Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
England und die Boers.

13 Schilling beläuft. Diese Schulden sollen die Einkünfte des Staates an
erster Stelle belasten. Der Transvaalstaat wird ferner verantwortlich sein für
die gesetzliche Rückzahlung der notwendigen Ausgaben der Provinz seit der An¬
nexion, d. h. die Summe von 265000 Pfund Sterling, welche Schuld die Ein¬
künfte des Staates an zweiter Stelle belasten wird." Der 13. Artikel bestimmt,
daß auf keine Waare, die aus englischen Besitzungen in den Transvaalstaat ein¬
geführt wird, ein höherer Zoll gelegt werden soll als auf dieselbe Waare, die
von anderswo importirt wird, und daß keine britische Waare ausgeschlossen
werden darf, wenn derselbe Gegenstand der Einfuhr aus andern Ländern nicht
ebenso behandelt wird, wogegen England sich zu gleichem verpflichtet. Artikel 15
endlich sagt: "Die Bestimmungen des 4. Artikels des Sandriver-Vertrages werden
hiermit bekräftigt, und es soll keine Sklaverei oder g.xxr<ZQti<Z08nix, die Züge
von Sklaverei in sich schließt (xm-t^ce;" of 8illo<?ry), von der Regierung des ge¬
dachten Staates geduldet werden."

Der Volksraad der Boers nahm diese Konvention nicht ohne Zögern und
Widerstreben an. Er gab nur dem Drucke bis auf weiteres uach, den Sir
Evelyn Wood mit seinen in Ncital stehenden Truppen übte. Dieser hatte seine
Regimenter, von denen einige bereits zur Heimkehr nach England beordert
worden waren, sämtlich zurückbehalten und so aufgestellt, daß er, falls der Ver¬
trag nicht ratifizirt wurde, unverzüglich in den Transvaalstaat einrücken und
eine neue allgemeine Erhebung der Boers zu bewaffnetem Widerstande verhin¬
dern konnte, und er ließ die Führer der letzteren nicht in Zweifel darüber, daß
er, der im ganzen über eine Streitkraft von 7000 Mann verfügte, nach einer
etwaigen Ablehnung der Auguftkonvcntion durch den Volksraad die Feindselig¬
keiten sofort wieder eröffnen werde. Trotzdem sträubte sich die Mehrheit des
Parlaments der Boers noch mehrere Wochen und wollte noch in einer Reso¬
lution vom 3. Oktober nicht weniger als elf Artikel jener Übereinkunft geändert
wissen. Es gab eine sehr starke Kriegspartei, die vor den Drohungen des eng¬
lischen Generals sich nicht zu beugen entschlossen war. Neben ihr bestanden
aber noch zwei andre Parteien, eine, welche die Konvention für annehmbar hielt,
und eine vermittelnde, welche Modifikationen derselben zwar für unbedingt er¬
forderlich ansah, aber mit Erstrebung derselben zu warten riet, bis Woods
Soldaten sich von der Grenze entfernt hätten und heimgekehrt wären. Diese
vorsichtigen Politiker behielten schließlich die Oberhand, und der Volksraad faßte
am 24. Oktober den einstimmigen Beschluß, den Angustvertrag in der Hoffnung
anzunehmen, daß die englische Regierung zu einer Abänderung solcher Artikel
desselben, die sich später als praktisch nicht ausführbar erweisen würden, ihre
Einwilligung erteilen werde. Man dachte dabei zunächst vermutlich an die
Punkte, welche England in bezug auf die Stellung der Ansiedler zu den Kaffern
innerhalb und außerhalb des Staates der Boers in die Konvention gebracht
hatte, an die "xproiitieoZlüp MrtiMnss 8ki>>v<zi'/ und an das Verbot der


Grenzboten I. 188S. ö
England und die Boers.

