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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

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Lnglcmd und die Boers.

dcrimg der allgemeinen Wohlfahrt der Bevölkerung desselben" nachzusuchen und
zu erlangen. Dann hieß es in dem Schriftstücke weiter: "Der nächste Zweck
Ihrer Sendung besteht darin, die Freibeuter aus dem Betschuanenlcmde zu
entfernen, die Ordnung in dem Gebiete wiederherzustellen, die Eingebornen
wieder in den Besitz ihrer Ländereien zu bringen, die nötigen Maßregeln zur
Verhütung fernerer Beraubungen zu ergreifen und endlich das Land besetzt zu
halten, bis über dessen weiteres Schicksal entschieden sein wird. Als Spezial-
kommissar werden Sie unter der Leitung des Gouverneurs der Kapkolonie und
des Oberkommissars in Südafrika, Sir Hercules Robinson, stehen, der ersucht
werden wird, Ihnen in lokalen Angelegenheiten ein sehr weites Feld der Ver¬
fügung einzuräumen. Sie werden natürlich begreifen, daß die Negierung
ihre Beistimmung erteilt hat, wenn die Kapminister sich zuvörderst bemühen,
eine friedliche Beilegung der Schwierigkeiten im Lande Montsivas herbeizuführen,
und daß aktive militärische Operationen nicht eher beginnen dürfen, als bis eine
angemessene Frist verstrichen ist. Sir Hercules Robinson hat angedeutet, daß
dazu sechs Wochen erforderlich sein dürften. Die Regierung hofft aufrichtig,
daß die Kaprcgierung imstande sein werde, eine Regelung vorzuschlagen, die
mit Ehren angenommen werden kann. Aber es liegt auf der Hand, daß, wo¬
fern dies unglücklicherweise mißlingen sollte, keine Zeit verloren werden dürfte,
aus dem Protektorate ^ diejenigen zu entfernen, die dessen Unabhängigkeit
verletzt und die Ländereien der unter unserm Schutze stehenden Häuptlinge mit
Beschlag belegt haben. Die Kapregicrnng hat erklärt, daß sie, falls ihre
Sendung Erfolg hat, in der Lage zu sein denkt, dem Kolvnialparlamente sofort
nach dessen Zusammentritt einen Plan für die Verwaltung des Landes, vorbe¬
haltlich dessen Einverleibung in die Kolonie, zu unterbreiten. Sollten sich ihre
Erwartungen erfüllen, so wird Sir Hereules Robinson nach vorgängiger Be¬
ratung mit Ihnen zu erwägen haben, ob Sie die Aufsicht in dem Gebiete fort¬
setzen sollen, bis die erforderlichen Maßregeln zu dessen Übernahme vom Kap¬
parlamente angenommen worden sind. Wenn andrerseits die Einverleibung des
Gebietes in die Kolonie sich als für jetzt unpraktisch erweisen sollte, so würde
es notwendig werden, innerhalb des Territoriums eine hinreichende bewaffnete
Pvlizeimacht zu unterhalten, wozu geeignete Mannschaften sich unzweifelhaft
unter den berittenen Freiwilligen finden werden, die Sie sin der Kapstadtj an¬
zuwerben im Begriff stehen."

Also Mitwirkung der Oranjerepnblik erwartet und Anwerbung von Frei¬
willigen am Kap in Aussicht genommen, bei dem tiefen Groll, welcher sich der
holländischen Bevölkerung in ganz Südafrika gegen alles Englische bemächtigt
hatte! Ferner ein einseitiges Protektorat Englands über das Bctschucmenland
behauptet, und schließlich ganz ungescheut gesagt, daß Montsioas Gebiet, falls
es nugehe, der Kapkolonie und damit dem überseeischen Besitz Englands ein¬
verleibt werden solle, dieses Gebiet, das also gegen alle Welt protegirt sein'


Grenzboten I. 15
Lnglcmd und die Boers.

