Beppo nun eines Abends in der Osteria zu San Gio¬
vanni Battista abseits von den übrigen Trinker" diesen Studien
oblag, nahm ihn ein etwa vierzigjähriger Man" aufs Kor", der
die grasgrünen Aufschläge der herzoglichen Livree trug. Er hatte
ein sehr ehrbares, glattrasirtes Gesicht, gab sich nicht ohne Er¬
folg ein vornehmes Ansehen und bcmahrte auch, nachdem er beim ersten Er¬
blicken Beppos die grauen Augen weit aufgesperrt hatte, gemessene Ruhe, wobei
er aber den abseits Sitzenden nicht außer Acht ließ.

Beppo bemerkte es lange nicht. Als er endlich wahrnahm, daß man ihn
scharf im Auge hatte, erschrak er uicht wenig, denn derjenige, der ihn beob¬
achtete, glich auf ein Haar dem Gesuchten, einem frühern Kollegen Beppos aus
seiner Dienstzeit bei der Eminenz. Daß derselbe für die Platte Giuseppe Gou-
zagas als Helfershelfer empfohlen worden war, reimte sich nun durchaus nicht
mit der herzoglichen Livree, die er trug. Hier hieß es: auf seiner Hut sein.
Beppo zog daher seinen Beutel, warf eine Silbermünze in das geleerte Glas,
wischte sich den Mund, wünschte den wenigen Anwesenden nach Veroneser Sitte
eine sanfte Nachtruhe und ging.

In der Thür stieß er unversehens mit einem Manne zusammen, der durch
die Scheiben der Thür hereiugespäht hatte und ebeu im Begriffe gewesen war,
einzutreten.

Lousittöwi! entschuldigte sich Beppo und verschwand.

V-rttsQö w maior^! brummte im Eintreten der Gestoßene, ein mittelgroßer,
seemannsartig gekleideter plumper Kumpan mit sonnverbranntem Gesicht und




Um eine perle.
Roman von Robert Waldmüller (Ld> Snboc). (Fortsetzung,
Dreizehntes Aapitel.

ährcnd Beppo nun eines Abends in der Osteria zu San Gio¬
vanni Battista abseits von den übrigen Trinker» diesen Studien
oblag, nahm ihn ein etwa vierzigjähriger Man» aufs Kor», der
die grasgrünen Aufschläge der herzoglichen Livree trug. Er hatte
ein sehr ehrbares, glattrasirtes Gesicht, gab sich nicht ohne Er¬
folg ein vornehmes Ansehen und bcmahrte auch, nachdem er beim ersten Er¬
blicken Beppos die grauen Augen weit aufgesperrt hatte, gemessene Ruhe, wobei
er aber den abseits Sitzenden nicht außer Acht ließ.

Beppo bemerkte es lange nicht. Als er endlich wahrnahm, daß man ihn
scharf im Auge hatte, erschrak er uicht wenig, denn derjenige, der ihn beob¬
achtete, glich auf ein Haar dem Gesuchten, einem frühern Kollegen Beppos aus
seiner Dienstzeit bei der Eminenz. Daß derselbe für die Platte Giuseppe Gou-
zagas als Helfershelfer empfohlen worden war, reimte sich nun durchaus nicht
mit der herzoglichen Livree, die er trug. Hier hieß es: auf seiner Hut sein.
Beppo zog daher seinen Beutel, warf eine Silbermünze in das geleerte Glas,
wischte sich den Mund, wünschte den wenigen Anwesenden nach Veroneser Sitte
eine sanfte Nachtruhe und ging.

In der Thür stieß er unversehens mit einem Manne zusammen, der durch
die Scheiben der Thür hereiugespäht hatte und ebeu im Begriffe gewesen war,
einzutreten.

Lousittöwi! entschuldigte sich Beppo und verschwand.

V-rttsQö w maior^! brummte im Eintreten der Gestoßene, ein mittelgroßer,
seemannsartig gekleideter plumper Kumpan mit sonnverbranntem Gesicht und


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[0098] [Abbildung] Um eine perle. Roman von Robert Waldmüller (Ld> Snboc). (Fortsetzung, Dreizehntes Aapitel. ährcnd Beppo nun eines Abends in der Osteria zu San Gio¬ vanni Battista abseits von den übrigen Trinker» diesen Studien oblag, nahm ihn ein etwa vierzigjähriger Man» aufs Kor», der die grasgrünen Aufschläge der herzoglichen Livree trug. Er hatte ein sehr ehrbares, glattrasirtes Gesicht, gab sich nicht ohne Er¬ folg ein vornehmes Ansehen und bcmahrte auch, nachdem er beim ersten Er¬ blicken Beppos die grauen Augen weit aufgesperrt hatte, gemessene Ruhe, wobei er aber den abseits Sitzenden nicht außer Acht ließ. Beppo bemerkte es lange nicht. Als er endlich wahrnahm, daß man ihn scharf im Auge hatte, erschrak er uicht wenig, denn derjenige, der ihn beob¬ achtete, glich auf ein Haar dem Gesuchten, einem frühern Kollegen Beppos aus seiner Dienstzeit bei der Eminenz. Daß derselbe für die Platte Giuseppe Gou- zagas als Helfershelfer empfohlen worden war, reimte sich nun durchaus nicht mit der herzoglichen Livree, die er trug. Hier hieß es: auf seiner Hut sein. Beppo zog daher seinen Beutel, warf eine Silbermünze in das geleerte Glas, wischte sich den Mund, wünschte den wenigen Anwesenden nach Veroneser Sitte eine sanfte Nachtruhe und ging. In der Thür stieß er unversehens mit einem Manne zusammen, der durch die Scheiben der Thür hereiugespäht hatte und ebeu im Begriffe gewesen war, einzutreten. Lousittöwi! entschuldigte sich Beppo und verschwand. V-rttsQö w maior^! brummte im Eintreten der Gestoßene, ein mittelgroßer, seemannsartig gekleideter plumper Kumpan mit sonnverbranntem Gesicht und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/98>, abgerufen am 29.06.2024.