13 Schilling beläuft. Diese Schulden sollen die Einkünfte des Staates an
erster Stelle belasten. Der Transvaalstaat wird ferner verantwortlich sein für
die gesetzliche Rückzahlung der notwendigen Ausgaben der Provinz seit der An¬
nexion, d. h. die Summe von 265000 Pfund Sterling, welche Schuld die Ein¬
künfte des Staates an zweiter Stelle belasten wird." Der 13. Artikel bestimmt,
daß auf keine Waare, die aus englischen Besitzungen in den Transvaalstaat ein¬
geführt wird, ein höherer Zoll gelegt werden soll als auf dieselbe Waare, die
von anderswo importirt wird, und daß keine britische Waare ausgeschlossen
werden darf, wenn derselbe Gegenstand der Einfuhr aus andern Ländern nicht
ebenso behandelt wird, wogegen England sich zu gleichem verpflichtet. Artikel 15
endlich sagt: „Die Bestimmungen des 4. Artikels des Sandriver-Vertrages werden
hiermit bekräftigt, und es soll keine Sklaverei oder g.xxr<ZQti<Z08nix, die Züge
von Sklaverei in sich schließt (xm-t^ce;« of 8illo<?ry), von der Regierung des ge¬
dachten Staates geduldet werden."

Der Volksraad der Boers nahm diese Konvention nicht ohne Zögern und
Widerstreben an. Er gab nur dem Drucke bis auf weiteres uach, den Sir
Evelyn Wood mit seinen in Ncital stehenden Truppen übte. Dieser hatte seine
Regimenter, von denen einige bereits zur Heimkehr nach England beordert
worden waren, sämtlich zurückbehalten und so aufgestellt, daß er, falls der Ver¬
trag nicht ratifizirt wurde, unverzüglich in den Transvaalstaat einrücken und
eine neue allgemeine Erhebung der Boers zu bewaffnetem Widerstande verhin¬
dern konnte, und er ließ die Führer der letzteren nicht in Zweifel darüber, daß
er, der im ganzen über eine Streitkraft von 7000 Mann verfügte, nach einer
etwaigen Ablehnung der Auguftkonvcntion durch den Volksraad die Feindselig¬
keiten sofort wieder eröffnen werde. Trotzdem sträubte sich die Mehrheit des
Parlaments der Boers noch mehrere Wochen und wollte noch in einer Reso¬
lution vom 3. Oktober nicht weniger als elf Artikel jener Übereinkunft geändert
wissen. Es gab eine sehr starke Kriegspartei, die vor den Drohungen des eng¬
lischen Generals sich nicht zu beugen entschlossen war. Neben ihr bestanden
aber noch zwei andre Parteien, eine, welche die Konvention für annehmbar hielt,
und eine vermittelnde, welche Modifikationen derselben zwar für unbedingt er¬
forderlich ansah, aber mit Erstrebung derselben zu warten riet, bis Woods
Soldaten sich von der Grenze entfernt hätten und heimgekehrt wären. Diese
vorsichtigen Politiker behielten schließlich die Oberhand, und der Volksraad faßte
am 24. Oktober den einstimmigen Beschluß, den Angustvertrag in der Hoffnung
anzunehmen, daß die englische Regierung zu einer Abänderung solcher Artikel
desselben, die sich später als praktisch nicht ausführbar erweisen würden, ihre
Einwilligung erteilen werde. Man dachte dabei zunächst vermutlich an die
Punkte, welche England in bezug auf die Stellung der Ansiedler zu den Kaffern
innerhalb und außerhalb des Staates der Boers in die Konvention gebracht
hatte, an die »xproiitieoZlüp MrtiMnss 8ki>>v<zi'/ und an das Verbot der