dcrimg der allgemeinen Wohlfahrt der Bevölkerung desselben" nachzusuchen und
zu erlangen. Dann hieß es in dem Schriftstücke weiter: „Der nächste Zweck
Ihrer Sendung besteht darin, die Freibeuter aus dem Betschuanenlcmde zu
entfernen, die Ordnung in dem Gebiete wiederherzustellen, die Eingebornen
wieder in den Besitz ihrer Ländereien zu bringen, die nötigen Maßregeln zur
Verhütung fernerer Beraubungen zu ergreifen und endlich das Land besetzt zu
halten, bis über dessen weiteres Schicksal entschieden sein wird. Als Spezial-
kommissar werden Sie unter der Leitung des Gouverneurs der Kapkolonie und
des Oberkommissars in Südafrika, Sir Hercules Robinson, stehen, der ersucht
werden wird, Ihnen in lokalen Angelegenheiten ein sehr weites Feld der Ver¬
fügung einzuräumen. Sie werden natürlich begreifen, daß die Negierung
ihre Beistimmung erteilt hat, wenn die Kapminister sich zuvörderst bemühen,
eine friedliche Beilegung der Schwierigkeiten im Lande Montsivas herbeizuführen,
und daß aktive militärische Operationen nicht eher beginnen dürfen, als bis eine
angemessene Frist verstrichen ist. Sir Hercules Robinson hat angedeutet, daß
dazu sechs Wochen erforderlich sein dürften. Die Regierung hofft aufrichtig,
daß die Kaprcgierung imstande sein werde, eine Regelung vorzuschlagen, die
mit Ehren angenommen werden kann. Aber es liegt auf der Hand, daß, wo¬
fern dies unglücklicherweise mißlingen sollte, keine Zeit verloren werden dürfte,
aus dem Protektorate ^ diejenigen zu entfernen, die dessen Unabhängigkeit
verletzt und die Ländereien der unter unserm Schutze stehenden Häuptlinge mit
Beschlag belegt haben. Die Kapregicrnng hat erklärt, daß sie, falls ihre
Sendung Erfolg hat, in der Lage zu sein denkt, dem Kolvnialparlamente sofort
nach dessen Zusammentritt einen Plan für die Verwaltung des Landes, vorbe¬
haltlich dessen Einverleibung in die Kolonie, zu unterbreiten. Sollten sich ihre
Erwartungen erfüllen, so wird Sir Hereules Robinson nach vorgängiger Be¬
ratung mit Ihnen zu erwägen haben, ob Sie die Aufsicht in dem Gebiete fort¬
setzen sollen, bis die erforderlichen Maßregeln zu dessen Übernahme vom Kap¬
parlamente angenommen worden sind. Wenn andrerseits die Einverleibung des
Gebietes in die Kolonie sich als für jetzt unpraktisch erweisen sollte, so würde
es notwendig werden, innerhalb des Territoriums eine hinreichende bewaffnete
Pvlizeimacht zu unterhalten, wozu geeignete Mannschaften sich unzweifelhaft
unter den berittenen Freiwilligen finden werden, die Sie sin der Kapstadtj an¬
zuwerben im Begriff stehen."

Also Mitwirkung der Oranjerepnblik erwartet und Anwerbung von Frei¬
willigen am Kap in Aussicht genommen, bei dem tiefen Groll, welcher sich der
holländischen Bevölkerung in ganz Südafrika gegen alles Englische bemächtigt
hatte! Ferner ein einseitiges Protektorat Englands über das Bctschucmenland
behauptet, und schließlich ganz ungescheut gesagt, daß Montsioas Gebiet, falls
es nugehe, der Kapkolonie und damit dem überseeischen Besitz Englands ein¬
verleibt werden solle, dieses Gebiet, das also gegen alle Welt protegirt sein'


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/125>, abgerufen am 22.07.2024.