Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.Gin Veilchen auf der Wiese stand. mehrere Abweichungen zeigt und die Unterschrift trägt: Gleim. Offenbar war Eine weitere Komposition führt uns wieder nach Weimar in Goethes Es folgt nun Reichardt, damals Kapellmeister an der königlichen Oper Endlich ist vor Mozart noch ein Komponist des Liedes nachweisbar: Nach Mozart ist Reichardt noch einmal auf das Gedicht zurückgekommen. Vgl. H, M, Richter, Aus der Messias- und Werther-Zeit. Wien, 1382. S. 177 fig.
Gin Veilchen auf der Wiese stand. mehrere Abweichungen zeigt und die Unterschrift trägt: Gleim. Offenbar war Eine weitere Komposition führt uns wieder nach Weimar in Goethes Es folgt nun Reichardt, damals Kapellmeister an der königlichen Oper Endlich ist vor Mozart noch ein Komponist des Liedes nachweisbar: Nach Mozart ist Reichardt noch einmal auf das Gedicht zurückgekommen. Vgl. H, M, Richter, Aus der Messias- und Werther-Zeit. Wien, 1382. S. 177 fig.
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Gin Veilchen auf der Wiese stand.
mehrere Abweichungen zeigt und die Unterschrift trägt: Gleim. Offenbar war
das Lied vielfach auch durch Abschriften und selbst durch mündliche Weiter¬
gabe verbreitet worden, und der wahre Dichter war vielen unbekannt geblieben.
Freilich hätte Steffan besser unterrichtet sein können, denn „Erwin und Elmire"
war auch in Wien schon am 13. Juli 1776 aufgeführt, im August und Sep¬
tember öfter wiederholt worden.*)
Eine weitere Komposition führt uns wieder nach Weimar in Goethes
Freundeskreis zurück. 1779 erschienen bei Karl Ludolf Hoffmann in Weimar
zwei Hefte: „Volks- und andere Lieder, mit Begleitung des Forte piano, In
Musik gesetzt von Siegmund Freyherrn vou Seckendorff," dem bekannten Genossen
Goethes aus den lustigen ersten Weimarer Monaten. Beide Hefte enthalten
auch einige Goethische Texte, das erste unter andern das „Veilchen."
Es folgt nun Reichardt, damals Kapellmeister an der königlichen Oper
in Berlin. Reichardt gab in den Jahren 1779 bis 1781 bei Joachim Pauli in
Berlin drei Hefte „Oden und Lieder. Mit Melodien beym Klavier zu singen"
heraus. Diese drei Hefte sind epochemachend in der Geschichte der Kompo¬
sition Goethischer Lieder. Während nämlich die 42 Lieder des ersten Heftes
nicht einen einzigen Goethischen Text enthalten, stehen im zweiten Hefte unter
33 Nummern vier, im dritten unter 23 elf Goethische Lieder. Diese Wendung
war dem im Jahre 1779 erschienenen vierten und letzten Bande der Himburg-
schen Sammlung von Goethes Schriften zu verdanken, in welchem sich zum
erstenmale eine größere Anzahl bis dahin zerstreut gedruckter lyrischer Gedichte
Goethes gesammelt findet. Man mag über das Himburgsche Unternehmen
schelten so viel man will, das Gute hatte es doch, daß es zum erstenmale alle
bis dahin veröffentlichten Schriften Goethes vereinigt hatte und so zur Ver¬
breitung derselben ungemein viel beitrug. Man braucht uur das dritte Lieder¬
heft Reichardts durchzublättern, so sieht man, daß er Nummer für Nummer
nach der Himburgschen Sammlung komponirt hat. Das „Veilchen" steht übrigens
schon im zweiten Hefte (1780) neben zwei andern Nummern des Singspiels.
Endlich ist vor Mozart noch ein Komponist des Liedes nachweisbar:
Christian Adolf Overbeck, der bekannte Lyriker des Göttinger Kreises, der Dichter
der Lieder „Komm, lieber Mai, und mache die Bäume wieder grün," „Blühe,
liebes Veilchen" und „Warum sind der Thränen unterm Mond so viel."
Dieser gab 1781 bei Carl Ernst Bohn in Hamburg ein Heft „Lieder und Ge¬
sänge mit Klaviermelodieen, als Versuche eines Liebhabers" heraus, unter denen
sich auch Goethes „Veilchen" befindet.
Nach Mozart ist Reichardt noch einmal auf das Gedicht zurückgekommen.
Goethe hatte in Italien 1787 auch „Erwin und Elmire" für die Gesamtausgabe
seiner Schriften, die bei Göschen erscheinen sollte, wieder vorgenommen und
Vgl. H, M, Richter, Aus der Messias- und Werther-Zeit. Wien, 1382. S. 177 fig.
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