Grenzboten I. 188S. ö
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0077" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/194753"/>
          <fw type="header" place="top"> England und die Boers.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_193" prev="#ID_192"> 13 Schilling beläuft. Diese Schulden sollen die Einkünfte des Staates an<lb/>
erster Stelle belasten. Der Transvaalstaat wird ferner verantwortlich sein für<lb/>
die gesetzliche Rückzahlung der notwendigen Ausgaben der Provinz seit der An¬<lb/>
nexion, d. h. die Summe von 265000 Pfund Sterling, welche Schuld die Ein¬<lb/>
künfte des Staates an zweiter Stelle belasten wird." Der 13. Artikel bestimmt,<lb/>
daß auf keine Waare, die aus englischen Besitzungen in den Transvaalstaat ein¬<lb/>
geführt wird, ein höherer Zoll gelegt werden soll als auf dieselbe Waare, die<lb/>
von anderswo importirt wird, und daß keine britische Waare ausgeschlossen<lb/>
werden darf, wenn derselbe Gegenstand der Einfuhr aus andern Ländern nicht<lb/>
ebenso behandelt wird, wogegen England sich zu gleichem verpflichtet. Artikel 15<lb/>
endlich sagt: &#x201E;Die Bestimmungen des 4. Artikels des Sandriver-Vertrages werden<lb/>
hiermit bekräftigt, und es soll keine Sklaverei oder g.xxr&lt;ZQti&lt;Z08nix, die Züge<lb/>
von Sklaverei in sich schließt (xm-t^ce;« of 8illo&lt;?ry), von der Regierung des ge¬<lb/>
dachten Staates geduldet werden."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_194" next="#ID_195"> Der Volksraad der Boers nahm diese Konvention nicht ohne Zögern und<lb/>
Widerstreben an. Er gab nur dem Drucke bis auf weiteres uach, den Sir<lb/>
Evelyn Wood mit seinen in Ncital stehenden Truppen übte. Dieser hatte seine<lb/>
Regimenter, von denen einige bereits zur Heimkehr nach England beordert<lb/>
worden waren, sämtlich zurückbehalten und so aufgestellt, daß er, falls der Ver¬<lb/>
trag nicht ratifizirt wurde, unverzüglich in den Transvaalstaat einrücken und<lb/>
eine neue allgemeine Erhebung der Boers zu bewaffnetem Widerstande verhin¬<lb/>
dern konnte, und er ließ die Führer der letzteren nicht in Zweifel darüber, daß<lb/>
er, der im ganzen über eine Streitkraft von 7000 Mann verfügte, nach einer<lb/>
etwaigen Ablehnung der Auguftkonvcntion durch den Volksraad die Feindselig¬<lb/>
keiten sofort wieder eröffnen werde. Trotzdem sträubte sich die Mehrheit des<lb/>
Parlaments der Boers noch mehrere Wochen und wollte noch in einer Reso¬<lb/>
lution vom 3. Oktober nicht weniger als elf Artikel jener Übereinkunft geändert<lb/>
wissen. Es gab eine sehr starke Kriegspartei, die vor den Drohungen des eng¬<lb/>
lischen Generals sich nicht zu beugen entschlossen war. Neben ihr bestanden<lb/>
aber noch zwei andre Parteien, eine, welche die Konvention für annehmbar hielt,<lb/>
und eine vermittelnde, welche Modifikationen derselben zwar für unbedingt er¬<lb/>
forderlich ansah, aber mit Erstrebung derselben zu warten riet, bis Woods<lb/>
Soldaten sich von der Grenze entfernt hätten und heimgekehrt wären. Diese<lb/>
vorsichtigen Politiker behielten schließlich die Oberhand, und der Volksraad faßte<lb/>
am 24. Oktober den einstimmigen Beschluß, den Angustvertrag in der Hoffnung<lb/>
anzunehmen, daß die englische Regierung zu einer Abänderung solcher Artikel<lb/>
desselben, die sich später als praktisch nicht ausführbar erweisen würden, ihre<lb/>
Einwilligung erteilen werde. Man dachte dabei zunächst vermutlich an die<lb/>
Punkte, welche England in bezug auf die Stellung der Ansiedler zu den Kaffern<lb/>
