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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

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konnte damit gegen die Überzeugungen, Sympathien und Wünsche der Mehrzahl
der Holländer in ganz Afrika verstoßen; Unthätigkeit war auch bedenklich, denn
sie schadete der ,,Reichspolitik", die Bcaeonsficld mit Eclat iuaugurirt hatte,
und sie konnte die Konservativen unter Umständen in den stand setze", Glad-
stone und seine Leute zu Falle zu bringen. So entschloß sich denn die Ne¬
gierung nach mehrfachen Veratungen um die Mitte des Oktober v, I. zu
handeln und militärisch gegen die Voers im Vctschuaueulande vorzugehen,
und ließ diesen Entschluß einige Tage später durch Ashley, den Untcrstaats-
sekretür im Kolonialamte, dem Unterhause mitteile", nachdem Lord Derby der
Regierung der südafrikanischen Republik wiederholt und noch am 18. Oktober
geschrieben hatte, "die Stellung der Marodeure in Montsioas Gebiet sei in
hohem Grade dadurch veranlaßt, daß sie unterlassen habe, ihre Verpflichtungen
in wirksamer Weise zu erfüllen, und es werde gut sein, wenn sie sich erinnere,
daß sie für alle Ausgaben, welche die Regierung Ihrer Majestät zur Wieder¬
herstellung der Ordnung nötig habe, aufkommen müsse." Ashley aber erklärte
im Unterhause u. a., der Polizeiinspektor Bethel habe die Freibeuter in über¬
großem Mute angegriffen, und solange die Identität seiner Mörder nicht fest¬
gestellt sei, müsse man davon absehen, die Auslieferung derselben von der Re¬
gierung im Transvaal zu verlange". Die Negierung der Königin habe die
von den Voers übernommene Schntzherrlichkeit über das Gebiet Montsioas
nicht anerkannt, und die Regierung in Pretoria habe daraufhin die betreffende
Bekanntmachung zurückgezogen, aber die Freibeuter befänden sich noch im Besitze
des Landes jenes Häuptlings, und die Regierung Ihrer Majestät habe uun
beschlossen, sie mit Gewalt zu entfernen, und zu dem Zwecke die nötigen Vor¬
bereitungen getroffen. Inzwischen bemühe sich die Regierung der Kapkolonie,
durch gütliches Abkommen Blutvergießen zu vermeiden, und das Kolonialamt
habe derselben sein Einverständnis hiermit erklärt, jedoch unter der Bedingung,
daß ohne ausdrückliche Erlaubnis des Oberkommissars keiner der Freibeuter in
Montsioas Gebiet verbleibe. Mittlerweile organisire sie zur Vertreibung dieser
Eindringlinge eine hinreichende Streitmacht, mit welcher Generalmajor Warren
in etwa vierzehn Tagen nach dem Betschucmenlaudc abgehen werde. Hoffentlich
werde es ihm gelingen, die Rechte Englands ohne Blutvergießen geltend zu
machen und sicherzustellen.

So geschah es denn auch. Am 14. November schiffte sich Sir Charles
Warren in Begleitung Sir Bartle Freres und einer Anzahl von Stabsoffizieren
in Dartmouth nach der Kapstadt ein, und bald nachher folgten ihm die ihm zur
Verfügung gestellten Truppen. Die Instruktionen, die er als "Spezialkommissar
für das Betschucmenland" mitnahm, hatten im wesentlichen nachstehenden Inhalt.
Er wurde darin angewiesen, durch alle geeigneten Mittel die Mitwirkung der
Regierungen des Oranjefrcistaats und der "südafrikanischen Republik" zur "Er¬
haltung des Friedens und der Sicherheit im Betschuaneulcmde, sowie zur For-


konnte damit gegen die Überzeugungen, Sympathien und Wünsche der Mehrzahl
der Holländer in ganz Afrika verstoßen; Unthätigkeit war auch bedenklich, denn
sie schadete der ,,Reichspolitik", die Bcaeonsficld mit Eclat iuaugurirt hatte,
und sie konnte die Konservativen unter Umständen in den stand setze», Glad-
stone und seine Leute zu Falle zu bringen. So entschloß sich denn die Ne¬
gierung nach mehrfachen Veratungen um die Mitte des Oktober v, I. zu
handeln und militärisch gegen die Voers im Vctschuaueulande vorzugehen,
und ließ diesen Entschluß einige Tage später durch Ashley, den Untcrstaats-
sekretür im Kolonialamte, dem Unterhause mitteile», nachdem Lord Derby der
Regierung der südafrikanischen Republik wiederholt und noch am 18. Oktober
geschrieben hatte, „die Stellung der Marodeure in Montsioas Gebiet sei in
hohem Grade dadurch veranlaßt, daß sie unterlassen habe, ihre Verpflichtungen
in wirksamer Weise zu erfüllen, und es werde gut sein, wenn sie sich erinnere,
daß sie für alle Ausgaben, welche die Regierung Ihrer Majestät zur Wieder¬
herstellung der Ordnung nötig habe, aufkommen müsse." Ashley aber erklärte
im Unterhause u. a., der Polizeiinspektor Bethel habe die Freibeuter in über¬
großem Mute angegriffen, und solange die Identität seiner Mörder nicht fest¬
gestellt sei, müsse man davon absehen, die Auslieferung derselben von der Re¬
gierung im Transvaal zu verlange«. Die Negierung der Königin habe die
von den Voers übernommene Schntzherrlichkeit über das Gebiet Montsioas
nicht anerkannt, und die Regierung in Pretoria habe daraufhin die betreffende
Bekanntmachung zurückgezogen, aber die Freibeuter befänden sich noch im Besitze
des Landes jenes Häuptlings, und die Regierung Ihrer Majestät habe uun
beschlossen, sie mit Gewalt zu entfernen, und zu dem Zwecke die nötigen Vor¬
bereitungen getroffen. Inzwischen bemühe sich die Regierung der Kapkolonie,
durch gütliches Abkommen Blutvergießen zu vermeiden, und das Kolonialamt
habe derselben sein Einverständnis hiermit erklärt, jedoch unter der Bedingung,
daß ohne ausdrückliche Erlaubnis des Oberkommissars keiner der Freibeuter in
Montsioas Gebiet verbleibe. Mittlerweile organisire sie zur Vertreibung dieser
Eindringlinge eine hinreichende Streitmacht, mit welcher Generalmajor Warren
in etwa vierzehn Tagen nach dem Betschucmenlaudc abgehen werde. Hoffentlich
werde es ihm gelingen, die Rechte Englands ohne Blutvergießen geltend zu
machen und sicherzustellen.

So geschah es denn auch. Am 14. November schiffte sich Sir Charles
Warren in Begleitung Sir Bartle Freres und einer Anzahl von Stabsoffizieren
in Dartmouth nach der Kapstadt ein, und bald nachher folgten ihm die ihm zur
Verfügung gestellten Truppen. Die Instruktionen, die er als „Spezialkommissar
für das Betschucmenland" mitnahm, hatten im wesentlichen nachstehenden Inhalt.
Er wurde darin angewiesen, durch alle geeigneten Mittel die Mitwirkung der
Regierungen des Oranjefrcistaats und der „südafrikanischen Republik" zur „Er¬
haltung des Friedens und der Sicherheit im Betschuaneulcmde, sowie zur For-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/124>, abgerufen am 22.07.2024.