innerhalb und außerhalb des Staates der Boers in die Konvention gebracht<lb/>
hatte, an die »xproiitieoZlüp MrtiMnss 8ki&gt;&gt;v&lt;zi'/ und an das Verbot der</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I. 188S. ö</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0077] England und die Boers. 13 Schilling beläuft. Diese Schulden sollen die Einkünfte des Staates an erster Stelle belasten. Der Transvaalstaat wird ferner verantwortlich sein für die gesetzliche Rückzahlung der notwendigen Ausgaben der Provinz seit der An¬ nexion, d. h. die Summe von 265000 Pfund Sterling, welche Schuld die Ein¬ künfte des Staates an zweiter Stelle belasten wird." Der 13. Artikel bestimmt, daß auf keine Waare, die aus englischen Besitzungen in den Transvaalstaat ein¬ geführt wird, ein höherer Zoll gelegt werden soll als auf dieselbe Waare, die von anderswo importirt wird, und daß keine britische Waare ausgeschlossen werden darf, wenn derselbe Gegenstand der Einfuhr aus andern Ländern nicht ebenso behandelt wird, wogegen England sich zu gleichem verpflichtet. Artikel 15 endlich sagt: „Die Bestimmungen des 4. Artikels des Sandriver-Vertrages werden hiermit bekräftigt, und es soll keine Sklaverei oder g.xxr<ZQti<Z08nix, die Züge von Sklaverei in sich schließt (xm-t^ce;« of 8illo<?ry), von der Regierung des ge¬ dachten Staates geduldet werden." Der Volksraad der Boers nahm diese Konvention nicht ohne Zögern und Widerstreben an. Er gab nur dem Drucke bis auf weiteres uach, den Sir Evelyn Wood mit seinen in Ncital stehenden Truppen übte. Dieser hatte seine Regimenter, von denen einige bereits zur Heimkehr nach England beordert worden waren, sämtlich zurückbehalten und so aufgestellt, daß er, falls der Ver¬ trag nicht ratifizirt wurde, unverzüglich in den Transvaalstaat einrücken und eine neue allgemeine Erhebung der Boers zu bewaffnetem Widerstande verhin¬ dern konnte, und er ließ die Führer der letzteren nicht in Zweifel darüber, daß er, der im ganzen über eine Streitkraft von 7000 Mann verfügte, nach einer etwaigen Ablehnung der Auguftkonvcntion durch den Volksraad die Feindselig¬ keiten sofort wieder eröffnen werde. Trotzdem sträubte sich die Mehrheit des Parlaments der Boers noch mehrere Wochen und wollte noch in einer Reso¬ lution vom 3. Oktober nicht weniger als elf Artikel jener Übereinkunft geändert wissen. Es gab eine sehr starke Kriegspartei, die vor den Drohungen des eng¬ lischen Generals sich nicht zu beugen entschlossen war. Neben ihr bestanden aber noch zwei andre Parteien, eine, welche die Konvention für annehmbar hielt, und eine vermittelnde, welche Modifikationen derselben zwar für unbedingt er¬ forderlich ansah, aber mit Erstrebung derselben zu warten riet, bis Woods Soldaten sich von der Grenze entfernt hätten und heimgekehrt wären. Diese vorsichtigen Politiker behielten schließlich die Oberhand, und der Volksraad faßte am 24. Oktober den einstimmigen Beschluß, den Angustvertrag in der Hoffnung anzunehmen, daß die englische Regierung zu einer Abänderung solcher Artikel desselben, die sich später als praktisch nicht ausführbar erweisen würden, ihre Einwilligung erteilen werde. Man dachte dabei zunächst vermutlich an die Punkte, welche England in bezug auf die Stellung der Ansiedler zu den Kaffern innerhalb und außerhalb des Staates der Boers in die Konvention gebracht hatte, an die »xproiitieoZlüp MrtiMnss 8ki>>v<zi'/ und an das Verbot der Grenzboten I. 188S. ö

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/77
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/77>, abgerufen am 22.07.2024.